Neu im Kino/Filmkritik: „Bad Boys for Life“ – auch ohne Michael Bay im Michael-Bay-Stil

Januar 16, 2020

Seit Jahren war ein neuer „Bad Boys“-Film im Gespräch. Mitte der neunziger Jahre war die Buddy-Actionfilmkomödie, in der zwei Polizisten in Miami Verbrecher jagen und, garniert mit vielen dummen Sprüchen, eine Spur der Verwüstung hinterlassen, ein Kassenhit. Die Fortsetzung „Bad Boys II“ ebenso. Die beiden Hauptdarsteller der ersten beiden „Bad Boys“-Filme, Will Smith und Martin Lawrence, waren danach Stars, die für den dritten „Bad Boys“-Film „Bad Boys for Life“ wieder in die vertrauten Rollen schlüpften. „Bad Boys“ war 1995 auch der Beginn der Spielfilmkarriere von Michael Bay. Bis dahin inszenierte er Musik-Videos. Schon in seinem ersten Spielfilm war ihm die knallig-bunte Oberfläche wichtiger als der Inhalt. Er inszenierte auch „Bad Boys II“. Im dritten „Bad Boys“-Film hat er nur ein Cameo.

Sein indirekter Einfluss ist allerdings vom ersten bis zum letzten Bild unübersehbar. Optisch und inhaltlich ist der von Adil El Arbi und Bilall Fallah inszenierte Film Vintage-Michael-Bay. Sie und ihr Kameramann Robrecht Heyvaert sind Fans von Bay und imitieren seinen Stil perfekt. Leider. Denn so ist „Bad Boys for Life“, mit verwirrenden Schnitten im Sekundentakt, von der ersten bis zur letzten Sekunde nur ein nerviges Vehikel für die beiden vor sich hin blödelnden Stars Will Smith und Martin Lawrence.

Smith spielt den Action liebenden Polizisten und Single Mike Lowrey. Sein Partner Marcus Burnett, gespielt von Martin Lawrence, war schon immer der ruhigere Gegenpart mit Frau und Kindern. Inzwischen will der Familienmensch aus dem Polizeidienst ausscheiden. Trotz ihres titelgebenden Schwurs, dass sie Bad Boys for Life seien.

Vor dem Ruhestand müssen sie noch einen Fall lösen. Ob es wirklich ihr letzter Fall ist, ober ob es doch noch einen vierten „Bad Boys“-Film gibt, hängt vom Einspielergebnis ab.

In Mexiko wird Isabel (Kate Del Castillo) aus dem Gefängnis befreit. Die Witwe eines Drogenbarons will sich mit der Hilfe ihres Sohns Sohn Armando (Jacob Scipio) an Lowrey und allen anderen Männern, die für den Tod ihres Mannes und ihren Gefängnisaufenthalt verantwortlich sind, rächen. Während sie in Mexiko-Stadt als Hexe die bösen Geister beschwört, bringt Armando in Miami, oft verkleidet als Motorradfahrer, die Männer um.

Lowrey und Burnett wollen die Armando und Isabel schnappen. Dabei soll ihnen eine neue Spezialeinheit helfen. Weil diese Spezialeinheit bei ihren Ermittlungen auch Computer und Drohnen verwendet, wird ein Konflikt zwischen Old School und New School herbeigeredet, der spätestens nach fünf Minuten in einem Bleigewitter versenkt wird.

Seien wir ehrlich: für alle, die nicht eine regelmäßige Dosis an Michael-Bay-Exzess brauchen, ist „Bad Boys for Life“ ein irgendwo in der Pubertät stecken gebliebenes Desaster, das jeden auch nur halbwegs interessanten Gedanken einem Shot auf einen gut proportionierten jungen, spärlich bekleideten Frauenkörper opfert. Die Action ist eher spärlich gesät. Meist spielt sie in dunklen Räumen, in denen man kaum verfolgen kann, wer wann wo gegen wen kämpft und ballert. Wenn die Action dann tagsüber auf offener Straße spielt, ist sie so zerschnitten, dass sie kaum verfolgt werden kann. Beeindruckend ist das nicht.

Die Story selbst war schon in den vorherigen „Bad Boys“-Filmen nicht der Grund, sich die Filme anzusehen. Das hat sich in „Bad Boys for Life“ nicht geändert. Sie ist ein löchriges Nichts, das jeden Gedanken an Logik und Plausibilität ignoriert. Wenn gegen Ende des Films die Beziehung zwischen Isabel und Lowrey enthüllt wird, sorgt das eher für ein ungläubig-genervtes Augenrollen. Bis dahin gelingt es dem Film, jeglichen interessanten Ansatz, der irgendwann einmal in irgendeiner Fassung des Drehbuchs vorhanden war, in einem Bildgewitter untergehen zu lassen.

