Neu im Kino/Filmkritik: “Ein Fest fürs Leben” – ein Fest fürs Publikum?

Oktober 19, 2023

Für Dieter (Christoph Maria Herbst) ist diese Hochzeit eine besondere Hochzeit. Denn dieses Mal soll jemand vorbeikommen, der seine Eventagentur für mondäne Hochzeiten kaufen möchte. Es muss also alles perfekt sein. Und selbstverständlich ist nichts perfekt, sondern immer am Rande des Chaos.

Also so weit am Chaos, wie es in einer deutschen Komödie geht, die dann doch nie dem Affen ordentlich Zucker geben will. Da tobt kein Louis de Funès durch das Schloss. Stattdessen darf Christoph Maria Herbst gequält auf das Treiben starren. Ziemlich langsam geht es von einem nicht witzigem Witz zum nächsten Gag ohne erinnerungswürdige Pointe. Die wenigen Verwicklungen sind, lange bevor sie im Film wichtig werden, absehbar. Wenn zum Beispiel dem sexhungrigen Fotografen Marcel (Jörg Schüttauf) via App ein Match angezeigt wird, dann wissen wir, noch bevor er im Schloss mit seiner Suche beginnt, wer das Match ist. Und, ja, es ist ein Match. Gleiches gilt für die anderen Liebeleien in Dieters Team mit Teammitgliedern, dem Personal im Schloss und den Teilnehmenden der Hochzeitsgesellschaft.

Diese Hochzeitsfeier ist nur die nächste vernachlässigbare deutsche Komödie, die man sich irgendwann im Fernsehen ansehen kann. Wenn man ein bestimmtes Alter deutlich jenseits der Pensionsgrenze hat. Oder die deutschen Komödien der fünfziger Jahre für den Höhepunkt deutschen Filmschaffens hält.

Ach ja, „Ein Fest fürs Leben“ ist das Kinodebüt von „Tatort“-Regisseur Richard Huber und das Remake der französischen Komödie “Das Leben ist ein Fest“ (2017). Nach dem Film wurde mir gesagt, das Remake sei eine 1-zu-1-Kopie des mir unbekannten Originals. Das verlagert dann die Verantwortung für alle Drehbuchschwächen ins benachbarte Frankreich.

Ein Fest fürs Leben (Deutschland 2023)

Regie: Richard Huber

Drehbuch: Richard Huber

mit Christoph Maria Herbst, Cynthia Micas, Marc Hosemann, Jörg Schüttauf, Johannes Allmayer, Ulrich Brandhoff, Banafshe Hourmazdi, Pit Bukowski, Jasmin Shakeri, Sahin Eryilmaz, Anne Schäfer, Ben Münchow, Charlotte Schwab, Mira Benser, Piet Fuchs, David Ali Rashed, Mouataz Alshaltouh, Sipan Hasan, Wotan Wilke Möhring, Bettina Lamprecht, Rainer Bock, Ernst Stötzner

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Ein Fest fürs Leben“

Moviepilot über „Ein Fest fürs Leben“

 


TV-Tipp für den 8. September: Die geliebten Schwestern

September 7, 2022

RBB 23.45

Die geliebten Schwestern (Deutschland/Österreich 2014)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf

Dominik Grafs wunderschöner Film über die Beziehung von Friedrich Schiller zu den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld.

Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung.

Der RBB zeigt die Lang- bzw. Berlinale-Fassung.

mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld, Maja Maranow, Anne Schäfer, Andreas Pietschmann, Michael Wittenborn

Hinweise

Filmportal über „Die geliebten Schwestern“

Moviepilot über „Die geliebten Schwestern“

Metacritic über „Die geliebten Schwestern“

Rotten Tomatoes über „Die geliebten Schwestern“

Wikipedia über Friedrich Schiller und über „Die geliebten Schwestern“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“ (2009)

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010)

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“ (2010)

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf” (2012)

Meine Besprechung von Dominik Grafs “Die geliebten Schwestern” (Deutschland/Österreich 2014)

Meine Besprechung von Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Deutschland 2021)

Dominik Graf in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 16. April: Die geliebten Schwestern

April 15, 2022

ARD Alpha, 20.15

Die geliebten Schwestern (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf

Dominik Grafs wunderschöner Film über die Beziehung von Friedrich Schiller zu den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld.

Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung.

ARD Alpha zeigt wahrscheinlich die gut dreistündige Berlinale-Fassung.

mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld, Maja Maranow, Anne Schäfer, Andreas Pietschmann, Michael Wittenborn

Hinweise

Filmportal über „Die geliebten Schwestern“

Moviepilot über „Die geliebten Schwestern“

Metacritic über „Die geliebten Schwestern“

Rotten Tomatoes über „Die geliebten Schwestern“

Wikipedia über Friedrich Schiller und über „Die geliebten Schwestern“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Meine Besprechung von Dominik Grafs “Die geliebten Schwestern” (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Meine Besprechung von Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Deutschland 2021)

Dominik Graf in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. Juni: Die geliebten Schwestern

Juni 3, 2017

ARD, 20.15

Die geliebten Schwestern (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf

Dominik Grafs wunderschöner Film über die Beziehung von Friedrich Schiller zu den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld.

Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung.

Das Erste zeigt die gut dreistündige Berlinale-Fassung.

mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld, Maja Maranow, Anne Schäfer, Andreas Pietschmann, Michael Wittenborn

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die geliebten Schwestern“

Moviepilot über „Die geliebten Schwestern“

Wikipedia über Friedrich Schiller

Berlinale über „Die geliebten Schwestern“ (leider gibt es von der Pressekonferenz nur noch Ausschnitte) (und beim RBB sind die Pressekonferenzen inzwischen auch offline)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Meine Besprechung von Dominik Grafs “Die geliebten Schwestern” (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Dominik Graf in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 22. Juni: Die geliebten Schwestern

Juni 22, 2016

Arte, 20.15

Die geliebten Schwestern (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf

Dominik Grafs wunderschöner Film über die Beziehung von Friedrich Schiller zu den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld.

Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld, Maja Maranow, Anne Schäfer, Andreas Pietschmann, Michael Wittenborn

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die geliebten Schwestern“

Moviepilot über „Die geliebten Schwestern“

Wikipedia über Friedrich Schiller

Berlinale über „Die geliebten Schwestern“ (leider gibt es von der Pressekonferenz nur noch Ausschnitte) (und beim RBB sind die Pressekonferenzen inzwischen auch offline)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Meine Besprechung von Dominik Grafs “Die geliebten Schwestern” (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Dominik Graf in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Die geliebten Schwestern“ und der bekannte Dichter

August 1, 2014

Fast zehn Jahre sind seit Dominik Grafs letztem Kinofilm „Der rote Kakadu“ vergangen. In dem Film erzählte er von Jugendlichen in der DDR kurz vor dem Bau der Mauer und ihrer Liebe zum Rock’n’Roll. Seitdem drehte er eifrig für das Fernsehen, vor allem Krimis, die nie nach Fernsehen aussahen, wurde von der Kritik abgefeiert und auch mit einigen Büchern geehrt, die seine Bedeutung und Ausnahmestellung im deutschen Film unterstreichen.

Er drehte auch das historische Drama „Das Gelübde“ (2007) über Clemens Brentano und 2001 die in die Gegenwart verlegte Henry-James-Verfilmung „Die Freunde der Freunde“ (mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle, als er noch kein Star war). Beide Filme zeigten, dass Graf sich nicht nur auf den Straßen der Großstadt wohlfühlt und wenn man beide Filme kennt, ist sein neuer Film „Die geliebten Schwestern“, der schon auf der Berlinale von der Kritik abgefeiert wurde, gar nicht so überraschend.

Ins Kino kommt jetzt eine 139-minütige Fassung. Auf der Berlinale lief eine 170-minütige Fassung und später im Fernsehen soll eine 190-minütige Fassung laufen, die dann wohl einige Probleme nicht mehr hat, die die jetzige Kinofassung hat. Denn wie in das Biopic „Carlos – Der Schakal“ zerfastert „Die geliebten Schwetern“ im letzten Drittel. Graf sagt zwar, dass die drei Fassungen sich nur in ihrem Erzählrhythmus unterscheiden. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass gegen Ende herzhafter zur Schere gegriffen und der anfängliche Erzählfluss grob gestört wurde. Jedenfalls war da so bei „Carlos, der Schakal“, und seitdem ich die TV-Fassung kenne, ist das im Kino ungeliebte letzte Drittel der beste Teil des Biopics.

