In den USA erschien „Sea Dogs – Blutige Wellen“ ursprünglich in den US-Heftausgaben von anderen Geschichten der „Hill House Comcis“-Reihe. Meist wurden in einem Heft nur zwei Seiten der von Joe Hill geschriebenen und Dan McDaid gezeichneten Geschichte veröffentlicht.
Die Geschichte spielt während des US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775 – 1783). Die Kolonisten, die um ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone kämpfen, scheinen den Kampf zu verlieren. Denn die britischen Kriegsschiffe verhindern die Lieferung des für den Sieg dringend benötigten Nachschubs.
Da hat Benjamin Tallmadge, ein Geheimdienstoffizier der Kolonisten, eine brillante Idee. Er schleust unter falscher Identität drei Werwölfe auf die HMS Havoc. Das Kriegsschiff ist wegen seiner vielen Kanonen und seinem Kapitän allseits gefürchtet. Ein Schlag gegen die HMS Havoc wäre daher ein entscheidender Schritt zum Sieg.
Kurz nachdem das Kriegsschiff den Hafen verlassen hat, beginnen die Werwölfe in den Nächten die anderen Besatzungsmitglieder zu töten. Tagsüber sehen sie wie normale Männer aus.
Deshalb hat die Suche nach ihnen auch etwas von einem Whodunit.
Die von Joe Hill erfundene Geschichte leidet etwas unter ihrem Format, das ihn und Zeichner McDaid dazu zwingt, alle zwei, drei Seiten einen Cliffhanger zu produzieren. Entsprechend kurz sind die einzelnen Szenen. Umgekehrt passiert ständig etwas und es gibt keine Atempause bei der Suche nach den Werwölfen, die währenddessen munter die Besatzung töten.
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Und jetzt kommen wir zu einigen anderen Hill House Comics, die in den vergangenen Jahren in der von Joe Hill herausgegebenen Reihe erschienen sind und die hier noch nicht abgefeiert wurden. Nämlich Laura Marks‘ „Daphne Byrne – Besessen“, Joe Hills „Schiff der lebenden Toten“ und Rio Youers‘ „Ein Kühlschrank voller Köpfe“.
„Daphne Byrne – Besessen“ ist der schwächste der hier besprochenen Comics. Die im Original in sechs Heften erschienene, von Theater- und Drehbuchautorin Laura Marks geschriebene, von Kelley Jones gezeichnete Geschichte spielt 1886 in New York.
Die Schülerin Daphne Byrne glaubt, dass ihre Mutter von einem Medium, das behauptet, mit den Geistern der Verstorbenen reden zu können, ein Betrüger ist und sie finanziell ruinieren möchte. Dabei können sie nach dem Tod ihres Vaters jeden Cent gut gebrauchen. Deshalb versucht Daphne ihre Mutter zu überzeugen, dass sie an eine Betrüger geraten ist.
Zur gleichen Zeit trifft Daphne auf dem Friedhof am Grab ihres Vaters einen charismatischen jungen Mann, der behauptet so etwas wie ihr Bruder zu sein. Er entführt sie in eine fremde Welt in der es vielleicht doch Geister und Dämonen gibt. Falls sie nicht an Wahnvorstellungen leidet. Denn dieser für andere unsichtbare Mann könnte durchaus nur eine Fantasiefigur sein.
Das ist der Auftakt für eine durchaus spannende Geistergeschichte, in der auch sehr diesseitige Betrüger mitspielen und es teilweise wirklich gruselig wird. Wer also solche Geschichten mag, sollte hier zuschlagen.
Über hundert Jahre später spielt „Schiff der lebenden Toten“, das schon vom Titel an andere Geschichten mit lebenden Toten erinnert. Die Macher, Autor Joe Hill und Zeichner Stuart Immonen, nennen ihre Horrorgeschichte eine Hommage an H. P. Lovecraft und John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“. Und genau wie Carpenters Horrorfilm spielt Hills Horrorgeschichte in einer eisigen Umgebung.
Im April 1983 verschwindet die Derleth, ein Vermessungsschiff einer Ölbohrgesellschaft, spurlos in der Arktis. Vierzig Jahre später wird auf einem Marinestützpunkt das automatische Notsignal der Derleth empfangen.
