Viele Begegnungen mit dem Alien in „„Schwarz, Weiß & Blut“ und „What if…? Aliens“

September 15, 2025

1979 kam es im Kino zur ersten Begegnung zwischen einer unterbezahlten Mannschaft eines Frachtschiffs und einer außeridischen Lebensform, die furchteinflößend aussah und die Besatzungsmitglieder nacheinander dezimierte, bis Ellen Ripley den Alien in den luftleeren Weltraum und den damit verbundenen sicheren Tod beförderte.

Alien“ hieß der Science-Fiction-Horrorfilm, der, so eine Hollywood-Legende, gegenüber den Produzenten mit dem Satz „’Der weiße Hai‘ im Weltraum“ gepitcht wurde. Der Film war ein Kassenhit und ist schon seit Ewigkeiten ein stilbildender Klassiker. Er beförderte mehrere Karrieren und war, wie wir heute wissen, die Initialzündung für ein immer noch expandierendes Franchise mit weiteren Kinofilmen, seit einigen Tagen auch einer Streaming-Serie, Videospielen, Hörspielen, Romanen und Comics

Zuletzt erschienen die Comics „Alien: Schwarz, Weiß & Blut“ und „What if…? Aliens“. Ersterer enthält mehrere eigenständige Geschichten von Begegnungen zwischen Xenomorphen, Facehuggern und Menschen; letzterer ist eine „Was wäre wenn…?“-Geschichte. In diesem Fall stellen sich Paul Reiser, Leon Reiser, Adam F. Goldberg, Hans Rodionoff und Brian Volk-Weiss die Frage, was wäre mit Carter Burke geschehen, wenn er in James Camerons „Aliens“ nicht gestorben wäre.

Burke (im Film gespielt von Paul Reiser) ist ein von dem Konzern Weyland-Yutani angestellter skrupelloser Mitarbeiter, der in „Aliens“ für den Konzern ein Alien beschaffen soll und von einem Xenomorph getötet wird. In dem Comic „What if…? Aliens“ überlebt er die Begegnung, schließt für sich und seine Familie einen lebenslangen Vertrag mit Weyland-Yutani, erledigt noch einen kleinen Auftrag für den Konzern und schmuggelt ein Xenomorphen-Ei auf die Erde.

35 Jahre später lebt er auf einem abgelegenem Asteroiden und organisiert aus einem Büro heraus den Abbau von Trimonit. Er hasst sein Leben und seinen Job. Seine Tochter baut in den Minen Trimonit ab und hasst ihn. Seine Frau liegt tot in einem Nebenzimmer. Aber er hat eine Idee, wie er sie wieder zum Leben erwecken kann. Das Ei eines Xenomorphen hat etwas damit zu tun.

Zwischen Bürosatire, Vater-Tochter-Drama und für Menschen normalerweise tödlich endenden Alien-Begegnungen schwankend findet „What if…? Aliens“ nie eine eigene Identität. Immerhin bestätigt Burke seinen Ruf als gewissenloser Opportunist, der hemmungslos jeden betrügt und den Preis als „Vater des Jahres“ nur bekommt, wenn er ihn für sich stiftet.

Schwarz, Weiß & Blut“ ist da schon ein anderes Kaliber. Der großformatige Comic enthält den vierteiligen Comic „Utopia“ und acht kürzere Comics (geschrieben von Stephanie Phillips, Ryan Cady, Paul Jenkins, Stephanie Williams, Cody Ziglar, Steve Foxe, Bryan Hill und Pornsak Pichetshote, gezeichnet von Pete Pantazis, Devmalya Pramanik, Luigi Teruel, Jethro Morales, Claire Roe, Tommaso Bianchi, Chriscross und Partha Pratim). Alle Geschichten kommen mit den drei titelgebenden Farben und, manchmal, mit einer vierten Farbe (Grün) aus. Die Geschichten folgen alle (bei der Titelgeschichte mit einer interressanten Variation) dem gleichen Muster: auf einer einsam gelegenen Station taucht ein Xenomorph auf und tötet die Menschen. Auf die Dauer langweilt diese Formel, die endlos wiederholt werden kann. Weyland-Yutani bleibt der gesichtslose Konzern, der seine Mitarbeiter skrupellos sterben lässt. Mehr ist über die Welt, in der die „Alien“-Geschichten spielen, nicht bekannt. Und natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wie oft Xenomorphe Menschen töten müssen, ehe die Menschheit beginnt, etwas dagegen zu unternehmen. Diese Frage stellte man sich in den ersten vier „Alien“-Filmen (mit „Ripley“ Sigourney Weaver) nicht. Aber nach der Vernichtung von mehreren Raumstationen, Raumschiffen, Forschungsstationen und Kolonien über einen längeren Zeitraum dann doch. Vor allem wenn sich mal wieder ein Mensch neugierig über ein Alien-Ei beugt.

