TV-Tipp für den 23. September: Die wandernde Erde II

September 22, 2025

Tele 5, 20.15

Die wandernde Erde II (liúlàng dìqiú II, China 2023)

Regie: Frant Gwo

Drehbuch: Yang Zhixue, Gong Geer, Frant Gwo, Ruchang Ye

LV (Idee): Cixin Liu: liúlàng dìqiú (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung in Science Fiction World, Juli 2000) (deutsche Veröffentlichung: Die wandernde Erde, 2019)

Was geschah, bevor die Erde sich, um einer explodierenden Sonne zu entgehen, auf die hundert Generationen dauernde Wanderschaft in ein anderes Sonnensystem begab?

Dieses gut dreistündige Science-Fiction-Spektakel beantwortet diese Frage höchst kurzweilig im Geist von Roland Emmerich.

Und weil dieser zweite Teil die Vorgeschichte zum ersten Teil erzählt, muss man sich den ersten Teil nicht vor dem zweiten Teil ansehen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Andy Lau, Jing Wu, Zhi Wang, Xuejian Li, Yi Sha, Ning Li, Yanmanzi Zhu, Jing Wu

Die Vorlage 

Cixin Liu: Die wandernde Erde

(übersetzt von Karin Betz, Johannes Fiederling und Marc Hermann)

Heyne, 2019

688 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

Liulang diqiu

Beijing Wenyi Chubanshe, 2008

Hinweise

Moviepilot über „Die wandernde Erde II“

Metacritic übr „Die wandernde Erde II“

Rotten Tomatoes über „Die wanderde Erde II“

Wikipedia über „Die wandernde Erde II“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Frant Gwos „Die wandernde Erde II“ (liúlàng dìqiú II, China 2023)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Spiegel“ (Jingzi, 2004)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die drei Sonnen“ (San Ti, 2008) (und der anderen Werke von Liu)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die wandernde Erde“ (Liulang diqiu, 2008)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Der Blick von den Sternen“ (A View from the Stars, 2024)

Meine Besprechung von Baoshus „Botschafter der Sterne – Ein Trisolaris-Roman“ (三体X:观想之宙, 2011) (Roman spielt in der von Cixin Liu erfundenen Welt)

Mene Besprechung von Christophe Bec/Stefano Raffaele: Die wandernde Erde (2020) (Comicversion von Cixin Lius Geschichte)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Die wandernde Erde II“, inspiriert von Cixin Liu

Dezember 21, 2023

Formal ist der Titel „Die wandernde Erde II“ korrekt, aber auch irgendwo zwischen Irreführung und Unfug. Denn „Die wandernde Erde II“ erzählt nicht, was nach, sondern was vor den in „Die wandernde Erde“ geschilderten Ereignissen passierte. Deshalb muss man, um „Die wandernde Erde II“ zu verstehen, „Die wandernde Erde“ nicht gesehen haben. In China war „Die wandernde Erde“ vor vier Jahren ein Kassenerfolg. Entsprechend schnell war eine Fortsetzung war schnell beschlossen. Bei uns lief der Sciende-Fiction-Film auf Netflix.

Von Cixin Lius Novelle „Die wandernde Erde“ hat „Die wandernde Erde II“ nur die Idee der wandernden Erde übernommen. In seiner Geschichte erzählt Liu die Reise der Erde aus unserem Sonnensystem in ein anderes Sonnensystem. Diese hundert Generatationen dauernde Reise nach Proxima Centauri ist nötig, weil Wissenschaftler prognostizierten, dass unsere Sonne in vierhundert Jahren (im Film sind es nur noch hundert Jahre) die Erde zerstören wird. Zur Rettung der Menschheit schlagen sie letztendlich vor, die Erde in ein Raumschiff zu verwandeln. So und nur so kann die gesamte Menschheit gerettet werden. Diese Lösung wird umgesetzt.

In „Die wandernde Erde II“ ezählt Frant Gwo, der auch „Die wandernde Erde“ inszenierte, wie es zu der Reise der Erde aus unserem Sonnensystem nach Proxima Centauri kommt. Dabei entwirft er ein breites Panorama von Verhandlungen in New York im Hauptquartier der Vereinten Nationen und verschiedenen Forschungsstationen und für das Projekt wichtigen riesigen Einrichtungen auf der Erde und dem Mond. Es gibt tapfere Ingenieure und Raumfahrer, die auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Es gibt Angriffe von Terroristen und Soldaten, die die riesigen, für die Reise wichtigen Anlagen gegen die Angriffe verteidigen. Es gibt den Kampf zwischen den Menschen, die das Projekt „Berg versetzen“ (also die Erde auf eine 2500 Jahre dauernde Reise schicken) forcieren und denen, die dem anders gelagerten Projekt „Digitales Leben“ (also einem Transfer unseres Geistes in eine virtuelle Welt) anhängen. Es gibt , wie wir es aus anderen Katastrophenfilmen kennen, eine bekömmliche Mischung aus viel Action, etwas Wissenschaftlerslang, Heroismus und Herzschmerz.

