Einen großen Plan vom Rest seines Lebens hat niemand von Wolfgang Beckers jungen und überaus sympathischen Protagonisten. Denn das Leben ist eine Baustelle und immer passiert irgendetwas. Zum Beispiel Jans folgenreiche Begegnung mit der Demonstrantin Vera, die gerade vor zwei Zivilpolizisten wegrennt. Danach ist er seinen Job los und schwer verliebt in Vera, die er später zufällig wieder trifft
Wunderschöne Tragikomödie, der Berlin zum unperfekten Sehnsuchtsort machte (Es muss ja nicht immer Seattle, New York, London oder Paris sein.) und zum Kultfilm wurde.
Wolfgang Becker sagte danach „Good bye, Lenin!“, Tom Tykwer ließ Lola durch Berlin rennen und X Filme Creative Pool wurde schnell zu der angesagten deutschen Produktionsgesellschaft.
mit Jürgen Vogel, Christiane Paul, Ricky Tomlinson, Christiana Papamichou, Rebecca Hessing, Armin Rohde, Martina Gedeck, Meret Becker, Andrea Sawatzki
Nein, besonders produktiv war der am 12. Dezember 2024 verstorbene Wolfgang Becker nicht. Aber jeder seiner wenigen Filme ist sehenswert und war ein Erfolg. „Good bye Lenin“ war 2003 sein größter Publikumserfolg. „Das Leben ist eine Baustelle“ (1997) sein Durchbruch beim Publikum. Und der „Tatort“ „Blutwurstwalzer“ (1991) mit Günther Lamprecht als Hauptkommissar Franz Markowitz und Jürgen Vogel als ‚Verbrecher‘ ist einer der legendären „Tatorte“, der mal wieder gezeigt werden könnte.
Außerdem gehört Becker, neben Tom Tykwer, Dani Levy und Stefan Arndt, zu den Gründern von „X Filme“.
Als der am 22. Juni 1954 geborne Becker mit den Dreharbeiten für die Maxim-Leo-Verfilmung „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ begann, war er bereits an Krebs erkrankt. Der Film sollte sein geplantes Vermächtnis werden. Das erklärt ein wenig das große Aufgebot an Stars in kleinsten Rollen; – wobei sie vielleicht in jedem Fall mitgespielt hätten.
Wenige Tage nach dem Ende der Dreharbeiten starb Becker. Vor seinem Tod konnte er sich einen allerersten Rohschnitt ansehen. Ihm gefiel, was er sah.
Danach übernahm Achim von Borries im Geist von Wolfgang Becker den finalen Schnitt. Er war bereits in die Vorbereitung als Back-up-Regisseur involviert und stand für diese Aufgabe während des Drehs zur Verfügung.
Jüngst wurden bei „Amrum“, Hark Bohms letztem Film, der von Fatih Akin inszeniert wurde, und „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ von Edgar Reitz und Co-Regisseur Anatol Schuster ähnliche Modelle erfolgreich praktiziert.
Doch zurück zu Beckers „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“.
Der titelgebende Held ist Micha Hartung (Charly Hübner). Er ist der angenehm berlinerisch verpeilte Besitzer der Videothek „The Last Tycoon“ (es gibt da einen Film) im Prenzlauer Berg. Fast dreißig Jahre nach dem Mauerfall ist das kein zukunftsträchtiges, sondern, nach dem allgemeinen Tod der Videotheken, ein fast schon hundertprozentiges Pleite-Unternehmen mit einer großen Schublade für noch zu zahlende Rechnungen und Mahnungen.
Als Alexander Landmann (Leon Ullrich) seine Videothek betritt, ändert sich sein Leben. Landmann will zum Mauerfall keine der sattsam bekannten Heldengeschichten mit den sattsam bekannten Protagonisten noch einmal erzählen. Der Journalist will für das „Fakt“-Magazin eine neue Geschichte erzählen und er hat von Michas bislang einem breiten Publikum unbekannter Heldentat gehört. Am 23. Juni 1984 stellte der stellvertretende Stellwerkmeister Micha Hartung eine Weiche um. In der morgendlichen Rush Hour verließ die S-Bahn die vorgesehene Strecke und fuhr 127 Passagiere aus der DDR nach West-Berlin.
