Neu im Kino/Filmkritik: „Wo die Lüge hinfällt“ gibt es Liebe

Januar 19, 2024

Die erste Begegnung ist fantastisch. Der berühmte Funke springt sofort über zwischen Bea (Sydney Sweeney) und Ben (Glen Powell). Der Morgen danach ist ein Desaster. Zuerst schleicht Bea sich aus Bens Wohnung. Dann muss sie hören, wie Ben vor seinem besten Freund Pete (GaTa) über sie herzieht. Danach will Bea, die nur einen kleinen Teil des Gesprächs belauschte, nichts mehr von Ben wissen. Währenddessen fragt Ben sich, warum er nichts mehr von Bea hört.

Ein halbes Jahr später treffen sie sich wieder. In Sydney soll die Hochzeit von Beas Schwester und Petes Schwester stattfinden. In den Monaten seit ihrer ersten Begegnung ist aus dem frühmorgendlichem Missverständnis abgrundtiefer Hass geworden. Ihre gegenseitige Abneigung ist so groß, dass sie die Hochzeitsfeierlichkeiten gefährden könnten. Deshalb und weil sie offensichtlich füreinander bestimmt sind, versuchen das Brautpaar, deren Eltern und Beas und Bens Freunde sie zusammenzubringen.

Das führt zu einigen peinlichen Situationen. Und etwas Spaß. Denn Bea und Ben haben die Absichten der anderen schnell durchschaut. Trotzdem spielen sie für die anderen ein heftig verliebtes, hemmungslos turtelndes Paar. Am Anfang ist das für sie der einfachste Weg, unbeschadet durch das Wochenende und die Anforderungen und Wünsche der anderen, wozu auch frühere Liebschaften von Bea und Ben gehören, zu kommen. Gleichzeitig ahnen alle anderen, dass Bea und Ben das Liebespaar nur spielen. Aber sie sind überzeugt, dass Bea und Ben ein Liebespaar werden. Denn was sich liebt das neckt sich.

Dieser von William Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ (Much Ado About Nothing) inspirierte Liebesreigen schöner Menschen ohne finanzielle Probleme findet vor sonniger Postkartenkulisse statt. Es gibt etwas Herzschmerz, etwas Comedy, gut aufgelegte Schauspieler und für US-amerikanische RomCom-Verhältnisse erstaunlich viel nackte Haut. In den notorisch prüden USA gab es für diese jugendgefährdenden Momente ein R-Rating. Bei uns ist der Liebesfilm ab 0 Jahre freigegeben. Und das ist eine überraschend niedrige, aber vollkommen okaye Freigabe.

Regisseur Will Gluck, der vorher die beiden „Peter Hase“-Filme inszenierte, inszenierte seinen neuen Film ziemlich straff entlang des von ihm und Ilana Wolpert geschriebenen Drehbuchs. Das verschont uns vor länglichen Improvisationen des Ensembles, die die Geschichte für nichts und wieder nichts verlangsamen.

In der mild selbstironischen RomCom „Wo die Lüge hinfällt“ vergeht die Zeit ziemlich schnell und angenehm. Das liegt vor allem an den beiden gut aussehenden, überaus sympathischen Hauptdarsteller, die prächtig miteinander harmonisieren. Die Konventionen des Genres werden erfüllt und es gibt ein, zwei kleine Neuerungen, wie dass hier zwei Frauen heiraten oder die Eltern Joints rauchen.

RomCom-Fans sollte „Wo die Lüge hinfällt“ gefallen. Und wer danach in Sydney Sweeney verknallt ist, kann sie in den kommenden Wochen in zwei gänzlich anderen Filmen bewundern.

Am 8. Februar startet das sehenswerte, auf einem wahren Fall basierende, minimalistische Drama „Reality“. Sidney Sweeney spielt überzeugend die titelgebende Whistleblowerin Reality Winner.

Eine Woche später, am 14. Februar, startet „Madame Web“, ein Marvel-Film und der vierte Film in Sony’s Spider-Man Universe. In dem Superheldenfilm spielt Sweeney Spider-Woman Julia Carpenter.

Wo die Lüge hinfällt (Anyone but You, USA 2023)

Regie: Will Gluck

Drehbuch: Will Gluck, Ilana Wolpert

mit Sydney Sweeney, Glen Powell, Alexandra Shipp, GaTa, Hadley Robinson, Michelle Hurd, Dermot Mulroney, Darren Barnet, Rachel Griffiths, Bryan Brown, Charlee Fraser, Joe Davidson

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Wo die Lüge hinfällt“

Metacritic über „Wo die Lüge hinfällt“

Rotten Tomatoes über „Wo die Lüge hinfällt“

Wikipedia über „Wo die Lüge hinfällt“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Will Glucks „Annie“ (Annie, 2014)