Eisenstein in Guanajuato (Eisenstein in Guanajuato, Niederlande/Mexiko/Finnland/Belgien 2015)
Regie: Peter Greenaway
Drehbuch: Peter Greenaway
1931 verbrachte Sergej M. Eisenstein (1898 – 1948, „Panzerkreuzer Potemkin“) zehn Tage in Guanajuato. Um in Mexiko einen Film zu drehen, der nie beendet wurde.
Peter Greenaway schildert, was damals geschah. Mehr oder wenig nah an den historischen Ereignissen, immer höchst unterhaltsam und wundervoll verspielt zwischen Fakten und Fantasie kunstvoll und äußerst klar delirierend.
Schon die ersten äußerst verspielten Minuten von „Eisenstein in Guanajuato“, dem neuen Film von Peter Greenaway, der es sogar in die Lichtspielhäuser geschafft hat, zeigen, dass die Geschichte zwar auf Tatsachen basiert, der Film aber eine sehr freie Interpretation der Ereignisse sein wird.
1931 war Sergej M. Eisenstein (1898 – 1948) bereits ein legendärer Regisseur. „Streik“ (1925), „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) und „Oktober“ (1928) sind Klassiker des Formalismus, des sowjetischen Films, des Stummfilms und des Films.
In Mexiko sollte er „Que Viva Mexico“ drehen. Der Film wurde nie vollendet, aber später versuchten einige andere Menschen aus den von Eisenstein aufgenommenen Szenen einen Film zu schneiden. Mit überschaubarem Erfolg, der höchstens zeigte, warum Eisenstein auch „Meister der Montage“ genannt wurde.
Eisenstein selbst ging nach Moskau zurück und drehte „Alexander Newski“ (1938), „Iwan der Schreckliche I“ (1945) und „Iwan der Schreckliche II“ (1958 posthum veröffentlicht).
Greenaway schildert die zehn Tage, die Eisenstein zwischen dem 21. und 31. Oktober 1931 in Guanajuato verbrachte und die, so Eisenstein „Eisenstein erschütterten“. Er versucht, den Film zu drehen, sich mit der ihm fremden mexikanischen Kultur, seiner Sexualität (im Film wird gesagt, dass Eisenstein in Guanajuato seine Homosexualität entdeckte und er so zu einem reiferen Menschen wurde, dessen späteren Filme empathischer seien) und den Finanziers des Films, die ein finanzielles Desaster epischen Ausmaßes befürchteten, auseinandersetzt.
Das inszeniert Greenaway mit der Energie eines jungen Mannes, der die Welt entdeckt, dabei auch nicht vor Klamauk und der großen, raumgreifenden Geste zurückschreckt und alles immer so schön übertreibt, wie wir es von Stummfilmen und frühen Tonfilmen kennen. So sehen die mexikanischen Banditen wie Operettenverbrecher aus, Eisenstein inszeniert sich zwischen Clown und Genie und Mexiko bereitet sich auf den Tag der Toten, einen riesigen Karneval der farbenfroh und lustbetont den Tod und das Leben zelebriert, vor. Immerhin hat Mexiko fließendes Wasser.
„Eisenstein in Guanajuato“ ist eine sehr vergnügliche, faktengesättigte Phantasie mit Eisenstein-Zitaten, die Lust macht, sich wieder (?) die Filme Eisensteins (die in „Eisenstein in Guanajuato“ in Ausschnitten gezeigt werden) anzusehen und sich mit dessen Leben und seinem gescheiterten Mexiko-Projekt (das bereits in mehreren Dokumentarfilmen behandelt wird) zu beschäftigen.