Neu im Kino/Filmkritik: Berlinale-Preisträger: Claire Denis‘ „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Juli 13, 2023

Berlinale 2022: Preis für die beste Regie

Sara (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon) sind seit zehn Jahren zusammen und noch so verliebt wie am ersten Tag. Das ist jedenfalls der Eindruck, den wir am Filmanfang von ihnen bei ihrem gemeinsamen Urlaub am Meer bekommen.

Als Sara eines Morgens auf dem Weg zu ihrer Arbeit als Moderatorin bei Radio France Internationale ist, sieht sie François (Grégoire Colin), eine frühere Liebe von ihr. Genaugenommen und wie wir später erfahren, verließ sie François zugunsten von Jean. Beide waren miteinander befreundet und auch Geschäftspartner. Jean verbüsste, möglicherweise aufgrund dieser Geschäfte, eine längere Haftstrafe. Jetzt versucht der frühere Rugby-Spieler wieder zu arbeiten. Und weil seine Bemühungen um eine ehrliche Arbeit erfolglos sind, nimmt er das Angebot von François gerne an. Um was es dabei genau geht, bleibt lange rätselhaft. Und damit sind wir bei dem größten Problem des Films. Claire Denis lässt vieles aus der Vergangenheit und Gegenwart ihrer Figuren im Dunkeln. Wir können (und sollen) vieles vermuten und eigene Vermutungen anstellen. Vieles, was sie andeutet, bleibt teils vollkommen im Dunkeln, teils viel zu lange im Dunkeln. Ich rede hier vor allem von Informationen, die sie ohne Probleme zu einem früheren Zeitpunkt hätte verraten können. So bauen François und Jean eine Talentagentur für junge Sportler auf. Anfangs, schließlich trifft Jean sich nach Einbruch der Dunkelheit mit François und er will Sara nicht verraten, was er mit François macht, wirkt es, als planten sie ein Verbrechen.

Im Mittelpunkt des Dramas stehen allerdings nicht die beiden Männer, sondern Sara. Sie trifft sich wieder mit François und fragt sich, ob sie damals die richtige Entscheidung getroffen hat. Oder ob sie Jean verlassen soll. Dabei ist offensichtlich, wer von den beiden Männern die bessere Wahl ist. Auch weil der Grund, weshalb sie damals François zugunsten von Jean verlassen hat, immer noch gültig ist.

Mit Liebe und Entschlossenheit“ ist ein sich langsam entwickelndes, vor sich hin mäanderndes Liebesdrama mit zahlreichen, für den Hauptplot nebensächlichen bis störenden Subplots.

Die Musik ist von den Tindersticks.

P. S.: Toller Trailer, der den Film als nervenzerreißenden Thriller verkauft. Das ist er nicht.

Mit Liebe und Entschlossenheit (Avec amour et acharnement, Frankreich 2022)

Regie: Claire Denis

Drehbuch: Christine Angot, Claire Denis

LV (frei nach): Christine Angot: Un tournant de la vie, 2018

mit Juliette Binoche, Vincent Lindon, Grégoire Colin, Issa Perica, Bulle Ogier

Länge: 116 Minuten

FSK: ?

Hinweise

AlloCiné über „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Moviepilot über „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Metacritic über „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Rotten Tomatoes über „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Wikipedia über „Mit Liebe und Entschlossenheit“ (deutsch, englisch, französisch)

Berlinale über „Mit Liebe und Entschlossenheit“

Meine Besprechung von Claire Denis‘ „Trouble Every Day“ (Trouble Every Day, Frankreich/Deutschland/Japan 2001)

 


TV-Tipp für den 27. September: Pesthauch des Dschungels/Der diskrete Charme der Bourgeoisie

September 26, 2021

Arte, 20.15

Pesthauch des Dschungels (La Mort en ce jardin, L Muerte en este jardin, Mexiko/Frankreich 1956)

Regie: Luis Buñuel

Drehbuch: Luis Alcoriza, Luis Buñuel, Raymond Queneau, Gabriel Arout (nach der Erzählung von José-André Lacour)

Irgendwo in Südamerika: die rechte Junta schlägt einen Aufstand von Diamantensuchern blutig nieder. Eine wild zusammengewürfelte Gruppe – ein Glücksritter, eine Prostituierten, ein Priester, ein alter Mann und seine taubstumme Tochter – flieht in den Urwald.

