Neu im Kino/Filmkritik (kurz): Channing Tatum ist „Der Hochstapler – Roofman“

November 29, 2025

2004 versteckt Jeffrey Manchester (Channing Tatum) sich nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis in der großen Filiale einer bekannten Spielwarenkette. Der verheiratete ehemalige Army Ranger und mehrfache Vater war 2000 zu 45 Jahren Haft verurteilt worden . Er hatte über vierzig Überfälle auf Fastfood-Restaurants begangen. Normalerweise indem er sich in der Nacht über das Dach Zugang zu dem Geschäft verschaffte und das Geschäft ausraubte nachdem die Frühschicht kam.

Jetzt will er in dem „Toys „R“ Us“-Geschäft abwarten, bis die Polizei ihn nicht mehr sucht. Die Zeit verbringt er mit dem Ausprobieren des Spielzeugs, dem Essen der vorhandenen Snacks und dem Beobachten des Personals. Dabei verliebt er sich in Leigh Wainscott (Kirsten Dunst). Sie ist eine gläubige alleinerziehende Mutter. Nachdem er ihr einige aus dem Geschäft für einen Basar geklaute Geschenke bringt, lädt sie ihn zu einem Treffen in der Kirche ein. Sie beginnen sich öfter zu treffen. Dabei weiß Jeffrey, dass er das nicht tun sollte.

Die auf den ersten Blick etwas unglaubwürdige Geschichte beruht auf der wahren Geschichte von Jeffrey Allen Manchester. Derek Cianfrance inszenierte sie als sympathische Verbrecherschnurre und Liebesgeschichte. Solange man nicht zu genau über Jeffreys Taten nachdenkt, ist „Der Hochstapler – Roofman“ ein kurzweiliges Vergnügen.

Der Hochstapler – Roofman (Roofman, USA 2025)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance, Kirt Gunn

mit Channing Tatum, Kirsten Dunst, Peter Dinklage, Ben Mendelsohn, LaKeith Stanfield, Juno Temple, Melonie Diaz, Uzo Aduba, Lily Collias

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Der Hochstapler – Roofman“

Metacritic über „Der Hochstapler – Roofman“

Rotten Tomatoes über „Der Hochstapler – Roofman“

Wikipedia über „Der Hochstapler – Roofman“ (deutsch, englisch) und Jeffrey Manchester

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Light between Oceans“ (The Light between Oceans, USA 2016)


TV-Tipp für den 8. Februar: The Place beyond the Pines

Februar 7, 2020

Servus TV, 20.15

The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder

Musik: Mike Patton

Es beginnt mit dem Motorradstuntfahrer Luke, der Banken ausraubt, um seine Familie zu unterstützen. Eines Tages begegnet er einem jungen Polizisten.

„Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance erzählt hier keine durchgehende Geschichte. Sein Film ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin

Wiederholung: Sonntag, 9. Februar, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „The Place beyond the Pines“

Rotten Tomatoes über „The Place beyond the Pines“

Wikipedia über „The Place beyond the Pines“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Light between Oceans“ (The Light between Oceans, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Derek Cianfrances „The Light between Oceans“

September 8, 2016

Australien, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: der Kriegsveteran Tom Sherbourne (Michael Fassbender) nimmt eine Stelle als Leuchtturmwärter auf Janus Rock an. Er genießt die Einsamkeit, verliebt sich in Isabel Graysmark (Alicia Vikander) und heiratet sie. Sie zieht zu ihm auf die Insel, hat mehrere Fehlgeburten, eine, sehr symbolisch, in einer sturmumtosten Nacht, und – inzwischen läuft der Film schon eine Stunde – eines Tages wird ein Boot mit einem Toten und einem Baby an die Insel gespült. Tom will das Ereignis melden. Isabel überzeugt ihn, das Baby als ihr Kind auszugeben.

Jahre später, ihre Tochter ist inzwischen ein lebenslustiges Kind, entdeckt Tom, dass Hannah Roeennfeldt, die Mutter des Kindes (Rachel Weisz), auf dem Festland lebt und immer noch um ihr Kind trauert.

Bis es soweit ist, läuft „The Light between Oceans“ schon über neunzig Minuten und all das wird auch im offiziellen Kurzinhalt verraten. Im Trailer wird noch mehr verraten. Das wäre kein Problem. Ein langes Vorspiel kann die Vorbereitung für ein großes Finale sein. Dafür müssen die Ereignisse, die dorthin führen, nur interessant genug sein. Auch bei Derek Cianfrances Bestsellerverfilmung sind die emotionalen Konflikte und Trauma, mit denen Tom und Isabel und später Hannah sich auseinandersetzen müssen, groß genug, um locker ein halbes Dutzend Filme zu füllen.

