TV-Tipp für den 24. Oktober: Wir sind dann wohl die Angehörigen

Oktober 23, 2025

Arte, 20.15

Wir sind dann wohl die Angehörigen (Deutschland 2022)

Regie: Hans-Christian Schmid

Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid

LV: Johann Scheerer: Wir sind dann wohl die Angehörigen – Die Geschichte einer Entführung, 2018

Am 25. März 1996 wird Jan Philipp Reemtsma entführt. Zähe Verhandlungen mit den Entführern beginnen. Hans-Christian Schmid schildert in seinem Drama, basierend auf den Erinnerungen des damals dreizehnjährigen Reemtsma-Sohnes Johann Scheerer, die Geschichte dieser Entführung aus der Sicht der Familie. Spannend.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs, Philipp Hauß

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Moviepilot über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Wikipedia über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ und die Reemtsma-Entführung

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Sturm“ (Deutschland/Dänemark/Niederlande 2009)

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ (Deutschland 2022)


TV-Tipp für den 12. April: Wir sind dann wohl die Angehörigen

April 11, 2024

Arte, 20.15

Wir sind dann wohl die Angehörigen (Deutschland 2022)

Regie: Hans-Christian Schmid

Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid

LV: Johann Scheerer: Wir sind dann wohl die Angehörigen – Die Geschichte einer Entführung, 2018

TV-Premiere. Am 25. März 1996 wird Jan Philipp Reemtsma entführt. Zähe Verhandlungen mit den Entführern beginnen. Hans-Christian Schmid schildert in seinem Drama, basierend auf den Erinnerungen des damals dreizehnjährigen Reemtsma-Sohnes Johann Scheerer, die Geschichte dieser Entführung aus der Sicht der Familie. Spannend.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs, Philipp Hauß

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Moviepilot über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Wikipedia über die Reemtsma-Entführung

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Sturm“ (Deutschland/Dänemark/Niederlande 2009)

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ (Deutschland 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ von dem Entführten

November 4, 2022

Den Titel „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ musste Hans-Christian Schmid von der Vorlage übernehmen. Das macht die Sache nicht besser. Denn er ist vollkommen unpassend und ungefähr jeder andere Titel wäre besser gewesen. In dem autobiographischem Roman und dem Film geht es um die Entführung von Jan Philipp Reemtsma. Er wurde am 25. März 1996 entführt. Nach der Zahlung des Lösegeldes wurde er nach 33 Tagen freigelassen. 1997 veröffentlichte er das Buch „ Im Keller“ über seine Entführung.

2018 veröffentlichte sein Sohn Johann Scheerer „Wir sind dann wohl die Angehörigen“. In dem Buch beschreibt er, wie er als damals Dreizehnjähriger die Entführung und das bange Warten auf das Ende erlebte.

Die Verfilmung konzentriert sich ebenfalls auf Johann Scheerer, der der Quasi-Erzähler ist. Aber Regisseur Hans-Christian Schmid und sein Drehbuchautor Michael Gutman, die schon bei Schmids Filmen „23“, „Crazy“ und „Lichter“ zusammengearbeitet haben, erweitern den Blick. Der Grund dafür ist ziemlich banal.

In einem autobiographischem Text erzählt der Erzähler von sich aus seiner Perspektive. Wir sehen also alles mit seinen Augen. Wenn er über seine Vergangenheit schreibt, reflektiert er außerdem mit seinem heutigen Wissen, Gefühlen und Ansichten über die damaligen Ereignisse. Er sagt uns, warum dieser Teil seiner Vergangenheit heute für ihn immer noch wichtig ist. Er kann auch mühelos zwischen den Zeitebenen wechseln. Teilweise innerhalb eines Satzes.

Diese Reflektionsebene fehlt in Schmids Film. Er verzichtet auf eine in der Gegenwart beginnende Rahmenerzählung (so etwas in der Art: der Protagonist sieht eine Zeitungsüberschrift und erinnert sich) und auf Rückblenden. Er bleibt immer nah bei seinen Figuren und erzählt alles, als wäre er direkt dabei. Das ist spannend, aber es bleibt auch unklar, welche Bedeutung die Entführung seines Vaters für Johanns weiteres Leben hat. Im Film ist er – ganz normal für einen Dreizehnjährigen – eine passive Figur. Wie ein Reporter nimmt er alles wahr, während die wichtigen Entscheidungen von anderen Menschen gefällt werden. Für einen Unterhaltungsfilm ist das keine tragfähige Konstruktion.

Deshalb erweiterten Schmid und Gutman den Blick. Sie erzählen auch von Johanns Mutter Ann Kathrin Scheerer, dem Anwalt der Familie und der Arbeit der Polizei. Manchmal erfährt Johann später davon. Manchmal nicht.

