Neu im Kino/Filmkritik: Über „Transamazonia“

Mai 16, 2025

Als Kind überlebt Rebecca als Einzige einen Flugzeugabsturz im Amazonasgebiet.

Neun Jahre später tritt die Missionarstochter (Helene Zengel) in der entlegen im Amazonas liegenden Kirche ihres Vaters Lawrence Byrne (Jeremy Xido) als Wunderheilerin auf. Ob Rebecca diese Heilungen wirklich vollbringt oder alles nur ein Schwindel ist, ist unklar. Aber die Menschen glauben an ihre Fähigkeiten. Dazu gehört auch der Besitzer des lokalen Sägewerks, dessen Frau schwer erkrankt ist. Er bittet sie um eine Wunderheilung.

In dem Moment gesellt sich in Pia Marais‘ „Transamazonia“ ein weiteres großes Thema zu den bereits vorhandenen, locker abendfüllenden Themen. Bis jetzt ging es vor allem um Missionierungen christlicher Kirchen und irgendwie christlicher Sekten in Südamerika und um Wunderheilungen. Dabei ist Byrne in dem Film der Anführer einer Sekte, die von den Spenden der Gläubigen lebt. Wunderheilungen sind normalerweise ein Betrug, der zu Spenden führt. Ob das bei Rebecca auch so ist, lässt der Film in der Schwebe. Jedenfalls fragt Rebecca sich, ob sie die Frau des Sägewerkbesitzers heilen kann.

Neben diesen christlich-religiösen Fragen, geht es fortan auch um die Zerstörung der Indigenen Kultur und der Natur. Es geht um die Ausbeutung des Amazonas für kapitalistische Interessen. Es geht um den Bau von Straßen und die damit verbundene Zerstörung der Natur. Es geht auch um den Kampf der Einheimischen gegen diesen Straßenbau. Und es geht um eine junge Frau, die beginnt, an sich und ihrem bisherigen Leben in der von ihrem Vater geleiteten religiösen Gemeinschaft zu zweifeln. Die Zweifel sind, soviel kann verraten werden, berechtigt.

Zwischen diesen Themen, die sich gegenseitig behindern und nur oberflächlich behandelt werden, verzettelt sich das langsam und sehr atmosphärisch erzählte Drama. Marais präsentiert diese Probleme und, mit mehr oder weniger deutlichen Andeutungen, das Geflecht zwischen den Personen und Ereignisse aus deren Vergangenheit. Auf Antworten, über die dann diskutiert werden könnten, verzichtet sie. Ebenso auf Dramatisierungen.

Die vielen verschenkten Möglichkeiten in ihrem Film wecken immer wieder Erinnerungen an andere Filme, die diese und ähnliche Fragen besser behandelten, wie John Boormans „Der Smaragdwald“ (1985) und Niklaus Hilbers „Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes“ (2019) über die Zerstörung des Regenwaldes oder Florian Gallenberger „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ (2015) über die titelgebende Sekte.

Transamazonia“ ist dröges Arthauskino mit gut gemeinten Absichten, schönen Bildern, einer unbefriedigenden Ausführung und einem Ende mit fehlenden und unglaubwürdigen Antworten.

Transamazonia (Frankreich/Deutschland/Schweiz 2024)

Regie: Pia Marais

Drehbuch: Pia Marais, Willem Droste, Martin Rosefeldt

mit Helena Zengel, Jeremy Xido, Sergio Sartorio, Pira Assurini, Sabine Timoteo

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Transamazonia“

Moviepilot über „Transamazonia“

Metacritic über „Transamazonia“

Rotten Tomatoes über „Transamazonia“

Wikipedia über „Transamazonia“ (deutsch, englisch)