TV-Tipp für den 16. Januar: Der Vampir auf der Couch

Januar 15, 2022

3sat, 22.00

Therapie für einen Vampir (Der Vampir auf der Couch, Österreich/Schweiz 2014)

Regie: David Ruehm

Drehbuch: David Ruehm

Graf Geza von Kösznöm, ein Vampir, hat psychische Probleme. Also geht er zum Therapeuten Sigmund Freud. Dort entdeckt er ein Bild von einer Frau, die ein Ebenbild seiner großen, schon vor Jahrhunderten gestorbenen großen Liebe ist. Und ungefähr in dem Moment beginnt alles ein wenig aus dem Ruder zu laufen.

TV-Premiere – längst überfällig; und hoffentlich der Beginn einer kleinen Wiederentdeckung dieser herrlich biss- und therapiefreudigen Komödie mit einer ordentlichen Portion Wiener Schmäh.

eine gelungene Screwball-Comedy“ (Lexikon des internationalen Films)

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tobias Moretti, Jeanette Hain, Cornelia Ivancan, Dominic Oley, David Bennent, Karl Fischer, Ernie Mangold, Lars Rudolph, Anatole Taubman, Julia Jelinek

Hinweise

Moviepilot über „Therapie für einen Vampir“

Wikipedia über „Therapie für einen Vampir“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David Ruehms „Therapie für einen Vampir“ (Der Vampir auf der Couch, Österreich/Schweiz 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Migrantigen“ sind waschechte Wiener

September 8, 2017

Benny und Marko sind waschechte Wiener Jungs. Als sie auf einem Sofa abhängen, spricht sie eine TV-Reporterin an. Sie möchte von ihnen gerne einige Originaltöne zum Leben im Rudolfsgrund, einem multikulturellen Stadtteil in Wien, haben. Benny und Marko geben ihr die gewünschten Zitate in dem von ihr erwarteten Ghettoslang. Sie ist begeistert.

Was sie nicht ahnt, ist dass Benny ein Schauspieler ist, der nicht immer arabische Taxifahrer spielen will. Sein Kumpel Marko ist Werber und hat eine schwangere Freundin. Finanziell einträglich ist im Moment keiner ihrer Jobs. Und als die TV-Journalistin Marlene Weizenhuber sie fragt, ob sie eine Reportage über sie, also die von ihnen spontan erfundenen Alter Egos Omar und Tito, zu machen, sind sie einverstanden. Schließlich soll ihre Arbeit bezahlt werden.

Dabei haben Benny und Marko als stinknormale, bürgerliche Kinder überhaupt keine Ahnung vom Verbrecherleben.

Die Migrantigen“ von Arman T. Riahi ist eine angenehm respektlose Komödie, die lustvoll mit den Klischees und Vorurteilen spielt und auch zeigt, wie Medien das Klima in einem Viertel verändern können. Denn der Rudolfsgrund ist ein Musterbeispiel für das gelingende Zusammenleben verschiedener Kulturen und für eine funktionierende Gemeinschaft. Die Migranten sind Wiener durch und durch. Alles ist in Ordnung, bis Marlene Weizenhuber mit ihren Reportagen das Viertel, entsprechend ihren Vorurteilen, als sozialen Brennpunkt und Hort des Verbrechens mit Schutzgelderpressung, Drogenhandel und Bandenkriegen porträtiert und damit das gesellschaftliche Klima im Viertel vergiftet. Das funktioniert, bis Benny und Marko ihr Gewissen entdecken (ihre Freunde halfen dabei) und sie, zusammen mit den Rudolfsgrundlern, zurückschlagen.

Riahis Spielfilmdebüt ist unter seiner rauhen Oberfläche ein Feelgood-Movie, das etwas zu sehr zu den bereits Überzeugten predigt.

Die Migrantigen (Österreich 2017)

Regie: Arman T. Riahi

Drehbuch: Arman T. Riahi, Aleksandar Petrovic, Faris Rahoma

mit Faris Rahoma, Aleksandar Petrovic, Doris Schretzmayer, Daniela Zacherl, Zuah A. Sokolovic, Mehmet Ali Salman, Maddalena Hirschal, Mahir Jamal, Julia Jelinek, Rainer Wöss, Dirk Stermann, Josef Hader

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Migrantigen“

Wikipedia über „Die Migrantigen“


Neu im Kino/Filmkritik: „Therapie für einen Vampir“, bei Dr. Freud höchstpersönlich

September 11, 2015

Der Vampir fühlt sich unwohl.
Der Vampir geht zum Therapeuten und erzählt ihm, dass er lebensüberdrüssig sei (was ja nach einigen Jahrhunderten vorkommen kann), dass er sich nicht mehr im Spiegel ansehen könne (bekannte Vampirkrankheit) und er Probleme mit seiner Frau habe, was in den besten Familien vorkommt.
Der Therapeut bemerkt nicht, wer sein Patient ist. Auch die ungewöhnlichen Therapiestunden irritieren ihn nicht. Denn die Leute kommen ja zu ihm, weil sie Probleme haben. Da ist der Wunsch nach Treffen nach Sonnenuntergang nicht weiter schlimm.
Der Therapeut ist Dr. Sigmund Freud und „Therapie für einen Vampir“ spielt folgerichtig im Wien der frühen dreißiger Jahre und natürlich ist David Ruehms Film ein herrlicher Wiener Schmäh, bei dem niemand über irgendetwas erstaunt ist, während der Filmfan sich in den Anspielungen suhlen kann. Vor allem nachdem der Vampir, ein Graf, sich in die Freundin von einem Mitarbeiter Sigmund Freuds verliebt. Lucy ist das Ebenbild seiner schon vor Jahrhunderten verstorbenen großen Liebe. Deren Freund ist ein Maler, in den sich die Gräfin auf einem ihrer nächtliche Streifzüge verliebt. Was sie nicht davon abhält, eifersüchtig zu sein.
Neben dem todernst präsentiertem Beziehungsgerangel (das dadurch natürlich noch witziger wird) punktet der Film mit seinen pointierten Einzeilern und Dialogen und seiner Ausstattung. Gedreht wurde im Studio am Wiener Rosenhügel, das auch immer als Studio erkennbar bleibt, weil die Horrorfilme der dreißiger Jahre auch im Studio gedreht wurden. Die Computertricks versuchen das überhaupt nicht zu verschleiern, sondern sie verstärken das wohlige Retro-Gefühl dieser bissfreudigen Liebeskomödie.

Therapie für einen Vampir - Plakat - 4

Therapie für einen Vampir (Der Vampir auf der Couch, Österreich/Schweiz 2014)
Regie: David Ruehm
Drehbuch: David Ruehm
mit Tobias Moretti, Jeanette Hain, Cornelia Ivancan, Dominic Oley, David Bennent, Karl Fischer, Ernie Mangold, Lars Rudolph, Anatole Taubman, Julia Jelinek
Länge: 87 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Homepage zum Film
Film-Zeit über „Therapie für einen Vampir“
Moviepilot über „Therapie für einen Vampir“