Neu im Kino/Filmkritik: „M3GAN 2.0“ – ein Killer-Upgrade für den Roboter

Juni 26, 2025

Natürlich führt ein fehlgesteuerter Roboter nicht zur Abschaltung aller Roboter und natürlich ist es bei KI-Roboter unklar, ob der Fehler auf einer falschen Programmierung, unklaren Anweisungen oder einem erwachendem KI-Bewusstsein beruht. Deshalb wurde nach dem Ende des Horrorfilms „M3GAN“ auch munter weitergeforscht in der Realität und in der Filmrealität. In der jetzt im Kino anlaufenden Fortsetzung „M3GAN 2.0“ sind viele aus dem ersten Film bekannte Namen vor und hinter der Kamera, wie Regisseur Gerard Johnstone, wieder dabei. Aber sie erzählen nicht die Geschichte des ersten Films noch einmal. Stattdessen wird, wie bei den Fortsetzungen von „Terminator“ oder „Alien“, eine neue Geschichte erzählt, die in der im ersten Film etablierten Welt spielt. Bei „M3GAN 2.0“ wird aus dem Bösewicht des ersten Film eine Retterin und aus einem Horrorfilm ein Actionfilm.

In „M3GAN 2.0“ ist Amelia der Bösewicht. Sie ist eine weiterentwickelte Version von M3GAN. Während einer Mission im Nahen Osten bringt sie den Mann um, den sie hätte retten sollen. Ihre Erschaffer und deren Auftraggeber wollen das fehlgeschlagene militärische Einsatzmittel umgehend deaktivieren. Das funktioniert nicht. Amelia taucht unter und die Suche nach ihr beginnt.

Helfen soll den Verfolgern bei ihrer Jagd nach der untergetauchten KI die Erfinderin Gemma.

Und schon ist, wie in einem Privatdetketivkrimi oder einer James-Bond-Geschichte, die Prämisse ausformuliert.

Gemma ist die Wissenschaftlerin, die in „M3GAN“ die kleinmädchenhaft aussehende KI-Roboterfrau M3GAN (deren unnatürliche Tanzbewegungen damals mit der Veröffentlichung des ersten Filmtrailers zu einem Internetphänomen wurden) zusammenbaute und programmierte, ihre Nichte Cady zu beschützen. Das entwickelte sich anders, als von ihr erwartet und führte, mehr oder weniger, zu M3GANs Vernichtung.

Ein Rüstungskonzern stahl, wie der leicht verlottert aussehende FBI-Agent Sattler, Gemma erklärt, die M3GAN-Baupläne und modifizierte sie leicht zu dem tödlichen KI-Killerroboter Amelia. Dummerweise denkt Amelia seit ihrem Test im Feld nicht mehr daran Befehle zu verfolgen. Stattdessen bringt sie jetzt alle Menschen um, die etwas mit ihrer Erschaffung zu tun haben.

Die einige wilde Haken schlagende Jagd von Gemma, ihrer zwölfjährigen Nichte Cady und, in verschiedenen Körpern, M3GAN nach Amelia sorgt dann für zwei unterhaltsame Kinostunden mit einigen Witzen, vor allem wenn Mensch und Maschine aufeinander stoßen und munter chargiert wird, und etwas übertriebener Action. Denn Roboter oder von KIs gesteuerte Menschen können Bewegungen ausführen, die Menschen normalerweise so nicht machen würden. Und, wie ein nächtlicher Einbruch in Gemmas Haus zeigt, können elektrische Geräte eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung eines Hauses spielen.

Mit zwei Stunden Laufzeit ist „M3GAN 2.0“ für ein B-Picture etwas lang geraten. Da wird dann ziemlich oft durch die Gänge einer unterirdischen Anlage gerannt, Szenen über Gebühr gestreckt, durchaus witzige, die Story nicht wesentlich voranbringende Subplots eingefügt, M3GAN muss vor Publikum tanzen und die Künstlichen Intelligenzen können schwuppdiwupp ihre Wirtskörper wechseln. Diese reagieren dann anders als erwartet.

Außerdem hat „M3GAN 2.0“ nicht mehr den Überraschungseffekt des Vorgängers „M3GAN“. In dem Horrorfilm nimmt eine KI-Puppe die Anweisung, ihre Schutzbefohlene zu beschützen etwas zu wörtlich. Sie interpretiert menschliches Verhalten falsch und bringt bedrohliche Menschen und einen Hund um. Dabei sieht M3GAN immer wie ein Schulmädchen aus. Das war Horror mit etwas Kapitalismus- und Technikkritik.

M3GAN 2.0“ ist dann primär ein Actionfilm. Und, wie in „Terminator 2“, wird hier aus der bösen M3GAN des ersten Films eine gute M3GAN, die nicht mehr nur stumpf ihrer Programmierung folgt, sondern sie kreativ interpretiert und auch moralische Regeln befolgt. Fast wie ‚Hit-Girl‘ Mindy McCready.