Und so stellt sich, wie schon in den „Alien“-Kinofilmen (wobei „Alien: Romulus“ neugierig auf den nächsten „Alien“-Film machte), auch bei den Comics ein leichtes Gefühl von Ennui ein. Wir wissen einfach zu genau, was passieren wird und die erzählerischen Möglichkeit sind innerhalb dieses Formats arg begrenzt.

Die vierteilige Titelgeschichte „Utopia“ von Collin Kelly und Jackson Lanzig (Text) und Michael Dowling (Zeichnungen) ist insofern anders, weil hier ein sozialistisches Kollektiv in einem großen Schiff durch den Weltraum fliegt. In dem Schiff wollen sie eine andere Art des Zusammenlebens ausprobieren. Nach der Begegnung mit dem Xenomorph hat sich diese Utopie erledigt. Aber es ist noch nicht das Ende der Geschichte.

Paul Reiser/Leon Reiser/Adam F. Goldberg/Hans Rodionoff/Brian Volk-Weiss/Guiu Vilanova: What if…? Aliens

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2025

128 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Aliens: What if…? (2024) # 1 – 5

Marvel/20th Century Studios 2025

Collin Kelly/Jackson Lanzing/Michael Dowling: Alien: Schwarz, Weiß & Blut

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2025

136 Seiten

29 Euro

Originalausgabe

Alien: Black, White & Blood (2024) # 1 – 4

Marvel/20th Century Studios 2024

Hinweise

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch) und das Alien-Franchise (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Alien – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Alien, 2019)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Aliens – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Aliens, 2020)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)

zu Filmen

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017) (Filmroman)

Meine Besprechung von Fede Alvaraz‘ „Alien: Romulus (Alien: Romulus, USA 2024)

zu Comics

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larrocas „Alien: Blutlinien (Band 1)“ (Alien (2021) # 1 – 6, Mai – Oktober 2021)

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larrocas „Alien: Erweckung (Band 2)“ (Alien (2021) # 7 – 12, September 2021 – Juni 2022; Alien Annual (2022) 1, September 2022)

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Julius Ohta: Alien: Icarus (Band 3) (Alien (2022) # 1 – 6, November 2022 – April 2023)

Meine Besprechung von Declan Shalvey/Andrea Broccardos „Alien: Tauwetter (Band 1)“ (Alien (2023) # 1 – 5, April 2023 – August 2023)

Meine Besprechung von Declan Shalvey/Andrea Broccardo/Danny Earls‘ „Alien: Descendant (Band 2)“ (Alien Annual (2023) 1, Dezember 2023; Alien (2023 B) # 1 – 4, Januar – April 2024)


TV-Tipp für den 17. Oktober: Inside Batman: Die Wiederauferstehung/Ärger in Gotham City

Oktober 16, 2024

Pro7 Maxx, 20.15

Inside Batman: Die Wiederauferstehung/Ärger in Gotham City (Icons Unearthed: Batman, USA 2024)

Regie: Brian Volk-Weiss, Alyssa Michek

Die ersten beiden Folgen der sechsteiligen Serie drehen sich um die Produktion von Tim Burtons erstem „Batman“-Film. Die weiteren Episoden, in denen es um die anderen „Batman“-Filmen geht, werden an den kommenden Donnerstagen gezeigt.

Die Serie soll einen guten und ungeschönten Blick in die Produktion geben.

Hinweis

Vice über die Serie