Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, nächste Folge: „Five Nights at Freddy’s 2“

Dezember 4, 2025

Beginnen wir, weil ich nicht weiß, wie ich die Filmgeschichte zusammenfassen soll, mit der offiziellen Synopse:

Sie sind nicht mehr nur bei Freddy’s …

Seit den albtraumhaften Geschehnissen in Freddy’s Pizzeria ist über ein Jahr vergangen. Die Geschichten darüber, was sich dort genau abgespielt hat, haben sich längst zu einem lokalen Mythos verklärt – ein Mythos, der so populär ist, dass die Stadt nun sogar das erste „Fazfest“ abhalten will. Der ehemalige Wachmann Mike (Josh Hutcherson) und die Polizistin Vanessa (Elizabeth Lail) haben Mikes elfjähriger Schwester Abby (Piper Rubio) die Wahrheit über das Schicksal ihrer animatronischen Freunde bislang verschwiegen. Eines Tages schleicht sich Abby heimlich davon, um sich mit Freddy, Bonnie, Chica und Foxy zu treffen. Sie ahnt nicht, dass sie damit eine Reihe von schrecklichen Ereignissen in Gang setzt, die dunkle Geheimnisse über den Ursprung von Freddy’s Pizzeria enthüllen – und einen Schrecken entfesseln, der seit Jahrzehnten verborgen lag.

Five Nights at Freddy’s 2“ setzt „Five Nights at Freddy’s“ fort. Mit vielen aus dem ersten Film bekannten Figuren, wieder inszeniert von Emma Tammi und wieder, dieses Mal ohne Co-Autoren, geschrieben von Scott Cawthon. Der erste Film war vor zwei Jahren, trotz schlechter Kritiken, mit einem weltweiten Einspiel von knapp 300 Millionen US-Dollar ein Erfolg an der Kinokasse. Der Horrorfilm basiert auf der gleichnamigen, sehr erfolgreichen von Scott Cawthon erfundenen, seit 2014 bestehenden Computerspielreihe. Seitdem wacht er über die weitere Entwicklung der von ihm erfundenen Welt, zu der auch Bücher und Comics gehören.

Insofern ist es schon erstaunlich, wie vollständig abwesend jede Art von Drehbuch und Storytelling in dem 2002 spielendem Film ist. Einiges kann man sich im Lauf der Geschichte zusammenreimen, vieles bleibt rätselhaft. Vieles gehorcht – jedenfalls wenn man die Spiele und die Geschichte von Freddy Fazbear’s Pizzeria und den Animatronics nicht kennt – keiner erkennbaren Logik.

Figuren tauchen auf. Manchmal werden sie so eingeführt, dass sie wichtig sein könnten. Sie werden getötet oder verschwinden aus der Ansammlung weitgehend unzusammenhängender Episoden. Oft geht es in diesen Szenen um den Umgang und die Bewältigung traumatischer Erfahrungen. Mehr als die Zeit bis zu dem ersten von den Animatronics verübten Mord und anschließend die Zeit zwischen ihren weiteren Morden zu strecken, tun diese Szenen nicht. 

Spannung, Suspense und sogar die in einem Horrorfilm üblichen Jumpscares gibt es nicht. Es gibt einfach nur einige Momente, in denen die Animatronics Menschen töten. Blut fließt in den Momenten nicht. Es ist eher wie die brutalen Morde in älteren TV-Serien oder Filmen aus den fünfziger Jahren, in denen der Mörder mit seinem Opfer in einer dunklen Ecke verschwindet und nach vollendeter Tat wieder auftaucht.

Immer wenn die Macher nicht weiter wissen – und das passiert oft -, taucht eine mindestens zwei Meter große Animatronics-Figur auf und mordet. Oder der ‚Held‘ findet in einem seit Jahren leer stehendem Gebäude griffbereit eine funktionierende Taschenlampe oder zwei in dem Moment dringend benötige, vollständig aufgeladene Funkgeräte. Oh, und der ebenfalls in dem Gebäude stehende und für das Abschalten der durch die Stadt marodierenden Animatronics wichtige Computer funktioniert ebenfalls.

