TV-Tipp für den 17. Juli: Geheimnis eines Lebens

Juli 16, 2025

WDR, 23.45

Geheimnis eines Lebens (Red Joan, USA 2018)

Regie: Trevor Nunn

Drehbuch: Lindsay Shapero

LV: Jennie Rooney: Red Joan, 2013 (Geheimnis eines Lebens)

Im Mai 2000 wird die 87-jährige Joan Stanley verhaftet. Sie soll ab dem Zweiten Weltkriegs für die Sowjetunion spioniert haben.

Von einem wahren Fall inspiriertes Agentendrama, das Theaterregisseur Trevor Nunn in Rückblenden erzählt. Angesichts des Potentials der Geschichte und der Schauspieler eine enttäuschende Angelegenheit. Wobei die Romanvorlage auch nicht spannender ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes, Tereza Srbova, Ben Miles, Freddie Gaminara

Die Vorlage

Geheimnis eines Lebens von Jennie Rooney

Jennie Rooney: Geheimnis eines Lebens

(übersetzt von Stefanie Retterbush)

Goldmann, 2019

560 Seiten

9,99 Euro (E-Book)

Originalausgabe

Red Joan

Chatto & Windus, London, 2013

Hinweise

Moviepilot über „Geheimnis eines Lebens“

Metacritic über „Geheimnis eines Lebens“

Rotten Tomatoes über „Geheimnis eines Lebens“

Wikipedia über „Geheimnis eines Lebens“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Trevor Nunns „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, USA 2018)

Meine Besprechung von Jennie Rooneys „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Einige Worte zu „Weisheit des Glücks“, „Die Witwe Clicquot“, „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“, „Martin liest den Koran“, „Marianengraben“ und „Red Rooms – Zeugin des Bösen“

November 7, 2024

Und was läuft außerdem im Kino?

Weisheit des Glücks – Eine inspirierende Begegnung mit dem Dalai Lama“ ist eine spielfilmlange Predigt des 14. Dalai Lama über all die Dinge, die er in wahrscheinlich jeder seiner Reden über den Frieden, die Welt und das Zusammenleben sagt. Unterlegt werden seine Worte mit einigen wenigen historischen Aufnahmen und vielen schönen Naturbildern, die wir so ähnlich aus anderen esoterisch angehauchten essayistischen Dokumentarfilmen kennen.

Das ist erbaulich, aber in dieser Form auch arg weltfremd. Denn nach dem allgemein zustimmungsfähigen Satz ‚wir wollen alle Frieden‘ führt er nicht aus, wie wir zu diesem Zustand kommen. Der Übergang von der Theorie in die Praxis ist der schwierige und wirklich interessante Punkt.

So bleibt nach neunzig Minuten Predigt nur Glückskeks-Wunschdenken, das seinen Jüngern gefallen wird.

Weisheit des Glücks – Eine inspirierende Begegnung mit dem Dalai Lama (Wisdom of Happiness, China/USA 2024)

Schweiz 2024)

Regie: Barbara Miller, Philip Delaquis

Drehbuch: –

mit Dalai Lama

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Weisheit des Glücks“

Wikipedia über „Weisheit des Glücks“

Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt die titelgebende ‚Witwe Clicquot‘ 1805 als 27-jährige in der französischen Provinz Champagne die Leitung der familieneigenen, damals unbedeutenden Weinkellerei. In den folgenden Jahren revolutioniert sie umfassend die Art, wie Champagner hergestellt wird. Ihre Verfahren werden noch heute angewandt. Sie legte den Grundstein für die heute noch bestehende Champagnermarke Veuve Clicquot Ponsardin.

Über diese Verfahren erfährt man in Thomas Nappers Biopic „Die „Die Witwe Clicqout“ nichts. Wie sie sich genau gegen die rein männliche Konkurrenz durchsetzte und ihren Hof behielt, erfährt man fast nichts. Die dafür entscheidenden Momente erzählt Napper zwischen den Bildern oder in nichtssagenden Bildern von einer Frau, die in einem Labor steht und mit Flüssigkeiten gefüllte Gefäße missvergnügt anschaut. Und so ist das Biopic eine Ansammlung wenig beeindruckender, meist beliebiger Szenen, in denen nie klar wird, warum wir uns für sie interessieren sollten. Aber wir erfahren einiges über ihr Liebesleben und, in Rückblenden, die Beziehung zu ihrem Mann. Beides wird ebenfalls an den interessanten Punkten nicht vertieft.

