Sibel will endlich leben. Als einziger Ausweg aus ihrer strenggläubigen türkischen Familie bleibt ihr die Scheinehe mit Cahit. Er ist wahrlich kein Traummann, aber Türke. Die Scheinehe funktioniert prächtig, bis Cahit sich in Sibel verliebt und das labile Gleichgewicht zwischen ihnen außer Kontrolle gerät.
Das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Drama wurde auch vom Kinopublikum angenommen. „Gegen die Wand“ landete mit über 760.000 Zuschauern, deutlich vor „Unterwegs nach Cold Mountain“, „Hidalgo“ und „Paycheck“, auf dem 48. Platz der Kinojahrescharts 2004. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: „In ‚Gegen die Wand’ steckt eine ungeheure Kraft, die sich zugleich aus der Liebe und der selbstzerstörerischen Energie der Liebenden speist. (…) So klaffen der Rhythmus der Montage und der Herzschlag der Geschichte mitunter ein wenig auseinander. Doch was zählt das schon, wenn man die melodramatische Wucht mit der eher lauwarmen Betriebstemperatur der meisten Wettbewerbsbeiträge vergleicht?“ (Peter Körte, FAZ, 12. Februar 2004 zur Berlinale-Premiere und vor dem Erhalt des Goldenen Bärens)
Elf Nominierungen für den Österreichischen Filmpreis, u. a. in allen wichtigen Kategorien, also Bester Film, Regie, Drehbuch und alle Schauspielkategorien, erhielt Arman T. Riahis neuer Film „Fuchs im Bau“. Auch beim Max-Ophüls-Filmfestival kam der Film gut an. Riahi wurde für seine Regie und sein Drehbuch ausgezeichnet. Der Film erhielt den Preis der Jugendjury. Dabei handelt es sich nicht um einen Jugendfilm.
Im Mittelpunkt steht nämlich ein neunundreißigjähriger Lehrer, der aufgrund persönlicher Probleme, die im Film auch behandelt werden, eine Stelle im Gefängnis annimmt. Im Jugendtrakt einer Wiener Haftanstalt will Hannes Fuchs als Assistenzlehrer inhaftierte Jugendliche unterrichten.
Die Klassenlehrerin ist Elisabeth Berger. Eine Sechzigjährige, die schon seit Ewigkeiten die Jugendlichen mit teils unorthodoxen Methoden und unter notorischer Mißachtung aller Lehrpläne unterrichtet. Der Grund dafür sind ihre Schüler. Fast alle hätten auch auf einer Hauptschule massive Probleme. Im Gefängnis ist ihr Interesse an schulischer Bildung noch geringer. Warum, so sagen sie sich, sollen sie etwas lernen, wenn sie danach keine Stelle bekommen und auch keine Chance auf ein normales Leben haben. Der aktuelle Gefängnisaufenthalt ist, da sind sie sich sicher, nur der erste von vielen weiteren Gefängnisaufenthalten. Berger bemüht sich daher, die Unterrichtsstunden möglichst ohne Konflikte im Klassenzimmer abzuleisten und die Persönlichkeit der Jugendlichen, die teils noch Kinder sind, zu bilden.
Hannes Fuchs wird zunächst von ihr ignoriert und er findet ihr schroffes Verhalten merkwürdig. Trotzdem haben sie den gleichen pädagogischen Ansatz. Auch er will die Fähigkeiten der Schüler fördern und, ohne dass er eine Ahnung hat, wie das letztendlich funktionieren könnte, auf ein Leben ohne Verbrechen vorbereiten.
Deshalb versucht er Samira Spahic zu helfen. Die introvertierte intersexuelle Gefangene ist nämlich eine talentierte Malerin. Aber sie ist auch schwer traumatisiert, schweigsam und sie reagiert immer wieder aggressiv. Inhaftiert ist sie, weil sie ihren Vater schwer verletzt hat. Als Fuchs ihr zum ersten Mal begegnet, liegt er im Krankenhaus im Koma.
Natürlich verläuft Fuchs‘ sozialarbeiterische Intervention nicht wie von ihm geplant. Als Neuling, der die Regeln nicht kennt, ist er sowieso das potentielle Opfer von allen Attacken der Häftlinge und des Personals.
Und als ob das nicht schon genug Probleme wären, hat Fuchs die Stelle nur erhalten, um Berger aus ihrer Stelle zu drängen. Die Anstaltsleitung erhofft sich mit ihm einen weniger nervenaufreibenden Lehrer.
