Crime Cologne Award 2022 verliehen

Oktober 4, 2022

Tommie Goertz erhielt für seinen Roman „Frenzel“ (ars vivendi) den diesjährigen Crime Cologne Award.

Die Jury begründete ihre Auswahl so: Tommie Goerz‘ wunderbarer Kriminalroman „Frenzel“ gehörte von Anfang an zu unseren Favoriten. Frenzel, die Hauptfigur, ist kein strahlender Held, kein Mensch, dem die Herzen zufliegen. Nein, er ist ein Versehrter, mit dem es das Leben von Anfang an nicht gut gemeint hat. Als Kind vernachlässigt, als Jugendlicher zu naiv, um keine Dummheiten zu haben. Schließlich eine schwere Körperverletzung mit Todesfolge, ein Unglück, das ihm neun Jahre Knast und ein unstillbar schlechtes Gewissen einbringt.

Und dennoch hat sich dieser wunderliche, dieser herzenseinsame Frenzel seinen moralischen Kompass bewahrt. Damit hat er sich still und leise in unsere Herzen geschlichen. Frenzel weiß, was Recht und was Unrecht ist, und er schafft Ordnung in seinem kleinen Kosmos, den er sich mühsam aufgebaut hat. Helden wie er sind selten. Umso mehr verdient Frenzel diesen Preis.“

Auf der Shortlist standen außerdem

Martin von Arndt: Wie wir töten, wie wir sterben (ars vivendi)

Horst Eckert: Das Jahr der Gier (Heyne Verlag)

Linus Geschke: Das Loft (Piper)

Petra Ivanov: Stumme Schreie (Unionsverlag)

Jan Costin Wagner: Am roten Strand (Galiani Berlin).

 


„Crime Cologne“ vor dem Ende?

September 20, 2022

Wenige Tage vor dem Start der diesjährigen „Crime Cologne“ erhielt ich folgende Pressemitteilung zum Weiterbestehen des Krimifestivals, die ich ihr ausnahmsweise vollständig poste:

Streichung der Fördermittel droht – startet nächste Woche die letzte »Crime Cologne« aller Zeiten?

Während ab dem 25.9. deutschsprachige und internationale Bestsellerautor:innen anlässlich der »Crime Cologne« in Köln zu Gast sind, will der Finanzausschuss am 30.09. das Förderungsaus für das renommierte Krimifestival beschließen.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie findet vom 25. September bis zum 4. Oktober in Köln endlich wieder das internationale Krimifestival »Crime Cologne« statt. Doch obwohl die Veranstaltungen vom Publikum bestens angenommen werden und zahlreiche Bestsellerautor:innen zu Gast sein werden, können sich die Verantwortlichen des Festivals nicht so recht freuen. Grund dafür ist der aktuelle Haushaltsplanentwurf 2023/2024 der Stadt Köln, der eine komplette Streichung der Fördermittel für das Festival vorsieht.

»Die Situation ist absurd«, so Festivalleiter Hejo Emons. »Noch während die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne stehen, will uns die Stadt Köln das Licht ausdrehen.« Die Sorge ist begründet: Am 30.9., also mitten in der Festivalwoche, tagt der Finanzausschuss. Erfolgt dort Finanzausschuss keine Korrektur durch die für den Haushalt verantwortlichen Ratsfraktionen mehr, wird dann das Aus für ein Festival beschlossen, das sich in den letzten zehn Jahren zu einem der größten Krimifestivals im deutschsprachigen Raum entwickelt hat und von dem Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch 2019 sagte, dass es aus der Kölner Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken sei.

»Wir sind sehr verwundert über das Verhalten der Verantwortlichen«, so Achim Mantscheff, Vorstand des gemeinnützigen Crime Cologne e.V. »In dieses Festival ist in den letzten Jahren ein Vielfaches der öffentlichen Förderung durch persönliches Engagement geflossen – längst nicht nur auf der finanziellen Ebene. Und beileibe nicht nur durch den Crime Cologne e.V. Das Festival ist zu einem Netzwerk vor allem der Kölner Verlags-, Buchhandels- und Medienlandschaft geworden. Viele Hände und Köpfe haben es zu dem gemacht, was es heute ist. Dass uns die Förderung nun gestrichen werden soll, ohne dass im Vorfeld auch nur ein einziges Gespräch seitens der Verwaltung und verantwortlichen Politiker mit uns geführt worden wäre, ist für den Kulturstandort Köln schlicht beschämend.« Tatsache ist, dass die »Crime Cologne« noch nicht einmal über den Ausfall der kommenden Förderung informiert wurde, sondern dies schlicht durch die Lektüre des städtischen Haushaltsentwurfs erfuhr.

Die »Crime Cologne« wurde seit ihrer Gründung auf Basis von Beschlüssen des Wirtschaftsausschusses durch das Amt für Wirtschaftsförderung und in den Jahren 2020 und 2021 durch die KölnBusiness Wirtschaftsförderungs GmbH unterstützt. Im laufenden Jahr übernahm erstmals das Kulturamt die Förderung. Nun steht das Festival vor dem Aus.