Barbe Nicole Clicquot-Ponsardin (16. Dezember 1777 – 29. Juli 1866), die „Grande Dame de Champagne“, hätte einen besseren Film als diese halbgare, auf zwei Zeitebenen spielende Schmonzette verdient.

Die Witwe Clicquot (Widow Clicquot, USA 2023)

Regie: Thomas Napper

Drehbuch: Erin Dignam (nach einer Geschichte von Christopher Monger und Erin Dignam)

LV: Tilar J. Mazzeo: The Widow Clicquot, 2008 (Veuve Clicquot – Die Geschichte eines Champagner-Imperiums und der Frau, die es regierte)

mit Haley Bennett, Tom Sturridge, Sam Riley, Leo Suter, Natasha O’Keeffe, Anson Boon, Ben Miles

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Die Witwe Clicquot“

Metacritic über „Die Witwe Clicquot“

Rotten Tomatoes über „Die Witwe Clicquot“

Wikipedia über „Die Witwe Clicquot“ (deutsch, englisch)

Gleiches gilt für den Dokumentarfilm „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“. „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ gehören immer noch zu Manns bekanntesten und beliebtesten Werken. Mann begann mit der Arbeit an dem Roman 1905. Der Roman sollte der Auftakt für eine monumentale Trilogie sein. 1954 veröffentlichte er den Roman. Ein Jahr später starb er.

André Schäfer geht in seinem Dokumentarfilm, der auch mit nachgestellten Szenen arbeitet, der Verbindung zwischen Mann und Krull nach und wie sehr Krull ein alter ego von Mann ist. Allerdings kratzt sein Film nur an der Oberfläche. Am Ende hat man den Eindruck, weder über den Autor noch über den von ihm erfundenen Hochstapler viel erfahren zu haben.

Jedenfalls wenn man kein Mannianer ist.

Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann (Deutschland 2024)

Regisseur: André Schäfer

Drehbuch: Jascha Hannover, Hartmut Kasper

mit Sebastian Schneider

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Filmportal über „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“

Moviepilot über „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“

Ein Jahr nach einem islamistischen Anschlag fährt Martin Harirat (Zejhun Demirov) an die Universität. Der 35-jährige Familienvater will mit Professor Doktor Neuweiser (Ulrich Tukur) über den Koran reden. Der Universitätsgelehrte soll ihm die aus dem Koran hergeleitete Absolution für einen von ihm geplantes Bombenattentat erteilen. Schnell entspinnt sich zwischen den beiden Männern ein Dialog über die richtige und falsche Interpretation des Korans.

Das Zwei-Personenstück „Martin liest den Koran“ ist, auch wenn es auf einem Originaldrehbuch basiert, abgefilmtes Thesentheater, bei dem die Interpretation des Korans zu sehr an den Worten der Schrift kleben bleibt und sich dann verschiedene Koranzitate mit triumphierender Stimme um die Ohren gehauen werden. Dabei sollte gerade Prof. Neuweiser wissen, wie wichtig bei den Worten auch immer der konkrete historische und kulturelle Hintergrund ist. Denn kein Werk entsteht im luftleeren Raum. Jedes Werk reagiert auf sein Umfeld.

Jurijs Saule inszenierte das Gespräch mit einem guten Gefühl für die Räume. Vor allem der große Hörsaal und die Mensa geben auch für das Auge etwas her. Störend sind allerdings die immer wieder aufmerksamkeitheischende, oft subjektive Kamera und die überlaute Geräuschkulisse.

Martin liest den Koran“ ist ein klitzekleiner Baustein in der Diskussion über Islam, Islamismus und Terrorismus, die sich auf das akademische Spiel mit Koranzitaten konzentriert.

Das Drehhbuch erhielt 2022 die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch.

