DVD-Kritik: Über Brad Andersons Horrorfilm „Blood“

Oktober 31, 2023

Als ihr Hund mit einem „Friedhof der Kuscheltiere“-Blick aus dem Wald auftaucht, ist Krankenschwester Jess (Michelle Monaghan) alarmiert. Aber ehe sie es verhindern kann, wird ihr Sohn Owen gebissen. In Lebensgefahr schwebend kommt er ins Krankenhaus. Die Ärzte retten ihn. Aber schon bald verschlimmert sich sein Zustand.

Jess entdeckt, dass sie ihren Sohn mit Menschenblut am Leben erhalten kann. Owens Zustand verbessert sich. Aber er braucht immer mehr Blut

Die originellste Horrorgeschichte erzählt Brad Anderson nach einem Drehbuch von Will Honley in „Blood“ nicht. „Friedhof der Kuscheltiere“ ist das übermächtige Vorbild. In seinem Regiedebüt „Maggie“ erzählte Henry Hobson eine ähnliche Geschichte. In dem Horrorfilm pflegt Arnold Schwarzenegger seine Tochter, die zum Zombie wird. In „The Walking Dead“ und George A. Romeros Zombiefilmen gibt es immer wieder Plots, in denen Erwachsene ihre Zombiekinder nicht töten wollen. Dort wird die Geschichte normalerweise aus der Perspektive eines Mannes erzählt. In „Blood“ wird sie aus der Perspektive einer Frau erzählt, die am Ende auch versucht, die Quelle des Übels zu vernichten

Anderson erzählt diese Geschichte, mit überzeugenden Schauspielern, ziemlich zügig und einer Konzentration auf Jess, ihren Sohn Owen und ihre Tochter Tyler. Dabei drängt sich, je weiter die Geschichte voranschreitet, immer mehr die Frage auf, wie sehr Kinder ihre Eltern aussaugen.

Schlecht ist das nicht, aber „Blood“ erreicht nicht die Qualität von Andersons früheren Werken, wie „Session 9 (2001), „The Machinist“ (2004), „Transsiberian“ (2008), „The Call – Leg nicht auf!“ (2013) und „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“ (2014). Eher schon handelt es sich bei „Blood“ um eine zu lang geratene „Twilight Zone“-Episode.

Blood (Blood, USA 2022)

Regie: Brad Anderson

Drehbuch: Will Honley

mit Michelle Monaghan, Skeet Ulrich, Finlay Wojtak-Hissong, June B. Wilde, Jennifer Rose Garcia

DVD

SquareOne Entertainment

Bild: 2,39:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Deutscher Trailer

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Der Film ist digital, auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Hinweise

Moviepilot über „Blood“

Metacritic über „Blood“

Rotten Tomatoes über „Blood“

Wikipedia über „Blood“

Meine Besprechung von Brad Andersons „The Call – Leg nicht auf!“ (The Call, USA 2013)

Meine Besprechung von Brad Andersons „Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen“ (Stonehearst Asylum, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „Escape Room 2: No way out“ aus dem Rätselspiel

August 19, 2021

Vor zwei Jahren wurden Zoey (Taylor Russell), Ben (Logan Miller) und vier weitere Menschen in ein aus mehreren extravaganten Räumen bestehendes „Escape Room“-Spiel gesperrt und in ein perfides Spiel gezwungen. Sie mussten, immer im Rennen gegen die Zeit, Rätsel lösen und tödlichen Fallen entgehen. Die meisten von ihnen starben dabei, weil das genau das von dem Spielmacher erwünschte Ergebnis war. Allen Spielern beim Sterben zusehen.

Aber Zoey und Ben überlebten. Sie haben immer noch Alpträume von dem Spiel. Zoey ist in Therapie. Außerdem sucht sie nach Hinweisen, die sie zu den Organisatoren des Spiels, der anscheinend allmächtigen Minos Corporation, führen können. Jetzt hat sie eine Spur, die sie nach New York zu einem verlassenem Lagerhaus führt.

