Greg Rucka – – – ist in den USA bereits seit über zehn Jahren ein in der Krimi- und Comicszene bekannter Name. In Deutschland dauerte es, obwohl der große Druchbruch immer noch nicht gekommen ist, etwas länger. Denn seine Romane mit dem Bodyguard Atticus Kodiak wurden bislang nicht übersetzt. Die von Rucka geschriebenen, von Steve Lieber gezeichneten Comics „Whiteout“ und „Whiteout: Melt“, das einen Eisner Award erhielt, erschienen erst gute zehn Jahre nach ihrem Erscheinen in den USA in Deutschland. Die zwei auf dem gleichnamigem Spiel basierenden „Perfect Dark“-Romanen erschienen in der Heyne Science-Fiction-Reihe und sind nur noch antiquarisch erhältlich. Die später entstandene Comicserie „Queen & Country“ mit der britischen Agentin Tara Chace wurde fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit veröffentlicht. Aber der erste Tara-Chace-Roman „Dschihad“ (A Gentleman’s Game, 2004) wurde schon breiter wahrgenommen. Und wenn die lange angekündigte Verfilmung von „Whiteout“ von Dominic Sena mit Kate Beckinsale in der Hauptrolle am 11. September 2009 in den USA (nach einigem Hin und Her ist das der derzeit aktuelle Starttermin) und, sicher, kurz darauf in Deutschland startet, wird Greg Rucka endlich auch beim breiten Publikum bekannt werden.
Beckinsale spielt den in die Antarktis versetzten toughen US-Marshal Carrie Stetko. In dem Comic „Whiteout“ muss sie wenige Tage bevor die Stationen auf den Winterbetrieb umschalten und fast alle Beschäftigen die Antarktis verlassen, den Mord an einem Amerikaner aufklären. Schnell gibt es weitere Morde und der Mörder versucht Stetko zu töten.
Während „Whiteout“ ein Whodunit ist, der vor allem in den verschiedenen Polarstationen spielt, geht es in dem zweiten Abenteuer mit Carrie Stetko „Whiteout: Melt“ in die arktische Weite. Eine Gruppe russischer Ex-Elitesoldaten klaut aus einer russischen Station mehrere Atomwaffen. Dabei töten sie die dort stationierten Polarforscher. Stetko wird von ihrer Regierung zurück in das Eis geschickt. Sie soll die Atomwaffen finden und so die Verhandlungsposition der USA gegenüber Russland stärken. Denn nach dem Antarktisvertrag sind dort Atomwaffen verboten. Zusammen mit dem russischen Ermittler Kapitän Alexander Iwanowitsch Kuchin verfolgt sie die Söldner durch das Eis.
Wie Greg Rucka in dem in „Whiteout: Melt“ abgedrucktem Interview mit Jochen Ecke sagt, habe er sich nach einigen Romanen mit Atticus Kodiak bewusst dafür entschieden, auch Comics zu schreiben, weil die verschiedenen Medien wie Comic, Roman und Film ihre spezifischen Stärken hätten und mit Steve Lieber habe er den Partner gefunden, der die Stetko-Geschichten kongenial in sparsame Schwarz-Weiß-Zeichnungen, was vor dem Manga-Boom sehr ungewöhnlich war, übertrug.
In den beiden Hardboiled-Geschichten „Whiteout“ und „Whiteout: Melt“ ergänzen die Zeichnungen und den Text in mehr als nur einer Beziehung. Neben der Geschichte verhandeln die Beiden immer auch weitere Themen, wie das Leben einer Frau in einer reinen Männergesellschaft, und sie geben ein Gefühl für die eisige Landschaft.
Derzeit arbeiten Greg Rucka und Steve Lieber nach einer fast zehnjährigen Pause an einem dritten Carrie-Stetko-Abenteuer: „Whiteout: Night“.
Ein dickes Lob verdient „Crosscult“ für die liebevolle Ausstattung der beiden Bände. Im ersten Band gibt es eine Covergalerie und ein aktuelles Nachwort von Steve Lieber. Im zweiten Band ausführliche Interviews mit Greg Rucka und Steve Lieber, ein kurzes Porträt von Greg Rucka und ein Vorwort von Brian Michael Bendis, einem bekannten Marvel-Comics-Autor: „wenn ein Comic so vielschichtig und oft gelobt wird wie dieser, ertappe ich mich immer wieder bei dem Wunsch, dass dies der Standard für Comics sein, nicht die Ausnahme. (…) Glückwunsch zu einer außergewöhnlichen Geschichte, die gut erzählt ist, Greg und Steve.“
Yeah.
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Greg Rucka/Steve Lieber: Whiteout
(übersetzt von Stefan Pannor)
Cross Cult, 2007
128 Seiten
16 Euro
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Originalausgabe
Whiteout
Oni Press, 1999 (die Einzelhefte erschienen 1998)
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Greg Rucka/Steve Lieber: Whiteout: Melt
(übersetzt von Stefan Pannor)
Cross Cult, 2008
128 Seiten
16 Euro
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Originalausgabe
Whiteout: Melt
Oni Press, 2000 (die Einzelhefte erschienen 1999/2000)
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Hinweise
YouTube: PressPass-Inteview mit Greg Rucka (Oktober 2008)
CrossCult über “Whiteout” und “Whiteout: Melt” (jeweils mit Leseprobe)
Crimespree Cinema über die Verfilmung “Whiteout”
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