Sie gehörte zur X-Force und trat in den vergangenen dreißig Jahren in einigen Marvel-Comics auf, aber wirklich bekannt wurde ‚Domino‘ Neena Thurman durch ihren Auftritt in dem Film „Deadpool 2“. Dort stritt sie sich mit Deadpool, ob Glück eine Superheldenkraft sei. Mit dieser Fähigkeit kann sie potentiell tödliche Situationen unverletzt überleben.
Und davon gibt es einige in „Domino auf Abwegen“. Rebecca Munoz bittet die als Söldnerin arbeitende Domino, ihre beiden erwachsenen Kinder Rose und Joseph aus den Händen einer Sekte zu befreien. Sie hat Angst, dass sie andere Menschen verletzten werden. Und diese Angst ist berechtigt. Der psychopathische und paranoide Sektenführer Dallas Bader Pearson, der eine eigene erfolgreiche Radiosendung hatte, einflussreicher Stadtrat war und jetzt das unumstrittene Oberhaupt einer größeren religiösen Gemeinschaft ist, plant einen Weltuntergang, bei dem es auch einige Opfer geben wird. Seine Zentrale ist ein gut gesichertes Anwesen in Chicago. Dort lebt er mit seinen Jüngern.
Zusammen mit einigen Freundinnen, von denen Black Widow die bekannteste ist, startet Domino eine Befreiungsaktion, die schnell aus dem Ruder läuft. Denn sie haben nicht damit gerechnet, wie skrupellos Pearson ist.
Tristan Palmgren konzentriert sich in seinem Roman allerdings nicht auf diese Befreiungsaktion. Er erzählt auch ausführlich von Dominos Vergangenheit als Teenager bei Pater Boschelli in Chicago in der Sacred-Heart-Kirche. An ihre Jahre davor kann sie sich während ihrer Zeit in der Kirche nicht erinnern.
Einige Jahre später fährt sie mit Jonathan Shepherd nach Florida. Auf dem Weg zu einer geheimen militärischen Einrichtung in den Everglades wird Shepherd ermordet. Sie kann nur dank eines glücklichen Zufalls entkommen und die Anlage, in der geheime Experimente stattfanden, finden. In dem riesigen unterirdisch liegendem Labyrinth von Gängen trifft sie auf ihre Vergangenheit, ihren Bruder und ihre Mutter.
Der Roman liest sich flott. Allerdings führt die Konstruktion dazu, dass der in der Gegenwart spielende Plot und die Beziehungen der Figuren untereinander arg kurz geraten. Über Dominos aus anderen Marvel-Geschichten bekannten Freundinnen erfahren wir fast nichts und die Befreiung der Zwillinge ist eine Rein-Raus-Aktion, bei der die gesamte Action auf Pearsns Anwesen stattfindet. Es ist eine Menge Action mit einigen überraschenden Wendungen, aber es fehlt andererseits eine sich über mehrere Konfrontationen entwickelnde Steigerung.
„Domino auf Abwegen“ gehört zu den ersten Romanen, die Marvel zusammen mit Aconyte Books seit Herbst 2020 herausgibt. In ihnen werden neue Geschichten mit bekannten Marvel-Figuren erzählt. Die Kooperation startete mit vier Serien: „Legenden von Asgard“ (Legends of Asgard), „Heldinnen“ (Marvel Heroines), „Xaviers Institut“ (Xavier’s Institute) und „Marvel Untold“. In Deutschland erscheinen die Romane bei Cross-Cult.
Inzwischen hat Palmgren, allerdings mit anderen Hauptfiguren, weitere Romane für diese Reihe geschrieben. Dabei könnte Domino durchaus noch einige weitere gefährliche Abenteuer erleben. Das Potential hat sie.
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Tristan Palmgren: Domino auf Abwegen (Marvel: Heldinnen)
(übersetzt von Stephanie Pannen)
Cross Cult, 2021
336 Seiten
15 Euro
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Originalausgabe
Domino: Strays
Aconyte Books, 2020
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