TV-Tipp für den 28. Juni: In der Nacht des 12.

Juni 27, 2025

ZDF, 23.00

In der Nacht des 12. (La nuit du 12, Frankreich/Belgien 2022)

Regie: Dominik Moll

Drehbuch: Gilles Marchand, Dominik Moll

LV: Pauline Guéna: 18.3: Une année à la PJ, 2021 (Sachbuch; eigentlich keine Verfilmung, sondern eher „lose inspiriert von einem in der Reportage geschildertem Mord“)

Am 12. Oktober 2016 wird in Saint-Jean-de-Maurienne eine junge Frau auf dem Heimweg von einer Feier mit Benzin übergossen und angesteckt. Yohan und sein Team suchen den Mörder.

TV-Premiere. Polizeithriller, der einen präzisen und nüchternen Einblick in die alltägliche Polizeiarbeit gibt.

Dabei wird, wie Moll schon am Filmanfang verrät, der Fall nicht aufgeklärt. Dieses Ende gefällt nicht jedem.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Bastien Bouillon, Bouli Lanners, Pauline Serieys, Théo Cholbi, Johann Dionnet, Thibaut Evrard, Anouk Grinberg

Hinweise

AlloCiné über „In der Nacht des 12.“

Moviepilot über „In der Nacht des 12.“

Rotten Tomaotes über „In der Nacht des 12.“

Wikipedia über „In der Nacht des 12.“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Dominik Molls „Die Verschwundene“ (Seules les bêtes, Frankreich/Deutschland 2019)

Meine Besprechung von Dominik Molls „In der Nacht des 12.“ (La nuit du 12, Frankreich/Belgien 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Polizeibericht: Mord „In der Nacht des 12.“

Januar 13, 2023

https://www.youtube.com/watch?v=dYW9fqo4zoM

Dominik Moll („Lemming“, „Die Verschwundene“) beginnt seinen neuen Film mit einer Warnung, die ich noch verschärfen möchte. Moll sagt, er schildere in „In der Nacht des 12.“ einen Mordfall, den die Polizei nicht aufklärt. Er verschweigt allerdings, was mich nicht besonders störte, dass auch wir Zuschauer am Ende den Täter nicht kennen. Damit ähnelt sein Kriminalfilm David Finchers „Zodiac“. Fincher erzählt die wahre und vor allem in den USA allgemein bekannte Geschichte der Jagd nach dem Zodiac-Killer, die nie zu einer Verhaftung führte.

Molls Film beginnt am 12. Oktober 2016. In der Nacht wird in Saint-Jean-de-Maurienne eine junge Frau auf dem Heimweg von einer Feier mit Benzin übergossen und angesteckt. Yohan und sein Team werden von Grenoble in den Ort in den französischen Alpen geschickt. Sie sollen den Fall lösen.

Moll schildert in seinem spannendem Polizeifilm peinlich genau die Ermittlungen ablaufen. Die Befragungen der Eltern, Freundinnen und der vielen Männern, mit denen die Ermordete befreundet war (und Sex hatte), die daraus entstehenden Verdachtsmomente, die Gespräche der Ermittler untereinander über den Fall und, immer wieder, das Erstellen der Protokolle stehen im Mittelpunkt des Films. Es ist unglamouröse Routine. Dazu gehört auch der tägliche Kampf mit Budgetbeschränkungen und streikenden Kopierern. Einige, wenige Einblicke in das Privatleben der Polizisten und wie sie mit dem Fall versuchen umzugehen, runden das Bild ab. Aber weitgehend bleibt Moll bei der nüchternen Schilderung der Ermittlungen – und wir Zuschauer fragen uns selbstverständlich von der ersten Minute an, wer der Täter sein könnte und, noch mehr, wo die Polizei Fehler machte, die eine Aufklärung verhindern.

In der Nacht des 12.“ ist ein gerade wegen seiner Herangehensweise spannender und ungewöhnlicher Krimi. Die Spannung entsteht aus dem präzisen und nüchternen Einblick in die alltägliche Polizeiarbeit.

In der Nacht des 12. (La nuit du 12, Frankreich/Belgien 2022)

Regie: Dominik Moll

Drehbuch Gilles Marchand, Dominik Moll

LV: Pauline Guéna: 18.3: Une année à la PJ, 2021 (Sachbuch; eigentlich keine Verfilmung, sondern eher „lose inspiriert von einem in der Reportage geschildertem Mord“)

mit Bastien Bouillon, Bouli Lanners, Pauline Serieys, Théo Cholbi, Johann Dionnet, Thibaut Evrard, Anouk Grinberg

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „In der Nacht des 12.“

Moviepilot über „In der Nacht des 12.“

Rotten Tomaotes über „In der Nacht des 12.“

Wikipedia über „In der Nacht des 12.“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Dominik Molls „Die Verschwundene“ (Seules les bêtes, Frankreich/Deutschland 2019)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Aus Colin Niels „Nur die Tiere“ wird Dominik Molls „Die Verschwundene“

Oktober 8, 2021

https://www.youtube.com/watch?v=45mofqtaMUQ

Am 19. Januar verschwindet Évelyne Ducat, die Frau eines aus der Gegend stammenden vermögenden Geschäftsmanns. Ihr Wagen steht an einer Landstraße im Schnee. Die Suche der Polizei verläuft ergebnislos.

