DVD-Kritik: Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone haben den „Escape Plan“

April 2, 2014

Wer einmal amoklaufende Fanboys erleben will, muss sich bei Amazon die Kommentare zu „Escape Plan“, dem ersten wirklich gemeinsamen Film von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone durchlesen. In den beiden „Expendables“-Filmen hatte Arnie ja nur Cameos. Das Problem für die Fanboys bei „Escape Plan“ ist dabei nicht die Story, sondern die deutsche Synchronstimme von Arnie. Denn, was bislang kein Problem war: Arnie und Sly haben den gleichen Synchronsprecher und jetzt hat der deutsche Verleih sich erdreistet, eine der beiden Hauptdarsteller des Films von einem anderen Sprecher synchronisieren zu lassen. Weltuntergang für die Fanboys.
Mir selbst ist es dagegen ziemlich egal, weil ich inzwischen die meisten Filme im Original sehe – und da haben die beiden Action-Recken dann eh eine andere Stimme. Und vielleicht deshalb störte mich – ich habe mir wegen der Fanboy-Stampede die deutsche Fassung angesehen – die deutsche Synchronisation absolut nicht.
Also, liebe Fanboys, seht euch die Originalfassung an – und die ganzen elitären Typen, die immer wieder sagen „Filme muss man im Original sehen, weil die deutschen Synchronisationen so schlecht sind“, sollten sich wenigstens einige dieser Amazon-Kritiken durchlesen, die zeigen, dass die deutschen Synchronisationen wohl doch nicht so schlecht sind.
Nach dieser langen Vorrede kommen wir jetzt endlich zum „Escape Plan“.
In dem Thriller spielt Sylvester Stallone Ray Breslin, der in Gefängnissen Sicherheitlücken aufspürt, indem er sich unter einer Tarnidentität inhaftieren lässt und aus den Hochsicherheitsgefängnissen ausbricht. Ein, wie ein Blick in den Firmensitz zeigt, einträgliches Geschäft.
Jetzt soll er die Lücken in einem geheimen Regierungsgefängnis, das nach seinen Ratschlägen gebaut wurde, aufspüren. Was er nicht weiß: er soll, aus ziemlich unbekannten Gründen, überhaupt nicht ausbrechen, sondern dort bis zu seinem Tod versteckt werden. Im gut gefüllten Gefängnis trifft er den Österreicher Rottmayer (Arnold Schwarzenegger), der mit ihm flüchten will.
„Escape Plan“ ist ein grundsolider Gefängnisthriller, prominent besetzt – Jim Caviezel spielt den hundsgemeinen Gefängnisdirektor, Sam Neill einen Arzt, Vincent D’Onofrio Breslins Geschäftspartner, Curtis ’50 Cent‘ Jackson und Amy Ryan Kollegen von Breslin, Faran Tahir einen Insassen und Vinnie Jones den Oberaufseher – mit einer interessanten, futuristischen Gefängnisarchitektur und einem angenehm verwickeltem Plot, inclusive einer gelungenen Überraschung am Ende.
Schade ist, dass die eigentlichen Ausbrüche von Breslin mehr mit Überraschungen spielen und so nur eine oberflächliche Spannung entwickeln. Da sind die vorherigen Planungen und das Katz-und-Maus-Spiel mit dem aasigen Gefängnisdirektor und seinen weitgehend gesichtslosen Wärtern im Geheimgefängnis deutlich spannender. Denn hier müssen die beiden Muskelprotze ihre kleinen grauen Zellen arbeiten lassen, beobachten und täuschen.
Die beiden Actionhelden der achtziger Jahre hätten für ihren ersten gemeinsamen Film wahrlich ein schlechteres Drehbuch finden können. Sowieso macht Arnold Schwarzenegger bei seiner derzeitigen Last-Farewell-Tour, nach seiner politikbestimmten Auszeit und bevor er altersbedingt als Action-Held in Rente geht, ein erfreulich gutes Bild. In „Escape Plan“ kann er sogar schauspielerisch punkten.

