Alter Scheiß? John Buchan: Der Übermensch

Edward Leithen ist Anwalt, Abgeordneter und einer der Menschen, die sich sehr für Erzählungen und Berichte aus fremden Ländern interessieren, aber selbst keinen Drang verspüren, ihre Heimat zu verlassen. In Leithens Fall ist das London und die nähere ländliche Umgebung. Trotzdem gerät er in eine weltumspannende Verschwörung. Es beginnt damit, dass der Abenteurer Charles Pitt-Heron spurlos verschwindet. Seine Spur verliert sich in Moskau. Danach reiste er anscheinend weiter Richtung Osten; verfolgt von einigen Männern mit wahrscheinlich unlauteren Absichten. Leithen will sich um die Sache kümmern.

Als bei einem Landausflug Leithens Auto nach einem Unfall fahruntüchtig ist, geht er zu einem Landhaus. Dort trifft er den Hausherrn Andrew Lumley. Er ist ein in der Öffentllichkeit unbekanntes, aber in den richtigen Kreisen geachtetes Mitglied der Gesellschaft und der skrupellose Kopf einer Verbrecherorganisation, die etwas mit Pitt-Herons Verschwinden zu tun hat. Als Lumley bemerkt, dass er Leithen nicht zur Kooperation bewegen kann, setzt er in London seine Killer auf ihn an.

Im Original erschien „Der Übermensch“ (The Power House) bereits 1913 als Fortsetzungsroman und drei Jahre später in einer gebundenen Ausgabe. Erst 2014 erschien die deutsche Übersetzung des Romans, die jetzt neu aufgelegt wurde. Für die aktuelle Ausgabe wurde sie durchgesehen und ergänzt um ein über dreißigseitiges Nachwort von Martin Compart. In dem informativen Nachwort schreibt Compart, dass Buchans erster Leithen-Roman „Der Übermensch“ der erste moderne Spionageroman sei.

Gesprieben wurde die Geschichte von John Buchan. Der Schotte lebte von 1875 bis 1940 und war unter anderem konservativer Abgeordneter, Journalist und Autor von 29 Romanen, 42 Sachbüchern, 10 Biographien und 4 Gedichtbänden. Am bekanntesten ist er für seine Romane, vor allem für seine Thriller mit Richard Hannay. Sein heute noch bekanntester, mehrfach verfilmter Roman „Die neununddreißig Stufen“ (The Thirty-nine Steps, 1915 ) gehört zur Hannay-Serie. Die bekannteste Verfilmung des Romans ist von Alfred Hitchcock. Heute läuft der 1935 entstandene Thriller ab und an, eher selten, im Fernsehen.

Der Übermensch“ ist mit hundertzwanzig Seiten ein kurzer Thriller. Das führt dazu, dass John Buchan keine Zeit für Abschweifungen hat. Entsprechend schnell bewegt sich die Handlung vorwärts. Auf überflüssige Erklärungen wird verzichtet. Orte und Personen sind pointiert gezeichnet.

Trotzdem bleibt am Ende ein schales Gefühl zurück. Leithen hat zwar Angst vor seinen Verfolgern und diese existieren auch wirklich. Aber die Ziele der Verschwörer bleiben diffus. Und damit ist vollkommen unklar, ob überhaupt etwas gegen die Verschwörung getan werden sollte.

John Buchan: Der Übermensch

(übersetzt von Jakob Vandenberg)

Elsinor Verlag, 2022

160 Seiten

16,80 Euro

Durchgesehene Neuausgabe der im Elsinor Verlag erschienenen deutschen Erstausgabe von 2014, mit einem Nachwort von Martin Compart

Originalausgabe

The Power-House

Blackwood’s Magazine, 1913 (als Fortsetzungsroman)

1916 (Buchausgabe)

Hinweise

Wikipedia über John Buchan (deutsch, englisch) und „Der Übermensch“

Buchmarkt: Interview mit Elsinor-Verleger Thomas Pago über den Roman

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