TV-Tipp für den 12. Dezember: Alles ist Eins. Außer der 0.

Dezember 11, 2022

ARD, 00.20

Alles ist Eins. Außer der 0. (Deutschland 2020)

Regie: Klaus Maeck, Tanja Schwerdorf

Drehbuch: Klaus Maeck, Tanja Schwerdorf

TV-Premiere (zu einer unmöglichen Uhrzeit) der sehr gelungenen, informativen und kurzweiligen Doku über den 1981 gegründeten Chaos Computer Club und seinen visionären Gründer Wau Holland, der die Utopie eines freien Internets hatte. Noch bevor die Welt das Internet kannte.

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über über „Alles ist Eins. Außer der 0.“

Moviepilot über „Alles ist Eins. Außer der 0.“

Wikipedia über Wau Holland und den Chaos Computer Club

Meine Besprechung von Klaus Maeck/Tanja Schwerdorfs „Alles ist Eins. Außer der 0.“ (Deutschland 2020)


Neu im Kino/Kinokritiken in einem Satz (oder mehr)

Juli 29, 2021

Einmal schnell, für die Ungeduldigen und bevor die längeren Besprechungen fertig sind, durch einige ausgewählte Kinoneustarts:

Die Adern der Welt

In ihrem neuen Film erzählt Byambasuren Davaa die Geschichte des zwölfjährigen Amra, der an der TV-Show „Mogolia’s Got Talent“ teilnehmen möchte. Doch bevor er vor den Juroren singen darf, gibt es einen ruhig erzählten Einblick in das Leben der Nomaden in der mongolischen Steppe. Ihr traditioneller Lebensstil ist von internationalen, die Natur rückssichtslos ausbeutenden Bergbauinternehmen bedroht.

Alles ist Eins. Außer der 0

Sehr gelungene, informative und kurzweilige Doku von Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf über den 1981 gegründeten Chaos Computer Club und seinen visionären Gründer Wau Holland, der die Utopie eines freien Internets hatte. Noch bevor die Welt das Internet kannte.

Cash Truck

Der neue Film von Guy Ritchie mit Jason Statham als Rächer, der Undercover in einer Geldtransportfirma arbeitet, die immer wieder überfallen wird. Düsteres, interessant kontruiertes Remake eines französischen Gangsterthriller, das als kalter, vollkommen humorfreier Rachethriller ohne Sympathieträger prächtig funktioniert.

Wer allerdings einen typischen Guy-Ritchie-Film erwartet, sollte sich besser noch einmal seinen vorherigen Film, die brachiale Gaunerkomödie „The Gentlemen“, ansehen.

Censor

In den frühen Achtzigern, als ganz England die „Video Nasties“ bekämpfte, entdeckt eine der Zensorinnen in einem der billig-blutigen Horrorfilme Verbindungen zu ihrem Leben. Oder hat sie zu viele schlechte Horrorfilme gesehen?

Prano Bailey-Bonds Debütfilm ist ein sehr atmosphärischer, ironiefreier Horrorfilm mit einer ordentlichen Portion Horrorfilmblut, viel Zeitkolorit und selbstverständlich auch eine Liebeserklärung an diese ’schlechten Filme‘.

Generation Beziehungsunfähig

Deutsche Komödie von Helena Hufnagel über junge Menschen und ihre Beziehung, die alle Qualitäten einer schlechten deutschen Komödie hat. Da sage ich im Duktus der Katholischen Filmkritik der fünfziger Jahre: Wir raten ab.

The Green Knight

David Lowery inszeniert die Artus-Legende neu. Bildgewaltig. Düster. Extrem langsam in dunklen Bildern. Das dürfte wohl genau der Film sein, den er inszenieren wollte.

Ich fand ihn tödlich langweilig. Auch weil ich nie begreifen wollte, warum Sir Gawain überhaupt die Herausforderung des titelgebenden grünen Ritters angenommen hat und sich ein Jahr später auf die gefährliche Reise zur Grünen Kapelle und zu seinem sicheren Tod begibt.

The Green Knight“ ist für mich Lowerys bislang schwächster Film.