Mit „Bad Boys for Life“ setzt Will Smith die Serie seiner enttäuschenden bis schlichtweg misslungenen Leinwandauftritte fort.

Bad Boys for Life (Bad Boys for Life, USA 2020)

Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah

Drehbuch: Peter Craig, Joe Carnahan, Chris Bremner (nach einer Geschichte von Peter Craig und Joe Carnahan, basierend auf von George Gallo erfundenen Figuren)

mit Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Charles Melton, Paola Nunez, Kate Del Castillo, Nicky Jam, Joe Pantoliano, Theresa Randle, Jacob Scipio, Khaled

Länge: 124 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Bad Boys for Life“

Metacritic über „Bad Boys for Life“

Rotten Tomatoes über „Bad Boys for Life“

Wikipedia über „Bad Boys for Life“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Idris Elba vollbringt „Keine gute Tat“

November 20, 2014

Wer sich bis jetzt fragte, wie bekannt Idris Elba und Taraji P. Henson sind, erhält mit „Keine gute Tat“ die Antwort: ziemlich. In den USA war der Thriller in der Startwoche sogar auf dem ersten Platz und sein Budget hat er inzwischen locker eingespielt.
Idris Elba spielte in „The Wire“ mit. Er ist DCI John „Luther“ („Luther“-Erfinder Neil Cross arbeitet gerade für Fox an einem US-Remake und Ende 2015 spielt Idris Elba wieder John Luther in der gleichnamigen BBC-Serie). Er war Nelson „Mandela“ und er übernahm prägnante Nebenrollen in „Prometheus“, „Pacific Rim“ und den beiden „Thor“-Filmen. Sein Gesicht ist inzwischen auch Filmfans vertraut.
Taraji P. Henson erhielt eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin für „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ und gehört zur Stammbesetzung von „Person of Interest“, einer in den USA erfolgreiche TV-Serie von Jonathan Nolan („Interstellar“), die bei uns eher unter ‚ferner liefen‘ läuft.
In „Keine gute Tat“ spielt sie Terry, eine ehemalige Staatsanwältin und jetzt glücklich verheiratete Mutter von zwei Kindern, die in einem noblen Vorstadthaus lebt. Ihr Mann besucht gerade seinen Vater über das Wochenende zu einen gemeinsamen Geburtstag-Angelausflug.
Als es klingelt und Colin (Idris Elba) vor der Tür steht, will sie den Fremden, dessen Auto einige Meter weiter verunglückte, zuerst nicht in ihr Haus lassen. Aber draußen stürmt es, er ist platschnaß und höflich.
Dabei ist das nur eine Fassade. Colin ist ein ausgebrochener Sträfling, der auf seiner Flucht eine Spur von Leichen hinterlässt und natürlich auch in Terrys Haus wüten wird.
Die Geschichte von „Keine gute Tat“ ist altbekannt und sie wird auch ohne nennenswerte Variationen abgespult. Erst gegen Ende gibt es eine Überraschung, die den vorherigen Ereignissen eine neue Bedeutung verleiht. Es ist allerdings auch nur eine Überraschung, ein Aha-Moment, der ziemlich folgenlos verpufft. Hätten die Macher diese Überraschung schon früher enthüllt, hätten alle Handlungen von Colin und Terry noch ein weiteres Motiv gehabt und dann wäre „Keine gute Tat“ mehr als nur ein weiterer formelhafter Home-Invasion-Thriller, bei dem der interessanteste Aspekt die Hautfarbe der beiden Hauptdarsteller ist.
Davon abgesehen wissen wir jetzt, dass Idris Elba einen Film tragen kann, wie er auch TV-Serie „Luther“ trägt.
Sowieso heben die spielfreudigen Schauspieler und „Luther“-Regisseur Sam Miller die altbekannte Geschichte auf ein höheres Level, als der Film es verdient hat. Denn es ist ein klassischer TV-Film, der ohne Nebengeschichten und ohne besondere Höhen und Tiefen in unter neunzig Minuten geradlinig seine Geschichte erzählt.

Keine gute Tat - Plakat

Keine gute Tat (No good deed, USA 2014)
Regie: Sam Miller
Drehbuch: Aimee Lagos
mit Idris Elba, Taraji P. Henson, Leslie Bibb, Kate del Castillo, Henry Simmons, Mirage Spann, Kenny Alfonso, Dan Caudill
Länge: 84 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Keine gute Tat“
Moviepilot über „Keine gute Tat“
Metacritic über „Keine gute Tat“
Rotten Tomatoes über „Keine gute Tat“
Wikipedia über „Keine gute Tat“