Neu in einigen Kinos/Filmkritik: „Veve“ – ein Polit-Thriller aus Kenia

Oktober 22, 2014

Dass Kenia irgendwo in Afrika liegt, dürften die Meisten wissen. Aber erst seitdem Marie Steinmann und Tom Tykwer mit „One Fine Day Films“, der DW Akademie und der kenianischen Produktionsfirma „Ginger Ink.“ dort Filme mit einheimischen Filmemachern produzieren und diese Filme einen Einblick in das dortige Leben und die Probleme geben, wissen wir mehr. Bislang liefen bei uns die sehenswerten Filme „Soulboy“, „Nairobi Half Life“ und „Something Necessary“. Auch in „Veve“, dem neuesten Film des Kooperationsprojekts, geht es um Verbrechen.
Regisseur Simon Mukali verfolgt in „Veve“ die Schicksale von einem guten Dutzend Menschen in der Region Maua, deren Leben vom Veve-Anbau und Handel betroffen ist. Veve ist der Slangausdruck für Khat oder Miraa, eine Pflanze, die eine berauschende Wirkung hat und in einigen Ländern, wie Deutschland, verboten ist.
Halbwegs im Mittelpunkt des Films steht Amos, ein Lokalpolitiker, der für den Gouverneursposten kandidiert und einen Geschäftskonkurrenten aus dem lukrativen Khat-Geschäft drängen will. Auf ihn verübt Kenzo, der Amos für den Tod seines Vaters verantwortlich macht, einen Anschlag. Später lernt er, eher zufällig über einen Job als Fahrer, Esther, die Frau von Amos kennen. Sie beginnt eine Affäre mit ihm.
Gleichzeitig gründen die ortsansässigen Bauern, um ihre Forderung nach einem besseren Verdienst besser durchzusetzen, eine Gewerkschaft. Deren Arbeit wird von Clint, einem Möchtegern-Dokumentarfilmer, dokumentiert. Er versucht auch, filmische Beweise für das verbrecherische Tun von Amos zu bekommen.
Und dann gibt es noch Sammy, die rechte Hand von Amos. Er hat allerdings gerade Probleme mit seinem Sohn, der ständig Klebstoff schnüffelt und ein Drogenwrack ist.
Diese viele Plots führen allerdings nicht, wie geplant, zu einer multiperspektivischen Betrachtung des Veve-Handels. Denn keine Geschichte ist wirklich packend, es entsteht auch nie eine auf ein Ziel gerichtete Dynamik. Und so plätschert „Veve“ eher vor sich hin, spricht vieles an, lässt aber für ein westliches Publikum vieles im Dunkeln. Denn Kath ist eine bei uns eher unbekannte Droge, der halblegale Handel ebenso und damit auch die Verflechtung zwischen normaler Wirtschaft und Verbrechen in Kenia.
Daran ändert auch der weiße Pseudo-Videojournalist nichts. Über ihn erfahren wir zwar einiges über den Anbau von Kath, aber letztendlich wird er als Fremdkörper in der Geschichte mitgeschleppt, bis er spurlos aus ihr verschwindet.
Das Hauptproblem des Films ist allerdings, dass gleichzeitigi viel zu viele Geschichten erzählt werden. Hätten die Macher sich auf ein, zwei Geschichten, zum Beispiel der Kampf der Arbeiter zur Gründung einer Gewerkschaft oder die Rachegeschichte von Kenzo konzentriert, hätte aus „Veve“ ein ähnlich starker Film wie die anderen „One Fine Day Films“ werden können.

Veve - Plakat

Veve (Kenia/Deutschland 2014)
Regie: Simon Mukali
Drehbuch: Natasha Likimani
mit Emo Rugene, Lizz Njagah, Conrad Makeni, Lowry Odhiambo, Adam Peevers, Victor Munyua, David Wambugu, Abudakar Mire, Joseph Peter Mwambia, Delvin Mudigi, Gerald Langiri
Länge: 94 Minuten
FSK: ?

Hinweise
Facebook-Seite zum Film
Homepage von One Fine Day Films (dort kann der Film für Kinovorführungen bestellt werden)
Rotten Tomatoes über „Veve“
Wikipedia über „Veve“ (deutsch, englisch)