Neu im Kino/Filmkritik: Raus aus dem Club Med und „Voll ins Leben“

September 17, 2023

Sein gesamtes Leben verbrachte Tridan Lagache (Dany Boon) im Club Med. Mit fünfzig Jahren beschließt der Gentil Organisateur, während seiner Midlife Crisis, dass er nach Paris fliegen und seine große Liebe Violette Charmet wieder treffen will. Als Achtjährige verbrachten sie einige gemeinsame Tage im Club Med. Nach dem Urlaub flog sie mit ihrer Familie wieder zurück nach Frankreich. Seitdem hörte er nichts mehr von ihr.

Schon der Flug nach Paris gestaltet sich abenteuerlich. Denn Tridan betrachtet alles durch die Club-Med-Brille und der dort üblichen Freundlichkeit des Personals gegenüber den Gästen. In Paris trifft er dann mit seiner atemberaubenden Weltfremdheit auf das normale Großstadtleben. Und auf seinen Halbbruder Louis (Kad Merad). Der will den Naivling möglichst schnell wieder loswerden. Dafür spannt er seine Freundin Roxane (Charlotte Gainsbourg) ein. Sie soll Tridan überzeugen, dass sie Violette ist und nichts mehr von ihm wissen will.

Das ist Louis‘ Plan. Doch dann findet Roxane Tridan ganz sympathisch.

Voll ins Leben“ ist eine herzige französische Komödie mit einer ziemlich unrealistischen Prämisse. Denn Danny Boons Gentil Organisateur ist kein normaler Animateur, sondern ein Kaspar Hauser, der anscheinend in fünfzig Jahren nie die Hotelanlage verlassen hat. Er spielt ein Kind im Körper eines Fünfzigjährigen. Sein Drehbuch baut diese Prämisse konsequent und liebevoll aus. Gleichzeitig erzählt er einiges über das moderne Leben und die Liebe. Kad Merad, mit dem er in „Willkommen bei den Sch’tis“ zusammen spielte, spielt das absolute Gegenteil von Danny Boon. Und Charlotte Gainsbourg darf einfach eine offenherzig sexbesessen, sehr fröhliche und lebensbejahrende Frau spielen. Sie ist die große Überraschung des Films.

Der Zusammenprall dieser vollkommen gegensätzlichen Welten sorgt selbstverständlich für einige Lacher; – wie schon in „Willkommen ein den Sch’tis“, einem anderen von Danny Boon geschrienen und inszenierten Komödie. Sie ist in Frankreich bis heute der erfolgreichste französische Film aller Zeiten.

Voll ins Leben (La vie pour de vrai, Frankreich/Belgien 2023)

Regie: Dany Boon

Drehbuch: Dany Boon

mit Dany Boon, Kad Merad, Charlotte Gainsbourg, Maxime Gasteuil, Caroline Anglade, Aurore Clément, Gaël Raës, Sarah Boon, Maybelle Billa Snodgrass, Tatiana Gousseff, Valerie Crouzet

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Voll ins Leben“

AlloCiné über „Voll ins Leben“

Wikipedia über „Voll ins Leben“ (englisch, französisch)

Meine Besprechung von Dany Boons „Super-Hypochonder“ (Supercondriaque, Frankreich 2013)