Das „Filmjahr 2020/2021“ mit dem Lexikon des internationalen Films analysiert

2020 war für die Filmbranche eine Katastrophe. Mit 1,8 Millionen Zuschauer war „Bad Boys for Life“ der erfolgreichste Film des Jahres. „Tenet“ folgt mit 1,6 Millionen auf dem zweiten Platz. 2019 sah es anders aus. Auf dem ersten Platz stand „Die Eiskönigin II“ mit 6,4 Millionen Zuschauern. Auf den nächsten Plätzen stehen „Der König der Löwen“ (5,5 Millionen), „Avengers – Endgame“ (5,1 Millionen), „Das perfekte Geheimnis“ (5 Millionen) und „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ (4,96 Millionen). Der Umsatz brach um über sechzig Prozent ein. Angesichts der wenigen Monate, in denen die Kinos ohne Beschränkungen auf waren (eigentlich nur bis Mitte März) und den teils großen Beschränkungen in den wenigen Öffnungsmonaten im Sommer und Frühherbst, hätte ich mit einem größeren Einbruch gerechnet. Für dieses Jahr sehe ich allerdings ziemlich schwarz. Vor dem Sommer dürfte es keine Öffnungen geben. Im Sommer wird in den Kinos vielleicht ein Notprogramm gefahren und es gibt Sommerkinos. Im Herbst dürfte es dann besser werden.

Für Filmfans war das letzte Jahr ähnlich schlecht. Die Zahl der im Lexikon besprochenen Fime hat sich zwischen den Filmjahren 2019 und 2020 kaum geändert. Es sind jeweils um die 1400 Filme. Besprochen werden Spielfilme, spielfilmlange TV-Filme (wozu auch der „Tatort“ gehört), TV-Serien und spielfilmlange Dokumentarfilme, die 2019 in Deutschland anliefen. Allerdings nur selten im Kino, wo ein Film seine maximale Wirkung entfalten kann. Meistens erlebten die Werke ihre Premiere auf DVD, im Fernsehen und auf verschiedenen Streaming-Plattformen, die dann nicht für alle zugänglich sind.

Diese Kurzbesprechungen sind natürlich immer noch das Herzstück des vom Filmdienst und der Katholischen Filmkommission für Deutschland herausgegebenem „Lexikons des internationalen Films“.

Ab dem vorletzten Filmlexikon wurde der Berichtsteil des Filmjahrs massiv ausgebaut. Während es sich früher um einige Seiten handelt, umfasst der Berichtsteil jetzt über zweihundert Seiten des 544-seitigen Buches.

In ihm gibt es Interviews mit Moritz Bleibtreu, Julia von Heinz, Burhan Qurbani, Sam Mandes, Ken Loach und Ladj Ly, Porträts von Filmschaffenden wie Jean-Luc Godard, Ben Wheatley, Wim Wenders, Clint Eastwood und Ruben Östlund, längere Nachrufe auf, u. a. Sean Connery, Olivia de Havilland, Kirk Douglas und Michael Gwisdek, Analysen zur Filmbranche und bestimmter Themen und Motive, wie dem Verräter im Film und wie er sich zum geschätzten Whistleblower wandelte, dem New Black Cinema und dem Road Movie (Reden wir von Film als Flucht aus der tristen Realität.) und einem konzentriertem Rückblick auf wichtige Ereignisse des zurückliegenden Filmjahres.

Es gibt, ebenfalls wie in den letzten Jahren (Hey, warum soll eine gute Struktur geändert werden?), längere Besprechungen von fünfzehn bemerkenswerten Serien und den zwanzig besten Kinofilmen des Jahres 2020. Das sind, nach Meinung der filmdienst-Kritiker:innen:

Der schwarze Diamant

Bohnenstange

I’m thinking of ending things

Die Wütenden – Les Misérables

Undine

Berlin Alexanderplatz

Niemals selten manchmal immer

Little Women

Der See der wilden Gänse

Tenet

Kajillionaire

Ein verborgenes Leben

Zombi Child

Monos – Zwischen Himmel und Hölle

Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra

Über die Unendlichkeit

The King of Staten Island

What you gonna do when the world’s on fire?

Milla meets Moses

Ema

Auch wenn ich nicht alle Filme gesehen habe und mir einige Filme nicht so gefallen haben, ist das eine in jedem Fall überzeugende Liste sehenswerter Filme für die nächsten Abende im Heimkino.

Und das Lexikon selbst ist ebenso empfehlenswert. Als jährlich erscheinendes Lexikon bündelt es noch einmal die Ereignisse eines Jahres und zeigt Entwicklungen und Perspektiven auf, die sonst im Alltagsgewusel und einer unüberschaubaren Zahl verschieden schlecht sortierter Lesezeichen und Ordner untergehen.

Außerdem liefert das Blättern durch die gewohnt treffenden Kurzkritiken viele Anregungen für noch nicht gesehene Filme.

P. S.: Schönes Cover. Kristen Stewart als Jean Seberg. Könnte auch ein Plakat für meine Wohnzimmerwand sein.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2020/2021

Schüren, 2021

544 Seiten

28,00 Euro

Hinweise

Homepage der Zeitschrift „Filmdienst“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2008“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2009“

Meine Besprechung von “Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2010″

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2011“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2012“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2013“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2014“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2015“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2016“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2017“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2019/2020“

2 Responses to Das „Filmjahr 2020/2021“ mit dem Lexikon des internationalen Films analysiert

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