DVD-Kritik: Wer ist Hans Zimmer? Und was macht er in Hollywood?

Oktober 26, 2011

Hans Zimmer – Der Sound für Hollywood“ ist eine informative, aber auch arg unkritische, fünfzigminütige TV-Dokumentation über Filmkomponist Hans Zimmer, der in begüterten Verhältnissen in Königstein-Falkenstein im Taunus als Einzelkind aufwuchs, in London zur Schule ging, früh die Musik, vor allem die unerschöpflichen Klangwelten des damals brandneuen Synthesizer entdeckte, mit der Band „The Buggles“ 1979 den Hit „Video killed the Radio Star“ hatte und danach, weil er mit verschiedenen Sounds und Stilen experimentieren wollte, Filmkomponist wurde.

Zuerst arbeitete er in England bei Stanley Myers. Dort schrieb er zuerst die Musik für Autoverfolgungsjagden, später auch für „Ein Mann wie Taffin“ (dank Pierce Brosnan heute noch etwas bekannt), „Mein wunderbarer Waschsalon“, „The Fruit Machine“ und „Zwei Welten“.

Dann erhielt er einen Anruf aus Hollywood und gleich für seinen ersten Hollywood-Soundtrack „Rain Man“ erhielt er einen Oscar. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. Jedenfalls ist der Zimmer-Sound in etlichen Blockbustern, aber auch kleinen Produktionen (wie seiner Musik für die Werner-Herzog-Filme „Unbesiegbar“ und „Rescue Dawn“) zu hören.

Zimmer schrieb, teilweise zusammen mit anderen Komponisten, die Musik für „Black Rain“, „Thelma & Louise“, „Crimson Tide“, „Operation Broken Arrow“, „The Rock – Fels der Entscheidung“, „König der Löwen“, „Besser geht’s nicht“, „Der schmale Grad“ (okay, das ist ein kleiner, nur unter Cineasten bekannter Film, aber Regisseur Terence Malick bewunderte Zimmers Musik für den „König der Löwen“ und er brachte Zimmer und Herzog zusammen), „Gladiator“, „Hannibal“, „Pearl Habor“, „Black Hawk Down“, „Sherlock Holmes“, „Inception“, die neuen „Batman“- und die „Pirates of the Caribbean“-Filme (für den ersten Film schrieb sein Schüler Klaus Badelt die Musik) und viele weitere Filme.

In der Dokumentation „Hans Zimmer – Der Sound für Hollywood“ reihen Ariane Rieker und Dirk Schneider, chronologisch dem Lebensweg von Hans Zimmer folgend, Interviews mit Jugendfreunden, Lehrern, Musikern und Regisseuren, die teils immer noch mit ihm zusammen arbeiten, aneinander. Einige kurze Filmausschnitte ergänzen die sprechenden Köpfe. Aber sie haben vor allem illustrativen Charakter und es gibt ziemlich wenig Musik zu hören.

Das absolut empfehlenswerte Bonusmaterial besteht aus längeren Ausschnitten aus den für die Dokumentation gemachten Interviews, die sich auf gut zwei Stunden summieren. Am längsten kommt Hans Zimmer mit 45 Minuten zu Wort.

Einen guten Einblick in die Arbeit von Zimmers Studio Remote Control bieten vor allem die Interviews mit Ramin Djawadi und Lorne Balfe. Denn in der Dokumentation kommt genau dieser Aspekt etwas kurz.

Insgesamt entsteht hier, viel stärker als in der Dokumentation, das Bild eines Mannes, der sich vor allem als Dienstleister für Hollywood sieht. Einer, der versucht die Filme besser zu machen. Denn obwohl jeder Filmfan seinen Teil an Filmen gesehen hat, für die Hans Zimmer die Musik geschrieben hat und man den Zimmer-Sound auch erkennt, hat er doch keine Stücke geschrieben, die sich, wie die Melodien von Lalo Schifrin, Jerry Goldsmith, Ennio Morricone oder, um auch einige Jüngere zu nennen, James Newton Howard, Danny Elfman oder Howard Shore, in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.

Aber vielleicht sollte ich bei dem nächsten Film, für den Hans Zimmer die Musik komponierte, einfach mal genauer auf den Sound hören.