Für SchleFaZ ist „Five Nights at Freddy’s 2“ vielleicht zu kompetent gemacht, aber in allen anderen Kategorien qualifiziert er sich mühelos für eine SchleFaZ-Auswertung.

Five Nights at Freddy’s 2 (Five Nights at Freddy’s 2, USA 2025)

Regie: Emma Tammi

Drehbuch: Scott Cawthon (basierend auf der von ihm geschaffenen Videospiel-Reihe)

mit Josh Hutcherson, Elizabeth Lail, Piper Rubio, Wayne Knight, Matthew Lillard, Freddy Carter, Mckenna Grace, Skeet Ulrich, David Andrew Calvillo, Megan Fox (nur Stimme)

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Five Nights at Freddy’s 2“

Metacritic über „Five Nights at Freddy’s 2“

Rotten Tomatoes über „Five Nights at Freddy’s 2“

Wikipedia über „Five Nights at Freddy’s 2“ (deutsch, englisch), Scott Cawthon (deutsch, englisch) und „Five Nights at Freddy’s“ (Computerspielreihe) (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Cawthon/Kelly Parra/Andrea Waggeners „Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lallys Spiel (Band 10)“ (Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lally’s Game, 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Fortsetzungen, auf die die Welt nicht gewartet hat: „The Expendables 4“

September 21, 2023

2010 war „The Expendables“ ein Überraschungserfolg. Sylvester Stallone versammelte für den Actionkracher etliche Achtziger-Jahre-Action-Stars, nahm Jason Statham als Jungspund dazu, und ließ sie noch einmal das tun, was sie damals getan hatten: blöde Macho-Action, aber dieses Mal mit einem selbstironischen Twist.

Die Altherren-Action amüsierte und kam beim Publikum, das beim Ansehen des Films in Erinnerungen schwelgen konnte, gut an.

Schnell folgten ein zweiter und dritter Film. Weitere Stars spielten mit, u. a. Arnold Schwarzenegger, Harrison Ford, Bruce Willis (der dann wegen unverschämter Gagenforderungen rausgeworfen wurde), Chuck Norris, Jean-Claude Van Damme, Wesley Snipes, Mel Gibson; – und sicher noch einige Schauspieler, deren Namen ich jetzt vergessen habe. Es gab die immergleiche Mischung aus Schlägereien, Explosionen und dummen Sprüchen.

2014 war der bislang letzte Einsatz der freischaffenden Söldnertruppe.

Bei „The Expendables 3“ kritisierten die Fans das PG-13-Rating. Es wurden auch deutlich weniger Tickets verkauft. Sylvester Stallone sicherte den Fans für den nächsten „Expendables“-Film wieder ein nicht-jugendfreies Spektakel zu. Seitdem gab es vereinzelte Meldungen über verschiedene Drehbuchversionen, Regisseure und Schauspieler, die mitspielen wollten, sollten oder nicht mehr mitspielen wollten.

Mehr geschah nicht. Nur dass die Stars älter wurden.

Jetzt ist der vierte „Expendables“-Film draußen.

Dieses Mal wird die Söldnertruppe von ihrem CIA-Verbindungsmann Marsh beauftragt, den Diebstahl von Zündern für Atomsprengköpfen zu verhindern. In Libyen ist Rahmat gerade dabei, sie für Ozelot zu stehlen. Die Identität von Ozelot ist nicht bekannt. Barney Ross (Sylvester Stallone) will den Großgangster seit Ewigkeiten schnappen.

Nach einer großen und verlustreichen Schlacht kann Rahmat mit den Zündern entkommen. Der Waffenfabrik, in dem sie waren, ist danach eine Ruine. Und die Expendables-Söldner lecken in New Orleans ihre Wunden. Die Mission war ein Fehlschlag und es bei ihnen Tote.

Eine zweite Chance erhalten sie, als sie erfahren, dass Rahmat und die inzwischen auf Bomben montierte Zünder auf einem Frachtschiff sind, das sich Richtung China bewegt.

