Kurzkritik: Valerio Bindi/MP5: Der Frevel am Altar der Heiligen Klara

November 9, 2012

Scheidung und Homosexualität gehen bei der sich nach außen tiefgläubig katholisch gegeben Camorra überhaupt nicht. Aber solange die Ehefrau und die Öffentlichkeit es nicht mitbekommen, kann man sich eine Geliebte leisten.

Aber, wie gesagt, Homosexualität ist eine ganz andere Sache und deshalb darf niemand erfahren, dass Giovanni, der verheiratete Sohn von Don Antonio, und Salvatore, einer von Don Antonios Geldeintreibern, sich lieben und alle vier Wochen auf den Klippen von Mergellina Sex haben.

Genau diese Idee und der Zeichenstil machen aus Valerio Bindis (Szenario) und MP5s (Zeichnungen) Comicversion von L. R. Carrinos Noir „Der Verstoß“ einen besonderen Comic. Denn die Geschichte folgt davon abgesehen weitgehend den Konventionen des Gangsterkrimis, in dem in der Ehrenwerten Gesellschaft Misstrauen und Paranoia herrschen und Probleme auch mit einem Mord, auch im Kreis der Familie, aus der Welt geschafft werden.

Eben diese vom Misstrauen beherrschte Welt wird von MP5 in holzschnittartigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, in denen die einzelnen Charaktere kaum zu unterscheiden sind, umgesetzt und sie stehen in einem interessanten Zwiegespräch mit der Geschichte und der Welt der Verbrecher.

L. R. Carrinos Roman „Der Verstoß“ erscheint demnächst bei Pulp Master und ich bin schon auf die Unterschiede zwischen Roman und Comic gespannt.

Valerio Bindi/MP5: Der Frevel am Altar der Heiligen Klara

(übersetzt von Resel Rebiersch)

schreiber & leser, 2012

184 Seiten

18,80 Euro

Originalausgabe

Acqua Storta

Meridiano zero, Padova, 2010

Hinweise

Homepage von Valerio Bindi

Homepage von MP5

 


Jim Nisbet liest heute in Berlin

November 9, 2012

Gut, das ist jetzt etwas kurzfristig:

Jim Nisbet 2010 in Berlin (Bild: Pulp Master)

Noir-Autor Jim Nisbet liest heute Abend, um 20.00 Uhr im Morsh (Vorbergstraße 8, Berlin-Schöneberg) aus seinem Kriminalroman „Der Krake auf meinem Kopf“ (The Octopus on my Head, 2007). Es ist seine einziger Termin in Deutschland.

Den deutschen Lesungspart übernimmt Uwe Preuss.

Nisbets deutscher Verleger Frank Nowatzki (Pulp Master) übernimmt die Einleitung und führt durch den Abend.

Nisbets Roman „Der Krake auf meinem Kopf“ soll im Frühjahr 2013 bei Pulp Master erscheinen.

Veranstaltet wird der Abend vom Pulp Master Verlag und der Krimibuchhandlung Hammett.

 

Nisbet schrieb auch „Tödliche Injektion“ und „Dunkler Gefährte“ und bei seinem letzten Deutschlandbesuch durfte ich mich länger mit ihm unterhalten.


TV-Tipp für den 9. November: Geisterfahrer

November 9, 2012

Arte, 20.15

Geisterfahrer (D 2012, R.: Lars Becker)

Drehbuch: Lars Becker

Zwei Rettungssanitäter rasen in Hamburg von einem Notfall zum nächsten. Bis ihnen ein angeschossener Generalstaatsanwalt vor seinem Tod einen Schlüssel gibt, der sie auf die Abschussliste von Waffenhändlern und korrupten Beamten setzt.

Ein neuer Film von Lars Becker ist immer ein Lichtblick und die Garantie für neunzig spannend-unterhaltsame Minuten, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Humor.

mit Tobias Moretti, Fahri Yardim, Uwe Ochsenknecht, Julia Dietze, Sophie von Kessel, Misel Maticevic, Fritz Karl, Martin Brambach, Armin Rohde

Wiederholung: Freitag, 30. November, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Arte über „Geisterfahrer“

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker

Lars Becker in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Argo“ erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte einer Geiselbefreiung

November 8, 2012

In „Wag the Dog“ (USA 1997) war es einfach nur die Idee in einer Komödie: wir inszenieren im Fernsehen einen Krieg, um von einem Seitensprung des US-Präsidenten abzulenken und dessen Wiederwahl zu sichern.

In Larry Beinharts Polit-Thriller war diese Idee Teil eines größeren Bildes und weil Beinhart zu den US-Autoren zählt, die auch die Realität in ihren Krimis reflektieren, konnte man vermuten, dass es so etwas schon einmal gegeben hat.

In „Argo“ erfahren wir jetzt, dass Hollywood und Washington schon einmal prächtig zusammen arbeiteten. Mindestens.

Der grandiose Polit-Thriller „Argo“ erzählt nämlich die wahre Geschichte einer CIA-Operation. Im November 1979 konnten in Teheran, Iran, während der Kämpfe, die auch zur Geiselnahme von 52 US-Botschaftsangehörigen führten, sechs US-Botschaftsangehörige von der US-Botschaft in die kanadische Botschaft flüchten. Dort waren sie sicher, aber gefangen. Denn die Machthaber hätten ihnen niemals erlaubt, das Land zu verlassen.

Aus verschiedenen Gründen schieden alle Fluchtmöglichkeiten aus. Die beste Idee war: wir inszenieren als Ablenkungsmanöver einen SF-Fantasy-Spielfilm und holen die Leute so raus.

Das klingt so fantastisch, dass es wahr sein muss. Die Idee stammte von CIA-Agent Tony Mendez (Ben Affleck).

Der Film hieß „Argo“ und Hollywood spielte mit.

