mit Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten, Roland Düringer, Margarethe Tiesel, Christopher Schärf, Sasa Barbul, Johannes Silberschneider, Wolf Haas (Cameo)
–
Die selbstverständlich lesenswerte Vorlage
Wolf Haas: Das ewige Leben dtv, 2015 208 Seiten
8,95 Euro
– Erstausgabe
Hoffmann und Campe Verlag, 2003
– Hinweise
Personal Shopper(Personal Shopper, Frankreich/Deutschland 2016)
Regie: Olivier Assayas
Drehbuch: Olivier Assayas
Maureen ist die persönliche Einkäuferin für die ständig durch die Welt jettende Kyra. Neben diesem Brotjob wartet sie auf ein Zeichen von ihrem verstorbenen Zwillingsbruder und vertreibt Geister aus Häusern.
Olivier Assayas‘ Version eines Geisterfilms: sehr europäisch, sehr träumerisch und mit zahlreichen Anspielungen. Sehr sehenswert.
Am 6. Juni läuft sein neuer Film „Zwischen den Zeilen“ (Doubles vies, u. a. mit Juliette Binoche und Guillaume Canet) bei uns an (und dann gibt es die Besprechung). Seine dialoglastige Bestandsaufnahme der Gegenwart ist wie ein Eric-Rohmer-Film, der die Gespräche über Liebe und Beziehungen durch Gespräche über die Literatur, das Internet, und die Befindlichkeiten der Bourgeoisie ersetzt.
Drehbuch: Josef Hader, Wolfgang Murnberger, Wolf Haas
LV: Wolf Haas: Das ewige Leben, 2003
Jetzt ist schon wieder was passiert und der Brenner muss wieder ermitteln. Dieses Mal in seinem Geburtsort.
TV-Premiere: Der vierte Brenner-Film zeigt den Privatdetektiv ganz unten. Aber Aufgeben tut er nicht und wir bekommen einen weiteren höchst vergnüglichen Film.
mit Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten, Roland Düringer, Margarethe Tiesel, Christopher Schärf, Sasa Barbul, Johannes Silberschneider, Wolf Haas (Cameo)
–
Die selbstverständlich lesenswerte Vorlage
Wolf Haas: Das ewige Leben dtv, 2015 208 Seiten
8,95 Euro
– Erstausgabe
Hoffmann und Campe Verlag, 2003
– Hinweise
Mit seinem neuen Film „Personal Shopper“ hat Olivier Assayas seine 2016 in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnete Version eines Geisterfilms gedreht. Die Hauptrolle übernahm Kristen Stewart, die bereits in seinem vorherigen Film „Die Wolken von Sils Maria“ eine der Hauptrollen hatte. In seinem neuesten Film spielt sie Maureen, ein Medium, das in Paris auf ein Zeichen von ihrem vor drei Monaten verstorbenem Zwillingsbruder Lewis wartet.
Das erste Mal – und Assayas etabliert in diesen ersten Filmminuten die traumwandlerische Stimmung des Films – begegnen wir ihr in der Abenddämmerung. Wir wissen in dem Moment nichts über sie und auch nicht, warum sie die Nacht allein in der großen, etwas abgelegen liegenden, leerstehenden Villa verbringen will.
Am nächsten Tag sagt die Amerikanerin den Kaufinteressenten, dass sie in der Villa eine starke Entität gespürt habe. Ob freundlich oder unfreundlich könne sie noch nicht sagen. Dass ihr Bruder Lewis vorher in dem Haus wohnte und sie in Paris ist, weil sie auf ein Zeichen von ihm wartet, verrät sie nicht.
Tagsüber geistert sie durch die Boutiquen der Stadt. Für Kyra (Nora von Waldstätten), eine ständig herumreisende Prominente mit unklarem Beruf, besorgt sie Kleider, Schuhe und Schmuck. Mit ihr kommuniziert sie fast nur schriftlich. Und als Kyra doch einmal in ihrem Apartment ist, telefoniert sie endlos, während Maureen sich mit Kyras Freund Ingo (Lars Eidinger), einem verheiratetem Journalisten, unterhält und ihm dabei erzählt, warum sie in Paris ist.