Der Kampf auf dem Schiff nimmt die zweite Hälfte des Films ein und er erschöpft sich weitgehend in einem ermüdendem Geballer und Aufschlitzen von Bösewichtern.

Vom ursprünglichen Team sind nur noch Sylvester Stallone (als Kopf der Expendables), Jason Statham (als sein bester Freund), Dolph Lundgren (der seinen Part im Sitzen und Liegen absolviert) und Randy Couture (unauffällig) dabei. Die Neuzugänge – Megan Fox, Curtis „50 Cent“ Jackson – sind lang nicht so bekannt wie die früheren Ensemble-Mitglieder. Tony Jaa (auf der Seite der Guten) und Iko Uwais (auf der Seite der Bösen) sind zwar als Action-Stars bekannter, aber das breite Publikum dürfte sie nicht erkennen. Das aktuelle Ensemble hat nicht die Zugkraft des Ensembles der ersten drei „Expendables“-Filme.

Folgerichtig fehlt der selbstironische Humor der vorherigen Filme. Ein großer Teil des Humors entstand bei den ersten drei „Expendables“-Filmen aus dem Wissen um die früheren Filme der Actionstars, ihre damals gepflegten Feindschaften (so kämpften „City-Cobra“ Stallone und „City-Hai“ Schwarzenegger um den ersten Platz in den Kinocharts, wer im Film die meisten Menschen tötet und wer den größeren Bizeps hat) und dass hier alte Männer Dinge taten, für die sie seit Jahren viel zu alt sind. Augenzwinkernd präsentierte Altherren-Action eben.

Die Story in „The Expendables 4“ dient nur dazu, die Action zusammenzuhalten. Sie ist eine sinnfreie und lieblose Aneinanderreihung von Standardsituationen aus Actionfilmen. Wahrscheinlich würde sogar ein Schreibcomputer die Verantwortung für dieses Werk ablehnen. Die Grenzen von Zeit und Raum werden schon in den ersten Minuten ignoriert. Kein Twist überrascht. Die Figuren verfügen über keine nennenswerten Eigenschaften. Sie sind Platzhalter, die von einem Schauspieler mit dem nötigen Charisma notdürftig ausgefüllt werden können. Hier gelingt das weder den beiden weiblichen noch den männlichen „Expendables“.

Die Action besteht hauptsächlich aus dem exzessiven Gebrauch von Schusswaffen. Wenn es dann doch einmal zu einem Nahkampf kommt und dem Gegner nicht hinterrücks die Kehle durchgeschnitten wird, wird so schnell geschnitten und mit der Kamera gewackelt, bis nichts mehr erkennbar ist.

Schon in den vorherigen „The Expendables“-Filmen waren die CGI-Effekte nie besonders überzeugend. Aber wegen des Ensembles und der Action konnte man, auch wenn es immer wieder schwerfiel, darüber hinwegsehen. Im vierten Film ist das unmöglich. Es gibt viel zu viel CGI und sie ist immer atemberaubend schlecht.

Abgesehen von ganz wenigen Außendrehs am Pancharevo-See in Bulgarien (für die in Thailand auf einem Bootssteg spielenden Szenen), in einer Fabrik in Griechenland (für Libyen) und an Flugplätzen (für das Beladen und Betreten des „Expendables“-Flugzeugs) wurde der Actionfilm mit einem Minimum an Sets und einem Maximum an Green-Screens in Studios in England, Bulgarien und Griechenland gedreht.

Sogar mit reduzierten Erwartungen ist „The Expendables 4“ nie mehr als ein vernachlässigbares B-Picture, dem der Humor der vorherigen Filme fehlt.

Da wirkt Sylvester Stallones Statement, „The Expendables 4“ sei der erste Teil einer neuen Trilogie wie eine Drohung.