Ben Affleck, der als Schauspieler irgendwo zwischen den hirnlosen Blockbustern „Armageddon“ (USA 1998) und „Pearl Habor“ (USA 2001) zum Lieblingswatschenmann der Presse und Filmfans wurde, hat diese Geschichte verfilmt und, nach der Dennis-Lehane-Verfilmung „Gone Baby Gone“ (USA 2007) und der Chuck-Hogan-Verfilmung „The Town“ (USA 2010), hat er einen weiteren grandiosen Film inszeniert. Dieses Mal sogar mit einigen Seitenhieben auf Hollywood und den Starkult. Produzent John Chambers (John Goodman), eigentlich Maskenbildern, unter anderem für „Planet der Affen“ und „Raumschiff Enterprise“ (die Ohren von Spock), und Regisseur Lester Siegel (Alan Arkin) sind echte Hollywood-Haifische, die auch gut in der Elmore-Leonard-Verfilmung „Schnappt Shorty“ (Get Shorty, USA 1995) aufgehoben wären. Denn bevor Mendez nach Teheran fliegen kann, muss das Filmprojekt „Argo“ in der Öffentlichkeit als ‚das nächste große Ding‘, das legitime Folgeprojekt von „Krieg der Sterne“, bei dem alle Hollywood-Stars mitspielen wollen, lanciert werden. Wenn dann Hollywood an das Projekt glaubt und sich die Stars um Rollen streiten (so fragt ein Mann, der eine verdächtige Ähnlichkeit zu dem Hauptdarsteller von „Shining“ hat, nach einer Rolle in „Argo“), werden auch die Revolutionäre im Iran an das Filmprojekt glauben.

In Teheran muss Mendez in wenigen Tagen die Botschaftsangehörigen auf ihre Rolle als Filmschaffende vorbereiten und das Projekt der dortigen Regierung verkaufen. Denn wenn sie entdeckt werden, werden sie umgebracht.

Stilistisch (allein schon die Verwendung das alten Warner-Logos gibt die Richtung an) und erzählerisch orientiert Affleck sich am New-Hollywood-Kino der siebziger Jahre und den damaligen Polit-Thrillern. Das passt gut, auch weil der Film um 1980 spielt. Und dass die Geschichte und die Charaktere im Mittelpunkt stehen, ist ja wirklich kein Nachteil.

Der Polit-Thrillern „Argo“ ist angenehm altmodisches Erzählkino, das auch von Clint Eastwood sein könnte, wenn er beim Drehbuch oft nicht oft so nachlässig wäre.

Argo (Argo, USA 2012)

Regie: Ben Affleck

Drehbuch: Chris Terrio

LV: Antonio J. Mendez: The Master of Disguise, 1999; Joshuah Bearman: The Great Escape, 2007 (in Wired Magazin)

mit Ben Affleck, Bryan Cranston, Alan Arkin, John Goodman, Victor Garber, Tate Donovan, Clea DuVall, Scoot McNairy. Rory Cochrane, Christopher Denham, Kerry Bishé, Kyle Chandler, Chris Messina, Zeljko Ivanek

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Argo“

Metacritic über „Argo“

Rotten Tomatoes über „Argo“

Wikipedia über „Argo“ (deutsch, englisch)

Joshuah Bearman: The Great Escage“ (Wired Magazin, Mai 2007; Reportage als pdf)

und, als Bonus, ein halbstündiges, gutes Interview mit Ben Affleck


Neu im Kino/Filmkritik: „Harodim – Nichts als die Wahrheit?“ oder Nur eine weitere Lüge?

November 8, 2012

Lazarus Fell, totgeglaubter Navy Seal und Spezialist für verdeckte Operationen, ist am Ziel seiner jahrelangen Suche: vor ihm sitzt in einem Raum unterhalb der Wiener U-Bahn der Terrorist, der für den Tod seines Vaters, den hochrangigen Geheimdienst-Mitarbeiter Solomon Fell, während des Anschlags auf das World Trade Center verantwortlich ist. Bevor Lazarus Fell ihn umbringt, will er ein Geständnis von ihm. Und der Terrorist (der im Film zwar keinen Namen hat, aber verdächtig an Osama Bin Laden mit besserer Frisur erinnert) beginnt zu erzählen. Danach waren die amerikanischen Geheimdienste in den Anschlag involviert.

Lazarus fragt sich, ob er nur eine erfundene Geschichte hört oder ob der Terrorist (sehr einnehmend von Michael Desante gespielt) ihm die Wahrheit sagt.

Regisseur Paul Finelli unterlegt das Verhör und vor allem die Enthüllungen des Terroristen mit Nachrichtenbildern und Fotografien, die dem gesagten eine zusätzliche Dimension verleihen. So muss der Terrorist, wenn man die Zeichen deuten kann, keine Namen nennen, um seine bis weit in die Vergangenheit zurückreichende Verschwörungstheorie zu belegen.

Aber seine Erzählung, die später von einem Kronzeugen („Easy Rider“ Peter Fonda) um ein, zwei Drehungen ergänzt wird, läuft von der ersten Sekunde an auf die altbekannte Verschwörungstheorie hinaus, dass sowieso alles von geheimen Mächten im Hintergrund (den, wie ein Blick auf einen Dollar-Schein verrät, Illuminaten) gesteuert wird und hier wird das neunzigminütige Kammerspiel mit drei Personen schnell langweilig. Denn als der Terrorist mit seinem Geständnis beginnt, ist die Pointe unangenehm offensichtlich und Regisseur Paul Finelli bemüht sich über den gesamten Film, dies möglichst oft zu sagen.

Harodim – Nichts als die Wahrheit? (Österreich 2012)

Regie: Paul Finelli

Drehbuch: Paul Finelli

mit Travis Fimmel, Michael Desante, Peter Fonda

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

harodim-derfilm.polyband.de

Film-Zeit über „Harodim“


TV-Tipp für den 8. November: Following

November 8, 2012

Arte, 21.55

Following (GB 1998, R.: Christopher Nolan)

Drehbuch: Christopher Nolan

In London verfolgt der Schriftsteller Bill Passanten. Einer von ihnen ist der Einbrecher Cobb, der ihn entdeckt und zum Komplizen macht.

Überzeugendes, für sehr wenig Geld gedrehtes Neo-Noir-Regiedebüt von Nolan, der danach „Memonto“, „Insomnia“, „Prestige“, „Inception“ und die letzten drei Batman-Filme drehte.