Martin liest den Koran (Deutschland 2024)

Regie: Jurijs Saule

Drehbuch: Michail Lurje, Jurijs Saule

mit Ulrich Tukur, Zejhun Demirov, Sarah Sandeh, Alissia Krupsky, Prince Chughtai

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 16 Jahre (wegen kurzer Visionen und Fotos von Attentaten; – aber nichts, was nicht auch in der „Tagesschau“ gezeigt wird)

Hinweise

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Filmportal über „Martin liest den Koran“

Moviepilot über „Martin liest den Koran“

In dem Road-Movie „Marianengraben“ fahren Helmut (Edgar Selge) und Paula (Luna Wedler) nach Italien. Getroffen haben sie sich mitten in der Nacht auf einem Friedhof. Paula besuchte das Grab ihres jüngeren Brüders. Helmut grub die Urne mit der Asche seiner Frau aus. Als sie vom Wachpersonal entdeckt werden, flüchten sie gemeinsam.

Helmut will nach Südtirol fahren, dabei die Asche seiner Frau verstreuen und, nun, sterben. Er hat seine letzte Reise zu den Orten, an denen er mit seiner Frau schöne Tage verbrachte, akribisch geplant. Paula will dagegen, von Schuldgefühlen geplagt, nur an einem bestimmten Tag in Triest sein. Dort ertrank ihr kleiner Bruder, der jetzt zehn Jahre alt geworden wäre, vor einem Jahr.

Weil er seinen Camper nicht mehr alleine fahren kann und sie keinen Zug benutzen kann, fahren sie gemeinsam Richtung Süden.

Eileen Byrnes Bestsellerverfilmung über zwei Trauernde, die sich auf einer gemeinsamen Reise langsam öffnen und dabei ihre Trauer überwinden, bewegt sich auf vertrauten Pfaden. Nur der konstant mangelnde Respekt vor der Friedhofsordnung und der damit verbundenen Totenruhe überrascht.

Marianengraben (Luxemburg/Italien/Österreich 2023)

Regie: Eileen Byrne

Drehbuch: Eileen Byrne

LV: Jasmin Schreiber: Mariannengraben, 2020

mit Luna Wedler, Edgar Selge, William Vonnemann, Martin Maria Abram, Katharina Grabher, Markus Stolberg

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Wikipedia über „Marianengraben“

Kelly-Anne (Juliette Gariépy) und Clementine (Laurie Babin) verfolgen in Montreal im Gericht gespannt den Prozess gegen den Serienmörder Ludovic Chevalier (Maxwell McCabe-Lokos). Sie sind Serienkiller-Groupies, die den Dämon von Rosemont für unschuldig halten. Während der langen Gerichtstage lernen sie sich kennen. Auch außerhalb des Gerichtssaal verbringen sie Zeit miteinander.

Vor allem Kelly-Anne will immer mehr über den brutalen Mädchenmörder Chevalier, der seine Taten aufgenommen hat, erfahren. Sie möchte das bislang unbekannte Video von seinem dritten Mord, den an der dreizehnjährigen Camille, sehen und begibt sich dafür ins Darknet.

Pascal Plantes psychologischer Horrorfilm „Red Rooms – Zeugin des Bösen“ beginnt wie ein karg, quasi-dokumentarisch in langen, oft stummen Szenen inszenierter, das Geschehen kühl und distanziert beobachtender Gerichtsfilm. Er wird, ohne seinen Stil zu ändern, zu einem Film über die beginnende Freundschaft zwischen zwei einsamen Frauen, der im letzten Drittel wieder zu einem anderen Film wird. Dabei reduziert Plante die Zahl der handelnden Personen mit zunehmender Laufzeit immer mehr. Die schon anfangs einsame Kelly-Anne isoliert sich immer weiter von der Gesellschaft und taucht immer tiefer in die Welt des Darknets ein. Dabei deutet Plante die schlimmsten Bilder nur an. Wir sehen die Reaktionen auf grausame Bilder aber keine grausamen Bilder.