Ihren Freund sieht sie nur über Skype. Denn er arbeitet gerade im Nahen Osten an einem Softwareprojekt, dessen Abschluss unklar ist.
Eines Nachts hört Maureen in der Villa Klopfzeichen, die ein Zeichen von ihrem Bruder sein könnten, und sieht einen Geist. Das könnten die erhofften Signale aus dem Jenseits sein.
Aber sie hätte gerne ein deutlicheres Signal von Lewis. Vielleicht sogar ein Gespräch.
Kurz darauf meldet sich auf ihrem Smartphone ein unbekannter Anrufer mit einer Textnachricht. Sie beginnt sich mit dem Geist zu unterhalten, der sie zu Grenzüberschreitungen animiert.
„Personal Shopper“ besticht vor allem durch seine Atmosphäre, die ein ständiges Schweben zwischen Realität und Scheinwelten ist. Entsprechend irrlichternd und tastend entwickelt sich der Film, der Genres, Stile und Stimmungen bruchlos wechselt. Er interresiert sich mehr für Maureen, die auf ein Zeichen wartet, ihre Gefühle und Stimmungen als für eine stringent erzählte Horrorgeschichte. Sowieso ignoriert Assayas die Konventionen des Horrorfilms ziemlich vollständig. Bei ihm gibt es Geister, aber keinen übernatürlichen Horror.
In langen, oft stummen Einstellungen, verfolgt Assayas Kristen Stewart, wenn sie sich durch die Villa, durch Paris, durch Kyras Apartment und einmal nach London bewegt. Auch die teils langen Gespräche mit ihrem Unbekannten Anrufer sind stumm. Wer also (in der OmU-Fassung) nicht lesen kann, ist eindeutig benachteiligt bei diesem sehr europäischen Selbstfindungstrip mit Hinweisen auf Victor Hugo und Hilma af Klint, die im Film erklärt werden.
Personal Shopper (Personal Shopper, Frankreich/Deutschland 2016)
Regie: Olivier Assayas
Drehbuch: Olivier Assayas
mit Kristen Stewart, Lars Eidinger, Sigrid Bouaziz, Anders Danielsen Lie, Nora von Waldstätten, Benjamin Biolay
Die Wolken von Sils Maria (Clouds over Sils Maria, Deutschland/Frankreich/Schweiz 2014)
Regie: Olivier Assayas
Drehbuch: Olivier Assayas
Eine alternde Schauspielerin probt eine Rolle in einem Stück ein, mit dem sie vor Jahren ihren Durchbruch hatte und Olivier Assayas nutzt diesen Plot zu einer vielschichtigen Betrachtung über das Wesen des Künstlers, die verschwimmenden Grenzen zwischen Wirklichkeit und Rolle und die Unterschiede zwischen Hoch- und Trivialkultur, garniert mit Ausschnitten aus Arnold Fancks Stummfilmfragment „Das Wolkenphänomen von Maloja“ und dieser Malojaschlange, einem Wolkenphänomen, bei dem Wolken sich tagsüber in das Tal bewegen. Dabei ist sein Film anspruchsvoll, intellektuell herausfordernd und kompromisslos. Er verfolgt seine Vision und nimmt dabei keine Rücksicht auf seine Zuschauer. Aber gleichzeitig ist er ungeheuer verspielt, kurzweilig, voller schöner Betrachtungen, eklektisch und niemals zerfasernd, sondern auch lustvoll Umwege nehmend, wie man bei einem Spaziergang auch mal einen kleinen Abstecher macht, ehe man wieder auf den Weg zurückkehrt und immer etwas interessantes entdeckte. Und wenn es nur die Aussicht in ein Bergtal ist.