„In den Thriller-Elementen etwas überzogen, kündigt sich in dem Debütfilm eindrucksvoll das Talent des Regisseurs zu komplexen Verwirrspielen an.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy Russell, John Nolan

Wiederholung: Mittwoch, 14. November, 03.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Following“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Following“

Rotten Tomatoes über „Following“

Christopher-Nolan-Fanseite

Drehbuch “Following” von Christopher Nolan


DVD-Kritik: Gina Gershon ist „Breathless“

November 7, 2012

Lorna (Gina Gershon) glaubt, dass ihr Mann Dale (Val Kilmer) eine Bank ausgeraubt hat. Er beteuert zwar seine Unschuld, aber das tut der notorische Lügner sowieso immer. Mitten im Wortgefecht löst sich ein Schuss (Val Kilmers Auftritt ist nach wenigen Minuten beendet) und Lorna will zusammen mit ihrer besten Freundin Tiny (Kelli Giddish) die Leiche in der Wüste zu vergraben und mit der Beute Texas verlassen. Doch dann klopft Sheriff Cooley (Ray Liotta), der ebenfalls Dale als Bankräuber verdächtigt, an die Tür des riesigen Trailers, der in einem einsamen Tal zu einem Wohnhaus umfunktioniert wurde. Lorna kann ihn abwimmeln, aber jetzt müssen die beiden Südstaaten-Schönheiten Dales Leiche in der Wohnung zerstückeln.

Währenddessen beobachtet Cooley von einem Hügel aus Dales Haus.

Breathless – Immer Ärger mit Dale“ ist eine Schwarze Komödie, die in der Tradition der Coen-Brüder und Quentin Tarantinos stehen will, aber „Breathless“ ist, trotz einiger gelungener Momente, einfach nicht witzig. Die Geschichte ist weniger schwarzhumorig, als geschmacklos-abgeschmackt. Die unsympathisch-dummen Charaktere sind uns herzlich egal. Dafür ist die Geschichte einfach zu unlogisch (Herrje, es hätte ein kleiner, guter schwarzhumoriger Noir werden können, aber in „Breathless“ gibt es einfach zu viele Zufälle und Twists, die sich im Nachhinein als Bullshit herausstellen.) und die Charaktere sind zu sprunghaft. Besonders die beiden Hauptdarstellerinnen Gina Gershon und Kelli Giddish nerven mit ihrem exaltiertem Gehabe. So muss Gina Gershon, die hier endlich mal wieder eine Hauptrolle hat und sich überzeugend in eine dieser aufgetakelten Südstaaten-Schönheiten verwandelte, von Szene zu Szene ihren Charakter vollkommen anders anlegen. Fast so, als habe man zwei, drei Filme von ihr zusammengeschnitten.

Kelli Giddish hinterlässt als hysterische Blondine, die dann aber doch Dale mit einem elektrischem Küchenmesser zerstückelt, keinen tieferen Eindruck.

Wayne Duvall hat einen kurzen, herrlich grotesken Auftritt, der aber auch eine „geschnittene Szene“ aus dem Debütfilm „Blood Simple“ der Coen-Brüder sein könnte.

Also: besser noch einmal „Blood Simple“ oder „Bound“ (mit Gina Gershon und Jennifer Tilly) ansehen und auf den nächsten Gina-Gershon-Film warten.

Breathless – Immer Ärger mit Dale (Breahtless, USA 2012)

Regie: Jesse Baget

Drehbuch: Jesse Baget, Stefania Moscato

mit Gina Gershon, Kelli Giddish, Wayne Duvall, Val Kilmer, Ray Liotta

DVD

Ascot Elite

Bild: 2.35:1/16:9

Ton: Deutsch (DTS 5.1/Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making of, Originaltrailer, Wendecover

Länge: 88 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Facebook-Seite zum Film

Rotten Tomatoes über „Breathless“

Examiner: Interview mit Jesse Baget und Kelli Giddish über „Breathless“ (13. August 2012)

The Movie Pool: Interview mit Jesse Baget über „Breathless“  (28. September 2012)

 


Auf der „Bourbon Street“ sind „Die Geister des Cornelius“ lebendig

November 7, 2012

Mit „Bourbon Street: Die Geister des Cornelius“ gelingt Autor Philippe Charlot und Zeichner Alexis Chabert eine wunderschöne Liebeserklärung an den Jazz. Das liegt nicht nur an der Geschichte (1997, nach dem Erfolg des Buena Vista Social Club, beschließt Alvin die alte Band wieder zusammen zu stellen, um mit ihrem traditionellem New-Orleans-Jazz wieder vor Publikum zu spielen. Als Zugpferd brauchen sie den vor einem halben Jahrhundert spurlos verschwundenen Cornelius, den Trompeter ihrer damaligen Gruppe.), sondern auch an den atmosphärischen Zeichnungen und, vor allem, wie Charlot und Chabert ihre Geschichte erzählen. So ist ihr Erzähler Louis ‚Satchmo‘ Armstrong 1997 seit 26 Jahren tot. Gegenwart und Vergangenheit gehen immer wieder nahtlos ineinander über, Erinnerungen sind gegenwärtig, Realität und Fantasie kaum zu unterscheiden und sie befruchten sich, wie bei einer Jazz-Improvisation, gegenseitig.

Philippe Charlot (Text)/Alexis Chabert (Zeichnungen): Bourbon Street: Die Geister des Cornelius

(übersetzt von Marcel Le Comte)

Ehapa Comic Collection, 2012

56 Seiten

13,99 Euro

Originalausgabe

Bourbon Street: Tome 1 – Les Fantômes de Cornelius

Bamboo Edition, 2011

 


TV-Tipp für den 7. November: About Schmidt

November 7, 2012

Kabel 1, 20.15

About Schmidt (USA 2002, R.: Alexander Payne)

Drehbuch: Alexander Payne, Tim Taylor

LV: Louis Begley: About Schmidt, 1997 (Schmidt)

Warren Schmidt ist ein verwitweter Pensionär, der sich jetzt in seinem Wohnmobil, quer durch die USA, auf den Weg zu seiner Tochter und ihrer Hochzeit macht. Denn ihm gefällt ihr Künftiger nicht.

