Neu im Kino/Filmkritik: „Sisu“, nicht sterben, sondern Nazis töten

Finnland, weit, weit, sehr weit weg von der nächsten menschlichen Ansiedlung, sucht 1944 ein Mann nach Gold. Vom Krieg will Aatami Korpi nichts mehr wissen. Dabei war der Einsiedler einer der besten Soldaten, eine Killermaschine, die noch vor dem Frühstück eine Hundertschaft Feinde tötete. Und die anderen in Todesangst versetzte. Jetzt ist er nur noch ein zurückgezogen lebender Goldsucher, der den Horizont genau beobachtet. Als er Gold, also riesige Mengen Gold, findet, kann er sein Glück nicht fassen.

Kurz darauf zieht er schwerbepackt in Richtung Zivilisation los – und trifft auf eine Trupp deutscher Soldaten. Sie lassen ihn unbehelligt weiterziehen. Denn ihr Anführer, SS-Obersturmführer Bruno Helldorf, ist überzeugt, dass in wenigen Minuten der nächste Trupp deutscher Soldaten den einsamen Reiter töten wird.

Das ist ein Irrtum.

Als Helldorf die toten Soldaten entdeckt, will er ihren Tod rächen. Der Goldsucher soll sterben. Außerdem will Helldorf Aatamis Gold behalten.

Doch so einfach, wie Helldorf sich das denkt, ist es nicht.

Und wie der Goldsucher die Nazis mit stoischer Mine tötet, ist ein großer Spaß für die Fans eines trashigen, blutigen Kriegsfilms. Aatami benutzt neben den üblichen Hieb-, Stich- und Schusswaffen auch von den Nazis verbuddelte Minen, die er, aus dem Nebel heraus, ungewöhnlich treffsicher gegen die Nazis einsetzt.

Dieser schnell eskalierende Konflikt vor malerischer Landschaft ist für Jalmari Helander die Ausgangslage für eine äußerst blutige und auch witzige Schlachtplatte, in der es darum geht, Nazis zu töten. Möglichst kreativ, blutig und zielgenau auf das Publikum zielend, das gerne einen ultrabrutalen, trashigen Kriegsfilm sehen möchte, der mehr am Erfüllen von Rachefantasien als an historischer Genauigkeit interessiert ist.

Stilistisch orientiert Helander sich bei seinem neuen Film „Sisu“ am B-Picture-Kriegsfilm der räudigen Sorte und, mehr noch, dem Italo-Western. Denn der Goldsucher ist offensichtlich ein Bruder von Django. Beide töten ähnlich stoisch Bösewichter. Und die Bösewichter sind so böse, dass sie gleich im Dutzend ermordet werden.

Am Ende wirkt „Sisu“ wie ein Geschichte, die Quentin Tarantino für „Inglorious Basterds“ schrieb und aus dem endgültigen Film herausschnitt. Nicht, weil sie schlecht ist, sondern weil der Film einfach schon zu lang war. – Das sollte als Empfehlung wirklich genügen.

Helander inszenierte vorher den blutigen Anti-Weihnachtsfilm „Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte“ (2010) und den Actionfilm „Big Game – Die Jagd beginnt“ (2014).

Sisu (Sisu, Finnland 2022)

Regie: Jalmari Helander

Drehbuch: Jalmari Helander

mit Jorma Tommila, Aksel Hennie, Jack Doolan, Mimosa Willamo, Onni Tommila

Länge: 91 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Finnische Homepage zum Film

Moviepilot über „Sisu“

Metacritic über „Sisu“

Rotten Tomatoes über „Sisu“

Wikipedia über „Sisu“ (deutsch, englisch)

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