Nach der TV-Premiere von „Die Wolken von Sils Maria“ zeigt Arte, um 22.15 Uhr, „Irma Vep“; ein weiterer Film von Assayas, in dem er, äußerst kurzweilig, von den Problemen bei den Dreharbeiten für ein Remake des Stimmfilms „Die Vampire“ mit Maggie Cheung in der Hauptrolle erzählt.
mit Juliette Binoche, Kristen Stewart, Chloë Grace Moretz, Lars Eidinger, Hanns Zischler, Angela Winkler, Nora von Waldstätten, Aljoscha Stadelmann
Der Film erzählt von einer Schauspielerin, die eine Theaterrolle annimmt, die Rolle einstudiert und schließlich die Premiere feiert. Das klingt jetzt nicht furchtbar spannend, aber „Die Wolken von Sils Maria“ ist von Olivier Assayas inszeniert, der zuletzt mit „Carlos – Der Schakal“ und „Die wilde Zeit“ überzeugte, und mit Juliette Binoche und Kristen Stewart in den Hauptrollen und Chloë Grace Moretz in einer wichtigen Nebenrolle ist der Film auch namhaft besetzt. Und Assayas nutzt den Plot zu einer vielschichtigen Betrachtung über das Wesen des Künstlers, die verschwimmenden Grenzen zwischen Wirklichkeit und Rolle und die Unterschiede zwischen Hoch- und Trivialkultur, garniert mit Ausschnitten aus Arnold Fancks Stummfilmfragment „Das Wolkenphänomen von Maloja“ und dieser Malojaschlange, einem Wolkenphänomen, bei dem Wolken sich tagsüber in das Tal bewegen. Dabei ist sein Film zwar anspruchsvoll, intellektuell herausfordernd und kompromisslos. Er verfolgt seine Vision und nimmt dabei keine Rücksicht auf seine Zuschauer. Aber gleichzeitig ist er ungeheuer verspielt, kurzweilig, voller schöner Betrachtungen, eklektisch und niemals zerfassernd, sondern auch lustvoll Umwege nehmend, wie man bei einem Spaziergang auch mal einen kleinen Abstecher macht, ehe man wieder auf den Weg zurückkehrt und immer etwas interessantes entdeckte. Und wenn es nur die Aussicht in ein Bergtal ist. Im Mittelpunkt stehen die Textproben der von Juliette Binoche gespielten Maria Enders. Sie hatte vor zwanzig Jahren, im Theater, ihren Durchbruch als verführerische junge Sigrid, die ihre Vorgesetzte Helena in Gefühlswirren stürzt und in den Selbstmord treibt. Wilhelm Melchior, der Autor des Stückes, wurde während der Proben und danach in jeder Hinsicht ihr Mentor. Kurz vor einer Ehrung für sein Lebenswerk, bei der sie eine Rede halten sollte, erfährt sie, dass er gestorben ist. Gleichzeitig wird ihr die Hauptrolle in einer Neuinszenierung des Stückes angeboten. Der junge, von der Kritik abgefeierte Regisseur will sie unbedingt haben. Aber jetzt soll sie nicht Sigrid, mit der sie sich identifizierte, sondern Helena, ihre Antagonistin, die Böse, spielen. Zögernd nimmt sie die Rolle an, quartiert sich in der Berghütte von Melchior in Sils Maria ein und beginnt mit ihrer persönlichen Assistentin Valentine (Kristen Stewart) die Rolle zu proben. Dabei übernimmt Valentine die Rolle der Jüngeren – und bei den Proben ist oft nicht erkennbar, wann der Text des Stückes übergeht in persönliche Bekenntnisse und wann persönliche Bekenntnisse von dem Stück überlagert werden. Später lernt Enders auch Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) kennen, die Sigrid spielen soll. Sie ist ein junger Hollywoodstar, die mit einer Rolle in einem Superheldenfilm berühmt wurde, jetzt souverän mit ihren Skandalen auf der Klaviatur der Facebook- und Twitter-Öffentlichkeit spielt und mit einer prestigeträchtigen Theaterrolle den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen würde. Dieses Spiel zwischen Rolle und Schauspielerpersönlichkeit