Als Landmann die Geschichte, etwas in Richtung Hollywood-Heldengeschichte aus der ehemaligen Ostzone aufbereitet, als Titelgeschichte veröffentlicht, ändert sich Michas Leben. Denn jetzt ist er nicht mehr der erfolglos-zufriedene Schluffi aus dem Prenzlauer Berg, sondern der Held, der bislang über seine Heldentat schwieg. Ein moderner Oskar Schindler. Die Medien- und Vermarktungsmaschine springt an – und wir fragen uns, wie lange das gut gehen kann. Denn selbstverständlich ist Micha nicht der Held, den plötzlich alle in ihm sehen wollen.
„Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ ist ein weiterer wundervoller Berlin- und auch DDR-Film, fein gefilmt von Wolfgang Becker und bis in kleinste Nebenrollen glänzend besetzt mit einem äußerst spielfreudigem Ensemble. Die Komödie ist eine warmherzige Schnurre, eine milde Medienkritik und eine Geschichte, die so nur in Berlin passieren kann.
Beckers letzter Film ist einer der schönsten Filme des Jahres (ich bin noch beim Zusammenstellen meiner Jahresbestenliste) und in jedem Fall ein würdiger Abschluss eines überaus gelungenen Gesamtwerkes.
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße(Deutschland 2025)
Regie: Wolfgang Becker
Drehbuch: Constantin Lieb, Wolfgang Becker
LV: Maxim Leo: Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße, 2022
mit Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich, Leonie Benesch, Thorsten Merten, Dirk Martens, Peter Kurth, Daniel Brühl, Eva Löbau, Jörn Hentschel, Lilli Fichtner, Claudia Eisinger, Leslie Malton, Bernhard Schütz, Katarina Witt, Annabelle Mandeng, Adisat Semenitzsch, Jürgen Vogel, Holger Handtke
Einen großen Plan vom Rest seines Lebens hat niemand von Wolfgang Beckers jungen und überaus sympathischen Protagonisten. Denn das Leben ist eine Baustelle und immer passiert irgendetwas. Zum Beispiel Jans folgenreiche Begegnung mit der Demonstrantin Vera, die gerade vor zwei Zivilpolizisten wegrennt. Danach ist er seinen Job los und schwer verliebt in Vera, die er später zufällig wieder trifft
Wunderschöne Tragikomödie, der Berlin zum unperfekten Sehnsuchtsort machte (Es muss ja nicht immer Seattle, New York, London oder Paris sein.) und zum Kultfilm wurde.
Wolfgang Becker sagte danach „Good bye, Lenin!“, Tom Tykwer ließ Lola durch Berlin rennen und X Filme Creative Pool wurde schnell zu der angesagten deutschen Produktionsgesellschaft.
mit Jürgen Vogel, Christiane Paul, Ricky Tomlinson, Christiana Papamichou, Rebecca Hessing, Armin Rohde, Martina Gedeck, Meret Becker, Andrea Sawatzki
Als Mutter Kerner ins Koma fällt, gibt es die DDR noch. Als sie wieder wach wird, gibt es sie nicht mehr. Aber weil sie eine ultrastramme Kommunistin ist und ihr Arzt meint, auch die kleinste Aufregung könne sie töten, lässt ihr Sohn Alex die DDR wieder aufleben. Das entwickelt sich schnell zu einer Herkulesaufgabe.
Die süffige, warmherzige DDR-Komödie war vor zwanzig Jahren (der Kinostart war, wenige Tage nach der Berlinale-Premiere, am 13. Februar) ein unglaublicher Kassenerfolg. In Deutschland wurden 6,4 Millionen Kinotickets verkauft. Der erfolgreichste Kinofilm des Jahres war, mit 7,7 Millionen Zuschauern, „Findet Nemo“. Auf dem zweiten Platz folgte „Der Herr der Ringe 3“ und auf dem dritten Platz „Good bye, Lenin!“.
Anschließend, um 22.10 Uhr, zeigt Arte die gut einstündige, brandneue Doku „Daniel Brühl“.
mit Daniel Brühl, Katrin Sass, Florian Lukas, Chulpan Khamatova, Maria Simon, Alexander Beyer, Burghart Klaußner, Michael Gwisdek
Einen großen Plan vom Rest seines Lebens hat niemand von Wolfgang Beckers jungen und überaus sympathischen Protagonisten. Denn das Leben ist eine Baustelle und immer passiert irgendetwas. Zum Beispiel Jans folgenreiche Begegnung mit der Demonstrantin Vera, die gerade vor zwei Zivilpolizisten wegrennt. Danach ist er seinen Job los und schwer verliebt in Vera, die er später zufällig wieder trifft
Wunderschöne Tragikomödie, der Berlin zum unperfekten Sehnsuchtsort machte (Es muss ja nicht immer Seattle, New York, London oder Paris sein.), zum Kultfilm wurde und zuletzt 2014 im Fernsehen lief.