Ein Meisterwerk aus Buñuel sogenannter kommerzieller Phase, das damals in deutschen Kinos in einer gekürzten Fassung lief. Arte zeigt die Originalfassung.

gehört zu Luis Buñuels schönsten Arbeiten seiner mexikanischen Schaffensperiode“ (TV-Spielfilm: Das große Filmlexikon)

mit Simone Signoret, Charles Vanel, Georges Marchal, Michel Piccoli, Michèle Girardon, Tito Junco

Wiederholung: Donnerstag, 30. September, 13.50 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Pesthauch des Dschungels“

Wikipedia über „Pesthauch des Dschungels“ (deutsch, englisch) und Luis Buñuel (deutsch, englisch)

Arte, 21.55

Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Le charme discret de la bourgeoisie, Frankreich 1972)

Regie: Luis Buñuel

Drehbuch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière

Sechs miteinander befreundete Mitglieder der Bourgeoisie wollen sich zum gemeinsamen Abendessen treffen. Aber aufgrund seltsamer und absurder Zufälle scheitert das gemeinsame Essen immer wieder.

Ein Buñuel-Klassiker. Eine surrealistische Satire auf das Großbürgertum und eine Absage an die herkömmliche Spielfilmdramaturgie.

mit Fernando Rey, Delphine Seyrig, Stéphane Audran, Jean-Pierre Cassel, Paul Frankeur, Bulle Ogier, Julien Bertheau, Michel Piccoli

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“

Wiipedia über „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. Juli: Der diskrete Charme der Bourgeoisie/Dieses obskure Objekt der Begierde

Juli 15, 2013

Arte, 20.15

Der diskrete Charme der Bourgoisie (Frankreich 1972, R.: Luis Buñuel)

Drehbuch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière

Eine noble Abendgesellschaft will gemeinsam dinieren. Dummerweise geht immer etwas schief.

Luis Buñuel surrealistische Satire auf das genusssüchtige Großbürgertum erhielt unter anderem den Oscar als bester fremdsprachiger Film.

mit Fernando Rey, Paul Frankeur, Delphine Seyrig, Bulle Ogier, Stéphane Audran, Jean-Pierre Cassel, Julien Bertheau, Michel Piccoli

Wiederholung: Dienstag, 16. Juli, 14.05 Uhr

Hinweise

Arte über „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“

Rotten Tomatoes über „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“

Wikipedia über „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“

Arte, 21.55

Dieses obskure Objekt der Begierde (Frankreich/Spanien, R.: Luis Buñuel)

Drehbuch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière

LV: Pierre Louÿs: La femme et le pantin, 1898 (Das Weib und der Hampelmann; Dieses obskure Objekt der Begierde)

Luis Buñuels letzter Spielfilm: Ein vermögender, verwitweter, älterer Geschäftsmann verliebt sich in sein 18-jähriges Hausmädchen. Dummerweise weist sie seine plumpen Annäherungsversuche standhaft zurück.

Das Objekt der Begierde wird von Carole Bouquet (die kühle Intellektuelle) und Ángela Molina (die sinnliche Verführerin) gespielt. Durch die Aufspaltung der Rolle auf zwei Schauspielerinnen konnte Luis Buñuel auch optisch ihre verschiedenen Charakterzüge zeigen.

Ein würdiger letzter Film

mit Fernando Rey, Carole Bouquet, Ángela Molina, Julien Bertheau, André Weber

Hinweise

Arte über Luis Buñuel (eigentlich nur eine lieblose Ankündigung der Buñuel-Reihe)

Wikipedia über Luis Buñuel

Arte über „Dieses obskure Objekt der Begierde“

Rotten Tomatoes über „Dieses obskure Objekt der Begierde“

Wikipedia über „Dieses obskure Objekt der Begierde“