Neu im Kino/Filmkritik: Einmal Exorzismus gegen „The Devil’s Light“

November 3, 2022

1835 eröffnete der Vatikan die erste Schule, in der die Kunst der Teufelsaustreibung gelehrt wurde. 2018 wurde, um in diesen gottlosen Zeiten dem gestiegenem Bedarf nach Teufelsaustreibern nachzukommen, in Boston eine Zweigstelle errichtet. Sie ist in einem altehrwürdigem Gebäude. Innen ist sie eine Mischung aus Universitätslehrsälen aus dem vorvorherigem Jahrhundert, modernem Krankenhaus und, hochgesichert im Keller, weiteren Räumen, in denen besonders gefährliche Fälle von Besessenheit beobachtet werden. An ihnen dürfen die Exorzismus-Schüler ihre gerade erlenten Fähigkeiten ausprobieren. Es ist ein Arkham Asylum mit Schulbetrieb.

In diesen Schulbetrieb wird Ann (Jacqueline Byers) aufgenommen. Eigentlich soll die Ordensschwester nur eine stille Beobachterin und Krankenschwester sein. Denn Exorzismen werden von Priestern durchgeführt. Aber sie darf dann doch dem Unterricht beiwohnen und sie führt, natürlich ohne die richtige Ausbildung und gegen alle Regeln, selbst Exorzismen durch.

Schnell konzentriert sie sich auf die besonders schwierige junge Patientin Natalie. Das Kind ist von einer besonders bösen dämonischen Kraft besessen. Außerdem glaubt Ann, dass sie eine besondere Beziehung zu dem in Natalie lebendem Dämon hat. Das führt, weil die Wege des Teufels teuflisch verschlungen sind, am Filmende zu einer abstrusen Erklärung.

Einen Innovationspreis wird Daniel Stamm für seinen Horrorfilm „The Devil’s Light“ nicht erhalten. Es gibt zwar einige interessante Ideen und Ansätze, die dann aber nicht weiter verfolgt werden. Stattdessen gibt es schnell den üblichen Exorzismus-Budenzauber. Nur dass dieses Mal die Teufelsaustreibungen nicht von einem Priester, sondern von einer Nonne durchgeführt werden.

The Devil’s Light (Prey for the Devil, USA 2022)

Regie: Daniel Stamm

Drehbuch: Robert Zappia

mit Jaqueline Buyers, Christian Navarro, Colin Salmon, Posy Taylor, Virginia Madsen, Ben Cross (letzter Film des am 18. August 2020 verstorbenen Schauspielers)

Länge: 93 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Devil’s Light“

Metacritic über „The Devil’s Light“

Rotten Tomaotes über „The Devil’s Light“

Wikipedia über „The Devil’s Light“ (deutsch, englisch)


DVD-Kritik: Rob Cohen orchestriert „The Hurricane Heist“

Oktober 2, 2018

Während ein Hurrikan in Alabama einen Küstenort zerlegt, wollen Perkins und seine Männer in aller Ruhe die Bank ausrauben.

Aber sie haben nicht mit der Bundesagentin Casey, dem Meteorologen Will und seinem Bruder Breeze gerechnet.

Und schon beginnt ein windiges Katz-und-Maus-Spiel in der Bank, in der 600 Millionen alte Dollar auf ihre Vernichtung warten, und im menschenleeren Küstenort. Denn der Ortssheriff hat in weiser Voraussicht vor der Ankunft des Hurrikans das Dorf geräumt. Jetzt können die Guten und die Bösen hemmungslos herumballern und auch Gegenstände, wie Radkappen, als tödliche Waffen einsetzen. Und wie es sich für einen Actiontrashfilm gehört, werden Logik und Wahrscheinlichkeit fröhlich ignoriert. Da können im tosenden Sturm Gespräche über größere Entfernungen geführt werden, Kugeln treffen auch bei Hurrikanstärke 5 das gewünschte Ziel und seltsamerweise liegen alle Gebäude, wenn es gerade nötig ist, fast nebeneinander.

Einen Innovationspokal strebt Rob Cohen mit seinem neuen Film „The Hurricane Heist“ nicht an. Wie in seinen bekanntesten Filmen „The Fast and the Furious“ und „xXx – Triple X“ liefert er leichtgewichtige Buddy-Actionunterhaltung mit einem humoristischen Unterton, der immer sagt, man solle das ganze nicht zu Ernst nehmen. Das beginnt schon mit dem sportlichen Turnen aller Beteiligte im Hurrikan als sei dieser Hurrikan der Kategorie 5 (mehr geht nicht) eine steife Brise und endet, nun, sagen wir es mal so, mit einer jede Wahrscheinlichkeit ignorierenden „Fast & Furious“-Hommage.