Schönes, melancholisches Roadmovie, das natürlich ein Jack-Nicholson-Starvehikel ist, der hier einen absoluten Biedermann (Angestellter einer Versicherungsgesellschaft!) spielt.

mit Jack Nicholson, Kathy Bates, Hope Davis, Dermot Mulroney

Hinweise

Metacritic über „About Schmidt“

Rotten Tomatoes über „About Schmidt“

Wikipedia über „About Schmidt“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Alexander Payne in der Kriminalakte


In „Heiliger Krieg“ hat Vampirella einiges zu erledigen

November 6, 2012

Gutgut, die Bekleidung von Vampirella ist nicht wirklich für einen Kampf geeignet.

Auch nicht für arktische Temperaturen.

Aber wer will schon eine züchtig gekleidete Vampirella?

Eben.

Daher darf die Vampirjägerin, seit sie 1969 von Forrest J. Ackerman und Trina Robbins erfunden wurde, in ihrer bekannt-figurbetonten Kleidung durch die Comics toben.

Für die jetzt auch bei uns startende „Vampirella Master Series“ (die Originalausgaben erschienen bereits größtenteils 1997) schrieben Grant Morrison („The Invisibles“, „The Filth“, viele Geschichten für „Batman“ und „New X-Men“) und Mark Millar („Kick-Ass“, „Wanted“) die beiden, aufeinander aufbauenden Dreiteiler „Aufstieg des Bösen“ und „Heiliger Krieg“ und die Einzelhefte „Das blutrote Spiel“ (geschrieben nur von Grant Morrison) und „Ein kalter Tag in der Hölle“ (geschrieben nur von Mark Millar). In dieser Geschichte muss Vampirella in der Arktis gegen Vampire kämpfen und während die Männer sich dich mehrere Jacken hüllen und zittern (gut, das kann auch an den angreifenden Vampiren liegen), springt Vampirella kaum bekleidet durch die Geschichte.

In „Das blutrote Spiel“ will eine von einem Geist besessene junge Frau, die so zur Menschenherzen sammelnden Serienmörderin wurde, Vampirella das Herz herausreißen.

In „Aufstieg des Bösen“ beginnt sie ihren Kampf gegen die Vampire, die die USA erobern wollen und dafür die Mafia übernehmen. In dem Haus des Mafiosis Don Fattoni kommt es zwischen Vampirella (die selbst ein Vampir ist, aber nicht wie ein gewöhnlicher Vampir getötet werden kann) und den Vampiren, die von dem diabolischen von Kreist angeführt werden, zu einem erbarmungslosem Kampf.

Nach dieser grandiosen Schlachtplatte, garniert mit Schwarzem Humor, ist „Heiliger Krieg“ (bei dem Millar und Morrison von Steven Grant unterstützt wurden) eine leichte Enttäuschung. Die in Rom spielende Geschichte, die nahtlos an „Aufstieg des Bösen“ anknüpft, springt etwas konfus zwischen den verschiedenen Handlungsorten hin und her und plätschert, wegen der Vor- und Rückblenden, in denen verschiedene Charaktere wichtige Informationen erzählen, eher vor sich hin. Denn es geht um Vampirellas Kampf gegen die Vampire, den Rachegelüsten von Don Fattonis Tochter und über den Kampf einer katholischen Schwesternschaft, die seit Jahrhunderten Vampire tötet, und jetzt wieder, dieses Mal mit Vampirella, in den Kampf zieht.

In dem kurzweiligem Vampirella-Sammelband „Heiliger Krieg“ gibt es viel für’s Auge, gute Sprüche und für die Vampire sehr gemeine Todesarten. Ich sage nur gesegneter Regen, Ampullen mit Weihwasser, Kugeln, deren Spitzen mit kleine Kreuzen verziert wurden und Lichtblitze.

Oh, und es gibt Duschen mit Blut, das Körpertemperatur hat.

Grant Morrison/Mark Millar: Vampirella: Heiliger Krieg (Master Series 1)

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini, 2012

180 Seiten

19,95 Euro

enthält

Aufstieg des Bösen (Vampirella Monthly 1 – 3: Ascending Evil, 1997)

Heiliger Krieg (Vampirella Monthly 4 – 6: Holy War, 1997)

Das blutrote Spiel (Vampirella 25th Anniversary Special: The Blood Red Game, 1996)

Ein kalter Tag in der Hölle (Vampirella Strikes 6: A Cold Day in Hell, 1996)

Hinweise

Homepage von Grant Morrison

Homepage von Mark Millar

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Nemesis“ (Nemesis, 2010/2011)

Wikipedia über „Vampirella“ (deutsch, englisch)

Homepage von „Vampirella“

 


Cover der Woche

November 6, 2012


TV-Tipp für den 6. November: Sons of Anarchy

November 6, 2012

Kabel 1, 22.30

Sons of Anarchy: Sam Crow/Krematorium (USA 2008, R.: Allen Coulter, Michael Dinner [Episode 1], Charles Haid [Episode 2])

Drehbuch/Erfinder: Kurt Sutter

Es hat verdammt lange gedauert, bis die in den USA überraschend erfolgreiche TV-Serie „Sons of Anarchy“ ihren Weg ins deutsche TV gefunden hat. Dass in den vergangenen Monaten bei MyVideo eine Million User die erste Staffel ansahen und damit die Serie zu einem Hit auf der Plattform machten, half sicher auch. Denn für die deutschen Zuschauer dürfte „Sons of Anarchy“ irgendwo zwischen den „Sopranos“, „Breaking Bad“, „Justified“, „24“, „The Shield“, „Blue Bloods“ und „True Blood“ liegen: also im Bermuda-Dreieck der hochgelobten Serien, die hier nicht ihr Publikum finden. Denn während diese Serien in den USA erfolgreich und entsprechend langlebig sind, wird bei uns teilweise schon nach wenigen Folgen (zuletzt „Blue Bloods“) die Ausstrahlung eingestellt oder die Serie wandert auf einen extrem publikumsunfreundlichen Sendeplatz.

Auch „Sons of Anarchy“ könnte es, obwohl Kabel 1 jetzt die erste Staffel in Doppelfolgen ausstrahlt, so ergehen.