Hans Zimmer – Der Sound für Hollywood (D 2011)

Regie: Ariane Rieker, Dirk Schneider

Drehbuch: Ariane Rieker, Dirk Schneider

DVD

Polyband

Bild: 16:9 (1,78:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial (110 Minuten, deutsch untertitelt): Interviews mit Jeffrey Katzenberg (Dream Works Animation), James L. Brooks (Regisseur), Stephen Frears (Regisseur), Geoff Downes (The Buggles), Martin Tillman (Cellist), Sam Schwartz (Hans Zimmers Agent), Werner Herzog (Regisseur), Gore Verbinski (Regisseur), Ramin Djawadi (Komponist bei Remote Control), Lorne Balfe (Komponist bei Remote Control), Hans Zimmer

Länge: 50 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage von Hans Zimmer und von seiner Firma Remote Control

Wikipedia über Hans Zimmer (deutsch, englisch)



Live und in Farbe: Joe Jackson: „I’m the man“

April 14, 2011

R. i. P. Willem Breuker

Juli 29, 2010

R. i. P. Willem Breuker (4. November 1944 – 23. Juli 2010)

Es ist schon einige Tage her, aber so richtig gemeldet wurde es bei uns nicht: der holländische Free-Jazzer Willem Breuker ist tot.

Der Multiinstrumentalist und Leiter des „Willem Breuker Kollektief“ war einer der bekanntesten Vertreter der niederländischen Variante des Free-Jazz, in dem Humor, Burleske, Parodie und kindliche Freude am Spiel Hand in Hand gehen.

Willem Breuker hat Mitte der siebziger Jahre, in einer Zeit, als unausgesprochene Dogmen und übertriebener Ernst den europäischen Free Jazz kennzeichneten, mit seinem burlesken Humor und seinem clownesken Musiktheater befreiend gewirkt. Er verfremdet und persifliert die Populärmusik des 19. Jahrhunderts – Polka, Operette, Walzer, Marsch, Tango -, geht in seinen Verballhornungen aber auch bis zu lebenslustigen, augenzwinkernden Attacken auf die Welt der Avantgarde; man ihn einen ‚Kurt Weill des Jazz‘ genannt.“ (Joachim-Ernst Berendt, Das Jazzbuch, 2007)

Nachrufe gibt es in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (Wolfgang Sandner), NMZ – Neue Musikzeitung (Michael Ernst), Stern (die DPA-Meldung) New York Times (Nate Chinen), NPR (Kevin Whitehead) und All about Jazz.

Weitere Infos bei Wikipedia (deutsch, englisch, niederländisch).

Und jetzt eine kurze Dokumentation über das Willem Breuker Kollektief:



Signing in the Waldenbooks

Juni 20, 2010

Was geschieht, nachdem man als angehender Krimautor die Tipps aus „Kill ‚em“ befolgt, verrät Parnell Hall in diesem Song:

Das Lied ist, immerhin gibt es in den USA die Waldenbooks-Buchkette nicht mehr, schon etwas älter, aber nicht veraltet.


Kill ‚em

Juni 19, 2010

Krimiautor Parnell Hall (auf Deutsch erschienen bei Goldmann vor über einem Dutzend Jahren einige Bücher, alle weiteren Werke des immer noch produktiven Shamus-Nominierten gibt’s im Original) ist auch ein gewitzter Musiker. In diesem liebevoll zusammengestellten Video (Na, wie viele Filme erkennen Sie?) verrät er das Erfolgsrezept für einen Krimi:


Ballad of Dave Robicheaux

Juni 9, 2010

TV-Tipp für den 31. August: David Murray – I am a Jazzman

August 31, 2009

Arte, 22.35

David Murray – I am a Jazzmann (F 2008, R.: Jacques Goldstein)

Drehbuch: Jacques Goldstein

Einstündige Doku über den Saxophonisten, der anscheinend im Wochentakt eine hörenswerte CD nach der nächsten aufnimmt.

Wiederholung: Sonntag, 6. September, 06.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Arte über die Doku

Wikipedia über David Murray (deutsch, englisch)

My Space: Seite von David Murray

David-Murray-Fanseite (letztes Update Juni 2008)

Village Voice: The David Murray Guide (Tom Hull empfiehlt einige CDs aus über 90 Einspielungen als Leader, 30. Mai 2006)

JazzTimes über David Murray


TV-Tipp für den 3. Februar: Jazzline: Maceo Parker & WDR Big Band

Februar 3, 2009

WDR, 00.10

Jazzline: Leverkusener Jazztage 2008: Maceo Parker und die WDR Big Band

Die etwas andere kleine Nachtmusik: Heute gibt es nach Mitternacht ein Konzert von Maceo Parker und der WDR Big Band. Das Programm bestand, wie schon auf der 2007 veröffentlichten mitreisenden Doppel-CD „Roots & Grooves“, aus eigenen und Ray-Charles-Stücken, die von Maceo Parker funky aufbereitet wurden.


YouTube kostet Geld

Oktober 23, 2008

Die letzten CDs von Joe Jackson fand ich nett, aber, wie die Staubschicht auf den Hüllen beweist, letztendlich belanglos. Als seine neueste CD „Rain“ erschien und die Kritiken durchwachsen waren, dachte ich mir: „Muss nicht sein. – Naja, vielleicht später mal, wenn sie billiger ist. Aber jetzt – nee.“ Dann habe ich diese Clips von Jacksons neuer CD auf YouTube gesehen:

und mir das Teil gekauft. „Rain“ ist Jacksons beste Platte seit fast zwanzig Jahren. Berlin war für den Engländer und New-York-Flüchtling (wegen des Rauchens) eine wirkliche Frischzellenkur.


