Doris Gercke (7. Februar 1937, Greifswald – 25. Juli 2025, Hamburg)
Soeben erreichte mich vom Argument Verlag, ihrem aktuellen Verlag, die traurige Meldung, dass Doris Gercke verstorben ist.
Ihr Krimidebüt „Weinschröter, du musst hängen“, 1988 im Verlag am Galgenberg erschienen, machte sie sofort in der Krimiszene bekannt. Das war nicht der nächste Ermittlerkrimi, sondern ein Spiel mit den Konventionen und einer Kommissarin, die wenig Lust verspürte, die Mörderin zu überführen. Gerckes dünnes Debüt wurde seitdem in zahlreichen Verlagen nachgedruckt. Die von ihr erfundene Ermittlerin Bella Block (zuerst Polizistin, schnell Privatdetektivin) löste bis zu ihrem letzten Auftritt 2012 in „Zwischen Nacht und Tag“ insgesamt siebzehn Fälle. Sie ist „eine der genialsten Erfindungen der deutschen Nachkriegs-Kriminalliteratur“ (Klaus-Peter Walter, Hrsg.: Reclams Krimi-Lexikon, 2002)
Bundesweit bekannt wurde Bella Block durch die erfolgreiche, sich immer weiter von ihrem literarischem Vorbild entfernende ZDF-Krimireihe „Bella Block“. Hannelore Hoger spielte die Kommissarin von 1993 bis 2018 in 38 TV-Filmen.
Doris Gercke entstammt einer Arbeiterfamilie. 1949 flüchtete ihre Familie nach Hamburg. Sie absolvierte eine Ausbildung als Verwaltungsbeamtin, heiratete mit zwanzig Jahren und wurde nach der Geburt ihres zweiten Kindes Hausfrau. 1980 holte sie ihr Abitur nach und studierte erfolgreich Jura. Nach dem Studium schrieb sie „Weinschröter, du musst hängen“. Für den Krimi, in dem Bella Block im Umland von Hamburg einen Doppelmord aufklären soll und dabei einige Dorfgeheimnisse entdeckt, erhielt sie 1991 den Schwedischen Krimipreis. 2000 erhielt sie den Ehren-Glauser.
Neben den Kriminalromanen schrieb sie, teils als Marie-Jo Morell, auch Kinder- und Jugendbücher, Romane und Lyrik.
Sie ist Mitbegründerin des Netzwerk „Herland – Feminstischer Realismus in der Kriminalliteratur“. Sie war Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und sie stand politisch immer eindeutig links.
Kurz vor ihrem Tod plante Gercke mit Else Laudan (Argument Verlag mit Ariadne) die Veröffentlichtung eines Buches mit neuen Prosatexten und Gedichten. Es wird posthum erscheinen.