gewinnt durch die Besetzung natürlich zusätzliche Facetten und wird dadurch ein schönes Spiel zwischen den verschiedenen Ebenen, zwischen Selbsterkenntnissen, Einblicken in die Welt der Schauspielerinnen und schönen Lügen, die wahrer als das wahre Leben sind. Immerhin trifft hier ein europäischer Altstar auf zwei Hollywood-Jungstars, die auch in Superheldenfilmen mitspielen – und wenn es keine Theaterrolle gibt, ist natürlich eine Rolle in einem europäischen Kunstfilm auch nicht zu verachten. Ein Punkt störte mich allerdings bei „Die Wolken von Sils Maria“. Olivier Assayas verjüngte Juliette Binoche um mindestens zehn Jahre. Denn als sie, im Film, vor zwanzig Jahren ihren Durchbruch hatte, war sie eine Achtzehnjährige; was sie im Film zu einer knapp Vierzigjährigen machen würde, während ich mich immer wieder fragte, warum sie keine Fünfzigjährige spielen darf. Das hätte ihren inneren Konflikt noch glaubwürdiger gemacht. Das ändert aber nichts daran, dass „Die Wolken von Sils Maria“ die europäische Version des ebenfalls grandiosen „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“, der am 29. Januar bei uns anläuft, ist. Man sollte sich unbedingt beide Filme ansehen. Vielleicht sogar hintereinander und dann vergleichen.
Seitdem hat „Birdman“ den Oscar als bester Film bekommen und Kristin Stewart trat neben Julianne Moore (die für ihre Rolle den Oscar erhielt) in dem Alzheimer-Drama „Still Alice“ auf.
Stewart und Juliette Binoche erhielten für ihr Spiel in „Die Wolken von Sils Maria“ jeweils einen César. Ein dritter César ging an Oliver Assayas‘ Drehbuch.
Stewart soll auch in Assayas‘ nächstem Film „Personal Chopper“ auftreten, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.
Das Bonusmaterial besteht nur aus einem zwölfminütigem Interview mit Olivier Assayas, das aber gewohnt informativ ausgefallen ist.
Die Wolken von Sils Maria (Clouds over Sils Maria, Deutschland/Frankreich/Schweiz 2014)
Regie: Olivier Assayas
Drehbuch: Olivier Assayas
mit Juliette Binoche, Kristen Stewart, Chloë Grace Moretz, Lars Eidinger, Hanns Zischler, Angela Winkler, Nora von Waldstätten, Aljoscha Stadelmann
– DVD
NFP marketing & distribution/EuroVideo
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Originalfassung (Englisch mit Passagen in Deutsch und Französisch)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interview mit Olivier Assayas, Trailer, Hörfilmfassung
Länge: 118 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
Jetzt sitzt der Brenner beim Arbeitsamt und dank seines Lebenslaufes ist er ein gesellschaftliches Neutron, das keinen Anspruch auf einen Cent Unterstützung hat. Da fällt ihm ein, dass in seinem Geburtsort Puntigam noch immer das ihm vererbte Haus seiner Eltern steht.
Er kehrt nach Ewigkeiten zurück nach Puntigam. Das elterliche Anwesen ist eine Ruine, der Nachbar nicht erfreut über seine ein veritables Chaos verursachenden Instandsetzungsarbeiten und die alten Freunde sind – nun, alte Freunde, mit denen er damals die Polizeischule absolvierte. Der eine ist ein Trödelhändler, der vor allem mit Erpressungen sein Geld verdient. Der andere ist der Polizeichef von Graz, der ihn gleich mit einer Pistole bedroht.
Kurz darauf liegt Brenner mit einer Schussverletzung im Krankenhaus. Seine Therapeutin sagt, er habe versucht, sich umzubringen. Er ist dagegen felsenfest davon überzeugt, dass jemand ihn umbringen wollte und er wird den Täter überführen. Er vermutet, dass es der Polizeichef ist.