Happy Birthday, Lee Konitz!

Oktober 12, 2007

Lee Konitz, geboren 13. Oktober 1927, Saxophonist

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Weitere Informationen über Lee Konitz:

All about Jazz (viel englischer Text; mit vielen weiterführenden Links)

Jazzthing zum Geburtstag (deutsch, wenige Zeilen)

JazzEcho (also Verve Music, ebenfalls deutsch, ebenfalls wenige Zeilen)

Das Foto machte ich vor etwas zehn Jahren in der „Seekuh“ in Konstanz. War ein tolles Konzert.


Eine funkige Reise mit Maceo Parker

September 27, 2007

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„Roots & Grooves“, die neue Doppel-CD von Maceo Parker ist der beste Ersatz für eines seiner schweißtreibenden Konzerte. Sein Handwerk erlernte Parker in der Band von James Brown. Er prägte entscheidend dessen rhythmusorientierten Funkstil. „Papa got a brand new Bag“ und „Cold Sweat“ stammen aus dieser Zeit. Er spielte in den Bands von George Clinton und Bootsy Collins und ist auf Platten von Bryan Ferry, Keith Richards, Prince, Living Colour, Jane’s Addiction und den Red Hot Chili Peppers zu hören.

In den frühen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts startete er eine erfolgreiche Solokarriere. Den Durchbruch hatte er mit dem in Köln aufgenommenen Livealbum „Life on Planet Groove“. Sein Werbespruch aus dieser Zeit, „98 Prozent Funk, 2 Prozent Jazz“, gibt die immer noch gültige Richtung vor. Der Altsaxophonist spielt mitreisenden Funk and Soul der alten, immer noch guten Schule.

Doch „Roots & Grooves“ ist nicht nur – was schon ein guter Grund zum Kaufen wäre – eine weitere brillant aufgenommene Live-CD des Mittsechzigers. Die Doppel-CD dokumentiert die erste Zusammenarbeit mit der WDR Big Band. Maceo Parker war von den gemeinsamen Konzerten im Februar und März dieses Jahres so begeistert, dass er unbedingt weitere Konzerte mit der Big Band geben möchte. Immerhin sorgen vierzehn Bläser gleich für einen ganz anderen Druck auf der Bühne und diese Energie ist auch unverfälscht auf den CDs dokumentiert.

Außerdem spielte Parker nicht nur seine alten Hits in neuen Arrangements, sondern er bekennt sich hier erstmals auf Albumlänge zu seinem großen Idol Ray Charles. Vor zehn Jahren spielte Parker mit seiner Band drei Wochen im Vorprogramm von Ray Charles und er stand damals auch gemeinsam mit seinem Jugendidol auf der Bühne. „Ich hörte seinen Gesang an und versuchte, ihm mit dem Saxophon zu entsprechen. Ich dachte: ‚Wenn ich doch nur dasselbe soulige Feeling bekommen würde, das er hat, wenn er eine Ballade sing.’ Das war etwas, woran ich arbeitete. Ich weiß nicht, ob ich es je bekommen habe, aber das war das Ziel.“, beschreibt Parker seine bis in seine Teenagerjahre zurückreichende Beziehung zu Ray Charles. Jetzt widmete er ihm ein halbes Konzertprogramm und sang auch bei vielen Stücken.

„Roots & Grooves“ von Maceo Parker ist eine mitreisende CD. Wenn dieser Mann mit dem Saxophon in ihrer Nähe auftaucht, gehen sie hin. Ihr Fitnesstrainer wird es ihnen danken.  

 

Maceo Parker: Roots & Grooves

Intuition/Sunny Moon

 

CD 1 – Tribute to Ray Charles:

Hallelujah I love her so (Ray Charles)

Busted (Howard Harlan)

Them that’s got (Ray Charles, Ricci Harper)

You don’t know me (Eddy Arnold, Cindy Walker)

Hit the Road, Jack (Percy Mayfield)

Margie (Russel J. Robinson, Con Conrad)

Georgia on my Mind (Hoagy Carmichael, Stuart Gorrell)

What’d I say (Hill, Range)

 

CD 2 – Back to Funk

Uptown up (Maceo Parker)

To be or not to be (Maceo Parker)

Off the Hook (Maceo Parker)

Advanced Funk (Maceo Parker)

Shake everything you got (Maceo Parker)

Pass the Peas (Brown, Starks, Bobbit)

 

Hinweise:

Homepage von Maceo Parker

Homepage von Intuition Music

Bill Milkowski über Maceo Parker und “Roots & Grooves“