Das ist Blockbuster-Kino in schönster Hollywood-Tradiion. Nur dass dieses Mal die Welt nicht von US-Amerikanern, sondern von Chinesen gerettet wird. Weil der Film weltweit verkauft werden soll, ist die chinesische Propaganda nicht so patriotisch-flaggenschwenkend wie in einem Hollywood-Film. Und, auch wenn die Helden Chinesen sind, wird sich doch immer um einem globalen Blick bemüht.

Das alles erzählt Gwo in seiner ‚Roland Emmerich goes China‘-Variante so todernst, so heroisch und bei den Geschlechterrollen so konservativ (das wäre Emmerich nicht passiert), dass es schon wieder einen spaßigen Retro-Charme hat.

Stilistisch ist „Die wandernde Erde II“ ein atemberaubend stilloses Werk. Da stehen grandios inszenierte Szenen neben peinlich schlechten. Da changieren die Spezialeffekte zwischen hunderprozentig gelungen und indiskutabel schlecht.

Trotzdem ist „Die wandernde Erde II“ ein zukunftsoptimistisches Action-Spektakel für die große Leinwand. Die drei Stunden, in denen tapfere Männer etliche Katastrophen verhindern und so das Projekt immer retten, vergehen angenehm flott.

Die wandernde Erde II (liúlàng dìqiú II, China 2023)

Regie: Frant Gwo

Drehbuch: Yang Zhixue, Gong Geer, Frant Gwo, Ruchang Ye

LV (Idee): Cixin Liu: liúlàng dìqiú (Kurzgeschichte, Erstveröffentlichung in Science Fiction World, Juli 2000) (deutsche Veröffentlichung: Die wandernde Erde, 2019)

mit Andy Lau, Jing Wu, Zhi Wang, Xuejian Li, Yi Sha, Ning Li, Yanmanzi Zhu, Jing Wu

Länge: 173 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage (Yeah, ein Lesetipp)

Cixin Liu: Die wandernde Erde

(übersetzt von Karin Betz, Johannes Fiederling und Marc Hermann)

Heyne, 2019

688 Seiten

14,99 Euro

Originalausgabe

Liulang diqiu

Beijing Wenyi Chubanshe, 2008

Hinweise

Moviepilot über „Die wandernde Erde II“

Metacritic übr „Die wandernde Erde II“

Rotten Tomatoes über „Die wanderde Erde II“

Wikipedia über „Die wandernde Erde II“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Spiegel“ (Jingzi, 2004)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die drei Sonnen“ (San Ti, 2008) (und der anderen Werke von Liu)

Meine Besprechung von Cixin Lius „Die wandernde Erde“ (Liulang diqiu, 2008)

Meine Besprechung von Baoshus „Botschafter der Sterne – Ein Trisolaris-Roman“ (三体X:观想之宙, 2011) (Roman spielt in der von Cixin Liu erfundenen Welt)

Mene Besprechung von Christophe Bec/Stefano Raffaele: Die wandernde Erde (2020) (Comicversion von Cixin Lius Geschichte)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Great Wall“, die Chinesische Mauer, Matt Damon, der Namenlose Orden und viele, sehr viele, viel zu viele Tao Teis

Januar 13, 2017

China im 12. Jahrhundert: Der Söldner William Garin (Matt Damon) und sein Freund Pero Tovar (Pedro Pascal) suchen das legendäre, in Europa damals noch unbekannte Schießpulver. Sie entdecken die Chinesische Mauer und den Namenlosen Orden (das ist doch einmal ein Name!), der sich auf einen großen Kampf vorbereitet. Alle sechzig Jahre greifen die Tao Tei aus den Jadebergen an. Die Bestien töten acht Tage lang Menschen, um sie für ihre Gier zu bestrafen.

