BR, 00.20
Bis ans Ende der Welt (Deutschland/Frankreich/Italien 1991)
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Peter Carey, Wim Wenders (nach einer Originalidee von Wim Wenders und Solveig Dommartin)
1999 (also damals in der Zukunft): eine nuklearer Satellit verläßt seine Umlaufbahn und er könnte das Ende der Welt bedeuten. Während die Menschheit auf ihr Ende wartet, verfolgt eine Frau einen Mann über den halben Globus bis nach Australien. Er zeichnet mit einer Spezialkamera Bilder auf, die Blinde sehen können.
Das ist etwas für die Nachteulen (und den Recorder): Wim Wenders Epos „Bis ans Ende der Welt“ in der selten gezeigten Langfassung, dem Director’s Cut. Diese lief laut OFDB lief der Film bis jetzt zweimal im Fernsehen. 2005 zeigte EinsFestival diese Fassung des Films. 2015 zeigte ihn das ZDF weit nach Mitternacht. Auch in der kürzeren Kinofassung gehört „Bis ans Ende der Welt“ zu seinen selten gezeigten Werken.
1991 lief im Kino eine dreistündige Fassung, die nicht so gut ankam, die ich aber, bei all ihren Schwächen, faszinierend finde.
„In ‚Bis ans Ende der Welt‘ synthetisiert Wenders zahlreiche traditionelle Filmgenres wie Science-Fiction, Romanze, Abenteuer-, Kriminal- und Musikfilm zu einer Art Gesamtkunstwerk, zu dem prominente Musiker und Bands von Peter Gabriel über Patti Smith und U2 bis zu den Talking Heads Exklusivsongs komponiert haben. Sein Stammkameramann Robby Müller hat dazu wieder brillante Bilder, vor allem von den grandiosen australischen Landschaften, eingefangen. (…) Bei allem Respekt für die enorme Kraftanstrengung bleibt am Ende doch ein zwiespältiger Eindruck, der sich vielleicht durch die Langfassungrevidieren läßt.“ (Fischer Film Almanach 1992)
„Wenders bleibt der Regisseur, der mit jedem neuen Projekt viel wagt. Trotz aller Widersprüche ist ‚Bis ans Ende der Welt‘ ein Film, der sich aus der Kinolandschaft als ein wichtiger Versuch heraushebt, wenn mit ihm auch nicht der erhoffte große Entwurf und Abschluß gelungen ist. Am Ende ist die größte Sensation des Films: daß es ihn tatsächlich gibt.“ (Stefan Kolditz: Bis ans Ende der Welt, in Peter W. Jansen/Wolfram Schütte, Hrsg.: Wim Wenders, 1992)
Immerhin hatte Wenders das Projekt bereits 1977 nach „Der amerikanische Freund“ begonnen. Das Budget betrug 23 Millionen Dollar (sein damals und wahrscheinlich immer noch teuerster Film). Der Film wurde auf vier Kontinenten an 120 Drehtagen gedreht und 600 Menschen waren beteiligt.
Erst zehn Jahre später veröffentlichte Wenders die gut fünfstündige Fassung, die heute gezeigt wird, und die auch die ursprüngliche und schon beim Kinostart angekündigte Fassung ist.
Mit Solveig Dommartin, Chick Ortega, Eddy Mitchell, Ernie Dingo, William Hurt, Sam Neill, Rüdiger Vogler, Elena Smirnowa, Lois Chiles, Jeanne Moreau, Max von Sydow
Hinweise
Filmportal über „Bis ans Ende der Welt“
Rotten Tomatoes über „Bis ans Ende der Welt“
Wikipedia über „Bis ans Ende der Welt“ (deutsch, englisch) und über Wim Wenders (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)
Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Grenzenlos“ (Submergence, USA 2017)