 

Das Bonusmaterial

Mit einem kurzweiligen Audiokommentar von Regisseur Mikael Håfström und Drehbuchautor Miles Chapman und über einer Stunde an Featurettes ist es erfreulich umfangreich und informativ ausgefallen. Es gibt ein zwanzigminütiges „Making of“, das einen guten Einblick in die Dreharbeiten gibt. Ergänzend erzählen die beiden Hauptdarsteller in „Zwei Legenden treffen aufeinander“ von den Dreharbeiten und geben einen kleinen Rückblick auf ihre Karriere. Die gut neun Minuten an „Entfallenen Szenen“ sind nett, aber es ist auch sofort verständlich, warum sie am Ende geschnitten wurden. Sie hätten den Film einfach nur verlangsamt.
Die zwanzigminütige Kurzdoku „Maximale Sicherheit: Die echten Gräber“ gibt einen Einblick in die US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse und an ein, zwei Punkten wird auch gesagt, wo der Film sich künstlerische Freiheiten nahm.
Insgesamt ist das ein gut geschnürtes Bonusmaterial-Paket, bei dem eindeutig die Information an erster Stelle steht.

Escape Plan - DVD-Cover

Escape Plan (Escape Plan, USA 2013)
Regie: Mikael Håfström
Drehbuch: Miles Chapman, Arnell Jesko (Pseudonym von Jason Keller) (nach einer Geschichte von Miles Chapman)
mit Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jim Caviezel, Faran Tahir, Amy Ryan, Sam Neill, Vincent D’Onofrio, Vinnie Jones, Matt Gerald, Curtis ’50 Cent‘ Jackson, Caitriona Balfe

DVD
Concorde Home Entertainment
Bild: 2,40:1 (16:9)
Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Audiokommentar mit Regisseur Mikael Håfström und Drehbuchautor Miles Chapman, Making of: Der Plan entsteht, Maximale Sicherheit: Die echten Gräber, Zwei Legenden treffen aufeinander, Entfallen Szenen, Kinotrailer
Länge: 111 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Escape Plan“
Moviepilot über „Escape Plan“
Metacritic über „Escape Plan“
Rotten Tomatoes über „Escape Plan“
Wikipedia über „Escape Plan“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 8. November: Full Metal Jacket

November 8, 2013

 

RTL II, 22.30

Full Metal Jacket (Großbritannien 1987, R.: Stanley Kubrick)

Drehbuch: Stanley Kubrick, Michael Herr, Gustav Hasford

LV: Gustav Hasford: The Short-Timers, 1981 (Höllenfeuer)

Grandioser (Anti-)Kriegsfilm von Stanley Kubrick, der im ersten Drittel des Films die gnadenlose Ausbildung der Soldaten, ihre Entpersönlichung und Zurichtung nach den Wünschen des Militärs, und in den restlichen zwei Dritteln den chaotischen Kampf in Vietnam, in dem die Ausbildung keinen Pfifferling mehr wert ist, dokumentiert.

Kein angenehmer Film und auch kein Film mit irgendwelchen Identifikationsfiguren oder einem moralischen Standpunkt, aber ein wichtiger und sehenswerter Film.

Full Metal Jacket ist ein nihilistischer Thriller und insofern der letzte Kriegsfilm, ein Schlussstrich unter das Genre, weil in ihm das Ende des Individuums weniger eine Aussage ist als eine Haltung.“ (Stefan Reinicke: Es ist besser zu leben, als tot zu sein: Full Metal Jacket [1987], in Andreas Kilb/Rainer Rother: Stanley Kubrick)

mit Matthew Modine, Adam Baldwin, Vincent D’Onofrio, R. Lee Ermey, Dorian Harewood

Wiederholung: Sonntag, 10. November, 00.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Ful Metal Jacket“

Rotten Tomatoes über „Full Metal Jacket“

Wikipedia über „Full Metal Jacket“ (deutsch, englisch)

Blog über Gustav Hasford

Stanley Kubrick in der Kriminalakte