Red Rooms – Zeugin des Bösen (Les chambres rouges, Kanada 2023)

Regie: Pascal Plante

Drehbuch: Pascal Plante

mit Juliette Gariépy, Laurie Babin, Elisabeth Locas, Natalie Tannous, Pierre Chagnon, Guy Thauvette, Maxwell McCabe Lokos

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Hinweise

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Metacritic über „Red Rooms“

Rotten Tomatoes über „Red Rooms“

Wikipedia über „Red Rooms“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Ridley Scotts „Napoleon“

November 23, 2023

Die Eckpunkte aus dem Leben von Napoleon Bonaparte dürften aus dem Schulunterricht bekannt sein: Geburt am 15. August 1769 auf Korsika, Militärdienst, Aufstieg mit erfolgreichen Feldzügen und Schlachten zum General und Kaiser der Franzosen, Erlass des Code Civil, ein gescheiterter Russlandfeldzug (Wer hätte auch ahnen können, dass russische Winter eiskalt sind und dass die Moskauer ihre Stadt verlassen, bis Napoleon sich frustriert zurückzieht?), Verbannung nach Elba, Rückkehr nach Paris für hundert Tage, Niederlage in Waterloo (Seitdem steht der Name des Dorfes für grandios-überwältigende finale Niederlagen.) und anschließénde Verbannung nach St. Helena. Dort stirbt er am 5. Mai 1821.

Sein kurzes Leben spielt sich vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und ihrer Nachwirren ab.

Das ist alles, wie gesagt, Schulwissen.

Weniger bekannt über Napoleon ist, dass der Feldherr mit Joséphine de Beauharnais verheiratet war. Als er sie kennen lernt, ist sie eine Witwe mit zwei Kindern. Und sechs Jahre älter als er. Außerdem ist sie politisch gut vernetzt. Sie heiraten 1796 und sie fördert seinen politischen Aufstieg.

Jetzt verfilmte Ridley Scott dieses Leben als Epos, das brav den Konventionen eines Biopics folgt. Chronologisch wird eine Lebensstation nach der nächsten Station abgehandelt. Die Politik wird, wenn es nicht anders geht, gestreift. Aber dafür interessiert Scott sich nicht. Er interessiert sich für die von Napoleon geführten Schlachten und für seine Beziehung zu Joséphine. Alles andere ist Beiwerk

Darau ergibt sich ein stetiger Wechsel aus intimen Szenen und epischen Schlachtengemälden. Aber für Kampfstrategien und das Verhältnis zwischen Napoleon und seinen Soldaten interessiert Scott sich nicht. Viel lieber zeigt er die Schlachten als ein Aufeinandertreffen verfeindeter, sich gegenseitig tötender Soldaten.

Und damit kämen wir zum ersten Punkt, in dem „Napoleon“ sich von anderen Biopics über Feldherren unterscheidet. Scott zeigt drastisch, was eine Kanonenkugel, ein Schwerthieb, eine Kugel bei dem Opfer anrichtet. Blut und Gedärme von Menschen und Pferden spritzen über die Leinwand. Die Schlachten sind Massaker, bei denen die Seite gewinnt, die mehr Männer zum Sterben auf das Schlachtfeld schicken kann. Jedes Mal starben, wie auch eine Texttafel am Filmende verrät, bei den im Film gezeigten Schlachten zehntausende junger Männer.

Der zweite Punkt, der „Napoleon“ von anderen Biopics unterscheidet, ist die Präsentation der Beziehung zwischen Napoleon und Joséphine. Von Anfang an ist es eine schräge, toxische Beziehung, in der sie sich lieben, aber nicht miteinander leben können. Eine seltsamere große Liebe wurde wahrscheinlich noch nie gezeigt. Gleichzeitig hat, auch wenn Scott sich für diesen Aspekt weniger interessiert, ihre Beziehung auch immer etwas von einer Zweckehe. Er interessiert sich eher für die sexuelle, triebgesteuerte Seite der Beziehung.

Der Rest des über zweieinhalbstündigen Films ist konventionelles Biopic-Kino mit Schauwerten und einer immer wieder erstaunlich sprunghaften Erzählweise. So brechen die Schlachten immer wieder mitten im größten Getümmel ab. Die Folgen, also die Felder mit Toten und Verletzten, zeigt Scott nie.

In der von Scott bereits angekündigten deutlich über vierstündigen Langfassung des Films dürfte sich das nicht ändern. Denn er will nicht mehr über Napoleon (Joaquin Phoenix) und seine Verdienste als Feldherr und Politiker erzählen. Er will mehr über Joséphine de Beauharnais (Vanessa Kirby) erzählen. Damit dürfte „Napoleon“ endgültig nicht mehr, wie der Kinofilm, ‚Napoleon & Joséphine‘, sondern „Joséphine & Napoleon‘ sein.