Das Motiv für den Mordversuch liegt nämlich in Brenners Vergangenheit, als er und seine Freunde vor Jahrzehnten auf der Polizeischule nicht nur Gesetze büffelten.
Kurz darauf wird der Trödelhändler ermordet und Brenner, der von der Polizei neben der Leiche gefunden wird, meint nur, er sei es nicht gewesen.
Jetzt muss Brenner auch noch einen vollendeten Mord aufklären.
„Das ewige Leben“ ist nach „Komm, süßer Tod“ (2000), „Silentium“ (2005) und „Der Knochenmann“ (2009) der vierte Brenner-Film, der wieder von dem bewährten Team Wolfgang Murnberger (Regie und Drehbuch), Wolf Haas (Vorlage und Drehbuch) und Josef Hader (Hauptrolle und Drehbuch) gedreht wurde. Deshalb ist „Das ewige Leben“, das gewohnt frei mit der Vorlage von Wolf Haas umgeht, in erster Linie ein willkommenes, dieses Mal etwas melancholischer geratenes Wiedersehen mit dem abgeklärtesten Privatdetektiv von Österreich, der älter, aber nicht weißer wurde. Entsprechend gering, aber durchaus deutlich sind die Unterschiede zu den vorherigen Brenner-Filmen. Und das ist gut so.
Das ewige Leben (Österreich 2015)
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Josef Hader, Wolfgang Murnberger, Wolf Haas
LV: Wolf Haas: Das ewige Leben, 2003
mit Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten, Roland Düringer, Margarethe Tiesel, Christopher Schärf, Sasa Barbul, Johannes Silberschneider, Wolf Haas (Cameo)
Länge: 123 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
– Die selbstverständlich lesenswerte Vorlage
Wolf Haas: Das ewige Leben dtv, 2015 208 Seiten
8,95 Euro
– Erstausgabe
Hoffmann und Campe Verlag, 2003
– Hinweise
Der Film erzählt von einer Schauspielerin, die eine Theaterrolle annimmt, die Rolle einstudiert und schließlich die Premiere feiert.
Das klingt jetzt nicht furchtbar spannend, aber „Die Wolken von Sils Maria“ ist von Olivier Assayas inszeniert, der zuletzt mit „Carlos – Der Schakal“ und „Die wilde Zeit“ überzeugte, und mit Juliette Binoche und Kristen Stewart in den Hauptrollen und Chloë Grace Moretz in einer wichtigen Nebenrolle ist der Film auch namhaft besetzt. Und Assayas nutzt den Plot zu einer vielschichtigen Betrachtung über das Wesen des Künstlers, die verschwimmenden Grenzen zwischen Wirklichkeit und Rolle und die Unterschiede zwischen Hoch- und Trivialkultur, garniert mit Ausschnitten aus Arnold Fancks Stummfilmfragment „Das Wolkenphänomen von Maloja“ und dieser Malojaschlange, einem Wolkenphänomen, bei dem Wolken sich tagsüber in das Tal bewegen. Dabei ist sein Film zwar anspruchsvoll, intellektuell herausfordernd und kompromisslos. Er verfolgt seine Vision und nimmt dabei keine Rücksicht auf seine Zuschauer. Aber gleichzeitig ist er ungeheuer verspielt, kurzweilig, voller schöner Betrachtungen, eklektisch und niemals zerfassernd, sondern auch lustvoll Umwege nehmend, wie man bei einem Spaziergang auch mal einen kleinen Abstecher macht, ehe man wieder auf den Weg zurückkehrt und immer etwas interessantes entdeckte. Und wenn es nur die Aussicht in ein Bergtal ist.
Im Mittelpunkt stehen die Textproben der von Juliette Binoche gespielten Maria Enders. Sie hatte vor zwanzig Jahren, im Theater, ihren Durchbruch als verführerische junge Sigrid, die ihre Vorgesetzte Helena in Gefühlswirren stürzt und in den Selbstmord treibt.