The Expendables 4 (Expend4bles, USA 2023)

Regie: Scott Waugh

Drehbuch: Kurt Wimmer, Tad Daggerhart, Max Adams

mit Jason Statham, Sylvester Stallone, 50 Cent, Megan Fox, Dolph Lundgren, Tony Jaa, Iko Uwais, Randy Couture, Andy Garcia, Jacob Scipio, Levy Tran

Länge: 103 Minuten (langer Abspann, sehr langer Abspann)

FSK: ab 18 Jahre (zum Schutz der Jugend)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Expendables 4“

Metacritic über „The Expendables 4“

Rotten Tomatoes über „The Expendables 4“

Wikipedia über „The Expendables 4“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Waughs „Act of Valor“ (Act of Valor, USA 2012)

Meine Besprechung von Scott Waughs „Need for Speed“ (Need for Speed, USA 2013)

Meine Besprechung von Simon Wests „The Expendables 2“ (The Expendables 2, USA 2012)

Meine Besprechung von Patrick Hughes‘ „The Expendables 3“ (The Expendables, USA 2014)


DVD-Kritik: „Rogue Hunter“ Megan Fox und die Löwin

März 6, 2021

https://www.youtube.com/watch?v=72RAnRxQupE

Die geplante Geiselbefreiung irgendwo im afrikanischen Busch läuft anders ab, als Sam (Megan Fox) und ihre Söldner-Gruppe es geplant haben. Anstatt einer klinischen Operation, gibt es einen wilden Schusswechsel, Explosionen und viele Tote. Dabei können sie ihr Zielobjekt, die Tochter des Gouverneurs, und weitere junge, weibliche Geisel befreien. Auf ihrer Flucht vor den Terroristen gibt es, auf beiden Seiten, weitere Tote und Explosionen. Der Hubschrauber, der sie aus der Kampfzone fliegen sollte, wird von den Geiselnehmern, einer Gruppe Al-Shabaab-Terroristen, abgeschossen.

Am Ende der wilden Hatz bleibt Sams Team nur der Sprung von einer sechzig Meter hohen Klippe in einen reißenden Strom.

Von dort geht es weiter zu einer verlassenen Farm, auf der sie die Nacht verbringen müssen. Erst nach Sonnenaufgang können sie gerettet werden.

In den nächsten Stunden warten sie nicht nur auf die sie verfolgenden Terroristen, sondern sie müssen auch gegen eine äußerst mordgierige Löwin kämpfen; – wenn sie sich nicht gerade ausführlich unterhalten und alles tun, um sich nicht auf die Konfrontation mit ihren Verfolgern vorzubereiten.

Ursprünglich plante M. J. Bassett „Rogue Hunter“ als kleines Projekt, in dem sie und ihre Freunde beim Dreh ihren Spaß hätten und sie die furchtbaren Zustände auf südafrikanischen Zuchtfarmen, in denen Löwen gezüchtet werden, um später von urlaubenden Hobbyjägern erschossen zu werden, ansprechen könnte. M. J. Bassett begann ihre Filmkarriere als Assistentin eines Wildtierfilmers. Später inszenierte sie als Michael Bassett die Genre-Spielfilme „Deathwatch“, „Solomon Kane“ und „Silent Hill: Revelation“. In den vergangenen Jahren konzentrierte sie sich auf TV-Arbeiten, wie „Strike Back“ (15 Folgen), „Ash vs Evil Dead“, „Power“ und „Altered Carbon“. Und jetzt den ziemlich blutigen Low-Budget-Actionreißer „Rogue Hunter“, der, wie gesagt, ein kleiner Actionfilm mit Botschaft werden sollte. Das Anliegen und die damit verbundene Botschaft weckten dann das Interesse von Megan Fox, die so schnell zusagte, dass Bassett ihren ursprünglichen Plan, pro forma den Hollywood-Star zu fragen und mit der Absage in der Tasche den alten Plan weiterzuverfolgen, nicht weiter verfolgen konnte. Kurz nach der Zusage von Megan Fox, die, so Bassett im Audiokommentar, innerhalb von zwölf Stunden erfolgte, begannen die Dreharbeiten in Südafrika. An zwanzig Tagen drehten sie den Film chronologisch; was dazu führte, dass jeden Tag weniger Menschen am Set waren. Die Löwin wurde in einer Mischung aus praktischen und, vor allem, digitalen Effekten zum Leben erweckt und sie hat das Problem, das digitale Tiere fast immer haben. Sie sieht in ihren wenigen Auftritten künstlich aus.

