
Tommy Logan ist im Viertel der aufstrebende Gangster. Ein Ire, der wie ein kolumbianischer Gangster denkt und der vollkommen skrupellos ist. So beschreibt ihn jedenfalls ein Spitzel gegenüber Detective Sergeant Brant von der Metropolitan Police. Danach steht Logan auf Brants Watchlist.
Zur gleichen Zeit sagt der in einer verwüstenden Wohnung liegende Tony Roberts seinem Bruder, Chief Inspector Roberts, dass Tommy Logan für seine lebensgefährlichen Verletzungen verantwortlich ist. Sekunden später ist er tot. Roberts verspricht, ihn zu rächen – und alle, die das von Ken Bruen erfundene Polizistenteam Brant/Roberts kennen, wissen, dass in dem Moment Logans Chancen auf ein erfülltes Verbrecherleben und einen beschaulichen Lebensabend rapide sinken.
Während Brant und Roberts sich Logan vorknöpfen, soll ihre Kollegin WPC Falls, schwarz, schön und fies aussehend, den Lockvogel für den Clapham-Vergewaltiger spielen. Der Serientäter hat es auf afrokaribische Frauen abgesehen.
Es ist also, wieder einmal, einiges los in London im Revier von Brant und Roberts. Und Noir-Poet Ken Bruen erzählt das gewohnt pointiert, sarkastisch und mit ätzendem schwarzen Humor. Da ist jeder Satz ein Treffer.
Eine Kostprobe gefällig? Zum Beispiel dieses Gespräch zwischen Brant und Roberts:
Brant sagte: „Ihr Schützling, der Schotte, hofft, mich dranzukriegen.“
„McDonald?“
„Ja, der.“
„Sie sind paranoid, Sarge, der ist in Ordnung.“
„Ich hab’s gehört, wie der Super ihn beauftragt hat.“
Roberts trank einen Schluck, sagte: „Klar, wie haben sie das gemacht…sein Büro verwanzt?“
„Ja.“
Das musste erst mal sacken. Dann Ungläubigkeit. „Nein…so verrückt sind nicht mal Sie!“
Das sind die guten Jungs.
„McDead“ ist, wie die anderen Brant/Roberts-Polizeiromane, meilenweit von jeglicher „Tatort“- und SOKO-TV-Heimeligkeit und den gängigen deutschen Kommissar-Romanen (Polizeiromane sind es ja eher nicht) entfernt. Und das ist gut so.
Mit „McDead“ liegt Ken Bruens „The White Trilogy“ vollständig auf Deutsch vor. Sie umfasst die ersten drei Brant-Romane „Saubermann“. „Aliens Bändigung“ und „McDead“. „Ammunition“, der siebte und letzte Kriminalroman mit Detective Sergeant Brant ist für Juni 2024 angekündigt.
Ken Bruen ist der Erfinder des in Galway ermittelnden Privatdetektivs Jack Taylor. Die Taylor-Romane wurden mit Shamus-, Barry- und Macavity-Award ausgezeichnet. Zwei waren für den Edgar Allan Poe Award nominiert.
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Ken Bruen: McDead
(übersetzt von Karen Witthuhn, mit einem Nachwort von Peter Henning)
Polar Verlag, 2023
144 Seiten
16 Euro
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Originalausgabe
The McDead
The Do-Not Press, 2000
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Hinweise
Wikipedia über Ken Bruen (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Aliens Bändigung“ (Taming the Alien, 1999)
Mein Besprechung von Ken Bruens „Brant“ (Blitz – or… Brant hits the Blues, 2002)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Füchsin“ (Vixen, 2003)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Jack Taylor fliegt raus“ (The Guards, 2001)
Meine Besprechung von Ken Bruens “Jack Taylor liegt falsch” (The Killing of the Tinkers, 2002)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Flop“ (Bust, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Crack“ (Slide, 2007)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Attica“ (The MAX, 2008)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Sanctuary“ (2008)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Once were Cops“ (2008)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Reed Farrel Colemans “Tower” (Tower, 2009)
[…] Meine Besprechung von Ken Bruens „McDead“ (The McDead, 2000) […]
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