Es hat lange gedauert, aber seitdem die Romane von James Lee Burke in Deutschland wieder veröffentlicht werden, können alte Burke-Fans teilweise große Leselücken schließen (wenn sie die Romane nicht schon im Original gelesen haben) und junge Burke-Fans auch das Frühwerk entdecken. Denn der Pendragon-Verlag veröffentlicht auch die alten Robicheaux-Romane wieder. Doch dazu später mehr.
Mit „Straße der Gewalt“ (Last Car to Elysian Fields, 2003) liegt der dreizehnten von zwanzig Robicheaux-Romanen erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Dave Robicheaux, der erste, bekannteste und erfolgreichste Seriencharakter von James Lee Burke, ist ein trockener Alkoholiker, war Kriminalpolizist in New Orleans und ist jetzt Sheriff in New Iberia.
Weil Jimmie Dolan, ein mit ihm befreundeter, umstrittener katholischer Pater in New Orleans, brutal zusammengeschlagen wird, kehrt Robicheaux auf der Suche nach den Tätern zurück in den Big Easy.
Gleichzeitig muss er sich in New Iberia um die Folgen eines Autounfalls, bei dem drei Teenagerinnen starben, kümmern. Denn der Tod der Mädchen setzt eine Spirale von Rache und Mord in Gang.
Und ein Erlösung suchender IRA-Killer treibt sich in Louisiana herum.
„Straße der Gewalt“ gehört zu den späteren Robicheaux-Romanen, in denen die Atmosphäre, die Landschaftsbeschreibungen, einzelne Szenen und ihre Wirkung wichtiger als ein auch nur halbwegs stringent entwickelter Plot sind. Der Anfang ist, wie immer bei James Lee Burke, äußerst gelungen. Aber dann schleppen sich die verschiedenen Plots labyrinthisch über hunderte von Seiten vor sich hin bis sie, im Fall von „Straße der Gewalt“, in einem hastigen Ende münden.
Das war bei seinen ersten Robicheaux-Romanen anders. „Blut in den Bayous“, der zweite Robicheaux-Roman, erschien jetzt wieder in einer Neuauflage.
Robicheaux betreibt in New Iberia einen Bootsverleih und Laden für Fischköder. Bei einem Angelausflug mit seiner Frau Annie stürzt vor ihnen ein kleines Flugzeug ab. Robicheaux kann einen Passagier, ein kleines Mädchen, aus dem in den Bayous versinkendem Flugzeug retten. Die anderen Passagiere, Flüchtlinge aus El Salvador, sind tot. Als die Behörden eine falsche Opferzahl veröffentlichen, weiß Robicheaux, dass etwas faul ist. Vor allem weil die im Bericht nicht erwähnte Tote als Muli für den Rauschgiftbaron Bubba Rocque, den er seit seiner Kindheit kennt, arbeitete.
Robicheaux hört sich in New Orleans bei seinen alten Freunden um und sticht in ein Wespennest aus Organisierter Kriminalität und Geheimdiensten.
Vielleicht weil „Blut in den Bayous“ zu den ersten Romanen gehört, die ich von James Lee Burke gelesen habe und die mich zu einem Burke-Fan machten, gehört für mich der zweite Robicheaux-Roman zu den besten Romanen der seit dreißig Jahren bestehenden Serie.
In seinem Nachwort beschäftigt sich Alf Mayer vor allem mit „Mississippi Delta“, der Verfilmung des Romans von Phil Joanou, nach einem Drehbuch von Scott Frank mit Alec Baldwin (damals Dave Robicheaux, heute…), Kelly Lynch, Mary Stuart Masterson, Teri Hatcher, Eric Robert, Vondie Curtis Hall und Paul Guilfoyle (vor seiner Beschäftigung bei der Las-Vegas-Ausgabe von „C. S. I.“). Er geht dabei auch detailliert auf die schwierige Produktion ein. Sehenswert ist der Film trotz seiner Mängel. Und ich kann Alf Mayers Frage nach dem deutschen Kinostart klären. Ja, er lief in den Kinos. Ich sah ihn damals im Kino. In einer ganz normalen Vorführung in einem ganz normalen Kino. Jahre später besorgte ich mir eine DVD-Ausgabe des Films und wenn es eine schöne Blu-ray-Ausgabe gäbe, würde ich meine DVD gerne dagegen eintauschen.
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James Lee Burke: Straße der Gewalt
(übersetzt von Jürgen Bürger)
Pendragon, 2017
520 Seiten
18 Euro
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Originalausgabe
Last Car to Elysian Fields
Simon & Schuster, 2003
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James Lee Burke: Blut in den Bayous
(übersetzt von Jürgen Behrens, mit einem Nachwort von Alf Mayer)
Pendragon, 2016
456 Seiten
17 Euro
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Deutsche Erstausgabe 1991 als „Blut in den Bayous“ bei Ullstein.
Neuausgabe 1996 zum Filmstart als „Mississippi Delta – Blut in den Bayous“ bei Ullstein.
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Originalausgabe
Heaven’s Prisoners
Holt, New York, 1988
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Erster Bonushinweis
Vor einigen Wocheen erschien „Vater und Sohn“ bei Heyne Hardcore und weil ich den seitenstarken Roman noch nicht gelesen habe, beschränke ich mich auf die Fakten. Burke erzählt von Texas Ranger Hackberry Holland, der seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn Ishmael hat. Er sucht ihn und will sich mit ihm aussöhnen. Der Roman spielt zwischen 1891 und 1918. Es ist also ein historischer Roman.
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James Lee Burke: Vater und Sohn
(übersetzt von Daniel Müller)
Heyne, 2016
640 Seiten
17,99 Euro
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Originalausgabe
House of the Rising Sun
Simon & Schuster, New York, 2015
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Zweiter Bonushinweis
Der Dave-Robicheaux-Krimi „Sturm über New Orleans“ erschien vor wenigen Tagen als Taschenbuch bei Heyne. Das Buch kostet 10,99 Euro.
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Hinweise
Wikipedia über James Lee Burke (deutsch, englisch)
Mein Porträt von James Lee Burke
James Lee Burke in der Kriminalakte
„In the Electric Mist“ in der Kriminalakte
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Neonregen“ (The Neon Rain, 1987)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Regengötter“ (Rain Gods, 2009)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sturm über New Orleans“ (The Tin Roof Blowdown, 2007)
Meine Besprechung von James Lee Burkes „Mississippi Jam“ (Dixie City Jam, 1994)