Napoleon (Napoleon, USA 2023)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: David Scarpa

mit Joaquin Phoenix, Vanessa Kirby, Ludivine Sagnier, Tahar Rahim, Ian McNeice, John Hollingworth, Ben Miles, Rupert Everett, Paul Rhys

Länge: 159 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Napoleon“

Metacritic über „Napoleon“

Rotten Tomatoes über „Napoleon“

Wikipedia über „Napoleon“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood macht einen Faktencheck (und findet viele Punkte, in denen der Film sich nicht an die historisch verbürgten Fakten hält)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „The Last Duel“ (The Last Duel, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „House of Gucci“ (House of Gucci, USA 2021)


TV-Tipp für den 14. April: Geheimnis eines Lebens

April 13, 2023

3sat, 20.15

Geheimnis eines Lebens (Red Joan, USA 2018)

Regie: Trevor Nunn

Drehbuch: Lindsay Shapero

LV: Jennie Rooney: Red Joan, 2013 (Geheimnis eines Lebens)

Im Mai 2000 wird die 87-jährige Joan Stanley verhaftet. Sie soll ab dem Zweiten Weltkriegs für die Sowjetunion spioniert haben.

Von einem wahren Fall inspiriertes Agentendrama, das Theaterregisseur Trevor Nunn in Rückblenden erzählt. Angesichts des Potentials der Geschichte und der Schauspieler eine enttäuschende Angelegenheit. Wobei die Romanvorlage auch nicht spannender ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes, Tereza Srbova, Ben Miles, Freddie Gaminara

Die Vorlage

Jennie Rooney: Geheimnis eines Lebens

(übersetzt von Stefanie Retterbush)

Goldmann, 2019

560 Seiten

10 Euro

Originalausgabe

Red Joan

Chatto & Windus, London, 2013

Hinweise

Moviepilot über „Geheimnis eines Lebens“

Metacritic über „Geheimnis eines Lebens“

Rotten Tomatoes über „Geheimnis eines Lebens“

Wikipedia über „Geheimnis eines Lebens“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Trevor Nunns „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, USA 2018)

Meine Besprechung von Jennie Rooneys „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, 2013)


TV-Tipp für den 3. August: Geheimnis eines Lebens

August 2, 2021

ARD, 23.00

Geheimnis eines Lebens (Red Joan, USA 2018)

Regie: Trevor Nunn

Drehbuch: Lindsay Shapero

LV: Jennie Rooney: Red Joan, 2013 (Geheimnis eines Lebens)

Im Mai 2000 wird die 87-jährige Joan Stanley verhaftet. Sie soll ab dem Zweiten Weltkriegs für die Sowjetunion spioniert haben.

TV-Premiere. Von einem wahren Fall inspiriertes Agentendrama, das Theaterregisseur Trevor Nunn in Rückblenden erzählt. Angesichts des Potentials der Geschichte und der Schauspieler eine enttäuschende Angelegenheit. Wobei die Romanvorlage auch nicht spannender ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes, Tereza Srbova, Ben Miles, Freddie Gaminara

Die Vorlage

Geheimnis eines Lebens von Jennie Rooney

Jennie Rooney: Geheimnis eines Lebens

(übersetzt von Stefanie Retterbush)

Goldmann, 2019

560 Seiten

10 Euro

Originalausgabe

Red Joan

Chatto & Windus, London, 2013

Hinweise

Moviepilot über „Geheimnis eines Lebens“

Metacritic über „Geheimnis eines Lebens“

Rotten Tomatoes über „Geheimnis eines Lebens“

Wikipedia über „Geheimnis eines Lebens“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Trevor Nunns „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, USA 2018)

Meine Besprechung von Jennie Rooneys „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan, 2013)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Red Joan und das „Geheimnis eines Lebens“

Juli 5, 2019

Geheimnis eines Lebens“ ist lose inspiriert von dem Fall Melita Norwood. Sie wurde 1999 als Spionin enttarnt. Zu dem Zeitpunkt war die Spion-Oma bereits 87 Jahre alt. Sie studierte kurz und ohne Abschluss Latein und Logik am University College of Southampton. Sie war Mitglied der britischen Kommunistischen Partei. Für verschiedene sowjetische Geheimdienste war sie von 1937 bis 1972, ihrer Pensionierung bei der British Non-Ferrous Metals Research Association, als Spionin tätig. Sie verriet Geheimnisse über die britische Atomforschung. Der KGB hielt sie für wertvoller als den bekannten Cambridge-Five-Spionagering. Aufgrund ihres Alters wurde die 1912 geborene Spionin nicht verurteilt.