Jungle Cruise

Dwayne Johnson als halbseidender Schiffskapitän und Emily Blunt als taffe Abenteuerforscherin erleben in dem kunterbunten, auf einer Disney-Attraktion basierendem Disney-Abenteuerfilm haarsträubende Abenteuer.

Das ist, von Jaume Collet-Serra gewohnt druckvoll, in der Tradition der „Indiana Jones“-Filme inszenierte, unterhaltsame, über Gebühr harmlose Unterhaltung für die ganze Familie.

Matthias & Maxime

Wenige Tage vor einem zweijährigen Aufenthalt in Australien küsst Maxime, aufgrund einer Wette, während einer Party mit seinen langjährigen Freunden, für einen Studentenfilm seinen Sandkastenfreund Matthias. Daraus ergeben sich einige Gefühlskonfusionen, die ihre Beziehung auf die Probe stellen.

In seinem achten Film bewegt Xavier Dolan (der auch Maxime spielt) sich auf vertrautem Terrain. Aber dieses Mal ist alles ruhiger, normaler und weniger hysterisch als in seinen vorherigen Filmen.

Old

Regisseur M. Night Shyamalan nennt seine Verfilmung des Comics „Sandburg“ (von Pierre Oscar Lévy und Frederick Peeters) – zutreffend – eine spielfilmlange „The Twilight Zone“-Episode. Die Story: in einer abgelegenen Bucht altern die Menschen rapide. Das ist kein Film für alle, aber mir hat „Old“ sehr gut gefallen. Die ausführliche Kritik ist in Arbeit.


TV-Tipp für den 18. Februar: B-Movie – Das wilde West-Berlin der 80er Jahre

Februar 18, 2017

Arte, 23.50
B-Movie – Das wilde WEst-Berlin der 80er Jahre (TV-Titel)/B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989 (Kinotitel) (Deutschland 2015)
Regie: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
Drehbuch: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
Mark Reeder kommt 1979 von Manchester nach Berlin, der Stadt seiner Träume. Er stürzt sich in das Nachtleben und begegnet dort einer pulsierenden Szene von Künstlern und Spinnern. In „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989“ (Kinotitel) blickt er äußerst kurzweilig auf die Zeit zwischen 1979 und 1989 zurück.
Dabei gelang es ihm und den Filmemachern Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange eine unglaubliche Menge auch obskurer zeitgenössischer Film- und Tonaufnahmen zu beschaffen, die sie zu einer ebenso wilden, wie kurzweiligen und, dank Reeders selbstironischem Humor und nimmermüder Begeisterung, ämusanten und informativen Collage über ein pophistorisch noch nicht aufgearbeitetes Jahrzehnt zusammenstellten.
mit Mark Reeder, Gudrun Gut, Westbam, Blixa Bargeld, Nick Cave, Joy Division, Zazie de Paris, Nena, Die Toten Hosen, Der Wahre Heino, Einstürzende Neubauten, Die Ärzte, Malaria!, Ideal, Jörg Buttgereit

Das Buch zum Film

Reeder - B Book - 250
Eigentlich Reeders Filmkommentar (deutsch und englich) und viele Bilder. Neben den bekannten Gesichtern von/mit Nena, Nina Hagen, Inga Humpe, den Ärzten, den Einstürzenden Neubauten, und Underground-Stars gibt es Bilder von dem damaligen, herrlich abgeranzten Berlin, das es heute nicht mehr gibt.
Da wünscht man sich eine Zeitmaschine.

Mark Reeder: B-Book – Lust und Sound in West-Berlin
Edel, 2015
224 Seiten
39,95 Euro

Hinweise
Homepage zum Film
Filmportal über „B-Movie“
Film-Zeit über „B-Movie“
Moviepilot über „B-Movie“
Wikipedia über Mark Reeder (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jörg A. Hoppe/Klaus Maeck/Heiko Langes „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989“ (Deutschland 2015)


Buch- und TV-Tipp für den 3. Oktober: B-Movie – Das wilde West-Berlin der 80er Jahre (aka B-Movie – Lust & Sound in West-Berlin)