Als Zoey und Ben am helllichten Tag in der Nähe des Gebäudes in eine U-Bahn einsteigen, sind sie wieder in einem Escape-Room-Spiel. Denn der U-Bahn-Wagen koppelt sich von der restlichen U-Bahn ab, fährt einen anderen Weg und wird zur tödlichen Falle für die sechs in ihm sitzenden Passagiere.

Die vier anderen Passagiere sind, wie sie schnell feststellen, ebenfalls Überlebende von Escape-Room-Spielen der Minos Corporation (gut, das macht jetzt nur eingeschränkt Sinn) und die Minos Corporation hat es irgendwie geschafft, sie alle zufällig zur gleichen Zeit in diesen U-Bahn-Wagen zu bringen. Zum Glück erfahren wir nicht, aufgrund welcher Zufälle die anderen Mitspieler und nur die anderen Mitspieler den Wagen betreten haben. Denn, seien wir ehrlich, es hätte hunderttausend einfachere Wege gegeben, sie an einen Ort zu bringen oder, wenn es denn unbedingt ein Schienenfahrzeug sein muss, sie in das gleiche Abteil zu bringen als eine Verkettung von Zufällen, die auf Zufällen aufbauen.

In dem Wagen beginnt dann der US-titelgebende ‚Wettkampf der Champions‘.

Auf die restliche Handlung hat ihre vorherige Spielerfahrung wenig Einfluss. Schnell, eigentlich sofort, wird Zoey als die beste Spielerin akzeptiert; – auch weil die anderen nicht gerade wahnsinnig brillant sind.

Von dem U-Bahn-Wagen, der mittels Elektrizität zur tödlichen Falle wird, geht es einige Etagen tiefer in eine riesige Art-Deco-Bankhalle, in der es ein Sicherheitssystem mit tödlichen Laserstrahlen gibt, einen ebenso tödlichen Strand, eine im verregneten „Blade Runner“-Stil nachgestellten Straßenszene und in ein Kinderzimmer.

Durch diese Horrorkammern hetzten die sechs, fünf, vier, drei, zwei Spieler. Als eigenständige Charaktere bleiben sie durchgehend blass. Das liegt einerseits an der Struktur des Spiels, in dem jeder jederzeit sterben kann. Da möchte man keine Lieblingsfigur auswählen, die dann in einigen Minuten tot ist. Andererseits, und das ist der wichtigere Grund, haben die Macher des Films sich nicht bemüht, den einzelnen Figuren eine Geschichte und für das Spiel wichtige Konflikte mitzugeben. Sie sind einfach nur austauschbare Spielfiguren in einem perfiden Spiel.

Das Ende ist, ähm, merkwürdig, überzeugt noch weniger als das Ende des ersten Films, ist kaum bis überhaupt nicht mit dem vorher gezeigten vereinbar und noch bescheuerter als die Idee, sechs Spieler in einen U-Bahn-Wagen zu bringen.

Aber auch bis dahin kümmerten die Macher sich nicht groß um erzählerische Stringenz und starres Befolgen der von ihnen aufgestellten Regeln. Da wurde mal gestorben, mal nicht, halt so, wie es gerade passte in dieser Geisterbahn der schrecklichen Räume.

Über die Hintergründe, also wer warum diese Escape Rooms unbehellligt organisiert, erfahren wir nichts bzw. noch weniger als im ersten Teil. Aber vielleicht im dritten Teil.

Escpae Room 2: No way out (Escape Room: Tournament of Champions, USA 2021)

Regie: Adam Robitel

Drehbuch: Will Honley, Maria Melnik, Daniel Tuch, Oren Uziel (nach einer Geschcihte von Christine Lavaf und Fritz Bohm)

mit Taylor Russell, Logan Miller, Indya Moore, Holland Roden, Thomas Cocquerel, Carlito Olivero, Deborah Ann Woll

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Escape Room 2“

Metacritic über „Escape Room 2“

Rotten Tomatoes über „Escape Room 2“

Wikipedia über „Escape Room 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Adam Robitels „Escape Room“ (Escape Room, USA 2019)