Der Film selbst ist ein immer wieder unplausibler, vor allem in der Mitte äußerst redseliger Actionfilm mit zwei wirklich großen, jeweils gut halbstündigen Action-Set-Pieces am Anfang und Ende des Films, die ich erstaunlich ungerührt, fast schon entspannt, verfolgte. In den Actionszenen schneidet Bassett äußerst selten. Es gibt sogar zwei lange, komplizierte Kamerafahrten und der gesamte Film sieht verdammt gut aus. So in Richtung Low-Budget-Michael-Bay oder TV-Michael-Bay.

Als Bonusmaterial gibt es gut fünfzig Minuten weitgehend belanglose, während des Drehs aufgenommene Interviews mit den Schauspielern und zwei äußerst informative, kurzweilige und untertitelte Audiokommentare. Sie bieten einen guten Einblick in ungefähr alle mit dem Film zusammenhängende Aspekte. Den einen bestreitet Bassett alleine. Bei dem anderen sind ihre Tochter Isabel Bassett und „Strike Back“-Schauspieler Philip Winchester dabei.

Rogue Hunter (Rogue, Großbritannien/Südafrika 2020)

Regie: M. J. Bassett

Drehbuch: M. J. Bassett, Isabel Bassett

mit Megan Fox, Greg Kriek, Adam Deacon, Kenneth Fok, Sisanda Henna, Brandon Auret, Isabel Bassett, Jessica Sutton, Philip Winchester

DVD

Square One Entertainment/Leonine

Bild: 2,40:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Interviews mit Megan Fox, Philip Winchester, Sisanda Henna, Greg Kriek und Isabel Bassett, Audiokommentar mit Regisseurin M. J. Bassett, Co-Drehbuchautorin/Darstellerin Isabel Bassett und Darsteller Philip Winchester, Audiokommentar mit Regisseurin M. J. Bassett, Trailer, Wendecover

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Auch als Blu-ray und Digital.

Hinweise

Moviepilot über „Rogue Hunter“

Metacritic über „Rogue Hunter“

Rotten Tomatoes über „Rogue Hunter“

Wikipedia über „Rogue Hunter“


Neu im Kino/Filmkritik: „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ – zweite Runde mit mutierten Schildkröten und Megan Fox

August 11, 2016

Als vor zwei Jahren die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ in die Kinos kam, waren die Kritiker (auch ich) nicht entzückt über die Abenteuer einer Gruppe mutierter, in der Kanalisation von Manhattan lebender Schildkröten, die sich am liebsten von Pizza ernähren und ohne das Wissen der Öffentlichkeit Verbrecher bekämpfen. Das Einspielergebnis war nicht überragend, aber gut genug für eine Fortsetzung, die jetzt als „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ bei uns anläuft und ziemlich nahtlos an den ersten Film anschließt. Ohne die elaborierte Hintergrundgeschichte des ersten Teils aufzuwärmen.

Am Ende des vorherigen Films konnten die Turtles den Superbösewicht Shredder verhaften.

Jetzt gelingt es Shredders Schergen, ihn (Brian Tee) zu befreien und, wie es sich für einen Bösewicht gehört, hat er auch gleich einen furchtbar fiesen Weltvernichtungsplan, den er mit Mad Scientist Baxter Stockman (Tyler Perry) und dem außerirdischen Commander Krang umsetzen will.

Die Turtles Leonardo (Pete Ploszek), Michelangelo (Noel Fisher), Raphael (Alan Ritchson) und Donatello (Jeremy Howard) wollen das verhindern. Dabei helfen ihnen die aus dem ersten Film bekannte Journalistin April O’Neil (Megan Fox), ihr ebenfalls aus dem ersten Film bekannter Kollege Vern Fenwick (Will Arnett) und, als Neuzugang, Casey Jones (Stephen Amell), ein Gefängniswärter mit höheren Ambitionen. Er ist extrem verärgert, weil Shredder aus seinem Gefangenentransport entwischte.