In den USA läuft schon die fünfte Staffel der von Kurt Sutter („The Shield“) erfundenen Serie über die Outlaw-Bikergang „Sons of Anarchy“, die die kalifornische Kleinstadt Charming beherrschen. Während Clarence ‚Clay‘ Morrow und Gemma Teller Morrow (ein wahres Muttertier) die Bikergang mit eiserner Hand steuern, fragt ihr Sohn Jackson ‚Jax‘ Teller sich, ob die „Sons of Anarchy“ noch dem Ethos des Gründers folgen.

Und wir erhalten einen ziemlich tiefen Einblick in die Welt der Outlaw Biker.

mit Charlie Hunnam (Jackson ‚Jax‘ Teller), Ron Perlman (Clarence ‚Clay‘ Morrow), Katey Sagal (Gemma Teller Morrow), Mark Boone Junior (Robert Munson), Kim Coates (Alex ‚Tig‘ Trager), Tommy Flanagan (Filip ‚Chibs‘ Telford), Maggie Siff (Tara Knowles), Theo Rossi (Juan Carlos ‚Juice‘ Ortiz), Dayton Callie (Chief Wayne Unser), Ryan Hurst (Harry ‚Opie‘ Winston), William Lucking (Piermont ‚Piney‘ Winston)

Wiederholung: Mittwoch, 7. November, 01.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

FX über „Sons of Anarchy“

Wikipedia über „Sons of Anarchy“ (deutsch, englisch)

Tagesspiegel über „Sons of Anarchy“


DVD-Kritik: Die grandiose italienische Krimiserie „Romanzo Criminale – Staffel 1“

November 5, 2012

Ich würde diese Besprechung gerne mit dem Satz „’Romanzo Criminale‘ ist die beste italienische Serie seit…“ beginnen, aber die einzige italienische Serie, die mir jetzt einfällt, ist „Allein gegen die Mafia“ und meine Erinnerung daran ist sehr schwammig.

Wobei der Vergleich mit „Allein gegen die Mafia“ gar nicht so schlecht ist. Denn in „Romanzo Criminale“ geht es um die drei römischen Kleingangster Pietro, der „Libanese“ (Francesco Montanari), Freddo (Vinicio Marchioni) und Dandi (Alessandro Roja), die 1977 beschließen, zusammen zu arbeiten. Damals gab es in Rom viele kleine Gangsterbanden, die sich mit kleinen Coups über Wasser hielten. Die Mafia und andere OK-Gruppen ließen Rom links liegen.

Der Libanese, so etwas wie der Kopf der entstehenden Bande, kann die anderen Verbrecher überzeugen, bei der Entführung eines Barons zusammen zu arbeiten. Die Kooperation zwischen den auf ihrer Autonomie bedachten Bandenmitgliedern, gestaltet sich schwierig. Aber als sie das Lösegeld vor sich haben, sind sie begeistert. So viel Geld haben sie noch nie gesehen. Der Libanese schlägt ihnen vor, die Beute nicht auszugeben, sondern in künftige gemeinsame Coups zu investieren. Sie stimmen zu und in den nächsten Folgen der brutalen TV-Serie „Romanzo Criminale“ erleben wir ihren Aufstieg und auch die ersten Zerfallserscheinungen.

Kommissar Scialoja (Marco Bocci) ist ihnen dabei von Anfang an auf der Spur. Denn zufällig sah er bei einer Observation, dass die eigentlich verfeindeten Bandenführer Pietro und Freddo anscheinend gemeinsam einen Coup durchziehen. Scialoja glaubt, dass er den Beginn einer neuen Form von Gangstertum für Rom sieht. Er verfolgt sie so unerbittlich, wie es ihm innerhalb einer korrupten Polizei und eines Staates, der auch mit Verbrechern zusammen arbeitet, möglich ist. Denn seine Vorgesetzten glauben ihm zunächst nicht.

Das ist großes Kino, das das Herz des Genrejunkies erfreut und, wie schon die Hollywood-Gangsterfilme aus den dreißiger Jahren und die italienischen Polit-Thriller der siebziger Jahre basiert die Geschichte von „Romanzo Criminale“ auf Tatsachen. Im Pressetext steht dazu:

„Romanzo Criminale“ rekapituliert den Aufstieg und Fall einer römischen Verbrecherbande namens „Banda Della Magliana“. Die Gang existierte tatsächlich und war vor allem zwischen 1977 und 1983 aktiv. Sie zeichnete sich verantwortlich für zahlreiche Banküberfälle, Überfälle auf Geldtransporter, Drogen- und Waffenhandel, Glücksspiel und Prostitution, später auch Entführungen, Bombenanschläge. Operationsgebiet war zunächst Rom, dann das gesamte italienische Territorium. Aus den Anfängen einer Bande von Kleinkriminellen entwickelte sich mit der Zeit eine der einflussreichsten und gefährlichsten Gruppierungen Organisierter Kriminalität Italiens, mit Querverbindungen zur Mafia, zur Camorra, aber auch zum italienischen Geheimdienst und diversen Geheimlogen.

Den Sprung von Kleinkriminellen zu Gangstern großen Kalibers leistete die „Banda“ mit der Entführung eines Grafen Ende der 70er-Jahre – gleichzeitig auch der Beginn einer Reihe lukrativer Entführungsfälle für die Verbrecherbande. Anfang der 80er-Jahre war die „Banda“ auch in politisch motivierten, kriminellen Taten verwickelt und erhielt damit eine neue Dimension. Zu den spektakulärsten Aktionen gehörte die versuchte Erpressung der Bank des Vatikans!

Der Niedergang der „Banda Della Magliana“ wurde eingeleitet mit den ersten Geständnissen eines Bandenmitgliedes 1983. In der Folge kam es zu Rachefeldzügen innerhalb der Gang, die Mitglieder bekämpften sich gegenseitig. Der letzte Boss der Bande wurde 1992 im südamerikanischen Caracas festgenommen. Dank seiner Geständnisse konnten die „Banda Della Magliana“ schließlich endgültig bekämpft und insgesamt 55 Bandenmitglieder hinter Gitter gebracht werden.

