Vorgeschichten zu „Mad Max: Fury Road“

November 23, 2015

Miller - Mad Max Fury Road - 4

Der jetzt erschienene Comic „Mad Max: Fury Road“ erzählt, wie es ja derzeit öfter gemacht wird, die Vorgeschichte zu George Millers Actiongewitter „Mad Max: Fury Road“, das im Mai in den Kinos anlief und von den meisten Kritikern und Fans der ursprünglichen Trilogie abgefeiert wurde. Ich fand den Film mit seiner nicht sonderlich überzeugenden Geschichte insgesamt etwas langweilig.
In dem Film hilft Mad Max Imperator Furiosa und einigen wohlproportionierten Frauen auf ihrer Flucht vor Immortan Joe, dem Herrscher über die Zitadelle, durch die Wüste in das gelobte Land. Die Geschichte spielt in einer postapokalyptischen Wüstenwelt, in der Wasser und Benzin (zwei Dinge, die ein echter Mann braucht) knapp sind.
Was vor dem Film geschah verrät jetzt der Comic, der, nun, einige Hintergründe über Mad Max, Imperator Furiosa, Immortan Joe und Nux verrät.
Bei Nux, der im Film ein durchgeknallter Kriegsjunge ist und Mad Max zunächst als Blutlieferanten benutzt, erfahren wir, wie er als kleines Kind in die Festung von Immortan Joe kam.
Immortan Joe war früher ein militanter Ex-Soldat, der sich Colonel Joe Moore nannte. Seine Handlanger, mit denen er durch das postapokalyptische Wüstenland marodierte, hatten farbige Namen wie Major Kalaschnikow. In der Zitadelle, einem uneinnehmbaren Höhlenmassiv, will er sein Reich errichten. Dafür muss er die bisherigen Bewohner besiegen.
Diese beiden Geschichten erzählen Ereignisse, die so weit vor der Filmhandlung liegen, dass sie dafür höchstens vernachlässigbares Hintergrundwissen sind.
Später, als Immortan Joe schon der Herrscher über die Zitadelle ist, bewacht Furiosa die Frauen, die von ihm als Gebärmaschinenen gefangen gehalten werden. Sie entschließt sich ihnen zu helfen und wenige Minuten später beginnt die Filmgeschichte. Diese Geschichte leidet darunter, dass sie uns einerseits etwas erzählt, was wir uns aus dem Film denken können und das uns andererseits nicht sonderlich interessiert. Denn dass Furiosa den Frauen vor dem Bösewicht und seinen debilen Schergen retten will, ist Motivation genug.
Bei Max Rockatansky, genannt Mad Max, wird zuerst die Geschichte der drei vorherigen „Mad Max“-Filme (mit Mel Gibson als Mad Max; in „Mad Max: Fury Road“ wird Max von Tom Hardy gespielt) erzählt. Dann erkämpft er sich in einer dieser abgewrackten Industriestädte, die wir aus den Filmen kennen, einen neuen Motor für sein Auto und er soll für eine Mutter ihr Kind aus der Gefangenschaft retten.
Diese beiden actionhaltigen Episoden aus dem Leben von Mad Max haben, bis auf einige verzichtbare Andeutungen, nichts mit dem Film zu tun und könnten auch nach ihm spielen. Trotzdem, oder gerade deswegen, sind sie die besten Geschichten des Sammelbandes.
Insgesamt ist der Comic, für den „Mad Max“-Regisseur George Miller die Geschichten schrieb, eine verzichtbare Ergänzung zu dem Spielfilm. Die Geschichten fügen ihm nichts hinzu und ohne die Kenntnis des Films hängen vor allem die Episoden mit Immortan Joe, Nux und Imperator Furiosa, die ungefähr die Hälfte des Sammelbandes ausmachen, im luftleeren Raum.

George Miller/Mark Sexton/Nico Lathaoris/Tristan Jones/Riccardo Burchielli: Mad Max: Fury Road
(übersetzt von ?)
Panini, 2015
148 Seiten
19,99 Euro

Originalausgabe
Mad Max: Fury Road – Max 1 – 2
Mad Max: Fury Road – Furiosa 1
Mad Max: Fury Road – Nux & Immortan Joe 1
DC Comics/Vertigo, 2015

Hinweise

DC Comics: Mark Sexton über die Entstehungsgeschichte des Comics

Meine Besprechung von George Millers „Mad Max: Fury Road“ (Mad Max: Fury Road, Australien/USA 2015)

Meine Besprechung von Davide Dileo/Victor Gischler/Riccardo Burchielli/Francesco Mattinas „Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ (Highway to Hell, 2014)


„Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ ist auch eine Option

Juli 14, 2015

Dileo - Gischler - Highway to Hell - 4

Die Entstehungsgeschichte ist etwas komplizierter als nötig und sie wird mit etwas mehr Schulterklopfen als nötig im Vorwort der „Panini-Eigenproduktion mit namhaften italienischen Künstlern“ ausgebreitet, aber die Idee, „Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ wie einen Spielfilm mit Vor- und Abspann zu präsentieren, ist äußerst sympathisch. Sinnvoll ist auch der „Empfohlen ab 18 Jahren!“-Hinweis, wobei einige Bilder aus dem Comic auch in einem FSK-18-Film Probleme hätten.
Szenarist Victor Gischler (der neben mehreren „Deadpool“- und „Punisher“-Geschichten auch einige hochgelobte, nicht ins Deutsche übersetzte Noirs schrieb) erzählt, ausgehend von Davide ‚Boosta‘ Dileos Erzählung „Il Tramontatore“, die Geschichte der beiden FBI-Ermittler Isaac Brew und Jayesh Mirchandani. Brew ist der typische schlecht gekleidete, sich schlecht benehmende Macho, der jede Frau anbaggert. Mirchandani ist Inder. Mit einem Turban. Sie wurden abgeschoben zu den ’seltsamen Fällen‘.
Jetzt wurden an der Route 5, an der Staatsgrenze zwischen Maine und Massachusetts, mehrere Leichen gefunden. Der erste Tatort, den sie sehen, sieht wie eine in das amerikanische Hinterland verpflanzte Brueghelsche Höllenvision mit einem Skelett, mehreren Enthaupteten und unzähligen Köpfen in verschiedenen Verwesungsstadion aus.
Dass das kein normaler Tatort ist, ist auf den ersten Blick klar.
Dass sie nicht gegen einen durchgeknallten Serienkiller, sondern gegen Vampire kämpfen, erfahren sie kurz darauf von Dusker (dessen Kampfmontur an eine demolierte Ritterrüstung erinnert) und seiner Gehilfin, zwei aus dem Nichts auftauchenden Helfern, die schon lange gegen die Vampire und andere Alptraumgestalten kämpfen und die jetzt alles für eine große Schlacht vorbereiten.
„Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ ist ein gezeichneter Grindhouse-Traum, in dem alles überlebensgroß ist. Vor allem die Gewalt, wenn auf doppelseitigen Panels die liebevoll-detailliert ausgebreiteten Eingeweide von Toten präsentiert werden oder über mehrere Seiten Menschen verzweifelt gegen Alptraumwesen kämpfen. Da braucht es kein reichhaltig gedecktes Vampirdinner (gibt es auch) oder ein Trio sprechender Köpfe, die in Duskers Schrank hängen. Subtil ist etwas anderes. Auch die Macho-Allüren von Brew sind so überdeutlich gezeichnet, dass sie nur noch als grobe Parodie einer Parodie taugen.
Und natürlich macht diese Autobahn in die Hölle, genossen im angemessenen Sicherheitsabstand, höllischen Spaß.

Davide Dileo/Victor Gischler/Riccardo Burchielli/Francesco Mattina: Highway to Hell – Kopflos in die Hölle
(übersetzt von Michael Bregel)
Panini, 2015
148 Seiten
18,99 Euro

Originalausgabe
Highway to Hell
Italien Job Studio 2014

Hinweise

Homepage von Victor Gischler

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung (Band 1 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 1 – 6: Headtrip, 2009/2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner)/Kyle Baker (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe (Band 2 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 7: Are you there? It’s me, Deadpool; Deadpool: Marc with a Mouth 8 – 15: Next Stop: Zombieville, 2010)

Meine Besprechung von Daniel Way (Autor)/ Shawn Crystal (Zeichner)/Paco Medina (Zeichner): Deadpool 1 (Deadpool 13/14: Wave of Mutilation; Deadpool 15: Want you to want me, Part 1: The complete idiot’s guide to metaphers, 2009)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Jason Pearson (Zeichner): Deadpool: Weiber, Wummen & Wade Wilson! (Sonderband 1) (Deadpool: Wade Wilson’s War, Vol. 1 – 4, 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Goran Parlov (Zeichner): The Punisher: Willkommen im Bayou (Punisher (Vol. 7) 71 – 74: Welcome to the Bayou; Punisher (Vol. 7) 75: Dolls/Gateway/Ghouls/Father’s Day/Smalest Bit of This, 2009)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Duane Swierczynski (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner): The Punisher: Abgrund des Bösen (Duane Swierczynski (Autor)/Michel Lacombe (Zeichner): Naturgewalt (Punisher: Force of Nature, April 2008; Victor Gischler (Autor)/Jefte Palo (Zeichner): Alles gespeichert (Punisher: Little Black Book, August 2008; Mike Benson (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner): Der Gejagte (Punisher MAX Annual 1: The Haunted, November 2007; Jonathan Maberry (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner): Requisiten (Punisher: Naked Kill, August 2009)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Whilce Portacio/Philip Bond/Paco Medina/Kyle Baker (Zeichner) „Deadpool Corps (Deadpool Sonderband 2)“(Prelude to Deadpool Corps, Vol. 1 – 5, März 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) „Deadpool Corps 2 (Deadpool Sonderband 3)“ (Deadpool Corps 1 – 6, Juni 2010 – November 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) „Deadpool Corps 3: You say you want a Revolution (Deadpool Sonderband 4)“ (Deadpool Corps 7 – 12: You say you want a Revolution (Part 1 – Part 6), Dezember 2010 – Mai 2011)