Der nächste Angriff steht unmittelbar bevor und nach dieser kurzen Einführung folgt „The Great Wall“ den bekannten Mustern von Angriffen der Fremden/Invasoren/Monster/Indianer (soviel zu einer möglichen politischen Lesart des Films) und der Verteidigung der Festung bzw. hier, des Landes. In diesem Fall mit vielen einfallsreich und überraschend eingesetzten Waffen und todesmutigen Kriegern. Historisch faktengetreu ist diese amerikanisch-chinesische Produktion nicht. Sie spielt in einer Fantasy-Welt, in der es Monster gibt, die wie Filmmonster aussehen und wie eine wildgewordene Amseisenhorde angreifen.

Die Idee für den Film und der Hauptdarsteller kamen aus Hollywood, Regie, eigentlich alle anderen Schauspieler und die vielen, vielen bunt gekleideten Soldatendarsteller aus China. Die CGI-Macher arbeiteten, wie man aus dem sehr langen Abspann erfährt, rund um den Globus und sie hatten viel zu tun. Daran änderten auch die vielen Statisten nichts, die als Soldaten treppauf, treppab laufen und Pfeile, Speere, Öl und andere Dinge gegen die Tao Teis schleudern.

Die Regie übernahm Zhang Yimou, der vor fünfzehn Jahren „Hero“ inszenierte, und der für seinen ersten englischsprachigen Film anscheinend alles verlernte. „Hero“ ist ein hoch budgetiertes Prestigeprodukt, das damals Publikum und Kritik überzeugte. Zhang Yimous erster Martial-Arts-Film beeindruckt mit moralischen Ambivalenzen, tollen Kampfszenen und leinwandfüllenden Bildern, die man sich oft auch als Poster vorstellen kann.

In „The Great Wall“ gibt es dagegen nur die Eindeutigkeiten einer banalen Geschichte mit Dialogen zum Vergessen und Charakteren ohne jegliche Tiefe. Das gilt auch für Matt Damon, der hier in einer Mischung aus Langeweile und Desorientierung in die Kamera blickt, während auch auf seinen Schultern der Anspruch des Films ruht, gleichzeitig das westliche und das chinesische Publikum zu begeistern.

Auch optisch ist „The Great Wall“ eine große Enttäuschung. In „Hero“ bleiben, auch nachdem man die Geschichte vergessen hat, die Bilder und einzelne Sequenzen im Gedächtnis. Auch für „The Great Wall“ wurde ein gigantischer Aufwand betrieben. Offiziell kostete der Film 150 Millionen Dollar, was ihn zum bislang teuersten chinesischen Film macht. Armeen von Statisten wurden engagiert und 13140 Kostüme für sie geschneidert. Sie wurden durch CGI-Soldaten ergänzt. Es wurde unter anderem in Huangdao, am Ufer des Gelben Meeres, und im Zhangye-Danxia-Geopark gedreht. Es wurde ein 152 Meter langes, zwölf Meter hohes Mauer-Set aufgebaut; als Teil eines der größten Green-Screen-Sets im Außenbereich, die es bislang für einen Spielfilm gab.

Aber anstatt diesen Aufwand bildgewaltig auf der Leinwand zu präsentieren, geht in „The Great Wall“ alles in einem hektischem IMAX-3D-Schnittgewitter unter, das von einem gleichbleibend lautem, von „Game of Thrones“-Komponist Ramin Djawadi geschriebenem Soundtrack aus der bombastischen Hans-Zimmer-Schule begleitet wird, die aus allen IMAX-Boxen dröhnt.

The Great Wall“ ist ein durch und durch durchschnittliches Werk bei dem alle Beteiligten gerade so Dienst-nach-Vorschrift leisten. Da beeindruckt nichts; – was angesichts der Beteiligten dann wiederum beeindruckend ist.

In einigen Jahren wird der Abenteuerfilm sicher regelmäßig an Sonntagnachmittagen im Fernsehen laufen und zwölfjährigen Jungs, die sich über die nicht vorhandene Liebesgeschichte freuen werden, gefallen.

the-great-wall-plakat

The Great Wall (The Great Wall, China/USA 2017)

Regie: Zhang Yimou

Drehbuch: Carlo Bernard, Doug Miro, Tony Gilroy (nach einer Geschichte von Max Brooks, Edward Zwick und Marshall Herskovitz)

mit Matt Damon, Pedro Pascal, Tian Jing, Willem Dafoe, Andy Lau, Numan Acar, Johnny Cicco

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Great Wall“

Metacritic über „The Great Wall“

Rotten Tomatoes über „The Great Wall“

Wikipedia über „The Great Wall“ (deutsch, englisch)