Oktober 2, 2015

Arte, 21.50
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989 (Deutschland 2015)
Regie: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
Drehbuch: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
Mark Reeder kommt 1979 von Manchester nach Berlin, der Stadt seiner Träume. Er stürzt sich in das Nachtleben und begegnet dort einer pulsierenden Szene von Künstlern und Spinnern. In „B-Movie“ blickt er äußerst kurzweilig auf die Zeit zwischen 1979 und 1989 zurück.
Dabei gelang es ihm und den Filmemachern Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange eine unglaubliche Menge auch obskurer zeitgenössischer Film- und Tonaufnahmen zu beschaffen, die sie zu einer ebenso wilden, wie kurzweiligen und, dank Reeders selbstironischem Humor und nimmermüder Begeisterung, ämusanten und informativen Collage über ein pophistorisch noch nicht aufgearbeitetes Jahrzehnt zusammenstellten.
mit Mark Reeder, Gudrun Gut, Westbam, Blixa Bargeld, Nick Cave, Joy Division, Zazie de Paris, Nena, Die Toten Hosen, Der Wahre Heino, Einstürzende Neubauten, Die Ärzte, Malaria!, Ideal, Jörg Buttgereit
Wiederholung: Sonntag, 11. Oktober, 01.40 Uhr (Taggenau!)

Das Buch zum Film

Reeder - B Book - 250
Druckfrisch – und daher auch nur begeistert durchgeblättert:
Pünktlich zur TV-Ausstrahlung, DVD/Blu-ray- und Doppel-LP/CD-Veröffentlichung erschien auch das „B-Book – Lust und Sound in West-Berlin“. In dem großformatigen Bildband (mit hundert ebenso seltenen, wie erhellenden Aufnahmen) erzählt Reeder von seinem ersten Jahrzehnt in Berlin. Anscheinend handelt es sich dabei, mit kleineren Ergänzungen, um den kurzweiligen und äußerst informativen Filmkommentar, der in deutsch und englisch abgedruckt ist.
Und dann die Bilder! Neben den bekannten Gesichtern von/mit Nena, Nina Hagen, Inga Humpe, den Ärzten, den Einstürzenden Neubauten, und Underground-Stars gibt es Bilder von dem damaligen, herrlich abgeranzten Berlin, das es heute nicht mehr gibt.
Da wünscht man sich eine Zeitmaschine.

Mark Reeder: B-Book – Lust und Sound in West-Berlin
Edel, 2015
224 Seiten
39,95 Euro

Hinweise
Homepage zum Film
Filmportal über „B-Movie“
Film-Zeit über „B-Movie“
Moviepilot über „B-Movie“
Wikipedia über Mark Reeder (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jörg A. Hoppe/Klaus Maeck/Heiko Langes „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989“ (Deutschland 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: Die Kulturdoku „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989“

