Neu im Kino/Filmkritik: „7 Psychos“ sind eine ganz spezielle Abendgesellschaft

Auch wenn Colin Farrell an erster Stelle genannt wird, gehört der Film „7 Psychos“ Sam Rockwell. Und dann Woody Harrelson und Christopher Walken, der fast alles, außer Tanzen, tut. Tom Waits, mit einem süßen Tier im Arm, und Harry Dean Stanton haben mehr als erinnerungswürdige Auftritte. Und die Frauen bleiben, wie schon in Martin McDonaghs vorherigem Film „Brügge sehen…und sterben?“ (In Bruges, GB 2008) Staffage. Die Story, dieses Mal, auch.

7 Psychos“ funktioniert vor allem als schwarzhumorige Nummernrevue über Gangster und Hollywood, mit einer lässig eingezogenen Metaebene. Denn Marty Flanaran (Colin Farrell) ist ein erfolgloser, aber irisch-trinkfester, begnadeter Drehbuchautor auf der Suche nach Inspiration. Den Titel für sein neues Werk hat er schon: „7 Psychos“. Und er weiß auch, worum es gehen soll: um sieben Psychopathen. Aber ungewöhnlich. So soll ein Psychopath friedfertig sein. Vielleicht ein Buddhist. Oder ein Quäker. Oder ein Amish. Jedenfalls friedfertig. Und sein Drehbuch soll keine blutrünstige 08/15-Hollywood-Geschichte sein. Sein Freund Billy (Sam Rockwell), ein erfolgloser Schauspieler mit psychopathischen Tendenzen, hilft ihm mit Plotideen und kidnappt nebenbei mit Hans (Christopher Walken) Hunde, die er gegen Belohnung den Besitzern zurückgibt.

Zuletzt kidnappte er Bonny, das Schoßhündchen des an guten Tagen nur cholerischen Gangsters Charlie Castello (Woody Harrelson, mal wieder als fieser Fiesling. Aber er ist in Wirklichkeit sicher ein ganz netter Mensch, der kein Shih-Tzu-Haar krümmen kann.). Denn für seinen Bonny geht Charlie über Leichen.

Das ist der lockere Rahmen für einen an allen Ecken und Enden zerfasernden und zerfransenden Film, der auch in Richtung Nouvelle Vague geht, die halbe Filmgeschichte plündert und einfach alles mitnimmt, was Autor und Regisseur Martin McDonagh gefällt.

Am besten genießt man „7 Psychos“ daher als zeitgemäßes, brutal-blutrünstiges, amoralisch-moralisches, schwarzhumoriges Update von Jean-Luc-Godard-Filmen wie „Die Außenseiterbande“ und „Pierrot le fou – Elf Uhr nachts“. Da fragte auch niemand nach der Geschichte und ob sie logisch war, aber jeder genoss die einzelnen Szenen, die Stimmung, die Sprüche, die Weisheiten und die herrlich absurd-abgedrehten Situationen.

Denn davon gibt es in „7 Psychos“ noch mehr als in „Brügge sehen…und sterben?“. Aber auch, jedenfalls wenn man sich die Originalfassung ansieht, deutlich weniger „Fucks“.

7 Psychos - Plakat4

7 Psychos (Seven Psychopaths, UK/USA 2012)

Regie: Martin McDonagh

Drehbuch: Martin McDonagh

mit Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Tom Waits, Abbie Cornish, Olga Kurylenko, Harry Dean Stanton, Zeljko Ivanek, Gabourey Sidibe, Linda Bright Clay

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „7 Psychos“

Metacritic über „7 Psychos“

Rotten Tomatoes über „7 Psychos“

Wikipedia über „7 Psychos“ (deutsch, englisch)

7 Psychos - Teaser4

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