Dieser Fall inspirierte Jennie Rooney zu ihrem 2013 erschienenen Roman „Geheimnis eines Lebens“ (Red Joan), der mit den wahren Ereignissen so gut wie nichts zu tun hat. Das ist eigentlich kein Problem. Schließlich handelt es sich um einen Roman und kein Sachbuch. Ein Romanautor kann, ausgehend von einer x-beliebigen Zeitungsmeldung, seiner Fantasie freien Lauf lassen. Man sollte in diesem Fall von dem Roman und dem Film, trotz der Hinweise auf den wahren Fall, keine Aufklärung über die wahren Ereignisse erwarten. Man hätte bei der Werbung vielleicht auch auf die prominenten, etikettenschwindlerischen Hinweise auf den wahren Fall verzichten können.

In dem Roman und der dem Roman weitgehend folgenden Verfilmung von Trevor Nunn wird Joan Stanley 2000 (im Roman 2005) verhaftet. Der Geheimdienst MI5 beschuldigt die Frau, vor langer Zeit Staatsgeheimnisse verraten zu haben. Joan Stanley, die einen großen Teil ihres Lebens in Australien lebte und nach dem Tod ihres Ehemannes nach England zurückkehrte, soll eine Spionin sein.

Während sie verhört wird, erinnert sie sich an ihre Vergangenheit, als sie 1938 in Cambridge Physik studiert, den Vamp Sonya kennenlernt und sich in Leo Galisch, Sonyas Cousin, verliebt. Er ist ein überzeugter Kommunist. Sie besuchen Parteiveranstaltungen. Joan schließt ihr Studium erfolgreich ab und erhält während des II. Weltkriegs eine Stelle in einem geheimen Forschungsprojekt. Sie verliebt sich in Max Davis, den unglücklich verheirateten Leiter des Atombombenprojekts. Er erwidert ihre Liebe.

Jetzt arbeitet Joan an einem Ort, von dem aus sie die Sowjetunion mit wichtigen Informationen versorgen könnte. Leo bittet sie auch darum.

Ob und, wenn ja, welche Informationen sie an die Sowjetunion weitergibt und warum sie das tut (oder auch nicht), wird erst am Ende von „Geheimnis eines Lebens“ verraten. Damit konzentrieren sich der Roman und die Verfilmung offensichtlich auf die Frage, ob Joan Landesverrat begangen hat. Und was sie tut, um ihre Unschuld zu beweisen oder einer Enttarnung zu entgehen; – sofern sie überhaupt daran ein Interesse hat und nicht einfach den Vorwurf, eine Spionin zu sein, als Gelegenheit benutzt, um reinen Tisch zu machen.

Für diesen Thrillerplot interessieren die Macher sich nicht. Denn Joans Erinnerungen werden in Rückblenden strikt chronologisch erzählt, es handelt sich dabei immer um die Wahrheit und es ist unklar, ob sie den MI5-Beamten und ihrem Sohn, der später bei den Verhören dabei ist, das oder etwas anderes erzählt.

Daneben gelingt es ihnen auch, alle weiteren Tiefen und interessanten Aspekte der Geschichte von Joan Stanley zugunsten einer im Akademikermilieu spielenden Liebesgeschichte zu umgehen. Vor allem das erste Drittel des Romans, wenn die Liebesbeziehung zwischen Joan und Leo an der Universität im Mittelpunkt steht, liest sich wie ein Loreroman, in dem das schüchterne Landei sich in den feschen, charismatischen Russen verliebt. Danach, wenn sie die Stelle in dem streng geheimen Forschungsprojekt erhält, wird es nicht besser.

Aus einem drögen Roman wurde eine biedere Literaturverfilmung, die den Roman mit all seinen Schwächen illustriert ohne eigene Akzente zu setzen.

