Flughafenlektüre oder Strandkorblektüre nannte man solche Bücher früher, als man stundenlang auf Flughäfen herumlungerte (wegen der Verspätungen) oder im Sommerurlaub das Wasser mied (wegen dem Weißen Hai) und dicke Bücher voller Action, Liebe und Verschwörungen, aber ohne erkennbaren Tiefgang las. Pageturner halt. Weil man ja unbedingt wissen will, wie es weiter geht und wie der Held am Ende des Buches die Welt rettet.
In den „Sigma Force“-Romanen von James Rollins ist der Held gleich eine ganz Gruppe. Die Sigma Force ist eine geheime Geheimabteilung der USA, in der Supergeheimagenten und Superwissenschaftler – halt die Besten der Besten – die Welt vor durchgeknallten Bösewichtern, Fanatikern und weltumspannenden Verschwörungen retten. Jetzt müssen sie es wieder tun. Und weil eine zunächst unbekannte Gruppe ein „Sigma Force“-Mitglied mitten bei den Vorbereitungen für eine Weihnachtsfeier tödlich verletzt, ein weiteres „Sigma Force“-Mitglied (eine Hochschwangere!) und die anwesenden beiden Kinder entführt, ist es dieses Mal sogar persönlich.
Die Entführerin, die teuflische Schneekönigin Valya Mikhailov, will so an die junge Programmiererin Mara Silviera und ihr Programm über eine Künstliche Intelligenz herankommen. An dem Programm sind noch weitere böse und sehr böse Gruppen interessiert.
Und schon geht die wilde Hatz los, in der verschiedene Geheimbünde, Sekten (besonders prominent ist eine Sekte, deren Ursprünge in der Zeit der Hexenverfolgung liegen) und ein geheimer Geheimdienst des Vatikans mit- und gegeneinander kämpfen, während die Bösewichter die Künstliche Intelligenz Paris demolieren lassen. So wollen sie ausprobieren, ob das Programm funktioniert und die nötige Aufmerksamkeit für ihre nächsten Schritte erhalten.
Gejagt werden die Bösewichter in Europa von den „Sigma Force“-Mitgliedern Gray Pierce, Kowalski, Jason und Monk. In den USA kämpft Kat im Krankenhaus um ihr Leben und kann ihren Kollegen, trotz Locked-in-Syndrom, hilfreiche Hinweise zu den Entführern geben. Gleichzeitig, ebenfalls in den USA, versucht die schwangere Seichan mit den mit ihr entführten Kindern Penelope und Harriet aus ihrer Geiselhaft zu entkommen.
„Der Flammenwall“ ist der vierzehnte „Sigma Force“-Roman von James Rollins und es ist genau der Eskapismus, den man sich vom Klappentext verspricht: viel Action, viele Verschwörungen, wenig Logik und eine Armee dürftig gezeichneter Figuren. Es ist ein Thriller, den man schnell durchliest und ebenso schnell vergisst.
Also die perfekte Lektüre für einen langen Nachmittag auf der Couch. Mit etwas Glühwein in Reichweite.
–
James Rollins: Der Flammenwall
(übersetzt von Norbert Stöbe)
Blanvalet, 2021
640 Seiten
12 Euro
–
Originalausgabe
Crucible (Sigma Force 14)
William Morrow, New York, 2019
–
Hinweise
Mein Gespräch mit Rebecca Cantrell über ihre Zusammenarbeit mit James Rollins