Die Besitzer des Schiffes beauftragen Kapitän Gage Carpenter mit der Bergung des Schiffes, das in einem Atoll liegt, das die USA und Russland für sich beanspruchen. Carpenter fährt mit einer kleinen Besatzung los.
In einem Atoll entdecken sie das Schiff und, entgegen aller Wahrscheinlichkeit und gegen den gesunden Menschenverstand, die Besatzung der Derleth, die in den vergangenen vierzig Jahren nicht alterte.
Und mehr soll über diesen spannenden Horrorthriller nicht verraten werden.
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Aus der Gegenwart geht es wieder zurück in die Vergangenheit. „Ein Kühlschrank voller Köpfe“ spielt 1984, ein Jahr nach den Ereignissen von „Ein Korb voller Köpfe“, wieder auf Brody Island, Maine. Arlene und Calvin, ein junges Pärchen, mieten sich auf der Insel ein. Sie suchen Artefakte aus der Wikinger-Zeit. Vor allem eine sagenumwobene Axt. Wenn man mit dieser Axt einen Menschen enthauptet, bleibt der Kopf am Leben.
Dummerweise sind sie nicht die einzigen, die diese Axt suchen. Und schnell, sehr schnell füllt sich der titelgebende Kühlschrank mit sprechenden Köpfen, die über ihr körperloses Dasein wenig erfreut sind und entsprechend lautstark darüber meckern..
Die von Autor Rio Youers und Zeichner Tom Fowler erzählte Geschichte „Ein Kühlschrank voller Köpfe“ kann ebenfalls als John-Carpenter-Horrorfilm oder präziser als Grindhouse-Film in der Tradition von „Planet Terror“ und „Machete“ bezeichnet werden. Denn die Geschichte ist äußerst blutig, sehr schwarzhumorig und überaus witzig. Jedenfalls wenn man sprechende Köpfe, die über ihr Schicksal jammern, fluchen und immer noch frech und vulgär sind, witzig findet.
Wie es sich für eine Anthologieserie gehört,kann jede Geschchte ohne die Kenntnis der anderen Geschichten genossen werden und ein Zusammenfügen der einzelnen Geschichten in einem gemeinsamen Universum ist auh nicht geplant. Zum Glück. Es sind einfach nur spannende Horrorgeschichten.
Von mir aus könnte das ewig so weitergehen. Auch wenn aktuell auf der dazugehörigen DC-Seite keine weiteren Hill House Comics angekündigt sind.
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Joe Hill/Dan McDaid: See Dogs – Blutige Wellen
(übersetzt von Bernd Kronsbein)
Panini, 2023
100 Seiten
13 Euro
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Originalausgabe/ursprünglich publiziert in
Basketfull of Heads # 1 -7, 2019/2020
The Dollhouse Family # 1 – 6, 2020
The low, low Woods # 1 – 6, 2020
Daphne Byrne # 1 – 6, 2020
Plunge # 1- 5, 2020
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Laura Marks/Kelley Jones/Michelle Madsen: Daphne Byrne – Besessen
(übersetzt von Gerlinde Althoff)
Panini, 2021
164 Seiten
19 Euro
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Originalausgabe/enthält
Daphne Byrne # 1 – 6
DC Black Label/Hill House Comics, März 2020 – September 2020
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Joe Hill/Stuart Immonen/Dave Stewart: Schiff der lebenden Toten
(übersetzt von Gerlinde Althoff)
Panini, 2021
172 Seiten
19 Euro
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Originalausgabe/enthält
Plunge # 1 – 6
DC Black Label/Hill House Comics, April – Oktober 2020
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Rio Youers/Tom Fowler: Ein Kühlschrank voller Köpfe
(übersetzt von Bernd Kronsbein)
Panini, 2022
164 Seiten
19 Euro
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Originalausgabe/enthält
Refrigerator Full of Heads # 1 – 6
DC Black Label/Hill House Comics, Oktober 2021 – Juni 2022
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Hinweise
Wikipedia über Joe Hill (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)