
Kate O’Hare und Nick Fox sind zurück. Dieses Mal sollen sie einen skrupellosen Geldwäscher überführen. Allerdings ist Fox kein Polizist, sondern ein international gesuchter Trickbetrüger, der vom FBI erpresst wird, Verbrecher zu jagen, weil bestimmte Aufgaben besser außerhalb der normalen Dienstvorschriften erledigt werden können. Sein Aufpasser ist Kate O’Hare, eine FBI-Agentin, die ihn jahrelang fanatisch verfolgte und daher entsprechend gut kennt.
Gut, diese Figurenkonstellation ist nicht unbedingt neu. Die TV-Serie „Ihr Auftritt, Al Mundy!“ ist die Blaupause für die von Janet Evanovich und Lee Goldberg geschriebene Serie. „Remington Steele“ wilderte in ähnlichen Gewässern. Denn selbstverständlich verlieben sich Kate und Nick ineinander und Janet Evanovich, die Erfinderin von Stephanie Plum, und Lee Goldberg, der Autor der „Monk“-Romane, schlagen bei ihren gemeinsamen Erzählungen einen leichten und humorvollen Ton an, der an die genannten TV-Serien (und einige andere) erinnert. „Schüsse, die von Herzen kommen“ ist, neben zwei kürzeren Erzählungen, ihr vierter gemeinsamer O’Hare/Fox-Roman, der sich nicht wesentlich von den vorherigen Romanen unterscheidet.
Es gibt auch einige wiederkehrende Charaktere, wie Kates Vater Jake, der, als Ex-CIA-Agent mit Kampferfahrung an den entlegendsten Orten, nichts gegen den Einsatz von Schusswaffen und Sprengstoff hat, Kates Schwester und Schauspieler und Verbrecher, die Kate und Nick gerne helfen. Gegen Honorar, aber auch wegen der Freundschaft und des Spaßes, den sie bei den gemeinsam durchgeführten Betrügereien haben.
Auch bei ihrem Einsatz gegen den Casino-Magnaten Evan Trace brauchen sie Hilfe, um ihren groß angelegten Schwindel durchzuziehen. Trace, der mehrere Spielcasinos besitzt, betreibt vor allem sein Casino in Macau als Geldwäsche-Dienstleistungsunternehmen für Verbrecherbanden, internationale Terroristen und sonstige Bösewichter.
„Schüsse, die von Herzen kommen“ ist wie die vorherigen Romane flott erzählt und es gibt zahlreiche Anspielungen auf Hollywood, das Filmbusiness und James Bond. So empfiehlt sich Trace schon mit seinem Büro in Las Vegas und Macau (gleiche Ausstattung, regional angepasste Gemälde), in dem es ein Becken mit Piranhas und eine darüber führenden Brücke gibt, als Bond-Schurke. Diese Anspielungen rechne ich, weil ich ein größerer Lee-Goldberg- als Janet-Evanovich-Fan bin, Goldberg zu. Er ist auch Hollywood-Drehbuchautor und bekennender James-Bond-Fan.
Das rundum gelungene Vergnügen wird nur durch das Ende getrübt. Denn „Schüsse, die von Herzen kommen“ endet mit einem dieser Cliffhanger, die es inzwischen in jeder TV-Serie gibt und die uns zum Einschalten der nächsten Folge (seltener) oder nächsten Staffel (öfter) animieren soll.
Dabei würde ich das nächste Abenteuer von Kate und Nick auch ohne diesen Cliffhanger lesen wollen.
P. S.: Einige der durchweg lesenswerten fünfzehn „Monk“-Romane von Lee Goldberg, in denen er eigenständige und brandneue Fälle mit Detektiv Adrian Monk erzählte und ihn auch in Deutschland ermitteln ließ, wurden ins Deutsche übersetzt. Inzwischen sind sie nicht mehr erhältlich, aber im Gegensatz zu den meisten gebrauchten Büchern, die bei Amazon für einen symbolischen Cent angeboten werden, werden die „Monk“-Romane dort zu bemerkenswert hohen Preisen von gut vier Euro bis gut dreißig Euro angeboten. Da scheint eine Nachfrage vorhanden zu sein.
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Janet Evanovich/Lee Goldberg: Schüsse, die von Herzen kommen – Ein Fall für Kate O’Hare
(übersetzt von Ulrike Laszlo)
Goldmann, 2016
288 Seiten
8,99 Euro
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Originalausgabe
The Scam
Bantam Books, 2015
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Hinweise
Deutsche Homepage von Janet Evanovich
Krimi-Couch über Janet Evanovich
Wikipedia über Janet Evanovich (deutsch, englisch)
Thrilling Detective über Stephanie Plum
Meine Besprechung von Janet Evanovichs „Kuss mit lustig“ (Fearless Fourteen, 2008)
Meine Besprechung von Julie Anne Robinsons Janet-Evanovich-Verfilmung „Einmal ist keinmal“ (One for the Money, USA 2012) (mit einer Buchbesprechung)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs “Mr. Monk besucht Hawaii“ (Mr. Monk goes to Hawaii, 2006)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk in Germany“ (Mr. Monk goes to Germany, 2008)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Bonjour, Mr. Monk“ (Mr. Monk is miserable, 2008)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und Mr. Monk (Mr. Monk in Trouble, 2009)
Meine Besprechung von Lee Goldbergs „The Man with the Iron-On Badge“ (2005)
Veröffentlicht von AxelB 