Die Teenage Mutant Ninja Turtles hatten, falls ihr es nicht wisst, ihren ersten Auftritt 1984 in einem Comic von Kevin Eastman und Peter Laird. Die Parodie auf Comics wie Daredevil oder The New Mutants (ein X-Men-Ableger) war enorm erfolgreich. Seitdem gab es mehrere Filme, TV-Serien, Videospiele, weitere Comics und Merchandise-Artikel, von Figuren bis zu Gummibärchen, die man an die Wand werfen konnte. In den USA sind die Turtles Kult. Bei uns nicht so.

2014 produzierte Michael Bay, der mit den Transformers schon ein anderes kindisches, aber kommerziell enorm erfolgreiches Franchise hat, die filmische Totalkatastrophe „Teenage Mutant Ninja Turtles“ mit Megan Fox als Reporterin, die behauptet, bei einem ihrer nächtlichen Streifzüge durch New York einen Haufen riesiger Schildkröten gesehen zu haben, die einige Verbrecher verkloppen.

Out of the Shadows“ ist da ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist ein besserer Film, aber noch lange kein guter oder in irgendeiner Beziehung sehenswerter und ansehenswerter Film.

Logik, egal in welcher Beziehung und Bedeutung, ist immer noch ein Fremdwort im Turtles-Kosmos. Aber immerhin ist der Plot dieses Mal einfacher und damit als episodenhafte Nummernrevue, inclusive einem Trip nach Südamerika, auch stringenter erzählt. Es geht halt nur noch um einen Bösewicht, der die Welt vernichten will und die Helden, die das verhindern wollen. Dabei haben sie ein wenig internen Knatsch. Denn die Turtles streiten sich etwas die Führung des Teams, den richtigen Weg der Verbrechensbekämpfung und das Ernten des öffentlichen Ruhms, was den Filmtitel „Out of the Shadows“ und hinein in das gleißende Licht der Öffentlichkeit erklärt. Diese Soap-Elemente bringen die Hauptgeschichte nicht voran und tiefschürender als eine Pfütze sind sie auch nicht. Der Humor ist, wieder, durchgehend nervig kindisch.

Die CGI-Effekte sind gut. Aber die Actionszenen sind, wieder einmal, ein einziges Chaos, bei dem es ohne Sinn und Verstand drunter und drüber geht.

Out of the Shadows“ ist „frei ab 12 Jahre“. Dummerweise ist er „geeignet bis höchstens 12 Jahre“.

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Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows (Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows, USA 2016)

Regie: Dave Green

Drehbuch: Josh Applebaum, André Nemec

mit Megan Fox, Will Arnett, Pete Ploszek, Noel Fisher, Alan Ritchson, Jeremy Howard, Stephen Amell, Brian Tee, Stephen Farrelly, Gary Anthony Williams, Laura Linney, Tyler Perry, Brittany Ishibashi, Jane Wu

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“

Metacritic über „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“

Rotten Tomatoes über „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“

Wikipedia über „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“

Meine Besprechung von Jonathan Liebesmans „Teenage Mutant Ninja Turtles“ (Teenage Mutant Ninja Turtles, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: WammBammBumms, die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ sind da