»Die Fördersumme von jährlich 25.000 € war ohnehin niemals kostendeckend, zumal 3.000 € davon nicht zur Förderung der Veranstaltungen, sondern als Preisgeld des `Crime Cologne Award´ zur Verfügung gestellt wurden – ein Preis übrigens, den wir auf expliziten Wunsch der Stadt Köln ins Leben gerufen haben und der dann ohne Festival ebenfalls in eine ungewisse Zukunft blickt. Die Stadt Köln hat als Kultur-, aber auch als Wirtschaftsstandort über alle Jahre vom Festival profitiert. Nicht nur die Autor:innen, Moderator:innen, Sprecher:innen, die ganz unmittelbar von den Auftritten abhängig sind, auch die zahlreichen Kooperationspartner, die Locations, Techniker:innen, die Buchhändler:innen und Verlage werden verlieren, wenn es das Festival nicht mehr geben sollte. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Veranstaltungs- und Kulturbranche, die wie keine andere unter der Corona-Situation gelitten hat«, so Mantscheff. Bei einer Sache sind sich die Macher des Festivals aber einig: Sollte der Finanzausschuss das Förderaus tatsächlich beschließen, wird ab dem 25. September die letzte »Crime Cologne« stattfinden. Und dann verliert vor allem die Stadt Köln.

Ein Statement der Stadt Köln oder der im Kölner Rat vertretenen Parteien dazu habe ich jetzt nicht gefunden. Aber so ein Haushaltsenwurft verändert sich immer zwischen dem Entwurf und seiner Verabschiedung.


Die Shortlist für den Crime Cologne Award 2022

August 17, 2022

Die Jury für den Crime Cologne Award hat ihre Shortlist für den besten deutschsprachigen Kriminalroman diese Werke gesetzt:

Martin von Arndt: »Wie wir töten, wie wir sterben« (ars vivendi)

Horst Eckert: »Das Jahr der Gier« (Heyne Verlag)

Linus Geschke: »Das Loft« (Piper)

Tommie Goerz: »Frenzel« (ars vivendi)

Petra Ivanov: »Stumme Schreie« (Unionsverlag)

Jan Costin Wagner: »Am roten Strand« (Galiani Berlin)

Die Preisverleihung ist am 30. September um 19.30 Uhr im Clouth 104 in Nippes.

Das Krimifestival Crime Cologne ist vom 25. September bis zum 4. Oktober 2022 in Köln.


Die Longlist für den Crime Cologne 2022

Juli 6, 2022

Auf der Longlist für den diesjährigen Crime-Cologne-Preis stehen folgende deutschsprachige Kriminalromane:

Martin von Arndt: »Wie wir töten, wie wir sterben« (ars vivendi)

Robert Brack: »Blizzard« (Ellert & Richter Verlag)

Ellen Dunne: »Boom Town Blues« (Haymon Verlag)

Horst Eckert: »Das Jahr der Gier« (Heyne Verlag)

Linus Geschke: »Das Loft« (Piper)

Tommie Goerz: »Frenzel« (ars vivendi)

Petra Ivanov: »Stumme Schreie« (Unionsverlag)

Michael Jensen: »Blutgold. Syndicat Berlin« (Aufbau Verlag)

Wolfgang Kaes: »Das Lemming-Projekt« (Rowohlt Polaris)

Carla Mori: »Heavy – Tödliche Erden« (Gmeiner Verlag)

Sybille Ruge: »Davenport 160 x 90« (Suhrkamp)

Jan Costin Wagner: »Am roten Strand« (Galiani Berlin)

Tanja Weber: »Betongold« (Hoffmann und Campe)

Das Krimifestival findet vom 25. September bis zum 4. Oktober 2022 statt.


Der Crime Cologne Award 2021 geht an „Kalmann“

November 21, 2021

Joachim B. Schmidt erhielt am Donnerstag für seinen Kriminalroman „Kalmann“ (Diogenes) den diesjährigen Crime Cologne Award.

Die Jury begründet ihrer Wahl so:

Die Jury zeichnet mit »Kalmann« einen klassischen Schelmenroman im Gewand eines Krimis aus, in dessen Mittelpunkt ein Besonderling steht.

Mit viel Feingefühl und Empathie zeichnet Schmidt seinen Helden, dessen kindlich-naive Erzählweise dem Autor brillant gelingt. Dabei werden aus der mündlichen Plapperei der Hauptfigur literarische Wortspiele von besonderer Qualität.

Mit seinem lakonisch-eigenwilligen, mit ironischen Einsprengseln gekonnt verfeinerten Ton hebt sich »Kalmann« von der Masse der eingereichten Krimis auf beeindruckende Weise ab.“

Auf der Shortlist standen

Orkun Ertener: Was bisher geschah (Scherz)

Marcel Huwyler: Frau Morgenstern und der Verrat (Grafit)

Merle Kröger: Die Experten (Suhrkamp)

Ben Riffko: Grünes Öl (Heyne)

Joachim B. Schmidt: Kalmann (Diogenes)

Matthias Wittekindt: Vor Gericht (Kampa)


Die „Morduntersuchungskommission“ erhält den Crime Cologne Award 2020

September 7, 2020

Der „Crime Cologne Award 2020“ ging an „Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo“ von Max Annas.