Wolfgang Becker sagte danach „Good bye, Lenin!“ (Uh, wann lief der zuletzt?), Tom Tykwer ließ Lola durch Berlin rennen und X Filme Creative Pool wurde schnell zu der angesagten deutschen Produktionsgesellschaft.
mit Jürgen Vogel, Christiane Paul, Ricky Tomlinson, Christiana Papamichou, Rebecca Hessing, Armin Rohde, Martina Gedeck, Meret Becker, Andrea Sawatzki
Im Wald wird eine junge Frau erschossen. Als Kommissar Haferkamp in einem Wochenendhaus die Tatwaffe entdeckt, gesteht der Vater des Tatverdächtigen die Tat. Der Fall könnte gelöst sein, wenn der Vater kein perfektes Alibi hätte.
Ein alter Haferkamp-Tatort und eine Reise in die alte Bundesrepublik.
mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Karin Eickelbaum, Agnes Finck, Herbert Fleischmann, Dieter Schidor, Gracia-Maria Kaus
Journalist Sebastian Zöllner ist ein ausgemachtes, von sich selbst überzeugtes Arschloch, das sich mit einer Biographie über den legendären, blinden Maler Manuel Kaminski finanziell sanieren will. Dummerweise ist der 85-jährige Künstler auch kein Kind von Traurigkeit.
Enorm kurzweiliger, verspielter, einfallsreicher und in jeder Beziehung schöner Film von „Good Bye, Lenin!“-Regisseur Wolfgang Becker über unsympathische Menschen.
mit Daniel Brühl, Jesper Christensen, Amira Casar, Denis Lavant, Jördis Triebel, Geraldine Chaplin, Jan Decleir, Joacques Herlin, Josef Hader, Peter Kurth, Milan Peschel, Patrick Bauchau
RBB, 22.15 Tatort: Blutwurstwalzer (Deutschland 1991, Regie: Wolfgang Becker)
Drehbuch: Horst Sczerba
Markowitz (Günter Lamprecht) versucht den Mord an einem Jugendlichen aufzuklären und Alex (Jürgen Vogel), der seinen toten Freund rächen will, von der Tat abzuhalten. Im Zentrum seiner Ermittlungen steht dabei ein Lokal, in dem ehemalige Fremdenlegionäre sich umfassend um erlebnishungrige Jugendliche kümmern.
Dritter, gewohnt überzeugender Auftritt von Kommissar Franz Markowitz, der in den Neunzigern in Berlin ermittelte und dabei auch die Veränderungen Berlins nach der Wiedervereinigung nachzeichnete. Dieses Mal durfte er sogar – heute undenkbar – zwei Stunden ermitteln.
Wolfgang Becker inszenierte auch „Kinderspiele“, „Das Leben ist eine Baustelle“ und „Good Bye Lenin!“.
mit Günter Lamprecht, Hans Nitschke, Jürgen Vogel, Harald Kempe, Ralf Richter, Iris Disse, Heinz Hoenig Hinweise Filmportal über „Blutwurstwalzer“ Tatort-Fundus über Kommissar Markowitz
Journalist Sebastian Zöllner ist ein ausgemachtes, von sich selbst überzeugtes Arschloch, das sich mit einer Biographie über den legendären, blinden Maler Manuel Kaminski finanziell sanieren will. Dummerweise ist der 85-jährige Künstler auch kein Kind von Traurigkeit.
Enorm kurzweiliger, verspielter, einfallsreicher und in jeder Beziehung schöner Film von „Good Bye, Lenin!“-Regisseur Wolfgang Becker über unsympathische Menschen.
mit Daniel Brühl, Jesper Christensen, Amira Casar, Denis Lavant, Jördis Triebel, Geraldine Chaplin, Jan Decleir, Joacques Herlin, Josef Hader, Peter Kurth, Milan Peschel, Patrick Bauchau
Tatort: Acht Jahre später (Deutschland 1974, Regie: Wolfgang Becker)
Drehbuch: Karl-Heinz Willschrei
Nach acht Jahren wird der Einbrecher Brossberg aus der Haft entlassen. Er schwor damals, sich an seiner Ex-Geliebten und an Kommissar Heinz Haferkamp (der seinen Bruder erschoss) zu rächen.