Die Schauspieler, unter anderem Toby Kebbel als Will, Maggie Grace als Casey, Ryan Kwanten als Breeze, spielen betont entspannt. Die Dialoge sind vorhersehbar und die Tricks sind bestenfalls durchwachsen. Wobei, wie ein Blick in das Bonusmaterial zeigt, Cohen erstaunlich viel live mit den Schauspielern drehte und auch erstaunlich viel vor laufender Kamera zerstört wird. Danach wurde ungefähr jedes Bild, vor allem natürlich alle Bilder, in denen der Hurrikan tobt, digital bearbeitet.

The Hurricane Heist“ ist es ein okayer, selbstironischer Actionfilm für einen verregneten Nachmittag.

Das Bonusmaterial besteht aus achtzehn erstaunlich informativen Mini-Featurettes. Sie enthalten Kurzstatements der Macher und viele Aufnahmen von den Dreharbeiten.

The Hurricane Heist (The Hurricane Heist, USA 2018)

Regie: Rob Cohen

Drehbuch: Scott Windhauser, Jeff Dixon (nach einer Geschichte von Anthony Fingleton und Carlos Davis)

mit Toby Kebbell, Maggie Grace, Ryan Kwanten, Ralph Ineson, Melissa Bolona, Ben Cross

Blu-ray

Universum Film

Bild: 2,40:1 (1080p)

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: 18 Mini-Featurettes, Trailer

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

DVD identisch.

Hinweise

Moviepilot über „The Hurricane Heist“

Metacritic über „The Hurricane Heist“

Rotten Tomatoes über „The Hurricane Heist“

Wikipedia über „The Hurricane Heist“

Meine Besprechung von Rob Cohens James-Patterson-Verfilmung „Alex Cross“ (Alex Cross, USA 2012)

Meine Besprechung von Rob Cohens „The Boy next Door“ (The Boy next Door, USA 2015)


DVD-Kritik: Ben Kingsley hat „Das Gesetz in meiner Hand“

Dezember 3, 2013

 

Seit einigen Jahren ist Sir Ben Kingsley, der für „Ghandi“ einen Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt und später unter anderem in „Schindlers Liste“, „Der Tod und das Mädchen“, „Bugsy“, „Haus aus Sand und Nebel“, „Shutter Island“ und „Hugo Cabret“ überzeugte, baute seit 2000 mit „Sexy Beast“ als furchteinflössender Bösewicht einen Nebenstrang mit Anti-Ghandi-Rollen auf. Zuletzt, mit gewissen Abstrichen, in „Iron Man 3“ und „Ender’s Game“.

Auch „Das Gesetz in meiner Hand“ gehört zu diesen Anti-Ghandi-Rollen. Denn er spielt einen namenlosen Erpresser, der mit der Sprengung von fünf Bomben in Columbo, Sri Lanka, droht, wenn die Regierung nicht auf seine Forderung nach der Freilassung von vier zu Haftstrafen verurteilten Terroristen eingeht.

Chandran Rutnams Thriller ist ein Remake des bei uns nie gezeigten, hochgelobten Thrillers „A Wednesday“ (Indien 2008, Regie/Drehbuch: Neeraj Pandey) und dank der kurzen Laufzeit von 78 Minuten (ohne Abspann) und der Konzentration auf das Duell zwischen dem Erpresser (Ben Kingsley) und dem Polizeichef Morris da Silva (Ben Cross, der als am Schreibtisch sitzender Verhandlungsführer allerdings wenig zu tun hat) und den Ermittlungen der Polizei nicht langweilt und zwei hübsche Schlusspointen hat, die wahrscheinlich jetzt, wenn ich sie ankündige, keine mehr sind. Aber egal.

Das Gesetz in meiner Hand“ ist ein hübscher kleiner Thriller für den Genrejunkie, der an einem exotischen Ort spielt und kurzweilig, mit einem Touch Hongkong-Kino, unterhält.

Das Gesetz in meiner Hand - DVD-Cover

Das Gesetz in meiner Hand (A common man, Sri Lanka/USA 2012)

Regie: Chandran Rutnam

Drehbuch: Chandram Rutnam (nach dem Drehbuch „A Wednesday“ von Neeraj Pandey)

mit Ben Kingsley, Ben Cross, Patrick Rutnam, Frederick-James Lobato, Numaya Siriwardena, Jerome de Silva, Dushyanth Weeraman, Mohamed Adamaly, Kian O’Grady

DVD

Sunfilm/Tiberius Film

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Trailer

Länge: 82 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „Das Gesetz in meiner Hand“

Wikipedia über „Das Gesetz in meiner Hand“