Irinas dreizehnjähriger Sohn Igor liegt schwer verletzt und nicht ansprechbar im Krankenhaus einer tschechischen Kleinstadt. Er wurde in dem anonymen Mietshaus in dem Irina und Igor wohnen, überfallen. Wer den aus der Ukrainie stammenden Teenager zusammengeschlagen hat, ist unklar. Es ist auch unklar, was genau geschah. Aber schnell wird die Körperverletzung zu einem Ereignis, das immer weitere Kreise zieht. Auch weil ein rassistischer Hintergrund vermutet wird. Die Polizei ermittelt. Die Medien sehen in dem Überfall eine gute Boulevard-Story. Die Bürgermeisterin spricht ihr Beileid aus und möchte, nicht ganz uneigennützig, Irina und Igor helfen. So erhält Irina eine größere Wohnung. Ein früherer Profisportler, der jetzt als Rechtsradikaler Politik macht, will ihnen ebenfalls helfen und dabei fremdenfeindliche Ressentiments bedienen. Denn die Tatverdächtigen sind einige im gleichen Haus lebende Roma-Jungen.
Und Irina hofft, dass der Überfall sich positiv auf ihren wiederholten Antrag auf die tschechische Staatsbürgerschaft und ihre Pläne, sich mit einem Friseursalon selbstständig zu machen, auswirkt. Auch wenn sie dafür lügen muss.
Schnell verschwimmen in Michal Blaškos bevorzugt in langen Einstellungen gedrehtem Spielfilmdebüt die Grenzen zwischen Gut und Böse. Das erzählt er etwas zu reduziert und zu didaktisch, um wirklich zu begeistern.
Trotzdem ist „Victim“ insgesamt ein zum Nachdenken und Diskutieren anregendes Drama mit einer sehr ironischen Schlußpointe.
Victim (Slowakei/Tschechien/Deutschland 2022)
Regie: Michal Blaško
Drehbuch: Jakub Medvecký
mit Vita Smachelyuk, Gleb Kuchuk, Igor Chmela, Viktor Zavadil, Inna Zhulina, Alena Mihulová, Veronika Weinhold, Gabriela Míčová, Claudia Dudová
Länge: 91 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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