2021 werden einige alte Filmrollen gefunden. Es wird vermutet, dass sie in den frühen vierziger Jahren, also während des Zweiten Weltkriegs, entstanden. Und sie zeigen Unglaubliches.
Andrew Legge erzählt erzählt in seinem beeindruckendem Spielfilmdebüt „Lola“, anhand der gefundenen Filmrollen, wie die beiden Schwester Thom und Mars Hanbury 1941 in London eine Maschine entwickeln, die sie LOLA nennen, und mit der sie das Fernsehprogramm der Zukunft sehen können. Sie hören dabei auch Musik, die es noch nicht gibt – und die sie, umarrangiert, in ihrer Gegenwart anderen Menschen präsentieren. Sie entdecken auch David Bowie, der „Space Oddity“ singt – und sie verlieben sich sofort in ihn.
Gleichzeitig greifen sie in das Kriegsgeschehen ein. Sie warnen die Bevölkerung vor deutschen Bombenabwürfen. So retten sie unzählige Leben und werden, auch wenn niemand sie kennt, zu Volkshelden.
Dass die beiden gegensätzlichen Schwestern mit ihren Eingriffen in das Kriegsgeschehen den Verlauf des Krieges und die Zukunft verändern, begreifen sie, als eines Tages David Bowie nicht mehr da ist.
Aber sie wollen nicht – ein Wunsch, den jeder Musikfan nachvollziehen kann – ohne David Bowie leben.
Legge inszenierte „Lola“ mit einem Minibudget, das er locker mit seiner dichten und stilbewussten Inszenierung, seinen Ideen und den damit verbundenen Fragen ausgleicht. So sind fast alle Bilder Found-Footage-Bilder, in denen es immer einen Grund für die Anwesenheit der Kamera geben muss. Das verändert den Aufbau jeder Szene und auch die Art des Erzählens. Gleichzeitig bearbeitet er, damit sie zur Geschichte passen, die Fernsehbilder, die die beiden Schwestern sehen und die sich immer stärker von der uns bekannten Wirklichkeit unterscheiden.
Die Idee mit den Bildern aus der Zukunft führt dazu, dass die Geschwister Thom und Mars und später auch Lieutenant Sebastian Holloway während des Zweiten Weltkriegs in einem einsam gelegenem Landhaus ein Leben führen, das eher in die freizügigen siebziger Jahre gehört. Holloway wurde, nachdem er sie entdeckt hat, ihr Verbindungsglied zum Militär. Das Militär würde LOLA gerne umfangreicher einsetzten als Thom und Mars möchten.
Gleichzeitig verändern ihre zunächst naiven Spielereien mit dem Wissen aus der Zukunft die Zukunft. Das hätte ihnen jeder, der auch nur einen Zeitreiseroman gelesen hat, sagen können. Trotzdem stellt sich die Frage, ob man eingreifen muss, um ein Unglück zu verhindern. Auch wenn dadurch – vielleicht – David Bowie und einige andere einflussreiche Künstler nie geboren werden.
Für Science-Fiction-Fans ist „Lola“ ein Pflichttermin. Fans von Filmen wie David Lynchs „Eraserhead“, Darren Aronofskys „Pi“ und Christoper Nolans „Following“ dürften ebenfalls begeistert sein.

Lola (Lola, Irland/Großbritannien 2022)
Regie: Andrew Legge
Drehbuch: Andrew Legge, Angeli Macfarlane
(nach einer Geschichte von Andrew Legge, Henrietta Ashworth und Jessica Ashworth)
mit Emma Appleton, Stefanie Martini, Rory Fleck Byrne
Länge: 79 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Veröffentlicht von AxelB 