Neu im Kino/Filmkritik: „Monsieur Claude und sein großes Fest“ zum 40. Hochzeitstag

Jetzt geht die unappetitliche, kommerziell sehr erfolgreiche „Monsieur Claude“-Filmserie in die dritte Runde. Der erste Auftritt des nationalistischen Provinzanwalts lockte in Frankreich über zwölf Millionen Zuschauer in die Kinos. In Deutschland waren es gut vier Millionen. Der zweite Teil lockte in Frankreich immer noch 6,8 Millionen in die Kinos. Damit stehen beide Filme in den Top 100 der größten Erfolge in der Geschichte des französischen Films. In Deutschland sahen sich im Kino knapp 1,4 Millionen Zuschauer die Komödie an. Damit landete sie mühelos in den Top Twenty der meistbesuchten Filme des Jahres. Der dritte „Monsieur Claude“-Film hat in Frankreich bereits fast 2,5 Millionen Zuschauer erreicht. Bei uns startet er in über sechshundert Kinos.

Dieses Mal dreht sich die Filmgeschichte vor allem um den vierzigsten Hochzeitstag von Claude Verneuil und seiner Frau Marie. Während der Pensionär diesen Tag ohne größeres Aufsehen begehen möchte, planen seine vier Töchter in aller Heimlichkeit ein großes Fest, zu dem selbstverständlich auch die in der ganzen Welt verstreut lebenden Schwiegereltern eingeladen werden.

Das Chaos ist vorprogrammiert und natürlich gibt es, wenn die verschiedenen Generationen und durchweg grenzwertigen Familien aufeinanderprallen, genug Raum für Witze. Und damit kommen wir zu dem unappetitlichem Teil der Serie. Sie pflegt und bejaht fröhlich konservative und reaktionäre Ressentiments und Vorurteile.

So wird in „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014) zuerst postuliert, dass wir alle Rassisten sind. Das am Filmende empfohlene Gegenmittel gegen den Rassismus ist der Nationalismus in der Form des Gaullismus. In „Monsieur Claude 2“ (2019) wird das heile Provinzleben gegen das schlimme, in Kriminalität, Aggression und Hass versinkende Großstadtleben empfohlen. Am Ende der Komödie ziehen Monsieur Claudes Töchter und ihre Männer in die Provinz, in der es – abseits aller Fakten – keinen Rassismus gibt.

Im dritten „Monsieur Claude“-Film wird sich, ähnlich eindimensional, das nächste konservative Lieblingsthema vorgenommen: die angestammte Rolle der Frau, die hier, wieder einmal, auf die drei Ks „Kinder, Küche, Kirche“ reduziert wird.

Monsieur Claudes Töchter haben, zum Entsetzen des katholischen Monsieur Claude in „Monsieur Claude und seine Töchter“, einen Juden, einen algerischstämmigen Muslim, einen Chinesen und einen Schwarzafrikaner geheiratet. Die kindsköpfigen Männer verdienen jetzt in dem Dorf Chinon das Geld als Unternehmer, Anwalt, Bankier und Schauspieler. Ihre Frauen ziehen die vielen Kinder groß, besuchen die Kirche, schmeißen klaglos den Haushalt und können sich kein anderes Leben vorstellen. Sie und alle anderen Frauen in dem Film finden ihre Erfüllung in diesen Tätigkeiten.

Quasi nebenbei werden die künstlerischen Ambitionen von Monsieur Claudes Tochter Ségolène, die in der Familie geduldet werden, als talentloses, modernistisches Geschmiere abgewatscht. Wieder einmal werden die moderne Kunst und berufliche Ambitionen von Frauen der Lächerlichkeit preisgegeben. Es sind billige Pointen, die schon vor vierzig, fünfzig Jahren einen leicht ranzigen Geschmack hatten. Ebenso nebenbei bekommen im dritten „Monsieur Claude“-Film Veganer eine Klatsche. Eine Tochter von Monsieur Claude ist jetzt Veganerin. Die von ihr aufgetischten veganen Platten sind eine ausgesprochen lieblose Präsentation von Gemüse.

Diese rückwärtsgewandten Ansichten werden glorifiziert. Es wird also nicht über Monsieur Claude und seine reaktionären Ansichten gelacht, sondern es wird mit ihm gelacht. Die Filme bestätigen und verstärken so die angesprochenen Vorurteile. Eben diese Haltung macht die „Monsieur Claude“-Filme zu so unappetitlichen Komödien.

Monsieur Claude und sein großes Fest (Qu’est-ce qu’on a tous fait au Bon Dieu?, Frankreich 2022)

Regie: Philippe de Chauveron

Drehbuch: Guy Laurent, Philippe de Chauveron

mit Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun, Frédéric Chau, Noom Diawara, Frédérique Bel, Émilie Caen, Élodie Fontan, Alice David, Pascal N‘Zonzi, Salimata Kamate, Daniel Russo, Nanou Garcia, Abbes Zahmani, Farida Ouchani, Bing Yin, Li Heling, Jochen Hägele

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Monsieur Claude und sein großes Fest“

AlloCiné über „Monsieur Claude und sein großes Fest“

Rotten Tomaotes über „Monsieur Claude und sein großes Fest“

Wikipedia über „Monsieur Claude und sein großes Fest“ (deutsch, französisch)

Meine Besprechung von Philippe de Chauverons „Monsieur Claude und seine Töchter“ (Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?, Frankreich 2014)

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