Neu im Kino/Filmkritik: Wer hat darauf gewartet? „Manta, Manta – Zwoter Teil“

Damals, 1991, war „Manta, Manta“ mit deutlich über einer Million Besucher ein Kinohit. Für Til Schweiger war die Komödie über eine Gruppe Manta-Fahrer seine erste Kinorolle und gleich der Durchbruch. Mit „Der bewegte Mann“ wurde er zum Star. „Männerpension“ und „Knockin’ on Heaven’s Door“ und Angebote aus Hollywood folgten.

Heute ist „Manta, Manta“ vor allem und nur als Zeitdokument interessant. Regisseur Wolfgang Büld („Gib Gas – Ich will Spaß“, „Der Formel Eins Film“) gelang es in neunzig Minuten ein überraschend präzises Porträt einer Zeit, eines Orts und einer Subkultur zu zeichnen. Die Häuser, die Einrichtungen, die Kleider, die Frisuren, die Sprüche und die Musik verorten den Film eindeutig in den späten achtziger, frühen neunziger Jahren. Und einige der am Film beteiligten Schauspieler, die damals am Anfang ihrer Karriere standen, sind heute immer noch bekannt. Neben Til Schweiger ist hier vor allem Michael Kessler zu nennen. Er spielt wieder den gutmütigen Trottel Klausi.

Aber niemand, der mehr als eine halbe Gehirnzelle hat, würde „Manta, Manta“ einen guten oder sehenswerten Film nennen. Und, auch wenn schon seit Jahren über eine Fortsetzung gesprochen wurde, hat wahrscheinlich niemand ernsthaft auf eine Fortsetzung gewartet.

Aber jetzt ist sie da. Und sie ist ein wahrlich bizarres Werk. Es ist kein fertiger Film, sondern eher eine erste Skizze, ein hastiges Einsprechen der Texte, teils Blindtexte, die einen Eindruck von der Länge des geplanten Dialogs geben sollen, und Visualisierungen, die ebenfalls vor allem einen Hinweis auf die zu sehenden Bildern geben sollen. Anschlussfehler und logische Brüche sind da egal. Deshalb stehen gelungene Szenen neben erbarmungwürdig schlechten Szenen. Da wird kopflos chargiert. Da ist der erste Auftritt von Moritz Bleibtreu ein Fremdschäm-Moment, in dem nichts zusammen passt. In seinen nächsten beiden Auftritten überzeugt er dann als aasiger Ersatzvater. Wotan Wilke Möhring vergeigt seinen Auftritt als Bankbeamter hundertfünfzigprozentig.

Da gibt es alle paar Minuten, ohne Sinn und Verstand, eine Zeitlupe. Mal passt sie, meistens nicht. Im Abspann werden dann geschnittene Szenen präsentiert, die oft witziger sind als die im Film enthaltenen Szenen. Außerdem werden einige bekannte Gesichter gezeigt, die nicht im Filmauftauchen. Da passt nichts zusammen.

Das gilt auch für die Story, die Til Schweiger erfand und mit sich in der Hauptrolle verfilmte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht dieses Mal eindeutig Bertie Katzbach (Til Schweiger). Inzwischen ist er geschieden, hat seine Rennfahrerkarriere schon vor Jahren aufgegeben und betreibt seitdem eine Autowerkstatt, die auch ein Gebrauchtwagenhandel ist (ist am Anfang mal wichtig) und eine für die Filmgeschichte vollkommen unwichtige Kart-Bahn hat. Alle Geschäfte in Berties Werkstatt laufen so schlecht, dass seine Hausbank alles zwangsversteigern will. Da hat Bertie eine Idee: wenn er das Classic-Cars-Rennen am Bilster Berg fährt und gewinnt, wäre er schuldenfrei. Er könnte weiter in seiner Werkstatt leben und mit seinen Freunden, die schon seit Monaten unentgeltlich für ihn arbeiten, abhängen.

In dem Moment bittet seine große Liebe und jetzt Ex-Frau Uschi (Tina Ruland) ihn, sich um ihren gemeinsamen Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) zu kümmern. Der steht kurz vor seinem Abi an einer Abendschule. Als Möchtegern-Influencer, der seine reichen Freunde mit der Kreditkarte von seinem Stiefvater beeindrucken will, beschäftigt er sich lieber mit anderen Dingen und er hasst Bertie.

Diese Prämisse könnte, wie in „Manta, Manta“, der auch keine erinnerungswürdige Story hatte, mit anderen Dingen wettgemacht werden. Aber da ist in „Manta, Manta – Zwoter Teil“ nichts.

Wer Mantas und Autorennen sehen will, wird enttäuscht werden. Es gibt nur einen Manta und den auch erst am Ende. Autorennen gibt es mehr als eines, aber lieber beschäftigen sich alle mit anderen Dingen, wie einer Schlägerei in einer Strandbar oder dem amateurhaft durchgeführtem Diebstahl eines Motors von einem Schrottplatz. Das große Classic-Cars-Rennen am Filmende ist dann so konfus geschnitten, dass der Rennverlauf höchstens rudimentär erahnbar ist. Die Regeln erinnern an eine durchgeknallte Version von „Rollerball“ oder „Death Race“. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier niemand stirbt, sondern nur ältere und alte Autos fotogen geschrottet werden.

Lokalkolorit ist auch nicht vorhanden. „Manta, Manta – Zwoter Teil“ spielt irgendwo im Nirgendwo.

Die Fortsetzung ist, im Gegensatz zu „Manta, Manta“, der eine Clique porträtierte, kein Ensemblefilm, sondern eine Til-Schweiger-Show, die ständig betont, wie cool sie sei.

Das Endergebnis ist, in einem Wort, ein Totalschaden, bei dem unklar ist, warum Til Schweiger ihn so ins Kino brachte.

Manta, Manta – Zwoter Teil (Deutschland 2023)

Regie: Til Schweiger

Drehbuch: Til Schweiger, Michael David Pate, Miguel Angelo Pate, Carsten Vauth, Peter Grandl, Murmel Clausen, Reto Slimbeni

mit Til Schweiger, Tina Ruland, Michael Kessler, Tim Oliver Schultz, Luna Schweiger, Tamer Trasoglu, Ronis Goliath, Nilam Farooq, Justus Johanssen, Emma Drogunova, Martin Armknecht, Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Axel Stein, Lukas Podolski, JP Kraemer, Frank Buschmann

Länge: 127 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

alternative Schreibweise: Manta Manta – Zwoter Teil

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Manta, Manta – Zwoter Teil“

Moviepilot über „Manta, Manta – Zwoter Teil“

Wikipedia über „Manta, Manta – Zwoter Teil“

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