Romanzo Criminale“ basiert auf dem gleichnamigem Roman von Giancarlo De Cataldo, der bereits 2005 von Michele Placido („Allein gegen die Mafia“) verfilmt wurde. Drei Jahre später folgte die deutliche längere TV-Version und die erste „Romanzo Criminale“-Staffel (von zwei) zeichnet über elf Stunden ein reichhaltiges und stimmiges Bild der damaligen Zeit und der damaligen Probleme der italienischen Gesellschaft und des Staates, wie der auch in der Serie angesprochenen Entführung von Aldo Moro, und der Verflechtungen zwischen Staat, Geheimdiensten und Verbrechern, die sich fröhlich und ohne erkennbare Skrupel gegen linke Bewegungen und linke Terroristen vereinigten. So wird die Verbrecherbande vom Geheimdienst um Hilfe bei der Suche nach Aldo Moro gebeten. Für sie wird ihre Hilfe auch das Ticket zum Schutz des Staates vor polizeilichen Ermittlungen, die ihre Geschäfte stören könnten. Das ist so zynisch, wie wahr.

Auch in der Ausstattung, der Kleidung, den Frisuren, den Autos, der Bildgestaltung und den Farben werden die siebziger Jahre und der Stil der damaligen Filme heraufbeschworen. Allerdings – und das fällt immer dann auf, wenn man sich wieder einen der damaligen Filme ansieht – ist die Kameraarbeit mit dem derzeit trendigen Dokumentarfilmstil, die oft gewählten Bildausschnitte und, vor allem die Schnittfrequenz up to date.

Romanzo Criminale“ ist das, was „Im Angesicht des Verbrechens“ gerne gewesen wäre.

Am Ende der ersten Staffel, die mit dem Tod von einem der Verbrecher endet, ist die Neugier auf die zweite und auch letzte Staffel von „Romanzo Criminale“ geweckt. Sie erscheint Anfang Dezember.

Romanzo Criminale (Romanzo Criminale, Italien 2008)

Regie: Stefano Sollima

Drehbuch: Daniele Cesarano, Barbara Petronio, Leonardo Vaelnti, Paolo Marchesini

LV: Giancarlo De Cataldo: Romanzo Criminale, 2002 (Romanzo Criminale)

mit Francesco Montanari, Vinicio Marchioni, Alessandro Roja, Marco Bocci, Daniela Virgilio, Andrea Sartoretti, Mauro Meconi, Riccardo De Filippis, Lorenzo Renzi

DVD

Edel

Bild: 19:9 (PAL)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0 & 5.1), Italienisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 661 Minuten (4 DVDs)

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „Romanzo Criminale“ und über Giancarlo De Cataldo

Krimi-Couch über Giancarlo De Cataldo

 

 


TV-Tipp für den 5. November: Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit

November 5, 2012

Kabel 1, 20.15

Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit (USA 2003, R.: Carl Franklin)

Drehbuch: David Collard

Matt Whitlock schiebt als Polizeichef von Banyan Key eine ruhige Kugel in dem Sunshine State Florida. Seine verheiratete Geliebte Ann verzuckert seinen Alltag. Als sie unheilbar an Krebs erkrankt und ihn als Begünstigten in ihre Lebensversicherung einsetzt, will er ihr helfen. Er gibt ihr die seinem Polizeisafe gebunkerte halbe Million Dollar Drogengeld. Wenige Stunden später sind sie und ihr Mann tot. Sie wurden ermordet und anschließend verbrannt. Whitlocks Ex Alex leitet die Ermittlungen. Alle Beweise deuten auf den unbekannten Geliebten als Mörder. Matt Whitlock muss daher das Komplott aufdecken, bevor er als Mörder verhaftet wird.

Für Genre-Junkies ist der wunderschön entspannte Florida-Noir-Thriller „Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit“ ein Festschmaus.

Collard schrieb ein wendungsreiches, kunstvoll die Balance zwischen Tradition und Innovation haltendes, Drehbuch. Franklin setzte es punktgenau um. Das Ensemble, angeführt von dem immer guten Denzel Washington, spielte genussvoll auf. Gerade die vielen Nebendarsteller, wie der Pathologe (als Sidekick des Helden ist er natürlich sehr wichtig), die Untergebenen von Alex und Matt, die DEA-Agenten, der Hotelchef und die ältere Zeugin, hatten prächtige Auftritte. Die Stuntmen durften vor allem bei einem Kampf auf Leben und Tod an einem Balkongitter im siebten Stock eines Hotels ihr Können zeigen. Die Aufnahmen Florida, besonders der Sonnenuntergängen, sind traumhaft und die Musik von Graeme Revell gibt allem einen entspannt-südamerikanischen Touch.

Mit Denzel Washington, Eva Mendes, Salma Latham, Dean Cain, John Billingsley

Wiederholung: Dienstag, 6. November, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Out of Time“

Wikipedia über „Out of Time“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 4. November: Es war einmal in Amerika

November 4, 2012

Arte, 20.15

Es war einmal in Amerika (USA/I 1984, R.: Sergio Leone)

Drehbuch: Leonardo Benvenuti, Piero De Bernardi, Enrico Medioli, Franco Arcalli, Franco Ferrini, Sergio Leone, Stuart Kaminsky (zusätzliche Dialoge), Ernesto Gastaldi (ungenannt)

LV: Harry Grey: The Hoods, 1952

Buch zum Film: Lee Hays: Once Upon a Time in America, 1984 (Es war einmal in Amerika)

Kamera: Tonino Delli Colli

Musik: Ennio Morricone

Ein grandioses Gangsterdrama: die Geschichte von Freundschaft und Verrat – erzählt in wunderschönen Bildern und in einer komplexen Struktur, die lose auf dem autobiographischen Buch von Harry Grey basiert. Leone meinte, im Drehbuch seien nur zehn bis zwanzig Prozent des Buches geblieben.

Mit Robert de Niro, James Woods, Joe Pesci, Treat Williams, Burt Young, Elizabeth McGovern

Wiederholung: Dienstag, 6. November, 00.25 Uhr (Taggenau!)

Antiquarischer Buchtipp: Zum Filmstart erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch zum Film mit Hays’ Roman, vielen Filmbildern (SW und Farbe), einem Sergio-Leone-Porträt von Andreas Kern und einem Text von Leone über den Film. So machen „Bücher zum Film“ Spaß.