M3GAN 2.0 (M3GAN 2.0, USA 2025)

Regie: Gerard Johnstone

Drehbuch: Gerard Johnstone (basierend auf einer Geschichte von Gerard Johnstone und Akela Cooper)

mit Amie Donald, Jenna Davis (im Original: Stimme von M3GAN), Allison Williams, Violet McGraw, Aristotle Athari, Brian Jordan Alvarez, Timm Sharp, Jen Van Epps, Ivanna Sakhno

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „M3GAN 2.0“

Metacritic über „M3GAN 2.0“

Rotten Tomatoes über „M3GAN 2.0“

Wikipedia über „M3GAN 2.0“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Gerad Jonstones „M3GAN“ (M3GAN, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Ziemlich beste Freundin „M3GAN“

Januar 13, 2023

Bei einem Autounfall sterben die Eltern der zehnjährigen Cady. Danach wird Gemma Cadys Vormund. Gemma hat wenig bis keine Ahnung von Kindern. Sie ist Single und hat auch kein Interesse an einem Partner. Viel lieber versinkt sie in ihrer Arbeit. Bei dem Spielzeugkonzern Funki’s Purrpetual Pet’s arbeitet sie als Robotik-Expertin. Entsprechend wenig Zeit und Nerven hat sie für ihre Nichte, die sie nur aus Pflichtgefühl bei sich aufnimmt. Schließlich starb ihre Schwester bei dem Unfall und jetzt ist sie Cadys nächste Verwandte.

Um ihren Erziehungspflichten nachzukommen und weil die ersten gemeinsam verbrachten Tage katastrophal verliefen, programmiert Gemma einen Hightech-Roboter, der wie eine Puppe aussieht, als beste Freundin von Cady. M3GAN, so ihr Produktname, wird auch schnell die beste Freundin von Cady. Und, entsprechend ihrer Programmierung, beschützt sie Cady gegen Bedrohungen. Das kann in der Vorstadtsiedlung, in der sie wohnen, die biestige Nachbarin und ihr kläffender Hund sein. Das kann bei einer Freizeit mit gleichaltriger Rüpel sein.

Die Idee für „M3GAN“ entstand, als James Wan, dem wir auch die „Insidious“- und „Conjuring“-Filme verdanken, sich mit einigen Kollegen unterhielt und sie bemerkten, dass es mehr Filme mit Killerpuppen geben sollte. So seien die Puppen in Wans bisherigen Filmen immer von Dämonen bessessen gewesen und hätten nicht aus eigenem Antrieb getötet. Dieses Gespräch führte letztendlich zu einer Story-Idee von James Wan und Akela Cooper und einem Drehbuch von Akela Cooper. Zu ihren Arbeiten gehören „Malignant“ (von Wan inszeniert) und „The Nun 2“ (von Wan produziert; soll im September 2023 anlaufen). Gerard Johnstone („Housebound“) wurde als Regisseur für diesen gradlinigen SF-Horrorthriller engagiert.

Die Story ist gut konstruiert, aber auch vorhersehbar. Denn dass M3GAN zur tödlichen Bedrohung für ihr Umfeld wird, überrascht niemand. Auch wenn es ziemlich lang dauert, bis die Killerpuppe zum ersten Mal eine Bedrohung für Cady eliminiert. Das geschieht eher unblutig. Der Grund dafür ist nicht die alte Filmweisheit, dass kein Regisseur die Vorstellungskraft seines Publikums unterschätzen sollte, sondern das in den USA angestrebte und erhaltene PG-13-Rating.

Als schwarzhumoriger Shocker mit zu vorhersehbarem Ende und milden satirischen Spitzen gegen multinationale Konzerne ist „M3GAN“ gelungen. Dafür ist Komiker Ronny Chieng („The Daily Show“), der den Firmenchef von Funkis spielt, zuständig. Auch M3GAN, gespielt von Amie Donald und im Original gesprochen von Jenna Davis, verbreitet als sich teils ungelenk, teils der Schwerkraft trotzend bewegt und mit unbewegtem Gesicht teils altklug, teils bedrohlich spricht, sorgt für etwas Komik. Schließlich ist sie eine unberechenbare Mischung aus Kinderpuppe, bester Freundin, Gouvernante und Killermaschine.

Allerdings machen Gerard Johnstone und Akela Cooper erstaunlich wenig aus der Geschichte.

Denn „M3GAN“ hätte mühelos auch eine Satire auf das US-Vorstadtleben und eine Abhandlung über die Gefahren von Künstliche Intelligenz werden können. Die Macher begnügen sich mit einem gradlinigem Horrorfilm, in dem eine KI ihre Programmierung zu umfassend interpretiert.

In den USA, wo „M3GAN“ vor einer Woche startete, spielte der Film über 30 Millionen US-Dollar ein, eroberte den zweiten Platz der Kinocharts (hinter diesem Film von James Cameron) und die Herzen der Horrorfilmfans, die sich selbstverständlich auf mindestens eine Fortsetzung freuen können.

M3GAN (M3GAN, USA 2022)

Regie: Gerard Johnstone

Drehbuch: Akela Cooper (nach einer Geschichte von Akela Cooper und James Wan)

mit Allison Williams, Violet McGraw, Amie Donald, Ronny Chieng

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „M3GAN“

Metacritic über „M3GAN“

Rotten Tomatoes über „M3GAN“

Wikipedia über „M3GAN“ (deutsch, englisch)