So wird „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ zu einem Bild einer Familie in einer Extremsituation und einer kleinen Notgemeinschaft. Während der Entführung waren ausgewählte Vertraute, wie Johann Schwenn, der Anwalt der Familie, und Christian Schneider, ein Freund der Familie, und Polizisten in der Reemtsma-Villa. Teilweise glich sie einem Ferienlager. Vor allem die beiden Angehörigenbetreuer der Polizei, die das Scharnier zwischen der Polizei und Ann Kathrin Scheerer waren, bauten eine intime Beziehung zur Familie auf.

Das schildert Schmid, ohne einen klaren Protagonisten, immer nah an den Personen und spannend. Die unterschiedlichen Interessen und Motive der Angehörigen und der Polizisten werden klar herausgearbeitet. Und weil dieses Mal eindeutig die Angehörigen, in diesem Fall die Frau und der Sohn des Entführten, im Mittelpunkt des Films stehen, ist „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ aus einer ungewohnten Perspektive erzählt.

Wir sind dann wohl die Angehörigen (Deutschland 2022)

Regie: Hans-Christian Schmid

Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid

LV: Johann Scheerer: Wir sind dann wohl die Angehörigen – Die Geschichte einer Entführung, 2018

mit Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs, Philipp Hauß

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Moviepilot über „Wir sind dann wohl die Angehörigen“

Wikipedia über die Reemtsma-Entführung

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Sturm“ (Deutschland/Dänemark/Niederlande 2009)


Neu im Kino/Filmkritik: „Monte Verità – Der Rausch der Freiheit“, überschaubar berauscht

Dezember 20, 2021

Die 29-jährige Hanna Leitner (Maresi Riegner) hält es 1906 in Wien nicht mehr aus. Auch weil ihr Arzt, der Psychoanalytiker, Freud-Schüler/Bewunderer und Anarchist Otto Gross (Max Hubacher) ,die Stadt in Richtung Schweiz verlassen hat. Sie folgt ihm ins tessinische Ascona. Dort will er in der Kommune Monte Verità seinen Geist erweitern und seine Drogensucht auskurieren.

Diese Kommune gibt es wirklich. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie von Henri Oedenkoven (im Film Michael Finger), Ida Hofmann (im Film Julia Jentsch), Lotte Hattemer (im Film Hannah Herzsprung), Karl Gräser und Gusto Gräser gegründet.

An dem Ort sollte eine dauerhafte, alternative Lebens- und Wirtschaftsform zur bürgerlichen Gesellschaft ausprobiert werden. Damalige, frei denkende Intellektuelle waren von dem Monte-Verità-Projekt fasziniert. Deshalb dürfen im Film auch der Schriftsteller Hermann Hesse (Joel Basman) und die Tänzerin Isadora Duncan (Eleonora Chiocchini) durchs Bild laufen.

Diesen historisch verbürgten Hintergrund malt Stefan Jäger in seinem Film „Monte Verità – Der Rausch der Freiheit“ liebevoll aus. Die Hauptperson des Films, Hanna, könnte eine der zahlreichen, oft nur einige Wochen in der Kommune bleibenden Gäste gewesen sein. In jedem Fall ist sie eine erfundene Figur.

Zunächst ist Hanna vom Treiben in der Kommune irritiert. Während sie in Wien nichts tun durfte und jede Aufreigung vermeiden musste, kann sie hier alles tun. Sie sieht die nackten Menschen, die sich schamlos in der Sonne räkeln. Es wird getanz, gelacht, philosophiert. Sie sieht, wie Drogen konsumiert werden. Sie muss ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen. Deshalb muss sie bei der täglich anfallenden Arbeit mithelfen. Und sie kann ohne Zwang und Druck ausprobieren, was ihr gefällt. Dazu gehört das Fotografieren. Sie beginnt die Gäste des Monte Verità zu fotografieren. Dabei emanzipiert sie sich zunehmend von ihrem Mann und den damaligen gesellschaftlichen Konventionen. Es sind Konventionen, die für uns heute teils sehr fremd sind und die wir teilweise schlichtweg ablehnen. Dazu gehören die unbedingte Verfügungsgewalt des Mannes über seine Frau und das Siezen der Kinder. Damit sollte eine zu große Nähe vermieden werden.

Aus diesem Stoff macht Stefan Jäger eine immer eine Spur zu brav und zu sehr innerhalb der bekannten und etablierten Konventionen erzählte Emanzipationsgeschichte.

Monte Verità – Der Rausch der Freiheit (Schweiz/Deutschland/Österreich 2021)

Regie: Stefan Jäger

Drehbuch: Kornelija Naraks

mit Maresi Riegner, Max Hubacher, Julia Jentsch, Hannah Herzsprung, Joel Basman, Philipp Hauß, Daniel Brasini, Eleonora Chiocchini, Michael Finger

Länge: 116 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Monte Verità“

Moviepilot über „Monte Verità“

Wikipedia über „Monte Verità“