Die Jury begründet ihre Wahl so: „Krimis waren in der DDR sehr beliebt und obwohl sie bei den Offiziellen ein ungeliebtes Genre waren, ließ man ihre Veröffentlichung zu. Verbrechen wurden dem Kapitalismus zugeschrieben und kamen im Sozialismus nicht.

Da in den offiziellen Statistiken der DDR kaum Morde verzeichnet wurden, sollten auch die Autoren möglichst auf Morde in den Romanen verzichten, bzw. den Schauplatz notfalls in den Westen verlegen.

Max Annas ‚Morduntersuchungskommission – Der Fall Teo Macamo‘ schließt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung eine Lücke, indem er seinen Roman im letzten Jahrzehnt der DDR ansiedelt. Durch seinen fast protokollarischen Stil unterstreicht er in einer fast objektiv wirkenden Art und Weise, wie die Lebensverhältnisse in der DDR waren und wie die Menschen sich dort auf diese Lebensverhältnisse einstellten. Gewalt gegen Andere scheint hier beinahe die logische Konsequenz.

Mit dem Ermittler Otto Castorp hat er eine Figur geschaffen, deren Welt langsam in sich zusammenfällt, deren baldiges Ende aber noch nicht spürbar ist. Immer wieder muss sich der Leser innerhalb der Geschichte selbst positionieren. Wie hätte man sich selber in dem System verhalten?

Annas bedient sich bei dem historischen und bis heute nicht geklärten Mord an dem Mozambikaner Manuel Diogo, dem der Roman auch gewidmet ist. Er verdeutlicht, dass rassische Verbrechen in der DDR kein Einzelfall waren, aber eben auch kein DDR-Phänomen sind. Vielmehr stellt sich beim Lesen die Frage, wie wir heute mit „Anderen“ umgehen. Damit verleiht Max Annas dem Roman und der Thematik eine enorme Aktualität.“


Die Shortlist für den Crime Cologne Award 2020

August 7, 2020

Beginnen wir mit den nicht wirklich überraschenden Meldungen: Das Krimifestival Crime Cologne wurde verschoben. Die Preisverleihung des „Crime Cologne Award 2020“ findet als Live-Stream statt. Das war und ist bei anderen Preisverleihungen im Moment ja normal.

Und nun kommen wir zur Neuigkeit: die Shortlist für den Crime Cologne Award wurde heute veröffentlicht. Nominiert sind:

Max Annas: Morduntersuchungskommission – Rowohlt Hundert Augen

Horst Eckert: Im Namen der Lüge – Heyne Verlag

Tom Hillenbrand: Qube – Verlag Kiepenheuer & Witsch

Petra Ivanov: Entführung – Unionsverlag

Thomas Ziebula: Der rote Judas – Wunderlich Verlag

Die Preisverleihung ist am 6. September.


Longlist für den Crime Cologne Award 2019 veröffentlicht

Mai 15, 2019

Am Mittwoch wurde die Longlist für den diesjährige Crime Cologne Award veröffentlicht. Folgende deutschsprachigen Kriminalromane sind aus Sicht der Jury preiswürdig:

»Der schlaflose Cheng« von Heinrich Steinfest (Piper Verlag)

»Der Turm der blauen Pferde« von Bernhard Jaumann (Galiani Verlag)

»Das Jahr der Katze« von Christoph Peters (Luchterhand Literaturverlag)

»Schmerzensgeld« von Michael Opoczynski (Benevento Verlag)

»Der dunkle Bote« von Alex Beer (Limes Verlag)

»Berlin Prepper« von Johannes Groschupf (Suhrkamp Verlag)

»Liebes Kind« von Romy Hausmann (dtv Verlag)

»Versuchung« von Florian Harms (Benevento Verlag)

»Die Einsamkeit der Schuldigen – Das Verlies« von Nienke Jos (Gmeiner Verlag)

»Sojus« von Martin von Arndt (Ars Vivendi Verlag)

»Der Würfel« von Bijan Moini (Atrium Verlag)

»Im Jahr der Finsternis« von I.L. Callis (Emons Verlag)

Die Jury besteht aus Mike Altwicker (Vorsitz, Buchhändler), Petra Pluwatsch (Journalistin), Marc Raabe (Autor), Birgitt Schippers (Journalistin) und Margarete von Schwarzkopf (Kritikerin).

Die Verleihung des mit 3.000 Euro dotierten Preises ist am 22. September während der Eröffnungsgala des Krimifestivals.

Die Crime Cologne findet vom 23. bis 29. September in Köln statt. Der Vorverkauf startet am 29. Mai.

Alle weiteren Informationen auf der Festivalhomepage.

Einige bekannte Namen, einige noch nicht so bekannte Namen und „Schmerzensgeld“ (klingt nach der deutschen Version von „Leverage“) und „Berlin Prepper“ (Berlin!) liegen auf meinem Zu-Lesen-Stapel.