Oktober 16, 2014

Als die Turtles 1990 zum ersten Mal die deutschen Kinos eroberten, begeisterten sie vor allem Kinder irgendwo zwischen Kindergarten und erster Klasse. Die waren auch begeistert von den Turtles-Gummibärchen, die sie an die nächste Wand werfen konnten, wo sie, bis sie gegessen wurden, kleben blieben.
Jetzt dürfte es ähnlich sein. Denn „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist vor allem kindisch auf eine uncharmant-nervtötende Weise. Außerdem beweist „Zorn der Titanen“-Regisseur Jonathan Liebesman in seinem neuesten Film, dass man für einen waschechten Michael-Bay-Film nicht unbedingt Michael Bay als Regisseur braucht. Produktion reicht auch. Denn „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist „Transformers“ mit mutierten Schildkröten. Sogar Megan Fox darf wieder mitspielen. Also mit einem möglichst intelligentem Gesichtsausdruck durch das Bild laufen, ihren Kollegenfreund Will Arnett becircen (wegen Fahrgelegenheit und Filmkamera) und sich von Whoopi Goldberg die Leviten lesen lassen. Die Story ist eine lieblose Aneinanderreihung von Szenen, die man kaum Story nennen kann und die die Origin-Story der mutierten Schildkröten „erzählt“.
Also: New York leidet unter einer Kriminalitätswelle für die Shredder und seine Leute verantwortlich sind. Der Unternehmer Eric Sacks (William Fichtner) erklärt sich bereit, die Polizei finanziell und mit seinen Produkten zu unterstützen. Gleichzeitig entdeckt die junge, ambitionierte TV-Reporterin April O’Neil (Megan Fox) bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge eine Gruppe Maskierter, die einige Bösewichter verkloppen. Irgendwie sehen sie wie Schildkröten aus und sie hinterlassen rätselhafte Zeichen. Boulevard-Journalistin April weiß, dass sie gerade ihre große Story entdeckt hat.
Als sie ihrer cholerisch-scharfzüngige Chefredakteurin (Whoopi Goldberg) diese Gaga-Story über Krimininalitätsbekämpfer in Schildkrötenkostümen erzählt, wird sie von ihr vor versammelter Mannschaft abgebügelt. Natürlich sucht April weiter nach den Schildkröten, die sie auch schnell entdeckt: es sind mutierte Tiere, die seit Jahren zusammen mit ihrem Lehrer Master Splinter, einer mutierten Ratte,  in der Kanalisation überleben, nachdem das Forschungslabor, in dem sie gezüchtet wurden, abbrannte. Es war – Überraschung! – ein Labor, das von Sacks und Aprils Vater betrieben wurde und in dem April als Kind die Tiere pflegte, wofür die Turtles ihr noch heute dankbar sind. Bei dem Feuer starb Aprils Vater. Oh, und das Feuer wurde von Sacks gelegt. Denn, das ist jetzt aber keine Überraschung, Sacks ist der Bösewicht, der mit Shredder auch hinter der Verbrechenswelle steckt. Sein Angebot, der Polizei zu helfen, ist dabei nur der perfide Plan, um die Herrschaft über die Stadt zu erlangen.
Und den Rest könnt ihr euch jetzt wahrscheinlich denken. Jedenfalls rumpelt die Story lärmig in lieblos zusammengepappten Szenen zum finalen Showdown. Es gibt infantile Sprüche der vier titelgebenden „Teenage Mutant Ninja Turtles“. Es gibt hoffnungslos konfuse, schnell vergessene Action-Szenen und irgendwann zwischen zwei Bildern verschwindet dann auch die oberste Gehilfin des Bösewichts (Minae Noji). Früher hatten wichtige Bösewichter noch einen eindrucksvollen Abgang.
Sowieso wirkt „Teenage Mutant Ninja Turtles“ wie eine lieblose Aneinanderreihung von nicht erinnerungswürdigen Set Pieces, die ohne ein Drehbuch aneinandergereiht wurden. Liebesmans Werk markiert, neben Michael Bays „Transformers: Ära des Untergangs“, den absoluten Tiefpunkt des diesjährigen, weitgehend gelungenen Blockbuster-Sommers.

Teenage Mutant NinjaTurtles - Plakat

Teenage Mutant Ninja Turtles (Teenage Mutant Ninja Turtles, USA 2014)
Regie: Jonathan Liebesman
Drehbuch: Josh Applebaum, André Nemec, Evan Daugherty
LV: Charaktere von Kevin Eastman und Peter Laird
mit Megan Fox, Will Arnett, William Fichtner, Alan Ritchson, Noel Fisher, Pee Ploszek, Jeremy Howard, Abby Elliott, Minae Noji, Whoopi Goldberg, Tohoru Masamune
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Teenage Mutant Ninja Turtles“
Moviepilot über „Teenage Mutant NinjaTurtles“
Metacritic über „Teenage Mutant Ninja Turtles“
Rotten Tomatoes über „Teenage Mutant Ninja Turtles“
Wikipedia über „Teenage Mutant Ninja Turtles“ (deutsch, englisch)