Mai 22, 2015

Sting sang vor Ewigkeiten über einen „Englishman in New York“. Mark Reeder ist ein Englishman in Berlin und er findet Sting wahrscheinlich wahnsinnig blöd. Immerhin stöberte Reeder in seiner Heimat Manchester (kein schöner Ort, aber die Heimatstadt von „Joy Division“) durch die Fächer seines Plattenladens und er war fasziniert von den tollen elektronischen Klängen, die aus Deutschland kamen. Kraftwerk, Tangerine Dream undsoweiter. Also machte er sich Ende der Siebziger, als Zwanzigjähriger, ohne Geld, ohne ein Wort Deutsch zu können (bis auf die wenigen Worte, die man aus den Filmen kannte und mit denen man die Eltern, die noch den Krieg erlebt hatten, mühelos provozieren konnte), mit einem Spleen für Uniformen (natürlich deutsche Uniformen) auf den Weg in die Stadt seiner Träume: Berlin, das ihn mit seiner lieblos gepflegten Ruinenlandschaft an seine Heimatstadt erinnerte.
Dort wuselte er in der Kunst- und Musikszene herum, traf einige der von ihm verehrten Musiker (bei anderen endete das Abenteuer an der Haustür) und auch andere, damals noch unbekannte Musiker, wie Nena, Die Toten Hosen, Blixa Bargeld und Nick Cave (der in dem Film durch seine, ähem, Wohnung führt), lebte in besetzten Häusern, hatte Zoff mit der Polizei, trat in Filmen auf (seine Kleidung half), organisierte Konzerte und alles war, wie Mark Reeder in „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989“ erzählt, ein einziger Rausch. Immerhin war West-Berlin in den Achtzigern ein Kreativzentrum der Subkultur und er war mittendrin. Jedenfalls soweit er sich noch daran erinnern kann, denn, wie am Anfang des Films ganz bescheiden bemerkt wird: wer sich an die Achtziger erinnern könne, habe sie nicht erlebt. Nach der Euphorie der frühen Achtziger mit Depri-Klängen, Endzeit-Musik und experimentellen Avantgarde-Klängen und einem bekennendem Dilletantismus, war irgendwann die Party vorbei. Es kam der Kater. Ende der Achtziger entdeckte er Westbam. Von diesen neuen elektronischen Klängen war er wieder fasziniert und er gründete 1990 das Trance-Label MFS. Aber das ist eine andere Geschichte.
In „B-Movie“ erzählt Reeder seine Geschichte. In der deutschen Fassung sogar mit einem wunderschönen Akzent, der seiner distanziert-ironischen, sich selbst nie zu ernst nehmenden Schilderung von den wilden achtziger Jahren in West-Berlin eine zusätzlich sehr britische Note verpasst, wenn er erzählt, wie er als seltsamer Engländer mit einem Uniformfetisch freundlich von den Berlinern aufgenommen wurde, die frühen Achtziger eine einzige Party in einem von der restlichen Welt abgeschlossenem Irrenhaus waren, garniert mit Ausflügen nach Ost-Berlin, das er „Disneyland für Depressive“ nennt.
Denn trotz aller Selbstinszenierung (man hat das Gefühl, dass Reeder keine zwei Schritte ohne seine Kamera ging) wirkt er immer sympathisch redselig und bescheiden. Das liegt auch daran, dass er ein großes Panorama der damaligen Szene ausbreitet und er und die Filmemacher Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck (die ebenfalls aus der Subkulturszene kommen) und Heiko Lange tief in den Archiven wühlten und eine erstaunliche Menge an zeitgenössischem Filmmaterial ausgruben, das es ihnen ermöglichte, vollkommen auf aktuelle Interviews zu verzichten. „B-Movie“ ist die Rückschau von Reeder, die eher zufällig entstand. In einem Interview in der „Berliner Zeitung“ vom 21. März 2015 (nicht online) sagt er: „Jörg [Hoppe] gefiel eines meiner Remix-Alben und so fragte er mich, ob ich bei diesem Projekt das Sounddesign machen wollte. Ich fand das interessant und meinte, ich hätte da ein paar Filme bei mir zu Hause. Das könnte er sich ja überspielen. Er wusste überhaupt nichts von meinem früheren Leben. Gleichzeitig suchten sie nach einem roten Faden, der die Filmsequenzen verbindet. Der Film ist also ganz den Regisseuren zu verdanken, sowie allen, die uns ihre Super-8- oder VHS-Filme gegeben haben. Ich als außenstehender Dritter konnte allerdings aus einer ganz anderen Perspektive erzählen, um die Stadt zu dieer Zeit zu zeigen, mit einem ganz anderen Humor.“
So entstand eine feine, kurzweilige, witzige, lehrreiche Dokumentation, die eine gute Ergänzung zu Oscar Roehlers „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“ ist und etwas Lust auf das Wiederhören der alten Platten macht. Denn der Endzeit-Lärm der „Einstürzenden Neubauten“ (um nur die bekannteste Berlin-Band zu nennen) ist nicht gerade lauschige Musik für das Feierabendbier.

B-Movie - Plakat

B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 – 1989 (Deutschland 2015)
Regie: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
Drehbuch: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange
mit Mark Reeder, Gudrun Gut, Westbam, Blixa Bargeld, Nick Cave, Joy Division, Zazie de Paris, Nena, Die Toten Hosen, Der Wahre Heino, Einstürzende Neubauten, Die Ärzte, Malaria!, Ideal, Jörg Buttgereit
Länge: 92 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Homepage zum Film
Filmportal über „B-Movie“
Film-Zeit über „B-Movie“
Moviepilot über „B-Movie“
Wikipedia über Mark Reeder (deutsch, englisch)