Wilhelm Melchior, der Autor des Stückes, wurde während der Proben und danach in jeder Hinsicht ihr Mentor.
Kurz vor einer Ehrung für sein Lebenswerk, bei der sie eine Rede halten sollte, erfährt sie, dass er gestorben ist. Gleichzeitig wird ihr die Hauptrolle in einer Neuinszenierung des Stückes angeboten. Der junge, von der Kritik abgefeierte Regisseur will sie unbedingt haben. Aber jetzt soll sie nicht Sigrid, mit der sie sich identifizierte, sondern Helena, ihre Antagonistin, die Böse, spielen.
Zögernd nimmt sie die Rolle an, quartiert sich in der Berghütte von Melchior in Sils Maria ein und beginnt mit ihrer persönlichen Assistentin Valentine (Kristen Stewart) die Rolle zu proben. Dabei übernimmt Valentine die Rolle der Jüngeren – und bei den Proben ist oft nicht erkennbar, wann der Text des Stückes übergeht in persönliche Bekenntnisse und wann persönliche Bekenntnisse von dem Stück überlagert werden.
Später lernt Enders auch Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) kennen, die Sigrid spielen soll. Sie ist ein junger Hollywoodstar, die mit einer Rolle in einem Superheldenfilm berühmt wurde, jetzt souverän mit ihren Skandalen auf der Klaviatur der Facebook- und Twitter-Öffentlichkeit spielt und mit einer prestigeträchtigen Theaterrolle den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen würde.
Dieses Spiel zwischen Rolle und Schauspielerpersönlichkeit gewinnt durch die Besetzung natürlich zusätzliche Facetten und wird dadurch ein schönes Spiel zwischen den verschiedenen Ebenen, zwischen Selbsterkenntnissen, Einblicken in die Welt der Schauspielerinnen und schönen Lügen, die wahrer als das wahre Leben sind. Immerhin trifft hier ein europäischer Altstar auf zwei Hollywood-Jungstars, die auch in Superheldenfilmen mitspielen – und wenn es keine Theaterrolle gibt, ist natürlich eine Rolle in einem europäischen Kunstfilm auch nicht zu verachten.
Ein Punkt störte mich allerdings bei „Die Wolken von Sils Maria“. Olivier Assayas verjüngte Juliette Binoche um mindestens zehn Jahre. Denn als sie, im Film, vor zwanzig Jahren ihren Durchbruch hatte, war sie eine Achtzehnjährige; was sie im Film zu einer knapp Vierzigjährigen machen würde, während ich mich immer wieder fragte, warum sie keine Fünfzigjährige spielen darf. Das hätte ihren inneren Konflikt noch glaubwürdiger gemacht.
Das ändert aber nichts daran, dass „Die Wolken von Sils Maria“ die europäische Version des ebenfalls grandiosen „Birdman (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“, der am 29. Januar bei uns anläuft, ist. Man sollte sich unbedingt beide Filme ansehen. Vielleicht sogar hintereinander und dann vergleichen.
Carlos – Der Schakal (Teil 1, Teil 2, Teil 3) (Frankreich/Deutschland 2010, R.: Olivier Assayas)
Drehbuch: Olivier Assayas, Dan Franck
Grandioses Biopic über den Terroristen Ilich Ramírez Sánchez, genannt „Carlos“ (Édgar Ramirez in der Rolle seines Lebens), in der langen, aber extrem kurzweiligen dreiteiligen TV-Fassung.
mit Édgar Ramírez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer, Christoph Bach, Julia Hummer, Aljoscha Stadelmann, Jule Böwe, Ahmat Kaabour, Udo Samel
Wahrscheinlich hat jede Generation ihre „Fünf Freunde“. Denn Enid Blyton schrieb die Geschichten mit den fünf Freunden Julian (bzw. Julius), Richard ‚Dick‘, Georgina (bzw., weil sie lieber ein Junge wäre, George), Anne und dem Hund Timmy in den Vierzigern und Fünfzigern; die erste deutsche Übersetzung erschien 1952 und seitdem wurden die Bücher von Kindern verschlungen. Auch ich las die Romane und mir gefiel die englische „Fünf Freunde“-TV-Serie von 1978/1979.