Hinweise

Wikipedia über “Es war einmal in Amerika” (deutsch, englisch)

Turner Classic Movies über “Once upon a time in America”

Fanseite zum Film

Sternstunde der Filmgeschichte über “Es war einmal in Amerika”

 


TV-Tipp für den 3. November: Hostage – Entführt

November 3, 2012

Sat.1, 22.45

Hostage – Entführt (USA 2005, R.: Florent Emilio Siri)

Drehbuch: Doug Richardson

LV: Robert Crais: Hostage, 2001 (Hostage – Entführt)

LAPD-Verhandlungsexperte Jeff Talley schiebt in einer Kleinstadt eine ruhige Kugel. Da nehmen drei Jugendliche einen Mafia-Buchhalter und dessen Kinder als Geisel. Talley muss, nachdem die Mafia seine Frau und Tochter entführt, wieder verhandeln.

Okayer Geiselnahmethriller mit einem irgendwo zwischen Italo-Western und Horrorfilm oszillierendem Look und einigen hübschen Twists, wie der doppelten Geiselnahme und den sich verändernden Loyalitäten. Allerdings ist das Buch gerade bei dem Mafia-Plot glaubwürdiger. Und wer wissen will, wie die Polizei verhandelt, sollte auch zu dem Buch greifen.

Der Film ist nur die bleihaltige Action-Variante davon.

Mit Bruce Willis, Kevin Pollak, Jimmy Bennett, Michelle Horn, Ben Foster, Jonathan Tucker, Marshall Allman, Serena Scott Thomas, Rumer Willis (Tochter von Bruce Willis), Kim Coates, Robert Knepper

Wiederholung: Sonntag, 4. November, 03.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von Robert Crais

Wikipedia über Robert Crais

Drehbuch „Hostage“ von Robert Crais (29. März 2002, early draft – Crais schrieb nach seinem Roman ein Drehbuch, das später von anderen Autoren umgearbeitet wurde.)

Meine Besprechung von „Set Up“ (Setup, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von „The cold Light of the Day“ (The cold Light of the Day, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von „Lady Vegas“ (Lay the Favorite, USA/GB 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von „The Expendables“ (The Expendables, USA 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von „Looper“ (Looper, USA 2012, mit Bruce Willis)

Bruce Willis in der Kriminalakte


„30 Days of Night – Die Barrow-Trilogie“ beißt kräftig zu

November 2, 2012

Barrow ist eine Stadt in Alaska, die

von wenigen Menschen bewohnt wird, und

im Winter

die Sonne

dreißig Tage

nicht aufgeht.

Dreißig Tage die eine einzige lange Nacht sind, in der Vampire sich ungestört ernähren können.

Für sie ist das ein Festschmaus, auf den sie viele Jahrhunderte verzichteten, weil die plötzliche Entvölkerung einer ganzen Stadt natürlich Fragen provoziert hätte. Fragen, die in einer Hetzjagd auf die Vampire münden könnten.

Deshalb haben die alten Vampire in den vergangenen Jahrhunderten alles versucht, damit wir Menschen nicht mehr an sie glauben. Die Erzählungen über sie für Märchen und Legenden halten.

Aber jetzt hat Marlow die anderen Vampire nach Barrow eingeladen und die Barrow-Bewohner kämpfen um ihr Leben. In Sheriff Eben Olemaun finden die wenig distinguierten Blutsauger einen gleichwertigen Gegner; auch nachdem Vincente, das Oberhaupt der Vampire, um alle Zeugen und Spuren ihres Angriffs zu beseitigen, die totale Vernichtung von Barrow befiehlt.

Autor Steve Niles hatte diese Idee von einer Vampirinvasion in einem Ort, an dem eine Nacht einen Monat dauert, und, nachdem Hollywood die Idee verwarf, schrieb er mit Zeichner Ben Templesmith (dessen atmosphärischen Bilder einen großen Anteil am Erfolg der Serie haben) den Comic „30 Days of Night“. 2007 wurde diese Geschichte von David Slade mit Josh Hartnett, Melissa George, Danny Huston und Ben Foster verfilmt und der größte Pluspunkt des formelhaften Vampir-Western (Ihr erinnert euch doch noch an den Western, in dem die Guten von einer Horde johlender Indianer umzingelt werden und sie dann in dem Fort um ihr Überleben kämpfen müssen?) ist die alptraumhafte Landschaft (Nebenbemerkung: gedreht wurde in Neuseeland, aber schon die klassischen Hollywood-Horrorfilme wurden nicht vor Ort, sondern im Studio gedreht.).

Schon lange vor dem Film hatten Niles und Templesmith die in „30 Days of Night“ begonnene Geschichte weitererzählt und mir gefallen „Dunkle Tage“ und „Rückkehr nach Barrow“ deutlich besser. Denn in „30 Days of Night“ wird auf achtzig Seiten eigentlich nur die Prämisse (Vampire beißen sich durch die Stadt) erzählt und im arg plötzlichen Ende vernichtet Eben Olemaun die Vampire, indem er selbst zu einem Vampir wird und das tut, was echte Vampire nicht tun: er bringt seine Artgenossen um. So etwas tun nur Menschen.

In „Dunkle Tage“ und „Rückkehr nach Barrow“ erzählen Niles und Templesmith die Geschichte weiter und jetzt, nachdem die „30 Days of Night“-Welt etabliert ist, konzentrieren sie sich mehr auf die Geschichte.

In „Dunkle Tage“ ist Stella Olemaun, die Frau des verstorbenen Eben Olemaun, in Los Angeles. Sie hat ein Buch über die Ereignisse in Barrow geschrieben und will alle Vampire töten. Mit einigen Gleichgesinnten beginnt sie ihren Kampf.

In „Rückkehr nach Barrow“ erfahren wir, was sich seit dem Vampirangriff in Barrow veränderte: die Bewohner haben gelernt, mit der Vampirplage zu leben. Jedes Jahr bereiten sie sich vor der dreißigtägigen Nacht auf das Ankommen der Vampire vor. Aber dieses Mal wird die Schlacht heftiger als in den vorherigen Jahren.

Diese drei Geschichten sind jetzt als „30 Days of Night – Die Barrow-Trilogie“ erschienen.

Danach baute Steve Niles seinen Vampirkosmos in Comics, Büchern und Filmen weiter aus. Nicht immer mit ihm als Autor.