Diese vielen Handlungsstränge sind ein Problem des Films. Denn ohne kluge Verdichtungen tendiert jeder Plot zur Oberflächlichkeit. Das andere Problem ist, dass die Plots, vor allem der zentrale Konflikt zwischen Fuchs und Berger, erstaunlich konfliktfrei erzählt werden. Eigentlich gibt es keinen großen Konflikt zwischen Fuchs und Berger. Die Erklärung, warum Fuchs sich für die Stelle beworben hat und wie er mit diesem Problem, das im Film erst sehr spät konkret angesprochen wird, umgeht, stört eigentlich nur die anderen Plots, die dann doch nicht genug vertieft werden können. Es ist, als habe Riahi, mehrere verschiedene Filmideen zusammengeworfen, die sich jetzt im Weg stehen.
Um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: im Rahmen der Geschichte, die „Fuchs im Bau“ erzählt, ist das Drama gelungen. Die Schauspieler sind gut. Es wird auf den steil erhobenen pädagogischen Zeigefinger verzichtet. Dafür haben die beiden Gefängnislehrer auch einfach zu viele Macken. Die Recherche ist erkennbar. Und es ist gut, dass er ein auch von der deutschen Gesellschaft ignoriertes Thema anspricht. Außer den entsprechenden Fachleuten interessiert sich eigentlich niemand für den Umgang mit jugendlichen Gefangenen, wie sie in der Haft auf ein Leben ohne Verbrechen vorbereitet werden können und ob das nicht besser mit anderen Maßnahmen geschehen kann. Diese Frage stellt Riahi nicht. Das ist vielleicht eine Frage für das Gespräch nach dem Film. Denn alles das, was Riahi für Österreich zeigt, kann ohne große Probleme auf Deutschland übertragen werden.
Gleichzeitg ist „Fuchs im Bau“ auch ein frustrierender Film. Mit einigen Änderungen im Plot und dramaturgischen Zuspitzungen wäre ein besserer Film möglich gewesen wäre.
mit Aleksandar Petrovic, Maria Hofstätter, Luna Jordan, Andreas Lust, Sibel Kekilli, Karl Fischer, Lukas Watzl, Anica Dobra, Faris Rahoma, Michaela Schausberger
Nachtschicht: Blutige Stadt (Deutschland 2009, Regie: Lars Becker)
Drehbuch: Lars Becker
In ihrem sechsten Einsatz jagt das Team des KDD (Kriminaldauerdienst, oder die Nachtschicht der Hamburger Polizei) einen Killer, der sich „Q“ nennt und als erstes einen türkischen Reiseunternehmer hinrichtet. Die Spur führt zum Revierleiter Neumann.
„Nachtschicht“ ist eine der wenigen Serien, für die sich die TV-Gebühren lohnen.
Mit Armin Rohde, Barbara Auer, Minh-Khai Phan-Thi, Uwe Kockisch, Maja Maranow, Sibel Kekilli, Pierre Semmler, Simon Schwarz
Sibel will endlich leben. Als einziger Ausweg aus ihrer strenggläubigen türkischen Familie bleibt ihr die Scheinehe mit Cahit. Er ist wahrlich kein Traummann, aber Türke. Die Scheinehe funktioniert prächtig, bis Cahit sich in Sibel verliebt und das labile Gleichgewicht zwischen ihnen außer Kontrolle gerät.
Das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Drama wurde auch vom Kinopublikum angenommen. „Gegen die Wand“ landete mit über 760.000 Zuschauern, deutlich vor „Unterwegs nach Cold Mountain“, „Hidalgo“ und „Paycheck“, auf dem 48. Platz der Kinojahrescharts 2004. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: „In ‚Gegen die Wand’ steckt eine ungeheure Kraft, die sich zugleich aus der Liebe und der selbstzerstörerischen Energie der Liebenden speist. (…) So klaffen der Rhythmus der Montage und der Herzschlag der Geschichte mitunter ein wenig auseinander. Doch was zählt das schon, wenn man die melodramatische Wucht mit der eher lauwarmen Betriebstemperatur der meisten Wettbewerbsbeiträge vergleicht?“ (Peter Körte, FAZ, 12. Februar 2004 zur Berlinale-Premiere und vor dem Erhalt des Goldenen Bärens)