Die Hörspiele ließ ich links liegen. Ebenso die Post-Enid-Blyton-Fünf-Freunde-Bücher und die TV-Serie aus den Neunzigern.
2012 kam dann „Fünf Freunde“ in die Kinos und weil der Film erfolgreich war, gibt es jetzt schon den dritten „Fünf Freunde“-Spielfilm, mit der aus den vorherigen Filmen bekannten Besetzung vor und hinter der Kamera.
Dieses Mal fliegen George (Valeria Eisenbart), Julian (Quirin Oettl), Dick (Justus Schlingensiepen), Anne (Neele Marie Nickel) und Timmy nach Thailand, wo Onkel Quentin (Michael Fitz) schnell im Labor eines alten Studienkollegen und aus der Geschichte verschwindet.
Die fünf Freunde wollen einen gemütlichen Urlaub verbringen. Aber schon am ersten Tag entdecken sie in der Black Shark Bay in einem alten Wrack die Leiche eines Piraten und einen Kompass, der sie zu dem berühmten Schatz von One-Arm-Ted führt. Der Schatz ist irgendwo im gefährlichen Dschungelgebiet des Noteka versteckt. Mit dem einheimischen Mädchen Joe (Davina Weber) machen sie sich auf den Weg. Joe braucht den Schatz um ihr Dorf vor den Baggern des aasigen Hotelbesitzers Mr. Haynes (Sky du Mont) zu retten.
Verfolgt werden die abenteuerlustigen Kinder bei ihrer Schatzsuche von Cassi (Nora von Waldstätten) und Nick (Michael Kessler), zwei Kleingangster mit großen Plänen und beschränktem Intellekt. Vor allem Nick gehört zur doofen Sorte. Aber auch die anderen Bösewichter, Cassi und Mr. Haynes, sind nicht unbedingt Geistesgrößen, was immerhin zu einigen vergnüglichen Szenen führt, wenn sie sehr übertrieben Böse sind oder, dank eines Schlangengiftes, gelähmt sind. Auch Nicks sprechender Kakadu Hugo ist immer für einen Witz oder sarkastischen Kommentar gut.
Natürlich ist die vor exotischer Kulisse spielende Abenteuergeschichte vorhersehbar, aber sie wird kurzweilig präsentiert, die Spannungsmomente sind gut gesetzt, es gibt eine ordentliche Portion Action und die Schauspieler sind rundum sympathisch.
Außerdem ist der dritte „Fünf Freunde“-Film angenehm altmodisch erzählt. Es wird auf überflüssige Modernismen, wie Wackelkamera, Sekundenschnitte, übermäßigen CGI-Einsatz und krachend laute Musik, verzichtet. Computer sind zwar, wenn sie die Geschichte des Piraten recherchieren, vorhanden, könnten aber genausogut aus der Filmgeschichte gestrichen werden; was ich bevorzugt hätte. Denn eine Piratengeschichte erfährt man doch lieber aus einem alten Buch als über eine Wikipedia-ähnliche Homepage. Die Schauspieler hatten ihren Spaß und Tiere gibt es auch.
„Fünf Freunde 3“ ist ein flott erzählter Kinderfilm, der kindgerecht spannend unterhält. Nur bei dem Titel, der eine nackte Produktbezeichnung ist, hätten die Macher sich mehr Mühe geben können. Zum Beispiel „Fünf Freunde und der Piratenschatz“ hätte besser geklungen.
Fünf Freunde 3 (Deutschland 2013)
Regie: Mike Marzuk
Drehbuch: Peer Klehmet, Sebastian Wehlings
LV: Charaktere von Enid Blyton
mit Valeria Eisenbart, Quirin Oettl, Justus Schlingensiepen, Neele Marie Nickel, Davina Weber, Nora von Waldstätten, Michael Kessler, Michael Fitz, Sky du Mont