Geheimnis eines Lebens (Red Joan, USA 2018)

Regie: Trevor Nunn

Drehbuch: Lindsay Shapero

LV: Jennie Rooney: Red Joan, 2013 (Geheimnis eines Lebens)

mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes, Tereza Srbova, Ben Miles, Freddie Gaminara

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Die Vorlage

Jennie Rooney: Geheimnis eines Lebens

(übersetzt von Stefanie Retterbush)

Goldmann, 2019

560 Seiten

10 Euro

Originalausgabe

Red Joan

Chatto & Windus, London, 2013

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Metacritic über „Geheimnis eines Lebens“

Rotten Tomatoes über „Geheimnis eines Lebens“

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TV-Tipp für den 28. September: 5 Jahre Leben

September 28, 2017

3sat, 22.20
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
Hinweise

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Filmportal über “5 Jahre Leben”

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

Wikipedia über Murat Kurnaz

Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 6. April: 5 Jahre Leben

April 6, 2016

HR, 23.15
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Filmportal über “5 Jahre Leben”

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

Wikipedia über Murat Kurnaz

Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 28. August: 5 Jahre Leben

August 28, 2015

Weil es ein guter Film ist und er heute etwas früher kommt und ich Lars Beckers „Zum Sterben zu früh“ (Arte, 20.15 Uhr) noch nicht gesehen habe:

Eins Festival, 22.00
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Filmportal über “5 Jahre Leben”

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 20. August: 5 Jahre Leben

August 20, 2015

ARD, 22.45
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz’ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Filmportal über “5 Jahre Leben”

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 6. Februar: 5 Jahre Leben

Februar 6, 2015

Arte, 20.15
5 Jahre Leben (Deutschland 2013, Regie: Stefan Schaller)
Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck
Es trifft ja nur Terroristen. Zum Beispiel diesen Deutschtürken Murat Kurnaz, der kurz nach 9/11 als „feindlicher Kämpfer“ nach Guantánamo gebracht wurde. Nach fünf Jahren – auch weil die Bundesregierung absolut keine Eile hatte, den unschuldig Inhaftierten Kurnaz wieder in Deutschland einreisen zu lassen – kehrte er 2006 nach Bremen zurück.
Stefan Schallers beeindruckener Spielfilm konzentriert sich auf die Verhöre durch Gail Holford und Kurnaz‘ Kampf um seine Würde. Gerade dank dieser Beschränkung gewinnt er an erzählerischer Kraft.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Films.
mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy
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Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

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Meine Besprechung von Stefan Schallers „5 Jahre Leben“ (Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 1. Juli: Aurelio Zen: Vendetta

Juli 1, 2014

ZDFneo, 21.40
Aurelio Zen: Vendetta (Großbritannien 2010, Regie: John Alexander)
Drehbuch: Simon Burke
LV: Michael Dibdin: Vendetta, 1991 (Vendetta)
Aurelio Zen soll sich noch einmal die Beweise in einem abgeschlossenen Mordfall ansehen. Der Bauunternehmer Faso wurde in seiner Villa ermordet und es gibt auch einen Täter, der die Tat allerdings hartnäckig leugnet. Als Zen sich auf Sardinien den Tatort ansieht, entdeckt er eine neue Spur. Gleichzeitig will Tito Spadola sich an den Menschen rächen, die ihn aus seiner Sicht unschuldig in den Knast brachten. Einer von ihnen ist Aurelio Zen.
Erster von nur drei „Aurelio Zen“-Krimis, die alle als elegante südländische Kriminalfilme mit tiefen Verbeugungen in Richtung Noir und Neorealismus überzeugen.
Mit Rufus Sewell, Caterina Murino, Stanley Townsend, Ben Miles, Vincent Riotta, Catherine Spaak

Hinweise

BBC über „Aurelio Zen“

BBC Germany über “Aurelio Zen”

Wikipedia über „Aurelio Zen“

Krimi-Couch über Michael Dibdin

Kriminalakte über Michael Dibdin

Meine Besprechung von „Aurelio Zen“ (Aurelio Zen, Großbritannien 2010)


Neu im Kino/Filmkritik: „5 Jahre Leben“; das grandiose Biopic über Murat Kurnaz

Mai 24, 2013

 