Graf, der für seinen neuesten Film auch das Drehbuch schrieb, erzählt eine Dreiecksgeschichte, eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann und zwei Frauen, sozusagen „’Jules & Jim‘ umgekehrt“, und weil der Mann Friedrich Schiller ist, spielt der Film in der Vergangenheit.

1788 lernt der Dichter (Florian Stetter), der durch sein Theaterstück „Die Räuber“ bekannt ist, in Weimar zufällig Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) kennen. Charlotte ist bei ihrer Tante, der unglücklich verliebten Frau von Stein (Maja Maranow), um zu einer Hofdame erzogen zu werden und einen finanziell gut ausgestatteten Mann zu finden. Der mittellose Friedrich Schiller ist es nicht, aber Charlotte kann mit dem höfischen Leben nichts anfangen und nachdem sie von ihrem letzten Verehrer sitzen gelassen wurde, ist sie auch zu Tode betrübt. Ihr gelingt es noch nicht einmal einen vermögenden Dummkopf von ihren Vorzügen zu überzeugen.

Da findet ihre etwas ältere und schon unglücklich verheiratete Schwester Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung) in Charlottes Schreibtisch einen Brief von Friedrich, beantwortet ihn und lädt den Dichter ein, den Sommer in Rudolfstadt an der Saale bei ihnen auf dem Familienanwesen zu verbringen.

Friedrich nimmt die Einladung an und, weil die drei sich prächtig verstehen, erleben sie einen wundervollen Sommer voll unschuldiger Liebe und verschlüsselter Briefe, die sie munter untereinander austauschen.

In diesen Momenten hat der Film die Unschuld und Beschwingtheit, die auch Francois Truffauts „Jules & Jim“ in den ersten Minuten hat und unter den historischen Kostümen geht es überhaupt nicht muffig zu. Graf erzählt eine unglaubliche, aber historisch verbürgte Liebesgeschichte, aus einer Zeit, als Liebesheiraten kaum vorkamen, weil Vernunftehen normal waren. Heiraten waren finanzielle Abkommen, die im Fall der Familie von Lengefeld dazu dienen sollten, das Überleben des Hofes zu sichern. Das konnte ein mittelloser Dichter natürlich nicht leisten.

Aber nach dem Sommer geht das Leben weiter. Nach dem Sommer der Unschuld, heiratet Friedrich Charlotte, er wird Professor in Weimar, sie bekommen mehrere Kinder, während Caroline als Autorin bekannt wird, sie treffen sich in diesen Jahren immer wieder unter vierschiedenen, nicht immer glücklichen Umständen und nie empfinden sie dabei die Lebensfreude und Unschuld des Sommers von 1788, wo Friedrich Schiller auch Johann Wolfgang von Goethe begegnete. Der Film wird episodischer und rast durch die Jahre ohne jemals wieder die Faszination und Ruhe des ersten gemeinsamen Sommers zu haben. Es wird halt, fast schon protokollarisch im gefürchteten Biopic-Stil, das weitere Leben von Friedrich, Charlotte und Caroline abgehandelt.

Natürlich ist „Die geliebten Schwestern“ sehenswert und viel besser als viele andere deutsche Filme. Aber in der Kinofassung ist es auch nicht Grafs bestes Werk, sondern eher Stückwerk, Teil eines größeren Ganzen, das wir erst irgendwann, wenn im Fernsehen die dreistündige Fassung läuft, wirklich beurteilen können.

Die geliebten Schwestern - Plakat

 

Die geliebten Schwestern (Deutschland/Österreich 2013/2014)

Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Dominik Graf

mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld, Maja Maranow, Anne Schäfer, Andreas Pietschmann, Michael Wittenborn

Länge: 139 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die geliebten Schwestern“

Moviepilot über „Die geliebten Schwestern“

Wikipedia über Friedrich Schiller

Berlinale über „Die geliebten Schwestern“ (leider gibt es von der Pressekonferenz nur noch Ausschnitte) (und beim RBB sind die Pressekonferenzen inzwischen auch offline)

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Dominik Graf in der Kriminalakte