Unglaublich, aber wahr(Incroyable mais vrai, Frankreich/Belgien 2022)
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Als Alain und Marie in ihr neues Vorstadthaus einziehen, zeigt ihnen ihr Makler im Keller eine in den Boden gehende Luke, hinter der sich etwas sehr Ungewöhnliches verbirgt, das ihr gesamtes Leben verändern könnte.
TV-Premiere. Ein weiterer Ausflug in die wundervoll schräge Welt von Quentin Dupieux („Rubber“, „Wrong“. „Reality“, „Die Wache“. „Monsieur Killerstyle“).
Georges kauft sich mit seinem letzten Geld eine Designer-Hirschlederjacke. Mit der Jacke und einem Camcorder fährt er in die französische Provinz. Dort behauptet er, ein Regisseur zu sein. Seine Fake-Dreharbeiten laufen schnell aus dem Ruder.
TV-Premiere. Gewohnt schwarzhumorige und surrealistische Komödie von Quentin Dupieux.
mit Jean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy, Coralie Russier, Laurent Nicolas
Eine TV-Premiere, eine Polizeistation, ein Verhör, ein seltsamer Polizist, ein sich in Widersprüche verwickelnder Verdächtiger, ein Film von Quentin Dupieux. Ein Vergnügen für die Freunde des abseitigen Humors.
mit Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anais Demoustier, Orelsan, Philippe Duquesne, Jacky Lambert, Jeanne Rosa, Vicnent Grass, July Messéan
Es beginnt mit einem bis auf eine Badehose nacktem Mann, der stolz seinen gewöhnlichen Körper präsentiert. Langsam bewegt die Kamera sich von ihm weg und wir sehen, dass er, auf einem Heuballen stehend, auf einem Feld ein Orchester dirigiert. Als die Polizei kommt, läuft er weg. Die Beamten verfolgen ihn in den Wald.
Wer diese absurde Szene für witzig hält, wird sich über den neuen Film von Quentin Dupieux freuen. Denn „Die Wache“ ist wieder ein sehr absurdes und höchst vergnügliches Stück abseitiges Kino. Damit schließt er nahtlos an seine vorherigen Filme „Reality“, „Wrong Cops“, „Wrong“ und, sein Durchbruch, „Rubber“ an. In der Komödie erzählt er die Geschichte eines Serienkillerreifens auf seinem Weg durch die USA.
In seinem neuen Film konzentriert Dupieux sich auf ein abgeranztes Büro in einer abgeranzten Polizeistation, die den Charme der siebziger Jahre verströmt. Dort will Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde) in seinem fensterlosen Büro nur noch einige Punkte in Fugains Aussage klären. Louis Fugain (Grégoire Ludig) hatte in der Nacht vor dem anonymen Mietshaus, in dem er mit seiner Frau lebt, eine Leiche gefunden und die Polizei darüber informiert.
Buron führt diese Zeugenbefragung so penetrant durch, dass Fugain mit jeder Erklärung für sein auf den ersten Blick vorbildlich staatsbürgerliches Verhalten immer schuldiger wirkt. Abgelenkt wird Buron bei seiner Befragung durch ständige Telefonate, abschweifende Überlegungen und eine überbordende Lustlosigkeit. Buron verkörpert den unhöflich-nervigen Beamten, der seine Stellung für schlechtes Benehmen ausnutzt. Deshalb versucht der hungrige Fugain alle Fragen sehr höflich zu beantworten. Das scheint die beste Möglichkeit zu sein, möglichst schnell das Revier verlassen zu können und irgendwo etwas zu essen.
Als Buron mal kurz sein Büro verlassen muss, lernen wir Burons einäugigen Kollegen Philippe (Marc Fraize) kennen. Er ist so dumm, dass Buron ihm gegenüber wie eine wahre Geistesgröße wirkt. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände bringt Philippe sich um. Ein Geodreieck spielte eine wichtige Rolle bei seinem Tod. Verzweifelt versteckt Fugain die Leiche in einem der Büroschränke.
Als Buron zurückkehrt, geht das Verhör weiter. Immer noch will Buron jedes Detail mindestens fünfmal erklärt bekommen. Und Buron erklärt ihm alles mit einer Engelsgeduld, die ihn noch verdächtiger macht. Vor allem weil Buron immer wieder einen kleinen Widerspruch findet. Oder zu finden glaubt.
„Die Wache“ ist ein herrlicher Witz, glänzend gespielt von gut aufgelegten Darstellern. Dabei ist die Befragung von der ersten Minute an so absurd, dass immer die triste Realität von missgünstigen, immer hart an der Grenze von Dummheit zu Debilität entlangschrammenden Beamten durchscheint. Sie hassen alle Menschen und sie lassen sie das spüren.
Das wundervoll absurde Theater strapaziert seinen Witz nicht über Gebühr. Nach etwas über einer Stunde ist der Spaß vorbei mit einer überraschend aus dem Hut gezauberten und nicht besonders überzeugenden Schlusspointe.
Ach ja: der Dirigent taucht, vollkommen unerwartet, kurz nach seiner Flucht noch einmal auf: als Gefangener in der Polizeistation. Danach verschwindet er aus dem Film und Kommissar Buron stellt Fugain seine erste Frage.
