Ari Folman, dessen „Waltz with Bashir“ vor fünf Jahren breit abgefeiert wurde, inclusive Golden Globe als bester ausländischer Film und dem Preis der Diretors Guild of America und der Writers Guild of America als bester Dokumentarfilm, hat jetzt Stanislaw Lems Roman „Der futurologische Kongress“ sehr frei als „The Congress“ verfilmt. Dabei habe ich kein Problem damit, dass Folman Lems Roman veränderte oder zwischen Real- und Animationsfilm wechselt. Das Problem ist, dass er anscheinend beim Wechsel in den Trickfilm vollkommen vergisst, was er im ersten Akt erzählte.
In dem ersten Teil, der eine grandiose Abrechnung mit Hollywood ist, muss sich die Schauspielerin Robin Wright (Robin Wright) entscheiden, ob sie weiterhin auf immer kleinere und schlechtere Rollen hofft oder an Miramount Studios für zwanzig Jahre ihr digitales Ebenbild für eine astronomisch hohe Summe verkauft und dafür ihre Karriere als Schauspielerin aufgibt.
Sie tut es und begibt sich zwanzig Jahre später auf einen Futurologischen Kongress, der nach der Einnahme einer Pille in einer Fantasiewelt spielt und plötzlich geht es drunter und drüber. Dass sie während des Kongresses, der anscheinend eine drogengeschwängerte Parallelwelt ist, ein weiteres Angebot von dem Miramount-Studiochef erhält, die Identitäten der Charaktere wechseln und irgendwelche Revolutionäre durch das Bild hüpfen, verwirrt und ist ungefähr so erhellend und stringent wie die polit-philosophische Diskussion mit dem Quartalsirren in der Eckkneipe, der einfach wild vor sich hin assoziiert.
Das Ende des Films, quasi der kurze Epilog, der dann wieder zwanzig Jahre nach dem Futurologischem Kongress spielt und, weil Robin Wright die bewusstseinsverändernden Pillen, die sie für den Besuch des Kongresses einnahm, absetzt, spielt dann wieder in der Realwelt und ist eine Standard-Dystopie, die mit den vorherigen Teilen, vor allem mit dem grandiosen ersten Teil, nichts zu tun hat.
Letztendlich wirkt „The Congress“ wie ein liebloser Zusammenschnitt von drei Filmen, in denen Robin Wright mitspielt.
Ein Desaster. Da helfen auch keine Drogen.
The Congress (The Congress, Deutschland/Irland/Polen/Frankreich/Belgien/Luxemburg 2013)
Regie: Ari Folman
Drehbuch: Ari Folman
LV: Stanislaw Lem: Kongres futurologiczny, 1971 (Der futurologische Kongress – Aus Ijon Tichys Erinnerungen)
mit Robin Wright, Harvey Keitel, Jon Hamm, Kodi Smit-McPhee, Danny Huston, Sami Gayle, Paul Giamatti
Länge: 122 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „The Congress“
Metacritic über „The Congress“
Rotten Tomatoes über „The Congress“
Wikipedia über Stanislaw Lem und „The Congress“

Veröffentlicht von AxelB