Dagegen erfahren wir in Colin Niels Noir „Nur die Tiere“ und in Dominik Molls kongenialer Verfilmung des Romans, die bei uns unter dem Titel „Die Verschwundene“ in den Kinos läuft, was passierte. Dabei entfaltet die Geschichte sich nicht chronologisch, sondern aus verschiedenen, nacheinander erzählten Perspektiven. Diese Erzählungen überlappen sich zeitlich teilweise. Und sie ergeben ein düsteres Porträt des französischen Landlebens im Zentralmassiv. Die Höfe liegen weit auseinander. Das Einkommen der Landwirte ist kärglich. Jedenfalls bei den Landwirten, die Alice als Sozialarbeiterin besucht. Auch ihr gehört ein Hof. Er wird von ihrem Mann Michel betrieben. Ihre Ehe – beide sind Mttvierziger – ist im Alltag erstarrt.

Einer ihrer Kunden ist der allein lebende Joseph. Er ist auch ihr Geliebter; wobei die Initiative dafür von ihr ausging. Er hat – soviel kann verraten werden – Évelyne nicht ermordet. Allerdings entdeckt er Évelynes auf seinem Hof hingelegte Leiche, versteckt sie spontan in seiner Scheune und baut eine Beziehung zu der langsam verwesenden Leiche auf.

Eine andere Person, die eine Beziehung zur verschwundenen Évelyne hat, ist Marion. Die Mittzwanzigerin verliebt sich in die Endvierzigerin und zieht wegen ihr ins Zentralmassiv. Évelyne ist über das plötzliche Auftauchen ihrer Geliebten nicht begeistert. Sie möchte die Beziehung sofort beenden.

Niel wählte für seinen Noir eine ungewöhnliche Struktur. Er lässt seine Figuren ihre Geschichte erzählen und ordnet sie so an, dass sie auch immer mehr Hintergründe über Évelynes Verschwinden enthüllen. In einem Roman, der sich wie eine Sammlung von lose miteinander verbundenen Kurzgeschichten liest, funktioniert das ganz gut. Immerhin hängen die Erzählungen miteinander zusammen und jede Figur sucht nach Liebe. Es ist allerdings auch eine Struktur, die nur schwer in einen Film übertragen werden kann. So wird Alice, die Erzählerin der ersten Geschichte, zunehmend unwichtiger. Und Marions Geschichte spielt vor Èvelynes Verschwinden. Sie hat nur sehr wenige Berührungspunkte mit den anderen Geschichten. Sie ist allerdings sehr wichtig, um Évelynes Verschwinden zu verstehen.

Die aus den unterschiedlichen Perspektiven entstehende Geschichte von Èvelynes Ermordung ist auch eine Abhandlung über die Macht des Zufalls. Denn die verschiedenen Handlungen haben hier immer wieder Konsequenzen, die die handelnden Personen nicht wollten oder von denen sie nichts wissen. So hat Marion keine Ahnung, was ihr Auftauchen in der Provinz auslöst.

Wie in dem ebenfalls diese Woche im Kino angelaufenem Horrorfilm und Cannes-Gewinner „Titane“, geht es in „Nur die Tiere“/“Die Verschwunden“, wie gesagt, um die Suche nach Liebe und den seltsamen Wegen, die sie geht. Dabei akzeptieren die Macher vorbehaltlos jede Form von Liebe zu anderen ‚Menschen‘. Aber während das in „Titane“ nur eine lose, fast schon bemühte Interpretionsklammer ist, wird dieses Thema in „Nur die Tiere“/“Die Verschwundene“ erzählerisch stringenter, geschlossener und mit stärker in der Realität verhafteten Personen und Ereignissen erzählt. Umso verstörender sind dann die von Joseph und Michel gewählten Objekte der Begierde.

Dominik Moll („Lemming“, „Der Mönch“) übertragt den Roman und seine eigentlich unverfilmbare Struktur und Erzählweise gelungen auf die Leinwand. Dabei verändert er einiges, aber er bleibt bei seiner Interpretation immer nah an der Vorlage.

Am Ende haben wir einen sehenswerten Film und einen lesenswerten Roman.

Die Verschwundene (Seules les bêtes, Frankreich/Deutschland 2019)

Regie: Dominik Moll

Drehbuch: Dominik Moll, Gilles Marchand

LV: Colin Niel: Seules les bêtes, 2017 (Nur die Tiere)

mit Denis Ménochet, Valeria Bruni Tedeschi, Laure Calamy, Damien Bonnard, Nadia Tereszkiewicz, Bastien Bouillon, Guy Roger ‚Bibisse‘ N’drin

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Colin Niel: Nur die Tiere

(übersetzt von Anne Thomas)

Lenos Verlag, 2021

288 Seiten

16 Euro

Originalausgabe

Seules les bêtes

Éditions du Rourgue, 2017

Demnächst

Colin Niel: Unter Raubtieren

(übersetzt von Anne Thomas)

Lenos Verlag, 2021

360 Seiten

24 Euro

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

AlloCiné über „Die Verschwundene“

Filmportal über „Die Verschwundene“

Moviepilot über „Die Verschwundene“

Rotten Tomatoes über „Die Verschwundene“

Wikipedia über „Die Verschwundene“ (deutsch, englisch, französisch) und Colin Niel 

Perlentaucher über „Nur die Tiere“