Allerdings können wir sie in diesem Film nur intellektuell erfassen, während Michael Fassbender unbewegt aufs Meer blickt und die Treppe zum Leuchtturm hinauf- und hinabschreitet. Mal schneller, mal langsamer, mal mit aufgehender, mal mit untergehender Sonne. Das sieht zwar schön aus, wie alles in dem Film schön aussieht mit schönen Menschen in einer schönen Landschaft, aber es berührt emotional nicht. Es interessiert nicht. Das Drama, die Gefühle, die Sehnsüchte, die Ängste und Gewissenskonflikte entfalten sich sich nur im Kopf des Zuschauers, der sich dann auch noch sagen muss, ob er jetzt betroffen sein soll. Oder nicht.

Und wir erfahren über die Charaktere auch nicht mehr als nötig. So wissen wir über Tom nur, dass er Kriegsveteran ist. Über seine Kriegserlebnisse schweigt er sich aus. Auch ob sie ihn irgendwie berührten. Über sein früheres Leben erfahren wir auch nichts. Er könnte also schon immer ein introvertierter, verantwortungsbewusster, etwas steifer Einzelgänger gewesen sein. Auch über Isabel und Hannah erfahren wir nicht viel mehr. Das ist, weil wirklich nicht alles psychologisiert werden muss und nicht alles mit irgendwelchen Kindheitserlebnissen erklärt werden muss, nicht schlecht. So erfahren wir alles, was wir über Tom, Isabel und Hannah wissen müssen, aus ihren Taten.

Dummerweise tun sie während der gesamten Geschichte erschreckend wenig und zwischen den wichtigen Ereignissen – Heirat, Aufnahme des Findelkindes, zufällige Entdeckung der echten Mutter, die Entscheidung, ob die Mutter über den Aufenthaltsort ihres Kindes informiert werden soll und die Folgen dieser Entscheidung –, die ungefähr im Halbstundentakt passieren, passiert auch nichts, was wir nicht schon nach zwei Minuten wissen. Derek Cianfrance dehnt das dann auf halbe Stunden. Sein neuer Film, nach „Blue Valentine“ und „The Place beyond the Pines“, ist das filmische Äquivalent zum elend langen, schweigsamen Warten auf den nächsten Gang in einem Nobelrestaurant.

The Light between Oceans“ ist langweiliger, todernster, tieftrauriger, von seiner eigenen Bedeutsamkeit eingenommener Kitsch mit einem entsprechend kitschigem Ende, das auch Nicholas Sparks so hinbekommen hätte. Wobei die Sparks-Verfilmungen nie behaupten, wirklich gute und wichtige Filme zu sein, und so einen gewissen Unterhaltungswert haben, den ich hier nie entdeckte.

the-light-between-oceans-plakat

The Light between Oceans (The Light between Oceans, USA 2016)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance

LV: M. L. Stedman: The Light between Oceans, 2012 (Das Licht zwischen den Meeren)

mit Michael Fassbender, Alicia Vikander, Rachel Weisz, Bryan Brown, Jack Thompson, Leon Ford

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „The Light between Oceans“

Metacritic über „The Light between Oceans“

Rotten Tomatoes über „The Light between Oceans“

Wikipedia über „The Light between Oceans“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)


TV-Tipp für den 2. Juli: The Place beyond the Pines

Juli 2, 2016

RTL, 00.35

The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder

Musik: Mike Patton

Es beginnt mit dem Motorradstuntfahrer Luke, der Banken ausraubt, um seine Familie zu unterstützen. Eines Tages begegnet er einem jungen Polizisten.

Der immer noch neueste Film von „Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Ach ja: Ist eine TV-Premiere zu einer doofen Uhrzeit, aber nach dem Fußballspiel.

mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Place beyond the Pines“

Metacritic über „The Place beyond the Pines“

Rotten Tomatoes über „The Place beyond the Pines“

Wikipedia über „The Place beyond the Pines“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)


TV-Tipp für den 28. Januar: Blue Valentine – Vom Ende einer Liebe

Januar 28, 2014

WDR, 23.15

Blue Valentine (USA 2010, R.: Derek Cianfrance)

Drehbuch: Derek Cianfrance, Cami Delavigne, Joey Curtis

Die Liebesgeschichte von Dean (Ryan Gosling) und Cindy (Michelle Williams, Oscar-nominiert).

