Deutschland schickte „Im Westen nichts Neues“ in das Rennen um den Oscar für den besten internationalen Film. Der Kriegsfilm wurde in dieser und acht weiteren Kategorien nominiert. Norwegen schickte einen anderen Kriegsfilm ins Oscarrennen.In dem Film von Gunnar Vikene geht es nicht um das Sterben von Frontsoldaten, sondern um das Sterben von zivilen Seemännern.
Im Mittelpunkt des hundertfünfzigminütigem Films stehen die beiden unpolitischen Jugendfreunde Sigbjörn Kvalen und Alfred Garnes und Alfreds Frau Cecilia. 1939 verlassen die beiden Männer Bergen. Sigbjörn verspricht Cecilia, ihren Mann wohlbehalten zurückzubringen. Doch das dauert länger als geplant. Sie werden wenige Monate später, wie 30.000 andere norwegische Seeleute, zu Kriegsmatrosen. Sie fahren auf Schiffen, die Vorräte für die Alliierten transportieren. Sie sind unbewaffnet und sie haben keinen militärischen Geleitschutz. Für deutsche U-Boote sind sie eine leichte Beute.
Währenddessen zieht Cecilia in Bergen ihre drei gemeinsamen Kinder auf.
Jahre nach dem Krieg kehrt Sigbjörn zurück und er ist erstaunt, dass Cecilia und Alfreds Kinder noch leben. Denn im Januar 1945 erhielt Alfred die Nachricht, sie und ihre Kinder seien vor mehreren Monaten bei einem Bombenangriff umgekommen. Alfred tauchte danach unter. Jetzt sucht Sigbjörn ihn.
Die letzte Stunde des Dramas spielt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Vikene zeigt in diesem beeindruckendem dritten Akt auch die psychischen Folgen, die der Krieg auf Menschen hat. Auch noch lange nachdem das Sterben vorbei ist. Körperlich sind Alfred und Sigbjörn unversehrt. Seelisch nicht.
Vikene erzählt diese Geschichte immer nah bei seinen Figuren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Erlebnissen von Alfred und Sigbjörn und wie sie und ihre Kameraden versuchen, den Krieg zu überleben ohne ihre Menschlichkeit zu verlieren.
Eben dieser große kunstvoll ausgeführte epische Bogen macht „War Sailor“ sehenswert.
Leider zielt die Inszenierung mit ihren vielen Nahaufnahmen und der pseudodokumentarischen Wackelkamera zu sehr in Richtung Puschenkino.
Bei dem Budget von elf Millionen Euro, das den Antikriegsfilm zum teuersten norwegischen Film bislang machen, wären sicher mehr originäre Kinobilder möglich gewesen. Ohne die Konzentration auf seine drei Hauptfiguren zu vernachlässigen.
War Sailor (Krigsseileren. Norwegen/Deutschland/Malta 2022)
Regie: Gunnar Vikene
Drehbuch: Gunnar Vikene
mit Kristoffer Joner, Pål Sverre Hagen, Ine Marie Wilmann, Henrikke Lund Olsen, Téa Grønner Joner, Daniel Berg
Länge: 151 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Hinweise