Ab und zu wird Mark Millars „Wolverine: Old Man Logan“ als Inspiration für den neuen Wolverine-Film „Logan“ genannt. Meistens wird dabei betont, dass es sich wirklich nur um eine Inspiration handele und man eigentlich nichts aus dem Comic übernommen habe. Ihr merkt: ich habe nicht einmal „Vorlage“ geschrieben, weil James Mangold in seinem grandiosen Film von Mark Millars Comic nur die Idee eines älteren, vulgo sterblichen Wolverine übernommen hat und anschließend eine vollkommen andere Geschichte erzählt.
Mark Millar hat bei seiner Rückkehr in die Welt von Wolverine eine Welt erfunden, in der vor fünfzig Jahren die Superschurken die Superhelden besiegten. Anschließend teilten sie die USA untereinander auf. Logan, wie Wolverine lieber genannt wird, hat sich danach zurückgezogen. Seine Krallen will er nie wieder ausfahren.
Inzwischen lebt er friedlich als Bauer mit seiner Familie in Sacramento, Kalifornien, und zahlt der Hulk-Gang regelmäßig die Pacht.
Als er mit ihr im Rückstand ist, nimmt er das finanziell einträglich Angebot von seinem blinden Freund Hawkeye an, mit ihm quer durch die USA zu fahren und ein Paket abzuliefern.
Gemeinsam treten sie die gefährliche Reise an, bei der sie auch etlichen altbekannten Marvel-Charakteren begegnen.
Und in Sacramento quälen die Hulks Logans Familie.
„Wolverine: Old Man Logan“, gezeichnet von Steve McNiven, liefert ziemlich genau das, was man von dem Autor von „Wanted“, „Kick-Ass“ und „Kingsman: The Secret Service“ (um den bekannteren Filmtitel zu nennen) erwartet: viel schwarzer Humor, eine angenehme Respektlosigkeit vor den Superhelden-Konventionen, popkulturelle Anspielungen und brachiale Gewalt. Die Geschichte selbst ist schon allein durch einige kleine Änderungen gegenüber den Genrekonventionen oder einen gewagten Mix bekannter Themen, Geschichten und Figuren ungewöhnlich. In „Wolverine: Old Man Logan“ ist es die Sterblichkeit des zum Pazifisten gewordenen Helden und die Welt, in der er lebt. Sie ist eine Mischung aus postapokalyptischer „Mad Max“-Welt und klassischem Western. Auch die eine Hälfte der Story, in der Logan sich gegen den bösen Landbesitzer wehrt, scheint direkt aus einem Western geklaut zu sein. Die andere, in der Logan und Hawkeye als Buddys durch die USA fahren ist dann ein klassisches Road-Movie mit einer Ware, die alle haben wollen.
Und insgesamt ist die Geschichte mit dem alten Logan ein blutig-witziger Thriller.
2015 startete Marvel eine „Old Man Logan“-Serie. Die ersten Geschichten wurden von Brian Michael Bendis und Jeff Lemire geschrieben und sind bereits auf Deutsch erschienen.
Mark Millar (Autor)/Steve McNiven (Zeichner): Wolverine: Old Man Logan
(übersetzt von Jürgen Petz)
Panini, 2017
220 Seiten
19,99 Euro
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Originalausgabe
Old Man Logan
Wolverine ‚# 60 – # 72, Wolverine: Old Man Logan Giant Size 1
Marvel, 2008/2009
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Die „Verfilmung“
Logan – The Wolverine (Logan, USA 2017)
Regie: James Mangold
Drehbuch: Scott Frank, James Mangold, Michael Green (nach einer Geschichte von James Mangold)
mit Hugh Jackman, Patrick Stewart, Dafne Keen, Richard E. Grant, Boyd Holbrook, Stephen Merchant, Elizabeth Rodriguez, Eriq La Salle
Länge: 138 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Wikipedia über „Logan“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von James Mangolds “Wolverine – Weg des Kriegers” (The Wolverine, USA 2013)
Meine Besprechung von James Mangolds „Logan – The Wolverine“ (Logan, USA 2017)
Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Nemesis“ (Nemesis, 2010/2011)
Meine Besprechung von Mark Millar/Grant Morrisons “Vampirella: Heiliger Krieg (Master Series 1)”
Meine Besprechung von Jeff Wadlows Mark-Millar-Verfilmung „Kick-Ass 2“ (Kick-Ass 2, USA 2013)