Die Wache(Au poste!, Frankreich 2018)
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
mit Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anais Demoustier, Orelsan, Philippe Duquesne, Jacky Lambert, Jeanne Rosa, Vicnent Grass, July Messéan
Die von Quentin Dupieux porträtierten „Wrong Cops“ sind keine falschen Polizisten, sondern echte Gesetzeshüter die einfach alles falsch machen. Sie verkaufen Drogen, elegant getarnt in toten Ratten. Sie nehmen einen Mordfall nicht auf, sondern glauben ungerührt die vollkommen idiotische Geschichte des Zeugen, während sie seinen Kühlschrank inspizieren. Gelangweilt schikanieren sie alle Bürger, denen sie begegnen. Ein Polizist ist busenfixiert. Ein anderer will erotische Bilder von ihm, die in einem Schwulenmagazin erschienen sind, vor seiner Familie verbergen. Ein anderer arbeitet, obwohl er vollkommen untalentiert ist, in erster Linie an seinem großen Durchbruch als Musiker (die Musik ist von Mr. Oizo). Außerdem wird von den Polizisten ein angeschossener Mann, der eigentlich schon lange Tod sein sollte, durch die Geschichte geschleppt. Mal ist er im Kofferraum, mal auf der Rückbank des Autos, mal blutet er auf einer Couch und er hat immer nur einen Wunsch. Er möchte, zur Ablenkung von seinen Schmerzen, Musik hören.
Aber nicht nur die Polizisten sind schräg. Auch alle anderen Charaktere verhalten sich seltsam. So ist ein Plattenproduzent zuerst von der Verkaufsshow des Musikers begeistert. Einen uniformierten Polizisten und einen blutenden Verdächtigen hat er noch nicht gesehen und nur wenige Musiker verstehen so viel von Werbung. Als er erfährt, dass der Polizist ein echter Polizist ist und der andere Mann wirklich verblutet, bedauert er nur, dass jetzt auch der Werbeauftritt des Musikers nicht mehr vorhanden ist. So könne er den schlechten Song überhaupt nicht mehr verkaufen.
Und ein schüchterner Jugendlicher erlebt mit dem Polizisten Duke (der auch mit Drogen in Ratten und, später, Fischen handelt) das verstörendste Erlebnis, das er je hatte. Der Teenager wird von Marylin Manson gespielt.
Das ist unverkennbar die Welt von Quentin Dupieux, der mit „Rubber“ (über einen mörderischen Autoreifen) und „Wrong“ (über die Such nach einem entführten Hund), bereits zweimal beim Fantasy-Filmfest überzeugte. Auch „Wrong Cops“ wurde dort gezeigt und, im Gegensatz zu seinen beiden vorherigen Spielfilmen ist „Wrong Cops“ eine Ansammlung von Sketchen, die man auch in einer anderen Reihenfolge (zum Beispiel chronologisch) hätte zeigen können.
Insofern ist der Film eine Entspannungsübung mit ziemlich seltsamen Polizisten – und einigen alten Bekannten aus den vorherigen Filmen von Dupieux.
Wrong Cops – Von Bullen und Biestern (Wrong Cops, Frankreich/USA/Russland 2013)
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
mit Eric Judor, Steve Little, Mark Burnham, Arden Myrin, Marilyn Manson, Eric Wareheim, Eric Roberts, Ray Wise, Jack Plotnick
– DVD
Tiberius Film
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DTS, DD 2.0, DD 5.1), Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer
Länge: 79 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
– Hinweise
Auf dem Fantasy-Filmfest hat „Wrong“ einige Kinoaufführungen, bevor er am 7. November auf DVD erscheint. Es ist der neue Film von Quentin Dupieux, der schon mit dem Fantasy-Filmfest-Liebling „Rubber“ (das war der Film mit dem Autoreifen) sein Gespür für schräge Geschichten bewies.
Im Mittelpunkt steht dieses Mal allerdings kein Reifen, sondern Dolph Springer (Jack Plotnick), ein auf den ersten Blick normal-biederer Angestellter, dessen Wecker um 7:60 (kein Tippfehler) klingelt. Eines Tages ist sein Hund spurlos verschwunden. Nachdem er keinen Erfolg bei seiner Suche hat, erhält er eine Nachricht von Master Chang (William Fichtner), der ihm erzählt, dass man erst durch das Verlieren von etwas merkt, wie viel einem die verlorene Sache bedeute. Deshalb habe er Paul entführt.
Dieser Handlungsfaden dient allerdings nur dazu, eine vollkommen verdrehte Welt zu zeigen. Eine Welt in der alles falsch ist – und dieses stimmungsvolle Bild schon alles verrät:
In dieser Welt geht dann auch ein Mann zur Arbeit, obwohl er schon vor Wochen entlassen wurde, eine Palme verwandelt sich über Nacht in eine Tanne und eine Frau hält zwei sehr verschiedene Männer für einen Mann. Es geht aber noch absurder: In dem Büro regnet es. Aber die Angestellten gehen stoisch ihrer Arbeit nach. Dupieux hat noch viele solch absurder Ideen. Auch seine Dialoge sind herrlich absurd und schräg.
Eigentlich ist „Wrong“ ein grundsympathischer Film: die Prämisse der falschen Welt gefällt, die daraus entstehenden Ideen und Situationen sind oft komisch, aber insgesamt agieren alle Schauspieler zu unterkühlt, die Regie präsentiert alles gleich stoisch, das Erzähltempo ist eher langsam und mit der Zeit wird es dann doch etwas monoton.
Wrong (Wrong, Frankreich/USA 2012)
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
mit Jack Plotnick, William Fichtner, Eric Judor, Alexis Dziena, Steve Little, Regan Burns, Mark Burnham, Arden Myrin