„Schlachthof 5“ ist Kurt Vonneguts bekanntester Roman. Er ist, so Vonnegut, „ein wenig im Stil der telegraphisch-schizophrenen Geschichten des Planeten Tralfamador gehalten, wo die Fliegenden Untertassen herkommen“. „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug – Ein Pflichttanz mit dem Tod“, so der vollständige Titel, markiert, nach fünf veröffentlichten Romane, von denen zwei für den Hugo Preis nominiert waren, 1969 auch seinen Durchbruch als Schriftsteller.
1972 wird der Bestseller verfilmt. Es ist ein Prestigeprodukt. George Roy Hill, der damals nach „Butch Cassidy und Sundance Kid“ alles tun durfte, übernimmt die Regie. Michael Sachs (sein Debüt), Ron Leibman und Eugene Roche spielen mit. Kameramann ist Miroslav Ondrícek. Zu seinen späteren Arbeiten gehört „Amadeus“. Henry Bumstead ist für das Produktionsdesign zuständig. Zu seine früheren Arbeiten gehören die Alfred-Hitchcock-Filme „Vertigo“ und „Topas“. Danach arbeitete er bis zu seinem Tod 2006 viele Jahre mit Clint Eastwood zusammen. Glenn Gould schrieb die Musik. Der Film erhielt in Cannes, bei den Hugo Awards und von der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films Preise. Vonnegut äußerte sich positiv über die Verfilmung: „a flawless translation of my novel“.
Trotzdem ist der inzwischen eher vergessene Film nicht wirklich gelungen.
Die Übertragung in den Comic gerät deutlich besser. Autor Ryan North und Zeichner Albert Monteys erzählen den Roman nach, bebildern und interpretieren ihn, indem sie die Möglichkeiten, die ein Comic hat, nutzen.
In dem Antikriegsroman erzählt Vonnegut die Geschichte von Billy Pilgrim. Im Zweiten Weltkrieg nimmt er als Soldat der U. S. Army an der Ardennenoffensive teil. Danach stolpert er orientierungslos mit einigen Kameraden durch das Kriegsgebiet. Er ist dabei der unfähigste Soldat der kleinen Einheit. Sie werden von deutschen Soldaten gefangen genommen. Pilgrim wird, mit anderen Kriegsgefangenen, nach Dresden in den titelgebenden Schlachthof 5 gebracht. Als er in dem Gefangenenlager ist, wird Dresden von den Allierten bombardiert. Ein besseres Bild für die Absurdität des Krieges und des Lebens gibt es wohl nicht.
Nach dem Krieg wird Pilgrim ehrenhaft (und mit PTSD) entlassen. Er wird Optiker, heiratet, gründet eine Familie und lebt den amerikanischen Traum. Dabei fällt er immer wieder aus der Zeit. Die anderen Menschen halten das für kurze geistige Abwesenheiten. Aber in diesen Momenten ist Pilgrim in der Vergangenheit, der Zukunft oder auf dem Planet Tralfamadore, wo er nette Gespräche mit den freundlichen Tralfamadorianern hat. Deren Sicht auf die Welt unterscheidet sich fundamental von der Sicht der Menschen auf die Welt.
Vonnegut erzählt Pilgrims Geschichte mit grimmigem Humor und dem immer wieder wiederholtem lakonischen Satz „Wie das so ist“, bzw. im Comic „So ist das“.
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Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug: Ein Pflichttanz mit dem Tod
(übersetzt von Gregor Hens, mit einem Nachwort von Asal Dardan)
Hoffmann und Campe, 2022
248 Seiten
24 Euro
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Originalausgabe
Slaughterhouse-Five, or The Children’s Crusade: A Duty-Dance with Death
Delacorte Press, 1969
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Erstausgabe dieser Übersetzung (ja, es gibt auch ältere Übersetzungen)
Hoffmann und Campe, 2016
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Ryan North/Albert Monteys: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug
(nach dem Roman von Kurt Vonnegut)
(übersetzt von Matthias Wieland)
Cross Cult, 2022
192 Seiten
35 Euro
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Originalausgabe
Slaughterhouse-Five
Archaia, 2020
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Hinweise
Wikipedia über „Schlachthof 5“ (Roman) (deutsch, englisch), Kurt Vonnegut (deutsch, englisch), Ryan North und Albert Monteys
Perlentaucher über Ryan North/Alrbert Monteys‘ „Schlachthof 5“
Nachruf auf Kurt Vonnegut in der New York Times
Nachruf auf Kurt Vonnegut in Der Zeit
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Michael Krasny sprach 2012 über die Bedeutung des Romans für die Gegenwart