Steve Niles/Ben Templesmith: 30 Days of Night – Die Barrow-Trilogie

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2012

400 Seiten

35 Euro

Originalausgabe/enthält

30 Days of Night

IDW, 2002

30 Days of Night: Dark Days

IDW, 2004

30 Days of Night: Return to Barrow

IDW, 2004

Verfilmungen

30 Days of Night (30 Days of Night, USA 2007)

Regie: David Slade

Drehbuch: Steve Niles, Stuart Beattie, Brian Nelson

mit Josh Hartnett, Melissa George, Danny Huston, Ben Foster, Mark Boone Junior, Mark Rendall

30 Days of Night: Dark Days (30 Days of Night: Dark Days, USA 2010)

Regie: Ben Ketai

Drehbuch: Steve Niles, Ben Ketai

mit Kiele Sanchez, Rhys Coiro, Diora Baird, Harold Perrineau, Mia Kirshner, Troy Ruptash, Ben Cotton

Hinweise

Homepage von Steve Niles

Homepage von Ben Templesmith

Wikipedia über „30 Days of Night“


TV-Tipp für den 2. November: Banks – Der Solist

November 2, 2012

Arte, 20.15

Banks – Der Solist (GB 2010, R.: James Hawes)

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Aftermath, 2001 (Wenn die Dunkelheit fällt)

East Yorkshire: Bei einem Routineeinsatz stirbt ein Polizist, ein Mann wird ins Koma geprügelt und seine schwerverletzte Frau landet im Krankenhaus. Im Keller des Einfamilienhauses entdecken die Polizisten vier Mädchenleichen – und DCI Alan Banks will von dem im Koma liegendem Mann (einem Lehrer) erfahren, wo ein fünftes verschwundenes Mädchen und wer sein Helfer ist.

In „Aftermath“ (so der Originaltitel) hat der von Peter Robinson erfundene DCI Banks seinen ersten Filmauftritt. Inzwischen ist „DCI Banks“ (so der Serientitel) in England in Serie gegangen. Ob diese Folgen, die alle auf Romanen von Peter Robinson basieren, auch bei gezeigt werden, ist noch unklar.

Der erste Fall, der bei uns unter dem dümmlichen Titel „Banks – Der Solist“ läuft, ist ein spannend-düsterer Polizeithriller, der Genrejunkies gefallen wird: komplexe Charaktere, gute Wendungen und ein zwiespältiges Ende. Die Lösung ist allerdings ziemlich vorhersehbar und im zweiten Teil wird es, wegen der vielen Plotlinien, etwas hektisch. „DCI Banks: Aftermath“ hat nicht die Qualität von „Luther“ (die sich von Folge zu Folge steigerte) oder „Sherlock“ (von der ersten Sekunde an grandios), aber besser als unsere handelsüblichen „Tatorte“ ist „DCI Banks“ allemal.

mit Stephen Tompkinson, Andrea Lowe, Charlotte Riley, Sian Breckin, Monica Dolan, Lorraine Bourroughs, Colin Tierney

Hinweise

Arte über „Banks – Der Solist“

Crime Time Preview über „DCI Banks“

Homepage von Peter Robinson

Krimi-Couch über Peter Robinson

Wikipedia über Peter Robinson (deutsch, englisch) und „DCI Banks“

Und nun ein Wort vom Autor Peter Robinson über DCI Alan Banks


Die KrimiZeit-Bestenliste November 2012

November 1, 2012

Wie schon die Oktober-Bestenliste erscheint auch die November-KrimiZeit-Bestenliste etwas früher als gewohnt, weil „Die Zeit“ nicht heute (also am 1. November), sondern schon gestern erschien und es als Beilage ein „Zeit Literatur: Krimi-Special“-Heft gibt. Auf 32 Seiten gibt es unter anderem Texte über Sara Gran, Giancarlo De Cataldo (die auf seinem gleichnamigen Roman basierende TV-Serie „Romanzo Criminale“ feiere ich demnächst ab), Robert Littell, Daniel Woodrell, Jim Thompson und Neal Stephenson (Aargh, die über 1000 engbedruckten Seiten seines neuen Cyber-Thriller „Error“ müssen erst mal gelesen werden.) und eine Kurzgeschichte von Friedrich Ani.

Oh, und die KrimiZeit-Bestenliste, die die Leseempfehlungen von 18 Krimikritikern zusammenfasst, gibt es auch:

1 (-) Merle Kröger: Grenzfall

2 (7) Robert Littell: Philby. Porträt des Spions als junger Mann

3 (4) Carl Nixon: Rocking Horse Road

4 (8) James Sallis: Driver 2

5 (1) Helon Habila: Öl auf Wasser

6 (-) Petros Markaris: Zahltag

7 (-) Roberto Costantini: Du bist das Böse

8 (-) Don Winslow: Kings of Cool

9 (-) Johan Theorin: So bitterkalt

10 (-) Anila Wilms: Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Jetzt frage ich mich, ob ich mich am Wochenende mehr mit der Vergangenheit (Robert Littell über Kim Philby und die Cambridge-Boys) oder der Zukunft (Neal Stephenson über ein millionenschweres Computerspielunternehmen und einen infizierten Computer) beschäftige. Spannend dürfte beides sein.

 

 


TV-Tipp für den 1. November: Topas (als Teil des Thementages „Undercover“)

November 1, 2012

Als Teil des heutigen 3 Sat-Thementages „Undercover“ (gezeigt werden in einem bunten Mix aus Dokumentationen und Spielfilmen unter anderem „Spion zwischen zwei Fronten“, „Der gefährlichste Mann der Welt“ und „Gladio – Geheimarmee in Europa“)

3 Sat, 20.15

Topas (GB 1969, R.: Alfred Hitchcock)

Drehbuch: Samuel Taylor

LV: Leon Uris: Topaz, 1967 (Topas)

Kalter Krieg, Kuba, Castro, CIA, KGB und die Frage: Wer ist der Verräter?

Schwacher Agententhriller von Hitchcock.

Mit Frederick Stafford, Karin Dor, Michel Piccoli, Philippe Noiret

Wiederholung: Freitag, 2. November, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Topas“ (deutsch, englisch)

Cinematic: Plakate und Aushangfotos zu “Topas”

Parallax View: Richard T. Jameson über “Topas”