Feines Independent-Kino.

mit Ryan Gosling, Michelle Williams, Faith Wladyka, Mike Vogel

Hinweise

Film-Zeit über „Blue Valentine“

Moviepilot über „Blue Valentine“

Metacritic über „Blue Valentine“

Rotten Tomatoes über „Blue Valentine“

Wikipedia über „Blue Valentine“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond the Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)


TV-Tipp für den 5. Januar (und 6. Januar): Blue Valentine

Januar 5, 2014

 

ARD, 23.30

Blue Valentine (USA 2010, R.: Derek Cianfrance)

Drehbuch: Derek Cianfrance, Cami Delavigne, Joey Curtis

Die Liebesgeschichte von Dean (Ryan Gosling) und Cindy (Michelle Williams, Oscar-nominiert).

Feines Independent-Kino, das heute zu nachtschlafender Zeit seine TV-Premiere erlebt und einige Stunden später zu einer ordentlichen Uhrzeit gezeigt wird.

mit Ryan Gosling, Michelle Williams, Faith Wladyka, Mike Vogel

Wiederholung: Eins Festival, Montag, 6. Januar, 20.15 Uhr

Hinweise

Film-Zeit über „Blue Valentine“

Moviepilot über „Blue Valentine“

Metacritic über „Blue Valentine“

Rotten Tomatoes über „Blue Valentine“

Wikipedia über „Blue Valentine“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond the Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)

 

 


Neu im Kino/Filmkritik: Derek Cianfrance sinniert über Vater, Söhne und „The Place beyond the Pines“

Juni 13, 2013

 

Achtung: diese Besprechung enthält Spoiler, weil ich sonst nicht sinnvoll begründen kann, warum ich Probleme mit „The Place beyond the Pines“ habe. Wer allerdings absolut nichts wissen möchte, sollte jetzt mit dem Lesen aufhören.

Ookay…

The Place beyond the Pines“ ist nicht „Drive 2“ oder „Drive“ auf Motorrädern. Obwohl Ryan Gosling mitspielt.

The Place beyond the Pines“ ist auch nicht „GoodFellas“ in der Provinz. Obwohl Ray Liotta mitspielt.

The Place beyond the Pines“ ist auch nicht „We own the Night“ (Helden der Nacht). Obwohl Eva Mendes mitspielt.

Der neue Film von „Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.

Die erste Geschichte des Films erzählt von Luke (Ryan Gosling), einem Motorradfahrer, der auf Jahrmärkten mit seinen Motorradstunts Geld verdient. Als er nach einem Jahr in Schenectady (dem Irokesenwort für „Ort jenseits der Pinien“ und damit die wörtlich und metaphorische Erklärung des Filmtitels) wieder seinem One-Night-Stand Romina (Eva Mendes) begegnet, erfährt er auch zufällig, dass er inzwischen Vater ist. Nach kurzem Zögern nimmt er die Vaterrolle an. Romina, die den Hallodri zwar liebt, aber nicht als Vater sieht, ist davon überhaupt nicht begeistert. Außerdem hat sie inzwischen einen neuen Freund, der sich liebe- und verantwortungsvoll um ihr Baby kümmert.

Als Luke mit seinem Motorrad durch den Wald fährt, trifft er den Automechaniker Robin (Ben Mendelsohn), der früher auch als Bankräuber Geld verdiente. Sie tun sich zusammen und mit Banküberfällen kann Luke Geld für seinen Sohn besorgen.

Nach einem Streit trennen sich ihre Wege. Als Luke alleine einen Bankraub begeht, wird er von dem gleichaltrigen Polizisten Avery Cross (Bradley Cooper) in ein Einfamilienhaus verfolgt. In einem Feuergefecht tötet Avery Luke.

Damit endet die erste Geschichte von „The Place beyond the Pines“, die als stilisiertes, noirisches Gangsterdrama überzeugt.

Die zweite Geschichte erzählt von Avery, der, wie Luke, versucht seinen Weg zu finden. Sein Vater (Harris Yulin) ist ein einflussreicher Richter, der ihm den Weg in die höchsten Ämter ebnen könnte. Aber Avery möchte als Polizist arbeiten. Er ist verheiratet und hat, wie Luke, einen kleinen Sohn. Nach dem Schusswechsel ist er der Held des Tages. Detective Deluca (Ray Liotta) und seine Kollegen wollen das zünftig feiern. Sie stehlen bei Romina Geld, das Luke ihr nach einem Banküberfall gegeben hat. Kurz gesagt: sie nehmen ihn in ihr korruptes Netzwerk auf. Dummerweise hat Avery Skrupel und, nach kurzem Zögern entschließt er sich, gegen die Kollegen vorzugehen. Damit ebnet er zuerst in der Polizeihierarchie seinen Weg nach oben. Danach, wie ihm auch sein Vater empfohlen hatte, in der Politik.