Der feine Einstand von dem beliebtesten „Tatort“-Kommissar der siebziger Jahre und auch ohne Nostalgie-Bonus immer noch besser als die meisten aktuellen „Tatorte“.
mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Karin Eickelbaum, Bernd Schäfer, Christine Ostermayer, Relja Basic, Herbert Bötticher, Klaus Schwarzkopf (als Gastkommissar)
Manuel Kaminski (Jesper Christensen) ist eine inzwischen fast vergessene Legende, die seit Jahren zurückgezogen in der Schweiz in einem Chalet lebt. Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) möchte über ihn eine große Reportage schreiben, die Kaminski aus dem Vergessen hinausreißt und die ihm, wenn der 85-jährige Künstler stirbt (was angesichts seines Alters demnächst sein müsste), von all seinen finanziellen Problemen erlöst. Immerhin könnte er dann ein Buch über seine Begegnung mit Kaminski, dem Schüler von Matisse, Freund von Picasso und Held der Pop-Art schreiben. Denn wirklich bekannt wurde Kaminski in den Sechzigern in New York im Umfeld der Pop-Art durch sein Gemälde „Painted by a blind man“, das irrtümlich zu dem Gerücht führte, Kaminski sei blind. Kaminski wurde zum Liebling der Szene und verkaufte seine Bilder zu utopischen Preisen. Als er wirklich (Wirklich?) erblindete, zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Zöllner macht sich also auf den Weg in die Berge und die erste Hälfte von Wolfgang Beckers neuem Film „Ich und Kaminski“ ist als Satire auf den Kunstbetrieb auch äußerst gelungen. Zöllner, das „Ich“ des Titels, ist ein Aufschneider und Arschloch, das auch wirklich blind jeden Fettnapf trifft, und diese Diskrepanz zwischen der Realität und wie Zöllner sie und sich (als Genie) sieht, sorgt für einige Lacher. Auch die sich um Kaminski versammelte Gefolgschaft und Kaminskis seltsames Verhalten, bei dem unklar ist, ob er wirklich der tatterige, alte Blinde oder einfach nur ein grantiges Ekel ist, das alle manipuliert, sorgen für einige Lacher. Während Zöllners ungeniertes Herumschnüffeln in Kaminskis Privatleben und Haus eher peinlich berührt. So entdeckt er im Keller einige von Kaminskis Spätwerken, die er sofort klaut, um sie später zu Geld zu machen. Moralische Skrupel sind für Zöllner zwei Fremdworte. Aber das gilt auch für fast alle Menschen, denen Zöllner begegnet.
Als er bei seinem Herumschnüffeln von Kaminskis verflossener Liebe Therese erfährt und Kaminski sie unbedingt noch einmal sehen will, brechen die beiden ungleichen Gefährten auf. Das sich ab jetzt quer durch Europa entwickelnde Road-Movie ist dann ungleich schwächer. Es folgt einfach zu sehr den bekannten Pfaden von zwei unterschiedlichen Charakteren, die auf ihrem gemeinsamen Weg zueinander finden. Auch die Witze werden platter. Aber das ist, zugegeben, Meckern auf hohem Niveau.
Denn Wolfgang Becker (zuletzt „Good Bye, Lenin“) ist mit „Ich und Kaminski“ ein enorm kurzweiliger, verspielter, einfallsreicher und in jeder Beziehung schöner Film über unsympathische Menschen gelungen. Es ist ein erfrischend undeutscher, sehr sympathischer Film.
WDR, 00.05 Tatort: Blutwurstwalzer (Deutschland 1991, Regie: Wolfgang Becker)
Drehbuch: Horst Sczerba
Markowitz (Günter Lamprecht) versucht den Mord an einem Jugendlichen aufzuklären und Alex (Jürgen Vogel), der seinen toten Freund rächen will, von der Tat abzuhalten. Im Zentrum seiner Ermittlungen steht dabei ein Lokal, in dem ehemalige Fremdenlegionäre sich umfassend um erlebnishungrige Jugendliche kümmern.
Dritter, gewohnt überzeugender Auftritt von Kommissar Franz Markowitz, der in den Neunzigern in Berlin ermittelte und dabei auch die Veränderungen Berlins nach der Wiedervereinigung nachzeichnete. Dieses Mal durfte er sogar – heute undenkbar – zwei Stunden ermitteln.
Wolfgang Becker inszenierte auch „Kinderspiele“, „Das Leben ist eine Baustelle“ und „Good Bye Lenin!“.
mit Günter Lamprecht, Hans Nitschke, Jürgen Vogel, Harald Kempe, Ralf Richter, Iris Disse, Heinz Hoenig Hinweise Filmportal über „Blutwurstwalzer“ Tatort-Fundus über Kommissar Markowitz