Nachdem Sherry Hormann mit „3096 Tage“ über die jahrelange Entführung von Natascha Kampusch nur langweilig-biederes Konsenskino ablieferte, macht Stefan Schaller in seinem Debütspielfilm, der gleichzeitig sein Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg ist, alles richtig. Dabei hat der von ihm ausgesuchte Fall von Freiheitsberaubung viel mehr reale und potentielle Fallstricke für eine filmische Bearbeitung als der vergleichsweise einfache Kampusch-Fall, in dem Gut (das Opfer) und Böse (der Enführer) fein säuberlich getrennt sind. In „5 Jahre Leben“ schildert Schaller die Haft von Murat Kurnaz, der von 2001 bis 2006 inhaftiert war, die meiste Zeit davon in Guantanamo. Zuerst als islamistischer Terrorist, später als Person, die nicht zurück nach Deutschland durfte, weil der deutsche Staat die Aufenthaltsgenehmigung des 1982 in Bremen geborenen Jungen nicht verlängerte. Dieses mehr als schäbige Spiel des Staates mit einem seiner Bürger wird in dem Film nicht angesprochen. Aber natürlich geht es um den „Kampf gegen den Terror“ in all seinen Facetten, Soldaten, die Gutes tun wollen, die Missachtung der Menschenrechte und des Rechts durch Staaten und einen jungen Mann, der ein islamistischer Terrorist sein soll. Da kann bei einer filmischen Bearbeitung leicht vieles – auch, oder gerade wenn man nur die besten Absichten hat – schief gehen.

Schaller konzentriert sich in seinem Film auf Murat Kurnaz (Sascha Alexander Gersak) und dessen ersten Jahre in der Haft. Nur selten verlässt er ihn: für einige, kurze Rückblenden in sein früheres Leben oder um die Arbeit des Verhörspezialisten Gail Holford (Ben Miles), der ein Geständnis benötigt, aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Denn in den Verhören weigert Kurnaz sich, ein falsches Geständnis zu unterschreiben und so seine Haft zu legitimieren.

Stattdessen versucht der Hauptschüler das System Guantanamo zu verstehen, seine Würde zu bewahren und nicht sein Mitgefühl zu verlieren. Er füttert einen Leguan mit Brotkrumen, obwohl es verboten ist und auch zu entsprechenden Konsequenzen führt. Holford zwingt ihn, sich zwischen dem Leguan und seinem eigenen Leben zu entscheiden.

All das schildert Schaller in ruhigen Bildern, die die zunehmende Einsamkeit von Kurnaz reflektieren und den Schauspielern viel Raum geben. Vor allem die beiden Hauptdarsteller Sascha Alexander Gersak („Im Angesicht des Verbrechens“) und Ben Miles („Zen“, „V wie Vendetta“) können ihre Charaktere in dem Psychoduell in all ihren Facetten zeigen. Gersak als Gefangener, der versucht, seine Würde zu bewahren und, weil Kurnaz während der Gefangenschaft in einen längeren Hungerstreik trat, er während des Drehs zwanzig Kilo abnehmen musste. Miles als höflicher Befrager, der letztendlich keine Skrupel kennt. Immerhin hat er ja einen gefährlichen Terroristen vor sich.

Schaller legt ihnen keine Meinung in den Mund, er predigt nicht. Er zeigt, ohne zu moralisieren, ein menschenverachtendes System, das nicht an der Wahrheit, sondern nur an bestimmten Ergebnissen interessiert ist. Während Kathryn Bigelow vor einigen Monaten in „Zero Dark Thirty“ sich noch mit einer Rechtfertigung von Folter versuchte, zeigt Schaller, was Folter für die Betroffenen bedeutet und warum das gesamte System Guantanamo ein Irrweg ist.

Obwohl noch etliche gute Filme ins Kino kommen, ist das zum Nachdenken und Diskutieren anregende Kammerspiel „5 Jahre Leben“ schon jetzt ein ganz heißer Anwärter auf einen der vorderen Plätze meiner Jahresbestenliste.

5 Jahre Leben - Plakat

5 Jahre Leben (Deutschland 2013)

Regie: Stefan Schaller

Drehbuch: Stefan Schaller, David Finck

mit Sascha Alexander Gersak, Ben Miles, Trystan Pütter, John Keogh, Timur Isik, Kerem Can, Siir Eloglu, Tayfun Bademsoy

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „5 Jahre Leben“

Wikipedia über Murat Kurnaz

Buchtipp

Murat Kurnaz/Helmut Kuhn: Fünf Jahre meines Lebens

Rowohlt, 2007

288 Seiten

16,90 Euro