Diese Geschichte, ein Polizeifilm mit kleiner Polit-Beigabe, ist deutlich weniger stilisiert und spiegelt immer wieder die erste Geschichte. Denn Luke und Avery sind gleichaltrig, haben ein Baby und versuchen die Vaterrolle wahrzunehmen.

Die dritte Geschichte beginnt mit einem Zwischentitel: „15 Jahre später“. Derek Cianfrance sagt dazu: „Die ersten beiden Akte sind wie ein Prolog des dritten. Dann erst geht es um das Vermächtnis. Teil drei ist das Herz des Films.“

Auf der Highschool begegnen sich die Söhne von Luke und Avery. Beide sind Outsider an der Schule und haben Probleme. Averys Sohn AJ (Emory Cohen) stachelt Lukes Sohn Jason (Dane DeHaan) zu einem Drogendiebstahl an. Die Drogen sollen der Party in Averys Villa Haus den nötigen Pep geben. Während der Party erfährt Jason, dass der Hausherr, der gerade als Justizsenator für den Staat New York kandidiert, vor fünfzehn Jahren seinen Vater tötete.

Diese Geschichte (dessen Ende ich jetzt – etwas Spannung muss ja bleiben – nicht verraten werde) ist ein mit nervöser Handkamera und immer nah an den Protagonisten gedrehtes Jugenddrama, in dem es auch um die Frage geht, wie sehr das Erbe der Väter in den Söhnen enthalten ist. Also: sind AJ und Jason nur Kopien ihrer Väter oder eigenständige Personen? Wiederholen sich die Ereignisse von vor fünfzehn Jahren?

Auch wenn für Cianfrance diese Geschichte das Herz des Films ist, ist sie für mich die schwächste Geschichte des Films.

Die stärkste Geschichte ist die Geschichte von Luke, die als stilisierter, bildgewaltiger Noir begeistert und eine wortkarge, mythisch überhöhte Hauptfigur hat. Allein schon die ersten Minuten, wenn die Kamera Luke, in einer fünfminütigen Einstellung, von seinem Wohnwagen über den Jahrmarkt bis zu seinem Auftritt in einer Metallkugel verfolgt, sind großes Kino. Oder wenn Luke, ebenfalls in einer einzigen Einstellung, eine Bank überfällt und auf seinem Motorrad vor der Polizei flüchtet. Am Ende des ersten Teils dachte ich, dass Luke jetzt eigentlich nicht tot sein kann. Immerhin ist in dem Moment gerade mein Held gestorben. Aber ich war bereit – wie es Hitchcock meisterlich in „Psycho“ gemacht hat und was auch Cianfrance in seinem Film tun wollte – den Wechsel des Protagonisten zu akzeptieren. Zwar ist der ehrliche Polizist Avery Cross ein wesentlich langweiligerer Charakter, aber immerhin steht er vor einigen schwierigen moralischen Herausforderungen und er versucht sich von seinem Vater zu emanzipieren.

Aber bei der dritten Geschichte, mit zwei neuen Protagonisten und einem weiteren Genrewechsel, verlor ich dann das Interesse. Immerhin wurde mir jetzt zum dritten Mal, mit anderen Charakteren und in einem anderen Setting, die gleiche Geschichte vorgesetzt.

Außerdem hat die Fixierung auf das Verhältnis von Vätern zu ihren Söhnen in „The Place beyont the Pines“ schon etwas pathologisches. Vor allem, weil die Söhne anscheinend dazu verdammt sind, das Leben und damit auch die Fehler ihrer Väter zu wiederholen. Als ob alles in den Genen festgelegt ist. Immerhin gibt es auch äußere Umstände, die Gesellschaft, das soziale Umfeld, andere Vorbilder, Erziehung, Mütter und jeder Mensch kann zwischen verschiedenen Handlungen wählen. Weil in „The Place beyond the Pines“ sich allerdings alles um Väter und Söhne dreht, wird jede Handlung von Luke, Avery, AJ und Jason über ihr Verhältnis zu ihren biologischen Vätern erklärt und quasi-deterministisch über mehrere Generationen fortgeschrieben. Das ist storytechnisch zwar konsequent durchgespielt, aber auch – für mich, der diesen Determinismus verneint – befremdlich und spätestens bei der dritten Wiederholung redundant.

The Place beyond the Pines - Plakat

The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder

Musik: Mike Patton

mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin

Länge: 146 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Place beyond the Pines“

Metacritic über „The Place beyond the Pines“

Rotten Tomatoes über „The Place beyond the Pines“

Wikipedia über „The Place beyond the Pines“ (deutsch, englisch)

und noch zwei nicht unbedingt spoilerfreie Interviews mit Regisseur Derek Cianfrance zum Film